Sonntag, 10. November 2024

The show must go on

 

Kulturschaffende in Uniform

Israel ist im Krieg. Und eigentlich heisst es: "Wenn die Panzer rollen, schweigen die Musen".

Nicht hier: Denn "the show must go on": und so haben zwar viele Künstler das Land verlassen, aber andererseits sind auch viele israelische Künstler aus dem Ausland zurückgekommen, um die israelische Kultur von zuhause zu unterstützen.

Einige kombinieren Armeedienst mit Kunst:  Die Regeln für den Wehrdienst in Israel sind etwas anders, wenn man ein talentierter Sportler, Musiker oder Tänzer ist. Man tanzt, singt oder spielt Tennis den ganzen Tag, dann geht es weiter zum Stützpunkt und dort dient man  von sechs bis neun Uhr abends in der Armee.

          Israelische  Tänzerin in "zivil" und Uniform


Fidler auf dem Dach - eines Panzers

Einige Künstler kombinieren auch beides - so wie dieser junge Soldat, der seine Geige in das Kriegsgebiet mitnahm, und sie dort auf dem Panzer spielte:


Abschalten oder aktiv sein?

Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. So änderte beispielsweise das "Israel Ballet" seine kinderfreundliche Version von "Schwanensee", um kein Trauma zu hinterlassen:

Die Choreographie für dieses berühmteste aller Ballette musste überdacht werden. Das im Westen übliche tragische Ende mit Odette und Prinz Siegfried, die in den Tod springen, war verschwunden und stattdessen gab es einen glücklicheren Schluss. Auch der Prolog musste überarbeitet werden.(...) Odette kämpft verzweifelt, während sie vom bösen Rothbart weggetragen wird.
Er ist in der Produktion des ABT wirklich furchteinflößend und er hebt sie hoch und trägt sie weg. Das erinnerte zu sehr an die Geiseln, die nach Gaza verschleppt wurden, was die Kinder traumatisiert hätte.“ (Quelle: Jewish Chronicle)

Andererseits gibt es viele Initiative, die jetzt - ein Jahr nach dem schrecklichen Massaker des 7. Oktobers, versuchen, die Erinnerung daran aufzuerhalten, und auch den Leugnern kontra zu geben - so wie dieser Dokumentarfilm.

Zusammenfassend kann man sagen: the show MUST go on!

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud


Sonntag, 3. November 2024

Meet the Dragon - in Tel Aviv

 

                                             Kikar Rabin, letzte Woche

Der Kikar Rabin (Rabinplatz) in Tel Aviv hat seit seiner Gründung - zeitgleich mit der Staatsgründung Israels viel erlebt - von Feiern und riesigen Parties über aufgehetzte Demonstrationen bis zur Ermordung eines Premierministers spiegelt dieser Platz im Zentrum Tel Avivs die ganze Geschichte des Landes wieder. Sein Name, ursprünglich "Kikar Malchei Israel" (Platz der Konige Israels) wurde 1995 zu Kikar Rabin umbenannt, nachdem Premierminister Yitzhak Rabin dort, am Ende einer Friedensdemonstration, erschossen wurde...

Vor einiger Zeit konnte man aber sogar für den Rabinplatz Ungewohntes hören und sehen: Eine ganze Gruppe Karatekämpfer, alle in weissen Trainingsanzügen, versammelte sich dort, um zu trainieren. "Itch, ni, san" (eins, zwei, drei auf Japanisch) wurde gerufen, Kampfschreie ertönten durch ganz Tel Aviv, und die Trainierenden aller Altersgruppen (einschliesslich Kinder und Pensionäre) gaben sich vom Besten:

So gab es Kampfdemonstrationen mit Stöcken und Messern, Akrobatik, Katas (eine Art "Tanz" verschiedener Karatebewegungen), und vor allem viel Bewegung und Spass. Die Zuschauer, unter ihnen viele, die zufällig da waren, weil der Rabinplatz so zentral ist, und von Cafes und Restaurants umgeben ist, hatten sichtlich ihren Spass daran.

                                             Karate auf Kikar Rabin

Bis zum letzten Kampfschrei wurde so der Regierungsplatz, wo sich auch das Rathaus von Tel Aviv befindet, zum japanischen Dojo.



Danach gingen die Karatekämpfer nach Hause, und die Tel Aviver lächelten weiter vor sich hin, während sie ihren Cappucino am Kikar Rabin sippten...

Bilder und Text: Rosebud