Montag, 29. Januar 2018

Tubischwat - das Neujahrsfest der Bäume





Am Mittwoch ist es soweit - es wird Tu biShvat gefeiert, das Neujahrsfest der Bäume.

Das Fest hat seinen Ursprung Anfang bereits im ersten Jahrhunder der modernen Zeitrechnung: Das Haus Hillels, eines der renommiertesten jüdischen Denker aller Zeiten (man sagt, er hat das ganze Judentum mit "Was du nich willst, das man dir tu, das füge auch keinem anderen zu" zusammengefasst) hat es als "Neujahrsfest der Bäume" festgelegt.

Der Grund ist, dass damit das Ende der Regenszeit und den Beginn der Einpflanzzeit in der Landwirtschaft. Auf Tu biShvat berufend, wird auch das Alter eines Baumes bestimmt.

Tu biShvat heisst "15. des Monats Shvat", und da Shvat, wie alle Monate des jüdischen Jahres, ein Mondmonat ist, ist am Vorabend (also heute nacht), Vollmond.

Nachdem der Vollmond die Nacht erleuchtet hat, geht die Sonne vor wahrhaft blühenden Landschaften aus, insbesonders jetzt, nach dem starken Regenfall in Israel.

Es gibt dann einige Bräuche, die meist landwirtschaftlichen Ursprungs haben: So pflanzt man Bäume und Pflanzen (nach einiger Tradition 15, da es ja der 15. des Monats ist), isst Fruchtsalat und Obst, und vor allem isst man eine Frucht, die man das ganze jüdische Jahr noch nicht gegessen hat. Darauf gibt es dann einen ganz besonderen Segensspruch.

Eine weitere Tradition ist es, einen "Frucht-Sederabend" zu haben, wo die Familie - dem Pessachfest anlehnend - am Tisch sitzt, und in gemütlicher Runde Früchte und Gemüse der Saison einnimmt.

Na denn: Fröhliches Neujahrsfest der Bäume!

Bild und Text: Rosebud

Mehr zu Tubischwat gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 21. Januar 2018

Nazi-Geheimagenten im britischen Mandatsgebiet Palästinas


Gad Shimrons historischer Roman und Bestseller in Israel Templer, Liebe und Krieg in Jerusalem über Nazi-Geheimagenten im britischen Mandatsgebiet Palästinas jetzt auf Deutsch erschienen…
                                               Templer-Viertel Sarona in Tel Aviv, ca. 1930                              

Dieser historische Roman erzählt eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund von Geheimagentenaktionen der Nazis im britischen Mandatsgebiet Palästina, die sich wirklich abgespielt haben. Wir schreiben das Jahr 1942, “Wüstenfuchs” Rommel ist bereits bis nach Ägypten vorgedrungen und die Juden in Palästina bereiten sich auf einen Massenselbstmord a la Massada vor – unwissend, dass Nazis bereits Spione im Land haben: Nazianhänger der deutschen Templersekte kollaborieren mit pro-Nazi-Palästinenser, die Anhänger des Muftis von Jerusalem, Haj Amin al Husseini sind (der sich u.a. mit Hitler in Berlin trifft). “Operation Atlas” beginnt.
                                           NSDAP, Ortsgruppe Jerusalem

“Templer, Liebe und Krieg in Jerusalem” ist ein historischer Roman, der zur Zeit des Dritten Reiches spielt, und dessen Handlung sich im britischen Mandatsgebiet Palästina ereignet. Der Roman verknüpft wenig bekannte geschichtliche Tatsachen mit einer fiktiven Liebesgeschichte. Seine Protagonisten sind jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich, Mitglieder der deutschen Templergesellschaft in Jerusalem (die zu teils pro-Nazi waren und sogar eine HJ-Abteilung in Jerusalem hatten!), englische Geheimagenten, jüdische Untergrundorganisationen und arabische Nazi-Spione.

Zu Ende der 1930er entwickelt sich eine außergewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der in Wien geborenen Henriette-Tamar Landwehr, die nach dem “Anschluss” nach Palästina geflüchtet ist und Wolfgang Schwerte, einem Mitglied der Templergesellschaft in Jerusalem. Aufgrund des Druckes der Templer, unter denen sich viele Nazisympathisanten befinden, auf Wolfgang, sowie aufgrund von Morddrohungen von jüdischer Seite gegen Tamar sind die beiden gezwungen, die Beziehung zu beenden. Wolfgang kehrt gebrochenen Herzens nach Deutschland zurück. Auch Tamar versucht ihn zu vergessen, u.a. indem sie Krankenpflege lernt.



Drei Jahre später treffen die beiden wieder in Jerusalem aufeinander, just in dem Moment, als sich die jüdische Gemeinde auf die Invasion des Landes durch Erwin “Wüstenfuchs” Rommel vorbereitet, jüdische Untergrundorganisationen gegen die britische Besatzungsmacht in Palästina kämpfen, und die Nazis deutsche und arabische Spione in Palästina einsetzen.
                                           Bibelstelle auf restorierten Templer-Haus

Das Buch beginnt und hört in der Jetztzeit (1995) auf, und da wird auch das Geheimnis bekannt, dass die Protagonisten über Generationen bewahrt haben. Es basiert auf sehr gründlicher historischer Nachforschung, und gibt der Öffentlichkeit wenig bekannte geschichtliche Begebenheiten wieder. Die von den Nazis in Zusammenarbeit mit dem Mufti Haj Amin al-Husseini durchgeführte „Operation Atlas“ wurde erst mit diesem Buch aufgedeckt. Über die Aktivitäten von deutschen Nazi-Sympathisanten und Nazi-Spionen im britischen Mandatsgebiet Palästina ist bis dato kein historischer Roman auf Deutsch erschienen.  Die Liebesgeschichte ist erfunden, aber realistisch in den historischen Kontext eingewoben, und lädt auch die, die an historischen Tatsachen weniger interessiert sind, zum Weiterlesen an.

Zu beziehen ist das Buch, über Amazon

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Donnerstag, 11. Januar 2018

Kulinarischer Rundgang in Jerusalem

 
Heilige Kräuter und Essenzen




Jede kulinarische Reise durch Jerusalem muss am „Schuk“ (also Markt), der „Machaneh Yehudah“ heisst, beginnen und kann dort auch enden: An den endlosen Ständen kann man sich fasst alles kaufen, was man zum Kochen und Essen braucht: Frisches Gemüse und Obst, Gewürze der verschiedensten Sorten, Brot, Fleisch, Fisch etc. Alles ist sehr frisch und –im Gegensatz zu europäischen Märkten- auch recht billig-
 
Nach einem Rundgang durch den Schuk lohnt es sich, zur „Marzipan“-Bäckerei zu gehen, die die besten „Rogelach“ (Mini-Schoko-Croissants) der Stadt sowie viele andere, meist europäische Backwaren hat, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen.  

Gutes für den Körper



A propos Backwaren: Da darf natürlich Borekas (kommt vom türkischen Börek) nicht fehlen, eine Teigware, bei der einem nach dem ersten Biss der Dampf der Füllung in die Nase steigt und zum nächsten Biss verführt: Füllungen gibt es viele (Spinat, Kartoffeln, Käse, Pilze), ebenso wie Stände, wo man Borekas bekommt. Aufgrund der Koscher-Gesetze sind Fleisch-Borekas jedoch eher selten.
  

Gutes für die Seele


 
Bilder und Text: Rosebud

Dienstag, 2. Januar 2018

Kaffee, Kälte, Kashrut


Es ist kalt geworden. Auch in Israel. Es regnet, ein frierender Wind weht uns ins Gesicht und unsere Hände zittern, während wir sie aneinander reiben und anpusten. Da will man in der Früh gar nicht aufstehen. Was gibt man da nicht für ein heisses Getränk, dessen Geruch uns, während wir noch im Bett liegen, zu Nase steigt. Und während der Gatte (oder die Gattin) das Getränk ins Schlafgemach bringt, sieht man –ausser der beschlagenen Fensterscheibe und den Schneesturm draussen- eine Wolke des Dampfes aus der Tasse steigen. Kaffee…


                                                      Kaffeebohnen (im Shuk in Akko)
Viel ist über das „schwarze Gold“ geschrieben worden, das sämtliche Kulturen erobert hat, und auch in Israel sich an grosser Popularität erfüllt (man gehe nur zwei Meter in Tel-Aviv, ohne auf ein Kaffeehaus zu stossen. Ist aber Kaffee koscher? Wie sich herausstellen wird, ist das keine so einfache Frage!
Bishul akum?
„Bishul akum“ bedeutet wortwörtlich das Kochen („Bishul“) von Anbetern von Sternen und Glücksbringern („Ovdei Kohavim u-Mazalot“, oder abgekürzt: „Akum“), und ist natürlich nach der Halacha (dem jüdischen Religionsgesetz) verboten. Ausser den Götzendiener ist in der Kategorie vor allem die (nichtjüdische) Aristokratie gemeint. Wenn Kaffee also DAS Getränk reicher Götzendiener ist, dann dürfen wir es nicht zu Munde führen. Oder?
Nicht unbedingt. Nach der Einstellung der „Tosafot“ des Talmuds (Avodah Zarah, 31b) ist z.B. Bier KEIN „Bishul akum“, da es sich dabei lediglich um geschmackverstärktes Wasser handelt (ob diese Regel ausserhalb des bayrischen Reinheitsgesetzes bei gepanschten Bieren auch zutrifft, sei mal so dahingestellt). Und Wasser kann auch ungekocht verzehrt werden. Daher ist die Bracha [der Segensspruch] beim Bier ebenso wie beim Wasser: „she ha-kol“. Der Kommentator „Pri Hadash“ folgt nun logisch, dass das, was für Bier zutrifft, auch für Kaffee zutrifft: Beide werden gebraut, beide können kalt (also ungekocht) zu sich genommen werden, und beide sind daher nicht „Bishul Akum“, sondern eindeutig koscher. Amen!
Das Café
Was auf den Kaffee zutrifft, trifft nun leider nicht unbedingt auf das Café zu: Da wäre –siehe oben- zum einen das Argument des Cafés als Zentrums der Aristokratie (bei diesen klassenfeindlichen Aussprachen ist es kein Wunder, dass ein Jude die Theorie des Kommunismus entwickelt hat). Zudem war und ist natürlich die Sittlichkeit von Cafés nicht immer gewährleistet. Der Begriff, den die „Chazal“ [Unsere Weisen, „Chakhameinu zikhronam le-vraha“, oder abgekürzt „Chazal“] für die Institution des Cafés benutzen, ist auch nicht sehr schmeichelhaft: „Mo’shav Lay’tzim“, Zentrum der Spötter und Untätigen. Da hilft nur eines: Den Kaffee zuhause zuzubereiten…
Koscherer vs. nicht-koscherer Kaffee
Nach diesen eher philosophischen Fragen kommt eine praktische: Ist Kaffee an sich (also vom Material her) koscher? Eigentlich ja, würde Radio Eriwan antworten, denn Kaffeebohnen an sich sind koscher, und Kaffeemaschinen werden nur selten zu anderen, nichtkoscheren Zwecken benutzt. Aber: Lob den Tag nicht vor dem Abend! Wie vielen bestimmt bekannt ist, haben die im Supermarkt erhältlichen Kaffeeprodukte (Filterkaffee, Fertigkaffee, Kaffeepulver etc.) eben nicht nur Kaffeebohnen als Zutaten: Von Monoglyzeriden bis Emulgatoren über Haltbarkeitsmittel gibt es da eine lange Liste von Zutaten, die sorgfältig überprüft werden müssen. In diese Kategorie fallen übrigens auch „nicht-milchige“ Beiprodukte, die Sodium Casenat (enthält Milchprotein), Lactose (Milchzucker) etc. enthalten. Vorsicht ist also angebracht! (Und das insbesonders an Pessach, wo man allzuleicht auf Kaffeeprodukte fallen kann, die Chametz [ungesäurtes Brot] oder Kitnyot [Hülsenfrucht] sind.)
Insbesonders muss hier die „Kopi Luwak“- Marke Kaffee aus Java und Sumatra erwähnt werden, bei der der Kot eines vorher mit Kaffeebohnen gefütterten Beutetiers zugefügt wird. Nun mag diese Marke vielleicht als Gourmet gelten (über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten), aber wohl eher nicht als koscher (darüber lässt sich nicht streiten)…
Zu guter Letzt
Der Talmud (Shabbat 119b) erwähnt, dass Rabbi Chanina verlangt, am Ende des Schabbats selbst dann eine Mahlzeit zuzubereiten, wenn man nicht hungrig ist. Heisse Getränke und Mahlzeiten seien nämlich „melugma“ – „heilend“. In die selbe Richtung geht Rabbi Meshulam Zushe, der im Shu’t [kurz für „She’elot u-Teshuvot“, also Fragen und Antworten] Hillel Omer (198) mit folgendem zitiert wird: „Chamin b’Motzoei Shabbos Melugma“ [„eine heisse Mahlzeit am Ende des Schabbats ist heilend“] hat die selbe Anzahl an Buchstaben wie „uMechabesh l’Atzvutam“ (Tehillim 143:3) [„der ihre Traurigkeit heilt“]. Folglicherweise heilt eine heiße Tasse Kaffee Depression (insbesonders die Winterdepression).
Na dann: L’Chaim! Auf den Genusse des Kaffees und seine heilbare Wirkung!

Bild und Text: Rosebud