Sonntag, 17. März 2024

Geheimtipp: Itzik und Ruti (die besten Sandwiches in Tel Aviv, und überhaupt - und vegan-friendly gibt es auch)

 

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                                                        ...heute


Das Wort "legendär" wird zu oft benutzt, aber auf "Izik und Ruti" trifft es auf jeden Fall zu.

Als die Nacht zum Tag wurde

Alles fing 1957, als das verheiratete Ehepaar Izik und Ruti Fleischer auf der (damals noch nicht legendären) Sheinkin-Strasse einen kleinen Sandwich-Laden aufmachten, und dort alles - vom Brot bis zu den Zutaten in einer winzigen Küche per Hand, und mit viel Liebe zubereiteten...

Als Getränk gab es eine Auswahl von verschiedenen Frucht-Schorles, in Israel als "Gazoz" bekannt.
 
                                                                   Sandwich und Gazoz

Ihr Sohn David, der den Nachnamen zu Shachaf hebräisierte half in der Küche mit später sollte er selbst den Laden führe, zusammen mit seiner Frau Schuli.

                                                          David und Schuli

Aber wir greifen vor.

Die ungewöhnlichen Öffnungszeiten (3 Uhr Nachts bis 12 Uhr mittags) haben Izik und Ruti einem Zufall zu verdanken:

Als David bei seinen Eltern aushalf, arbeitete er nebenan bei der Zeitung "Dawar". Und dort wurde oft die Nacht zum Tag, denn die Deadline, bevor die Zeitung in den Druck geht, ist oft in der Mitte der Nacht.

Als Davids Kollegen hörten, dass er in einem Sandwich-Laden aushilft, baten sie ihm, frische Sandwiches mitzubringen.

Und so kam es, dass "Izik und Ruti" den Journalisten um 3 Uhr nachts frische Sandwiche machte, und den Laden zumachten, als ihnen das Brot/ die Zutaten/ die Schorle ausging - meistens 12 Uhr mittags am drauffolgenden Tag.

Legende - bis zum (vorläufigen) Ende

Bald sprach sich das Wort herum, und vor allem Partygänger kamen zwischen 3 und 6 Uhr früh zur "After-Party" in die Sheinkin.
 
Aber auch Marathonläufer, die nicht in die Hitzewelle hineinrennen wollten, kamen in den frühen Morgenstunden zu Izik und Ruti angelaufen, um sich Kohlenhydrate und Proteine für den Sport zu holen.

In den Morgenstunden waren es meist Leute auf dem Weg zur Arbeit sowie junge Eltern, die in dem winzigen Laden auf Sheinkin 57 sich hineindrückten, und in einer langen Schlange auf ihre Sandwiche warteten.

Und für jeden war etwas dabei!

                                               So ein Sandwich gab es nur bei Izik und Ruti

63 Jahre lief das so, und für jeden war klar: ein Besuch in Tel Aviv ist kaum etwas wert, wenn man nicht die Sheinkin Strasse besucht, und ein Besuch auf der Sheinkin ist nicht das Wahre - ohne einen Abstecher bei Izik und Ruti!

Und dann kam Corona. Zuerst Lockdown, und dann Social Distance. David und Shuli, die schon nicht mehr die Jüngsten waren, mussten ihren Sandwich-Laden mehr schliessen als offen halten. Nachfolger hatten sie keinen (ihre Kinder leben in Amerika, und auch wenn nicht, waren sie nicht an einer Karriere in einem Sandwichladen, für den man sich noch dazu die Nacht um die Ohren schlagen muss, interessiert.)

Sie machten zu.

Das Comeback

Aber erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. Oder "Totgesagte leben länger".
3 Jahre nach der Schliessung (also 2023) fragte ein junger Unternehmer, der in einer anderen Location - auf Frishman - einen Sandwich-Laden im Stil von Izik und Ruti aufmachen wollte, bei David nach, ob er den Namen und die Sandwiches benutzen dürfe.

Eine wahrhafte Chutzpe (Unverschämtheit) - aber zu seiner Überraschung war Davids Antwort: "ja"!

Und so gibt es jetzt wieder "Sandwiches mit Seele" bei Izik und Ruti - neu ist das Koscherzertifikat und auch einige vegane Sandwiche. Die Öffnungszeiten sind zwar nicht so verrückt wie früher, aber die Sandwiches immer noch Weltklasse!

Und manchmal schaut David Shachaf vorbei, und wenn man Glück hat, bereitet er selbst die Sandwiches vor.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

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Sonntag, 10. März 2024

Ein Besuch in der Deutschen Kolonie in Haifa

 


In Haifa - wie auch in Tel-Aviv und Jerusalem gibt es sogenannte "Deutsche Kolonien" (Moshawa Germanit). Dabei handelt es sich um Gegenden, die im 19. Jahrhundert von deutschen Tempelgesellschaften, also religiösen Christen, die sich im Heiligen Land ansiedelten, erbaut worden. Wie im Bild oben ersichtlich, war die Bauweise sehr europäisch: Rotes Kacheldach und klare architektonische Formen.

Am Eingang gravierten die Templer oft biblische Zitate ein.
Und so lebten die Templer friedlich im Lande Israels, beteten viel und betätigten sich hauptsächlich der Landwirtschaft.

Bis - ja, bis die Nazis an die Macht kamen. Die Mehrheit der Templer begeisterten sich an der NSDAP und eröffneten sogar Ortsgruppen im damaligen Mandatsgebiet Palästina. Hitlerjugend im Judenstaat!

Die meisten Templer wurden in den darauffolgenden Jahren des Landes verwiesen. Ihre wunderschönen Gebäude blieben aber erhalten, und sind immer einen Besuch wert.

Bild & Text: Rosebud

Sonntag, 3. März 2024

Sabich - ein israelisches Festival der Geschmackssinne

 

 


 

                                           Sabich

Es gibt wenige genüßlichere Dinge, als den Tag mit einem Sabich anzufangen: Das ist ein Pita-Sandwich mit hartgekochten Eiern, Kartoffeln, frischen Tomaten, Gurken und Petrosilia, einer pikanten Sauße namens Amba (Hartgesottene fügen ihr noch das jemenitische Schuk hinzu, bei dem im Vergleich Chilischoten fade schmecken), Hummus, Tahina - und als Abrundung dieser Geschmacksbombe Auberginen (siehe Bild oben).

Über den Ursprung des Sabichs streiten sich die Geister - und das fängt schon beim Namen an: Nach einer Theorie leitet sich das Wort "Sabich" von "Sabach", Arabisch für "Morgen" ab ("Sabach al-Chair" heißt "Guten Morgen). Und tatsächlich ist sein Ursprung sowohl in der arabischen Welt, als auch im Morgen - niemand würde auf die Idee kommen, Sabich zum Abendbrot zu haben.

Nach einer anderen These ist Sabich ein Akronym für "Salat" (Salat), "Beizah" (Ei) und "Chazil" (Aubergine). Und dies sind auch tatsächlich die wichtigsten Zusatzstoffe des Sabichs.

Oder aber es ist viel einfacher: Der erste Kiosk, der Sabich in Israel servierte, gehörte einem irakischen Juden namens Sabich Chalabi (in Israel änderte er seinen Vornamen zu "Zwicka"), der seit 1958 in Ramat-Gan die nach ihm benannte Delikatesse servierte. Sein Geschäftspartner hieß Jakob Sasson, und dessen Sohn Dudi serviert immer noch Sabich, und zwar in einer kleinen Imbißbude auf Ha-Roeh-Straße 129 in Ramat-Gan, nah beim ersten Sabich-Stand.

                                           Sabich: Ursprung unbekannt

Auch was die Geschichte des Sabichs betriffts, streiten sich die Geister: Ein genaues Ursprungsjahr kennt niemand. Als Ursprungsland wird meist Irak genannt, es könnte sich aber auch um Ägypten oder Syrien handeln. Was klar ist, ist dass es sich um einen Shabbat-Snack der Juden dieser Länder handelte: Die Eier, Kartoffeln und Auberginen wurden vor Shabbat gekocht, und dann auf eine Warmhalteplatte oder Herd gestellt, wo sie die ganze Nacht warm gehalten wurde. In der Früh, vor der Synagoge, wartete dann ein dampfend heißes Frühstückssandwich.

Und heute? Fast alle Juden des Nahen Ostens, einschließlich der Sabich-produzierenden Ländern, leben in Israel. Und Sabich wird hauptsächlich während der Woche, in kleinen Kiosken und Imbißbuden serviert - und der angenehme Duft läßt einem von weit weg das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Die Zubereitung sieht so aus:

                                             Sabich-Zubereitung

Na dann: Guten Morgen - und guter Appetit!

Bilder und Text: Rosebud

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Sonntag, 25. Februar 2024

Chilik Frank: Shtreimel und Klarinette

 

 

                                                                          Chilik Frank


Es war einmal ein Dachboden. Und auf diesen Dachboden lag eine unbenutzte Klarinette...

So fängt die unglaubliche Geschichte eines der talentiertesten Musiker unserer Zeit an: Chilik Frank, ein chassidischer Jeschiwebocher aus Bnei-Brak, findet im Alter von 16 besagte Klarinette am Dachboden seiner Eltern, und fängt an, mit dem Instrument herum zu experimentieren. Stundenlang. Es ist Liebe auf den ersten Blick!

Seine Eltern, die in ihm eher einen Rabbiner als einen Musiker sehen, stimmen zu, dass er Privatstunden nimmt - und in sehr kurzer Zeit spricht es sich in ganz Bnei-Brak, später ganz Israel herum, dass ein junger Mann die Klarinette wie sonst kaum jemand spielt!

Frank tritt daraufhin bei Feierlichkeiten auf (Bar-Mitzwot, Hochzeiten usw.), und fängt bald an, eigene Konzerte zu geben und Alben zu produzieren, vor allem traditionelle jüdische Lieder und Klezmer. Das war in den 1990er...

Inzwischen hat Chilik Frank seine eigene Band, und ist auch ausserhalb der Grenzen Israels sehr beliebt: So erhielt er 2011 den 1. Preis beim renommierten Jüdische Musik Festival in Amsterdam...

Und so erfreut Frank die Welt mit chassidischer Musik und Klezmer, und der Klarinette, der er die schönsten Töne entlockt.

Text: Rosebud

Foto: Public Domain

Mehr zu Chilik Frank, einschliesslich Videos gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 18. Februar 2024

Steinschleuder - So besiegt David jeden Goliath


                                                 früher                                    heute


                                         

Sonntag, 11. Februar 2024

Eretz Nehederet - eine (satirische) Stimme für Israel in der Welt

 

                                           Eretz Nehederet - Israels Nr. 1 Satireshow


Der BBC hat ein exklusives Interview mit (Hamas-Anführer und Terrorist) Jichje Sinwar? Nein, es ist ein Sketch der israelischen Satiresendung Eretz Nehederet, dass dem BBC in seiner Befangenheit den Spiegel vorhält: "Wie wagt es dieses Baby (gemeint ist ein Baby, das von der Hamas als Geisel gehalten wird), Ihren Schlaf zu stören?", empört sich die Journalistin da.

Auch die Geburt Jesus erhält eine satirische Behandlung:
                           Aus Eretz Nehederet - US-Studenten besuchen Josef und Maria

Dort besuchen propalästinensische US-Studenten Josef und Maria, leugnen, dass sie jüdisch sind ("Ihr seid Palästinenser!"), und verstehen nicht, wie die Juden Jesus umgebracht haben, wenn sie doch gar nicht im Heiligen Land gelebt haben. "Diesen Widerspruch erkläre ich Euch im nächsten Semester", so der Professor.

Mit diesen und anderen Sketchen, die Millionen Zuschauer weltweit haben, und an denen bekannte amerikanische Schauspieler teilgenommen haben, gibt die israelische Satiresendung Eretz Nehederet ("wunderbares Land") dem weltweit immer stärker werdenden Juden- und Israel-Hass ein Kontra, dass sich gewaschen hat.
 
 
Vor zwanzig Jahren, als die erste Sendung ausgestrahlt wurde, waren die Erwartungen bescheidener. Zwei der Hauptfiguren, die die erste Saison prägten, waren die russische Supermarktkassiererin Luba (die in der Sendung von einem Mann gespielt wurde), und Sheli Jechimowitz (auch sie wurde von einem Mann gespielt), eine junge und für ihre scharfen Fragen berüchtigte Journalistin. Die Kritiken waren verheerend.

Der Popularität der Sendung tat dies keinen Abbruch: Sie wurde zum Aushängeschild des zweiten israelischen Fernsehens.

Und zu besprechen gab es viel: Im Laufe der Jahre ging der Fokus des Programms von witzigen Sketchen zu scharfer politischer Satire über, die sich vor allem durch die Imitierung von Politikern zeigte. Premierminister Benjamin Netanjahu, brillant gespielt von Mariano Edelman, führt die Reihe der Politiker an, die durch den Kakao gezogen wurden - und tut es immer noch, zwanzig Jahre später! Sie beschränkte sich aber nicht nur auf ihn. Von verschiedenen Staatspräsidenten (Shimon Peres, Moshe Katzav und dem derzeitigen, Jitzchak Herzug) über fast alle Minister des Kabinetts bis zu einflussreichen Rabbinern ist die Liste lang.

Heute kann man sich das israelische Fernsehen nicht ohne "Eretz Nehederet" vorstellen. Und sie hat sich zu einer der stärksten diplomatischen Waffen Israels gewandelt.

Mit so einer Satiresendung ist Israel wohl wirklich ein „Eretz Nehederet”, ein wunderbares Land.

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Videos von "Eretz Nehederet" (Auf Englisch oder mit englischen Untertitel) gibt es auf unserer Facebook-Site

Sonntag, 4. Februar 2024

Gamila Secret - ein modernes Märchen

 


                                      Gamila Secret: ein modernes Märchen

Es klingt fast zu schoen, um wahr zu sein: Eine Druzin aus Pek'in (im Norden Israels), die nie lessen und schreiben gelernt hat, macht nach alten, geheimen Familienrezept Seifen aus Olivenoel - und baut damit ein milliardenschweres Imperium auf, das von einer kleinen Fabrik in ihrem Dorf, wo fast nur Frauen arbeiten - der drei Weltreligionen, in friedlicher Harmonie - weltweit Produkte verkauft und sich vor Anfragen kaum noch retten kann, auch von Top-Models, Hollywood-Schauspieler und Popstars.

Aber sie IST wahr, diese Geschichte: Es ist die der heute 75 Jahre alten Gamila Hiar, die vor 45 Jahren auf dem Dach des Familienhauses Seifen kochte. Das Familienrezept war ihr bekannt, und sie wusste auch, dass Seifen nicht nur zum Waschen sind, sondern sich auch als Naturheilmittel eignen - von Fusspilz bis zu Akne - und dass sie, wenn sie ohne kuenstliche Zusaetze sind, auch fuer Babies geeignet sind.
                                                Gamila Hiar

Und so produzierte sie Seife, die sie anfangs kostenlos an das Dorf verteilte. Der Wendepunkt kam, als ihr Sohn Fuad in die israelische Armee eingezogen wurde - und seinen Kameraden von der renommierten Golani-Einheit Seife mitbrachte.

Und so sprach sich das Geheimnis herum, und bald standen nicht nur Soldaten, sondern das ganze Land Schlange, um die Seifen von "Oma Gamila" (so heisst die Marke in Israel, hebr. Safta Gamila) zu kaufen. Bald wollte auch der deutsch-israelische Entrepreneur Stef Wertheimer das "Geheimnis von Gamila" (so heisst die Marke weltweit "Gamila secret") wissen - aber es blieb und bleibt ein Familiengeheimnis.

Und heute schwoeren Kunden in ca. 30 Laendern auf Oma Gamila und ihren Seifen. Der Umsatz ist 7 Milliarden Dollar weltweit, und neben der Fabrik in Israel, wo - wie gesagt - fast ausschliesslich Frauen arbeiten, ist die Rede von einer weiteren Fabrik in Holland. Oma Gamila ist immer noch topfit und leitet das Geschaeft mit eiserner Hand, wobei ihr Sohn Fuad ihr mithilft. Und sie hat ihren Sinn fuer Humor behalten: So meinte sie, dass ihr Steuerberater immer noch so tue, als ob sie eine arme Druzenfrau sei, der man das 1+1 erklaeren muesse. "Aber ich lache auf dem Weg zur Bank", so Gamila.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

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