Montag, 30. April 2018

Tag der Arbeit: Der 1. Mai in Israel


                                               
  1. Mai- Kundgebung, Tel-Aviv

Es war einmal der 1. Mai, der Tag der Arbeit. Wie vielleicht bekannt ist, entstand er im 19. Jahrhundert in Chicago, es ging bei dieser ersten großen Demonstration um Arbeiterrechte wie angemessenes Gehalt, freies Wochenende, Eingrenzung der Überstunden und Abschaffung der Kinderarbeit. Die Antwort war eine gewaltsame Reaktion der Polizei, die viele Leben kosteten. Als Antwort wurde überall in Amerika und der Welt als Solidarität demonstriert. Der internationale Tag der Arbeit war geboren.

"Das Proletariat kennt keine Nation", so fasste das Karl Marx zusammen. Gestimmt hat es leider nicht: So hat jedes Land den 1. Mai für seine Zwecke instrumentalisiert - sei es den Kommunismus a la Sowjetunion, den "deutschen Arbeitertag" der Nazis, oder die chinesische Version. Heute ist dieser Tag auch oft ein Tag der Unruhen von frustrierten Jugendlichen. Aber trotzdem singt man die Internationale, die in allen Sprachen der Welt gesungen wird, mit den Worten "steht auf, Verdammte dieser Erde..." - hier die Jiddische und Hebräische Version:

                                                      Hebräisch

Auch Israel hat seine ganz besondere Geschichte mit diesem Tag: Gegründet wurde das Land von Menschen mit Pioniergeist und sozialistischen Ideen, die die Rechte der Arbeiter ganz hoch stellten: Am klarsten war das in den Kibbutzim zu sehen, landwirtschaftliche Kooperative. Aber auch die Histadrut, die Gewerkschaft, war ganz stark.

Und so war der 1. Mai staatlicher Feiertag, mit großen Aufmärschen und Trommeln, und es wurde viel gefeiert - Chai, Chai, Chai - es lebe der 1. Mai! Das war der Slogan. Dann wurde durch die Städte ganz Israels marschiert, und es fand eine Großkundgebung statt, wo der Gewerkschaftsführer die Errungenschaft der Arbeiter und der Histadrut darstellte, und wo Ziele für die Arbeiter für das nächste Jahr verkündet wurden. Arbeiter ganz Israel - vereinigt Euch!

                                                    Nur in Israel: Religiöser Jude bei Mai-Feier



Heute hat der Kapitalismus übergenommen, die Histadrut ist sehr geschwächt, und Kibbutzim sind schon lange nicht mehr landwirtschaftliche Kooperative. Und auch der 1. Mai ist kein staatlicher Feiertag mehr: Zwar wird zwar noch - siehe Fotos marschiert, die Internationale gesungen und Slogans gerufen. Es ist aber eher Nostalgie für eine Zeit, als das Wort Solidarität noch mit großem "S" geschrieben worde. 

                                                  Chai, Chai, Chai - es lebe der 1. Mai!

Bilder und Text: Rosebud

Dienstag, 17. April 2018

Happy Birthday, Israel!

 Ab morgen abend feiert Israel einen runden Geburtstag: 70 Jahre. HAPPY BIRTHDAY, ISRAEL!



                                           (Bild: Public Domain)


 

Morgen abend werden die Feierlichkeiten durch Feuerwerke im ganzen Land eingeleitet.

                                          Feuerwerk (Kikar Rabin, Tel-Aviv)

Dann wird erst einmal richtig Party gemacht, und bis in die Morgenstunden wird getanzt, gesungen und gefeiert.

Am nächsten Tag schläft man sich in Israel erst einmal aus. Um 11 Uhr fängt das traditionelle internationale Bibelquiz an, über das Uri Zohar und Arik Einstein einen fantastischen Sketch machten! (Gibt es auf unserer Facebook-Seite)

So gegen Mittag ist es Tradition, dass Flugzeuge Formationen über verschiedene Städte Israels fliegen, wie man hier sehen kann (am Strand in Tel-Aviv):





Und danach gibt es MANGAL (=BBQ). Es wird in allen Parks, in allen Ecken gegrillt, was es hergibt . Soviel wird gegrillt, dass einige den Unabhängigkeitstag "Yom Haatzmaut" in "Yom Haatzamot" (Tag der Knochen, denn das ist das einzige, was am Ende des Tages vom Fleisch noch übriggeblieben ist) unbenannt haben. Metzger und Kohlehändler haben dann Hochkonjunktur! Aber auch Vegetarier müssen an dem Tag nicht auswandern: Inzwischen gibt es auch vegetarische, und sogar vegane Mangal.
                                          Mangal
                                              die vegetarische Variante

Danach gibt es erst einmal eine Siesta - oder alternativ, türkischen Kaffee mit Kardamon und dazu Waffeln. Am Abend dann wird der Israel-Preis verliehen und es laufen Klassiker israelischer Filme im Fernsehen.

Dazu hat sich in letzter Zeit die Satiresendung "Erez Nehederet" gesellt, deren Slogan auch diesen Unabhängigkeitstag gilt: Yesh lanu Erez Nehederet - Wir haben ein wundervolles Land!

Happy Birthday, Israel!

Bilder und Text: Rosebud
Mehr Bilder vom Unabhängigkeitstag und Videos - sowie 68 Fakten über Israel - gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 15. April 2018

Israel ist Spitze!


                                     




Ab Mittwochabend heist es: Alles Gute zum 70. Geburtstag!

Mehr Berichte und Fotos folgen ab morgen

Photomontage und Text: Rosebud

Happy Birthday, Israel - 70 Jahre, und kein bißchen leise!

                                                  (offizielles Logo der 70-Jahres-Feier)

Diesen Donnerstag ist es soweit.

Mehr bald hier und auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 8. April 2018

Jaffo bei Tag und Nacht


Die Straßen sind leer, die Gassen gehören ihm allein...

 

In Ephraim Kishons Oskar-nominierten Film „ha-Shoter Azulai“ (dt.: Schlaf gut, Wachtmeister) dreht der Polizist Azulai im Morgengrauen in seinem Revier Jaffo noch eine letzte Runde durch die leeren Gassen (siehe auch Video links). Die Nachtschicht war lang – sie hat ihn in Kinos, Restaurants und Nachtclubs geführt, für die Jaffo berühmt ist. Noch ist es dunkel. Die Wellen des Meeres klatschen gegen die Strandpromenade, während im Hintergrund des großen Uhrturms die Sonne aufgeht.

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.

Altland vs. Neuland

 

Jaffo, ein Vorort von Tel-Aviv, ist gewissermaßen auch das Gegenteil: Tel-Aviv ist eine moderne und dynamische Stadt der Hochhäuser, trendigen Cafés und schicken Autos. Jaffo kann man zu Fuß erreichen, wenn man die Strandpromenade entlang geht.

 

Nach nur wenigen Metern befindet man sich in einer der ältesten Städte der Welt: Seit über 3000 Jahren existiert Jaffo, das bereits in der Bibel erwähnt wird. Sein Charme ist das Romantische, das Nostalgische, das Historische: Der alte Hafen, die Altstadt, die engen Gassen, die die Geschichte von hunderten von Jahren erzählen: Das mächtige babylonische Imperium, das mächtige osmanische Reich, das mächtige britische Imperium, die Kreuzfahrer, die dachten, Gott ist auf ihrer Seite. Sie alle kamen nach Yafo, sie alle wollten die Stadt erobern. Was blieb: Jaffo.

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.

 

 

Shuk ha-Pishpishim – der Flohmarkt.

 

Das schließt unseren Besuch am Flohmarkt ab. Freitagvormittag gibt es eigentlich nur einen Ort, wo man in Israel sein sollte: Dem Shuka ha-Pishpishim in Jaffo, wo es sämtliche Gebrauchtwaren gibt, die das Auge und Herz begehrt: Kleidung, Schmuck, Kochinstrumente, die nicht mehr hergestellt werden, Eisenwaren etc. etc.

 

Der Charme ist das Alte. Denn dies ist nicht Tel-Aviv, sondern Jaffo.

 

 

Docktor Shakshuka

 

Der Geruch der gedünsteten Tomaten vermischt sich mit dem sanften Duft des zarten Kalbfleisches. Auch visuell ist das von knallroten Tomaten umgebene perfekt symmetrische Rührei ein Genuss der Sinne. Das Kalbfleisch ist in van-Gogh-artigem Muster hinzugefügt.

 

Mein guter Freund Jacques hat jedoch keine Augen für das gerade servierte Essen. Die Schönheit am Nebentisch hat es ihm angetan. Ihr langes, dunkles Haar weht im Wind, während sie durch den Vorgarten des Restaurants sanft schreitet. Die Stöckelschuhe hallen auf dem verzierten Steinboden des Restaurants. Im Hintergrund wird griechische Musik gespielt, die hier in Yafo sehr populär ist. „Jaffa“, wie die Stadt auch genannt wird, heißt: Hübsch. Wunderhübsch.

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.
 
 

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.
 
 

Azulai gähnt. Nur noch ein leckeres Bäckereiprodukt bei Aulafia – der Bäckerei, die seit 1879 existiert und auch für die süßen Sachleb- und Malibi-Getränge bekannt ist – und dann geht es ab ins Bett. Yafo in der Früh ist langweilig und verschlafen. Wenn die Sonne aber untergeht, gilt wieder:

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.Nichts ist schöner als Jaffo bei Nacht.