Dienstag, 16. April 2019

Pessach - das brotlose Fest

Pessach

Ab Freitag wird Pessach gefeiert: Zuerst mit einem "Seder" (einem Abendessen mit 
traditionellen Speisen, wo die "Haggada" gelesen wird, die über dem Auszug aus Ägypten 
erzählt), und danach wird eine Woche lang kein Brot gegessen.

Der Seder-Tisch



symbolische Speisen beim Seder


Während sich christliche Leser an den traditionellen Osterspeisen (Ostern findet
ungefähr zur selben Zeit wie Pessach an) erfreuen können 
(Ostereier, Schinken, Würste, spezielles Gebäck etc.), sind Juden das ausgewählte Volk 
– zum Leiden nämlich! Denn an Pessach, das diesen Freitagabend beginnt, ist für 8 Tage
das gesäuerte Brot (auch „Chametz“ genannt) verboten, und damit 
Semmeln, Kuchen und auch das bayrische Nationalgetränk (Bier). 

Der Hintergrund dazu ist folgender: An Pessach wird der Auszug der Juden 
aus der Sklaverei in Ägypten gefeiert, der das jüdische Volk 40 Jahre 
durch die Wüste führte. 
Über die historische und geographische Genauigkeit streiten sich die Geister, 
ebenso wie über die Frage, ob die Pessach-Geschichte 
oder die Erinnerung daran wichtiger ist. 

Über eines gibt es aber keine Zweifel: 
Das jüdische Volk hatte bei seiner Flucht nicht die Zeit, Brot säuern zu lassen. 
Und deswegen ist das beim Pessachfest verboten – zwar nicht für 40 Jahre, 
aber immerhin für 8 Tage.
Damit sind also, wie gesagt, so gut wie alle Bäckereiprodukte tabu. 
Als Ersatz gibt es die Matzen, das sind ungesäuerte Flachbrote (siehe Bild), 
die sich im Geschmack von der Kartonverpackung nicht sonderlich unterscheiden. 
Die Matzen dürfen nicht länger als 18 Minuten gebacken werden, sonst sind sie gesäuert.
Als Matzen-Aufstrich gibt es Charoset, das ist eine Nuss-Datteln-Paste, die aufgrund der 
Dickflüssigkeit an den Lehm der Sklavenarbeit erinnert. 
(Außer Essen kann man auch das Folgende mit den Matzen tun). 



Matzen: So sehen sie aus



Zusätzlich gibt es verschiedene traditionelle Gerichte, wobei der „Gefilte Fisch“
 – eine Fischkotelette mit süßer Geleesoße und Karottenscheibe oben – 
das bekannteste ist. Glücklicherweise gibt es den heutzutage im Glaß, 
sodass man die Fische nicht –wie früher üblich- in der Badewanne schwimmen lassen 
muss, bis der Feiertag anbricht. Zum Trinken ist Bier –da gesäuertes Hefenprodukt- 
strengstens verboten. Wein hingegen ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht!

Gefilte Fisch
Kurzum: An Pessach gibt es viele biblische Nahrungseinschränkungen und Traditionen, 
die das Leben zusätzlich erschweren oder erleichtern. 
Wer was einhält, muss man natürlich selbst entscheiden. 

Ich jedenfalls wünsche allen jüdischen Lesern ein fröhliches Pessachfest und hoffe, 
alle anderen hatten viel Spaß beim Lesen.

Fotos und Text: Rosebud
Mehr gibt es auf unserer Facebook-Seite

Montag, 8. April 2019

Coca Cola- Made in Bnei Brak

                                           Coca Cola Fabrik, Bnei Brak, Israel

Denkt man an Bnei Brak, der ultra-orthodoxen Stadt bei Tel Aviv, dann denkt man an religiöse Männer mit schwarzen Hüten, an Frauen in langen Kleidern und einer Schar von Kindern, bei denen die Schäfenlöckchen im Wind wehen...

Man denkt aber nicht an einer der erfolgreichsten Industrieanlagen der Softdrink-Welt: Coca-Cola. Zu Unrecht.

Die Coca-Cola-Fabrik in Bnei Brak wurde 1949 aufgemacht, was sie zu einer der ältesten ihrer Art macht, die immer noch in Betrieb ist. Das war ein Jahr nach der Staatsgründung Israels. Seit damals hat sich die politische und kulturelle Situation des Landes auch auf die Fabrik ausgeweitet: So schaffte die Fabrik, den arabischen Boykott auf in Israel hergestellte Güter der 60er und 70er Jahre zu überstehen. Auch 1973, dem Jahr des Yom-Kippur-Krieges, war die Fabrik aktiv, und arbeitete trotz dem Einzugs der meisten Mitarbeiter in die Armee - nicht nur das, sie stellten zum ersten Mal Literflaschen her, die auch an die Front geschickt wurden. Während der ersten Intifada (1987-1993), als in Ramallah eine Konkurrenzfabrik eröffnet wurde, konnte die Bnei-Brak-Fabrik mit einem Trick den Weltmarkt wieder erobern: Sie stellten zu Pessach eine spezielle "koscher für Pessach"- Linie her, die von jüdischen Gemeinden überall auf der Welt wie heiße Semmeln, ähm natürlich Matzen, konsumiert wurden. Ab 1991, in dem Jahr, als Scud-Raketen aus Irak auf Israel herunterkamen, steht Coca-Cola unter der Koscher-Aufsicht und den Segen von Rav Landau...

Und heute: Die fast 3000 Mitarbeiter der Fabrik stellen mehr als 1,5 Millionen Produkte pro Tag her, was die Fabrik zu einer der 10 erfolgreichsten Coca-Cola-Fabriken weltweit macht. Natürlich hat auch der Trend des Recyclings vor der Fabrik nicht haltgemacht, und die Herstellung erfüllt alle Bedingungen des Umwelt- und Gesundheitsministeriums sowie weltweite Regulierungen.

Dann bleibt nur noch übrig, zum nächsten Supermarkt zu gehen. Oder noch besser: Nach Bnei-Brak zu fahren, und dort eine Tour durch die Fabrik machen - etwas, dass Groß und Klein immer entzückt!

Bild und Text: Rosebud

Mittwoch, 3. April 2019

Bayern in Tel Aviv

 
                                                   Ost und West: Hummus und bayrische Bier

Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

Das dachten sich auch die Besitzer des "Bavaria"-Restaurants: Auf der Frishman-Strasse in Tel Aviv, nur wenige Meter vom Strand entfernt, und neben dem Kult-Cafe aller Deutschsprechenden in Israel, Cafe Mersand (ja, nur mit einem "e"), das sich inzwischen zu einem absoluten Szene-Cafe für alles, was Rang und Namen in der Tel Aviver Bohemia hat, entwickelt hat, ist das "Bavaria": Schon von draussen wird man mit Blau-Weiss-Flaggen und dem Symbol des bayrischen Staats empfangen.

Drinnen klingt dann Schunkelmusik, die es leicht mit dem Oktoberfest (der "Wiesn") aufnehmen kann. A propos Wiesn: Original bayrischers Bier verschiedenster Sorten wird frisch ausgeschenkt, und zwar vom Fass, nicht nur von der Flasche (auch das gibt es). Nach der Erfrischung serviert einem die Kellnerin (echtes Dirndl, falscher bayrischer Akzent) die besten Spezialitäten Bayerns: Das sind vor allem Würschte (Vorsicht: nicht koscher!), allen voran natürlich Weisswürschtl, aber auch Wiener Würstchen - denn mit der Geographie nimmt man es hier nicht 100% genau, so gibt es beispielsweise auch Sachertorte und Spätzle. Die Würschtl selbst werden aber mit Sauerkraut nach bayrischer Art serviert...

(Wie man oben sieht, kann es aber auch israelischer Hummus sein)

Als Nachspeise gibt es ein ausgezeichneten Kaiserschmarrn - der auch schmeckt, wenn ihn unser Ludwigl nicht erfunden hat! Mmmmmmmm, lecker!

Und danach schnell eine Runde im Meer schwimmen, oder einen Verdauungsspaziergang am Strand machen...

Mehr Bilder des bayrischen Gaumenschmauses in Tel Aviv gibt in den nächsten Tagen auf unserer Facebook-Seite

Mahlzeit!

Bilder und Text: Rosebud