Sonntag, 24. November 2024

Von "California Love" (Hollywood) zu "House of Lev" (Beth Shemesh)

 

                                                 Chawa und Akiwa Hart. Photo by Levi Lehman


"Ich wusste gar nicht, dass es schwarze Juden gibt..."

...sagt Akiwa (ehemals LaDeryll) Hart, der als afroamerikanischer Christ in Detroit aufwuchs, nicht weit entfernt von seiner Frau Chawa (ehemals Daniella). 

Ihr Leben bestand aus Rap-Musik und viel Tanzen und Alkohol in Hip-Hop-Clubs, wo sie sich kennenlernten.

Aber nachdem sie (christlich heirateten), suchten sie nach Bedeutung im Leben - und fanden sie im Judentum, und in den Lehren von Rabbi Nachman!

                                  Vorher              Nachher

Und das kam so: Akiwa Harts Cousin machte eine Einführung zu den "Black Hebrews", die glauben, dass Afro-Amerikaner die "wahren Kinder Israels" sind. 

Das Kaninchen-Loch

                               

Akiwa war sehr skeptisch, und mochte auch den Rassismus der "Black Hebrews" gar nicht, aber kam von dem Gedanken des Judentums nicht los.

"Es schickte mich in das Kaninchen-Loch, wie Alice im Wunderland".

Von Hollywood nach Beit Schemesch


Ein Treffen mit Nissim Black änderte alles - die Harts und ihre Kinder konvertierten 2023 zum Judentum, heirateten nochmals - diesmal jüdisch - und machten Alijah (wanderten nach Israel aus).

                                 Familie Hart mit Kindern

Dort, genauer gesagt, in Beth Shemesh, nehmen sie weiterhin Rap-Musik auf (diesmal aber mit koscherem Inhalt), Akiwa unterrichtet Hip-Hop-Tanz für junge Männer, und sie haben einen Blog und Youtube-Kanal namens House of Lev (Lev heisst Herz auf Hebräisch, ein Wortspiel mit dem Familiennamen "Hart", der so wie "heart", Herz, ausgesprochen wird)

(Als sie Nissim Black mitteilten, dass sie daran denken, Alijah zu machen, sagte er ihnen: "Denkt nicht - macht es!")

Auch haben sie oft Videos zu aktuellen Themen, wie beispielsweise Antisemitismus:


Dazu sagten sie kürzlich: "Die schrecklichen Ereignissen des 7. Oktobers haben uns nur noch mehr motiviert, zu konvertieren und nach Israel zu ziehen! Wir wollten die Schmerzen des jüdischen Volkes teilen, weil wir fühlten, dass es UNS passierte." (Sie konvertierten einen Monat später)

Zum Abschluss etwas Optimistisches: "Wir leben einen Traum - wir gehen auf den Pfaden unserer biblischer Vorväter. Manchmal kneifen wir uns, um sicherzugehen, dass es kein Traum ist - sondern Realität..."

Text: Rosebud
Bilder: Public Domain

Mehr zum Thema gibt es auf unserer Facebook-Seite



 

Sonntag, 17. November 2024

Kulinarisches aus Israel: das Gericht der Könige

 

                                             

                                                        Meluchia


Meluchia ist ursprünglich ein ägyptisches Gericht, dessen Namen "Königlich" bedeutet. Wahrscheinlich stand es schon auf demSpeiseplan der antiken Pharaonen. Es hat sich aber schon so in Israel eingebürgert, dass man es als israelisches Gericht bezeichnen kann.

Der deutsche Name der Pflanze, aus der Meluchia gemacht wird, ist "langkapselige Jute" - da klingt Meluchia schon viel besser. Aber auch der lateinische Name ist nicht ohne: Chorcurus uliturus. Die Pflanze ist Teil der Familie der Malvengewächse, und im Nahen Osten recht verbreitet.

Die Zubereitung der Meluchia ist sehr mühsam: Jedes der ca. 90 cm. langen Blätter muss per Hand abgetrennt, gewaschen und eigenständig geschnitten und zubereitet werden. Dies stammt daher, dass nur das innere jedes Blatt benutzt werden kann. Danach werden die Blätter zusammen mit Knoblauch und Koriander für einige Stunden lang gekocht. Serviert wird Meluchia meist als Eintopf, zusammen mit Huhn- oder Rindfleisch.

                                                Ein Genuß: Meluchia
                               
Meluchia selbst schmeckt wie eine Mischung aus Okraschote und Spinatblatt, und ist wohl an gesundheitlichen Nutzen kaum zu überbieten. Zwar ist die Dickflüssigkeit anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber danach umso leckerer.

Na denn: Guten Appetit!

Bilder und Text: Rosebud

Sonntag, 10. November 2024

The show must go on

 

Kulturschaffende in Uniform

Israel ist im Krieg. Und eigentlich heisst es: "Wenn die Panzer rollen, schweigen die Musen".

Nicht hier: Denn "the show must go on": und so haben zwar viele Künstler das Land verlassen, aber andererseits sind auch viele israelische Künstler aus dem Ausland zurückgekommen, um die israelische Kultur von zuhause zu unterstützen.

Einige kombinieren Armeedienst mit Kunst:  Die Regeln für den Wehrdienst in Israel sind etwas anders, wenn man ein talentierter Sportler, Musiker oder Tänzer ist. Man tanzt, singt oder spielt Tennis den ganzen Tag, dann geht es weiter zum Stützpunkt und dort dient man  von sechs bis neun Uhr abends in der Armee.

          Israelische  Tänzerin in "zivil" und Uniform


Fidler auf dem Dach - eines Panzers

Einige Künstler kombinieren auch beides - so wie dieser junge Soldat, der seine Geige in das Kriegsgebiet mitnahm, und sie dort auf dem Panzer spielte:


Abschalten oder aktiv sein?

Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. So änderte beispielsweise das "Israel Ballet" seine kinderfreundliche Version von "Schwanensee", um kein Trauma zu hinterlassen:

Die Choreographie für dieses berühmteste aller Ballette musste überdacht werden. Das im Westen übliche tragische Ende mit Odette und Prinz Siegfried, die in den Tod springen, war verschwunden und stattdessen gab es einen glücklicheren Schluss. Auch der Prolog musste überarbeitet werden.(...) Odette kämpft verzweifelt, während sie vom bösen Rothbart weggetragen wird.
Er ist in der Produktion des ABT wirklich furchteinflößend und er hebt sie hoch und trägt sie weg. Das erinnerte zu sehr an die Geiseln, die nach Gaza verschleppt wurden, was die Kinder traumatisiert hätte.“ (Quelle: Jewish Chronicle)

Andererseits gibt es viele Initiative, die jetzt - ein Jahr nach dem schrecklichen Massaker des 7. Oktobers, versuchen, die Erinnerung daran aufzuerhalten, und auch den Leugnern kontra zu geben - so wie dieser Dokumentarfilm.

Zusammenfassend kann man sagen: the show MUST go on!

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud


Sonntag, 3. November 2024

Meet the Dragon - in Tel Aviv

 

                                             Kikar Rabin, letzte Woche

Der Kikar Rabin (Rabinplatz) in Tel Aviv hat seit seiner Gründung - zeitgleich mit der Staatsgründung Israels viel erlebt - von Feiern und riesigen Parties über aufgehetzte Demonstrationen bis zur Ermordung eines Premierministers spiegelt dieser Platz im Zentrum Tel Avivs die ganze Geschichte des Landes wieder. Sein Name, ursprünglich "Kikar Malchei Israel" (Platz der Konige Israels) wurde 1995 zu Kikar Rabin umbenannt, nachdem Premierminister Yitzhak Rabin dort, am Ende einer Friedensdemonstration, erschossen wurde...

Vor einiger Zeit konnte man aber sogar für den Rabinplatz Ungewohntes hören und sehen: Eine ganze Gruppe Karatekämpfer, alle in weissen Trainingsanzügen, versammelte sich dort, um zu trainieren. "Itch, ni, san" (eins, zwei, drei auf Japanisch) wurde gerufen, Kampfschreie ertönten durch ganz Tel Aviv, und die Trainierenden aller Altersgruppen (einschliesslich Kinder und Pensionäre) gaben sich vom Besten:

So gab es Kampfdemonstrationen mit Stöcken und Messern, Akrobatik, Katas (eine Art "Tanz" verschiedener Karatebewegungen), und vor allem viel Bewegung und Spass. Die Zuschauer, unter ihnen viele, die zufällig da waren, weil der Rabinplatz so zentral ist, und von Cafes und Restaurants umgeben ist, hatten sichtlich ihren Spass daran.

                                             Karate auf Kikar Rabin

Bis zum letzten Kampfschrei wurde so der Regierungsplatz, wo sich auch das Rathaus von Tel Aviv befindet, zum japanischen Dojo.



Danach gingen die Karatekämpfer nach Hause, und die Tel Aviver lächelten weiter vor sich hin, während sie ihren Cappucino am Kikar Rabin sippten...

Bilder und Text: Rosebud