Montag, 30. November 2020

WE ARE THE CHAMPIONS - und Linoy ist die BESTE!




Auch in Corona-Zeiten gibt es manchmal gute Nachrichten - heute gleich drei:

- Bei der WM des Wandsteigens haben zwei Israelis, einer davon der Champion der ersten "Ninja Israel" Saison eine Medaille gewonnen.

- Bei der Windsurf-Europameisterschaft hat Israel Gold und Silber erhalten.

- die grosse Nachricht ist aber Rhythmische Gymnastik - eine Disziplin, wo sich Israel Hoffnung auf Medaillen bei den Olympischen Spielen in Tokyo 2021 macht. Und zu recht - denn bereits am Freitag gewann das israelische Team unter der Leitung von Juliana Telegin Gold, hier das Siegerfoto:


 

Und dann kam Linoy Ashram - kam, tanzte - und siegte:



Hier das Video ihrer Performance, die alle mit offenen Mund stehen lassen hat, und die ihr verdientermassen das Gold einbrachte:


Kurzum: WE ARE THE CHAMPIONS - und Linoy ist die BESTE!

Bilder und Video: Public Domain

Text: Rosebud


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Sonntag, 22. November 2020

Photo Is:rael

 



                                              Photo Is:rael - auch 2020, Corona stoppt uns nicht!


Seit 2009 gibt es Photo Is:rael, eine jährliche Fotoausstellung aus Israel, mit Teilnehmern aus der ganzen Welt. Seit 2012 ist Photo Is:rael auch eine gemeinnützige Organisation, die das ganze Jahr lang Workshops und Seminare abhält - sowohl für Profis als auch für Amateure - und die den Bereich Fotografie in Israel unterstützt.

Auch Corona konnte sie nicht stoppen - im Gegenteil, es liefert ja unglaubliche Foto-Momente wie diesen:

                                             (Quelle: Flash 90)

Was Photo Is:rael 2020 so besonders macht, ist die Tatsache, dass trotz der Corona-Einschränkungen die Ausstellung auch physisch stattfindet - unter freien Himmel in Tel Aviv, Haifa und anderen Städten Israels - das sieht dann so aus:

                                               (Quelle: Photo Is:rael Facebook-Seite)

Und so kommen Israelis und Bürger der Welt auch dieses Jahr in den Genuß der besten Fotografie des Landes - wenn man sich den weltweiten Stand der Kunstbranche anschaut, ist das schon eine Errungenschaft, die seinesgleichen sucht.

Zum Abschluss ein Bericht (auf Englisch) von einer der Vorjahre:




Text: Rosebud
Facebook von Photo Is:rael:  https://www.facebook.com/photoisrael.org

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Donnerstag, 12. November 2020

Tel-Avivs und Jerusalems kleine Schwester

 

                                            Willkommen in Modi´in

Im Zentrum Israels, genau in der Mitte zwischen Tel-Aviv und Jerusalem liegt Modi´in. Benannt ist die Stadt, die auf dem Fuße der Judäischen Berge liegt, nach dem biblischen Modi´in, der Heimat von Mathatyahu, dem Stammvater der hasmonäischen Könige von Juda (siehe Buch der Makkabäer). Jedoch ist die genaue Lage der biblischen Stadt nicht bekannt, und das heutige Modi'in liegt wohl nicht 100%-ig in derselben Gegend.
                                           Biblisch, und doch ganz modern: Modi'in

Das heutige Modi'in hat wenig mit der biblischen Stadt zu tun: 1993 gegründet und 1996 bevölkert, ist es nicht nur geographisch eine Mischung aus Tel-Aviv und Jerusalem: Aus Jerusalem kamen viele, denen die Stadt zu religiös-fanatisch wurde (übrigens auch solche, die selbst religiös sind, aber eben nicht fanatisch). Und aus Tel-Aviv kamen viele, denen die Stadt zu teuer wurde.

Sie fanden eine Stadt vor, die Natur mit urbaner Ästhetik kombinierte, die den Lifestye von Tel-Aviv ohne dessen Luftfeuchtigkeit hatte, und wo Religiöse und Säkulare friedlich nebeneinander leben können (was in Jerusalem und Tel-Aviv unmöglich ist). Schon bald sprachen sich die Vorteile Modi´ins herum, zu denen auch ein exzellentes Bildungssystem der Stadt, Zugverbindung zum ganzen Land und ständige Entwicklung von neuen Parks und Seen gehörte.

                                           Mit dem Zug ist man schnell da



                                           Ausblick auf den neugebauten See mit Park

Im letzten Jahrzehnt hat sich Modi'ins Bevölkerungszahl verdoppelt, und nähert sich langsam, aber sicher den Zahlen von Tel-Aviv und Jerusalem an. Insbesonders kommen immer mehr junge Paare mit Kindern, denen sie Natur pur, eine gute Erziehung, die Vorteile einer Stadt und viel Aktivitäten für die ganze Familie anbieten können.

Und so ist auch die kleine, jüngere Schwester von Tel-Aviv und Jerusalem erwachsen geworden, und steht vollkommen auf eigenen Beinen. Besuch aus Deutschland kommt übrigens auch oft, da Modi'in Partnerstadt von Hagen (Westfalen) ist, und einen Jugendaustausch mit Ammerthal (Oberpfalz) hat.

               Gruss aus dem Bergen Judäas, von der kleinen Schwester Jerusalems und Tel-Avivs
                                                    Da muss man hin: Modi´in

Bilder und Text: Rosebud

Sonntag, 8. November 2020

Nachruf auf Zohar Argov, der "King" israelischer Musik

 

 

Die ganze Welt ist Bühne
Und alle Fraun und Männer bloße Spieler.

Shakespeare, as you like it

Man wird schon als Schauspieler geboren - (...) und wir spielen und heucheln. (...) Sogar in unseren Liedern.
Zohar Argov, adam sahkan

Am Freitag vor 33 Jahren, am 6. November, 1987, nahm sich Zohar Argov das Leben. Er wurde tot in seiner Gefängniszelle in Rishon LeZion gefunden. Mit 32 Jahren nahm sich dieses Idol des "zweiten Israels” das Leben: Er erhängte sich mit seinem Bettlaken. Niemand hat israelische Musik so revolutioniert wie der "Melekh" (König oder "The King"). Er schaffte es, "Musica Mizrahit" vom Status einer subkulturellen Randbewegung zu einem integralen Teil israelischer Kultur zu erheben. Gleichzeitig stellte er damit die Einstellung des ashkenazischen Establishments zu den Mizrahim in Frage. Heute spielen dieselben Radiostationen, die einst seine Schallplatten boykottierten,

Musica Mizrahit auf tagtäglicher Basis. Diese Musikform spielt heute einen zentralen Teil in der israelischen Musik. Leider hat Zohar Argov den Umfang dieser Entwicklung nicht mehr miterlebt.

1950s: Mapai - Einsam, auf dem Weg ins Nichts

Zohar Argov wurde als Zohar Orkabi am 8. July 1955 zu jemenitischen Immigranten in Shikun mizrakh, einem Armenviertel in Rishon LeTzion, Israel, geboren. Seine Kindheit wurde von ähnlichen Erfahrungen wie vielen Mizrahim geprägt: Die zehnköpfige Familie musste sich in einer Zweizimmerwohnung zurechtfinden, und war auf die finanzielle Hilfe jades Familienmitglied angewiesen. Zohar tat mit 13 Jahren, was von ihm erwartet wurde: Er brach die Schule ab und fing an, im Bau zu arbeiten.

Zohar Argovs erste Zuhörer waren Gäste von Bar-Mitzvahs waren, wo er sang – und sich den Spitznamen Hasamir erwarb. Das alles sollte sich schnell ändern.

1970s: Der Anfang der Mizrahi- Revolution

Sie sind keine netten Jungs 
Golda Meir, über die israelischen "Black Panthers"

Die Jahre sind vergangen, aber an die Tage werde ich mich erinnern.
Zohar Argov, Kfar Awru Hashanim

 Dann, 1971, kamen die Pantherim Haskhorim (Schwarzen Panther).

Es war ein Jahr vor Zohar Argovs Heirat (im Alter von 17 Jahren). Er arbeitete tagsüber am Bau und sang nachts in Klubs. Während die meisten Mizrahim in Rishon Letzion –so wie er- still ihr Schicksal akzeptierten, wurde im Jerusalemer Musrara- Viertel die Grundlagen für die Mizrahi- Revolution gelegt: So tauchte am 13. Januar 1971 der Name Pantherim Haskhorim das erste Mal auf (in der Al Hamishmar – Zeitung) "Wir werden die ‘Black Panthers’ von Israel sein."  Schnell weitete sich die Bewegung aus. 

 Auch kulturell trat eine neue, dismal authentische Stimme der Mizrahim an die Oberfläche: Es war die Stimme von Zohar Argov.

Nach einem kurzem Gefängnisaufenthalt (1978) entschloss sich Argov, Musiker zu werden. Vorerst trat er in kleinen Clubs wie Piano Bar ‘77 in Rehovot, und Moadon Habarvas in Yafo auf, wo er schon bald einen Namen für sich machte. Einer der Hauptgründe seiner Beliebtheit war der bewusste Einsatz nahöstlicher Musikformen, wie z.B. muwal (frei rhythmische Einweisung durch Wechsel von Kopf- und Bruststimme), lazima (Stimmeinsatz, gefolgt durch kurze instrumentale Antwort) und, natürlich, die nasale Stimme. Auch benutzte er Instrumente der Region wie Bozouki, Oud, und Qanun im Zusammenspiel mit Standard-Rockinstrumenten.

 
Bald kamen die ersten Kassetten heraus. Und noch heute erinnert sich Meir Reuveni, einer der Reuveni Brüder (die damals die einzigen Produzente von Musica mizrahit waren) daran, wie er Zohar Argovs erstes Demotape hörte und sagte: "Endlich habe ich den Meister, den ich all diese Jahre gesucht habe, gefunden". Argovs erstes Album, Elianor, war ein sofortiger Erfolg, und verkaufte sich schneller als es geliefert wurde. Es musste daher am Eingang des Ladens verkauft werden.

Dies war der Beginn eines neuen Genres, musica hakassetot (Kassettenmusik) – im Gegensatz zum Mainstream, der auf Schallplatten produziert wurde. Sogar der Leiter des staatlichen Radios Kol Israel benutzte diesen Ausdruck. Jedoch weigerte er sich "aufgrund des niedrigen Niveaus der Texte, Musik und Begleitung" diese Musik zu spielen. Aber selbst er konnte den Erfolg der Musica Mizrahit nicht aufhalten: Die Clubs, in denen Argov auftrat waren ebenso schnell ausverkauft wie seine Kassetten. Und aus fast jedem Laden der Tahana Merkazit [Hauptbusbahnhof] Tel Avivs (im Zentrum armer Arbeiterviertel) dröhnte die Musik Zohar Argovs. Eine Subkultur war geboren.

Dann, im Jahr 1982, kam das Festival der Musica Mizrahit: Zohar Argov sang – und gewann den Wettbewerb mit- sein wohl bekanntes Lied, Ha-Perah BeGani ("Die Blume in meinem Garten"). Das Lied hatte alle Elemente Musica Mizrahit (siehe oben),insbesonders muwal. Es war bahnbrechend, sowohl für israelische Musik im allgemeinen als auch für Musica Mizrahit im Besonderen: Das Lied wurde so beliebt, dass das israelische Musikestablishment dieses Genre nicht länger ignorieren konnte: Die staatliche Radiostation spielte von nun an Ha-Perah BeGani, und bald darauf konnte man überall Musica Mizrahit hören. Asher Reuveni (der andere Reuvenibruder) teilt den Status der Musica Mizrahit in "vor Ha-Perah BeGani” und "nach Ha-Perah BeGani". Und Argov, der vorher von den israelischen Medien ignoriert worden war, konnte sich vor Interviewanfragen nicht mehr retten. Er produzierte 10 Platten in 5 Jahren, die allesamt Erfolge waren. Mit seinem Erfolg öffnete er den Weg für andere Mizrahi Sänger. Man nannte ihn Hamelekh (der "King").

Leider endete sein Weg so wie der seines Spitznamensvetter (Elvis Presley): Drogen, Reha und Gefängniszellen. In einer derselbigen nahm er sich am 6. November 1987 das Leben.

Heute: Zwischen Kommerz und Korruption

Und heute? Heute spielt jede Mainstream- Radiostation Zohar Argovs Musik und niemand denkt daran Musica Mizrahit zu boykottieren, und sei es nur der Einschaltquoten wegen. Auch waren fast alle Gewinner der Talentshow kohav nolad (israelische Version von "Deutschland sucht den Superstar") Mizrahim (eine von ihnen gewann den Wettbewerb mit einer Coverversion eines Zohar Argov- Liedes, yam shel dm'aot). Auch öffnete Argov die Tür für andere ethnische Minderheiten: So kann Idan Reichel, der mit äthiopischen Musikern arbeitet, als Beispiel genannt werden. Und die Tatsache, dass israelische Musik eine Bandbreite an Identitäten und Stimmen vertritt –von russischem Rock bis arabischen Rap- hat viel mit einem Sänger zu tun, der das muwal seiner jemenitischen Eltern nicht aufgeben wollte.
 
Hier Zohar Argovs grösster Hit: Ha-Perech be-Gani 
 
Bild: Public Domain
Text: Rosebud

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Montag, 2. November 2020

Abschied von Juda Barkan


                                             Mit Schnurrbart und Zigarre. Barkan

„Ich sprach einmal mit dem israelisch-amerikanischen Hollywood-Produzenten Arnon Milchen. Er erzählte mir vom Film „Pretty Woman“, und davon, dass ursprünglich ein ganz anderes Ende vorgesehen war, ein trauriges Ende, wo sich die Wege des Paares trennen. Das Publikum der Probevorstellung war damit ganz und gar nicht einverstanden.“ (Juda Barkan)

Der letzte Woche verstorbene Schauspieler Juda Barkan spielte meist sefardische Draufgänger mit Hut, Schnurrbart und Zigarre im Mund. Dabei war der 1945 als Jehuda Berkowitz in Netanja geborene Schauspieler Sohn auf beiden Seiten Aschkenaze. Seine Eltern sprachen nicht Arabisch, sondern Jiddisch miteinander. 

In einer der bekanntesten Szenen seiner Filme füttert er seinen Erzfeind Eier mitsamt Schale, und bringt alle Herumstehenden – sowie die Zuschauer – zum Lachen.

Die 1970er und 1980er Jahre brachten Barkan viel Erfolg – sowohl die sogenannten Borekas-Filme als auch seine „Versteckte Kamera“-Streiche. Die Kritiker zerrissen beides unentwegt, aber die Kinosäle waren voll.

 Eines der größten Erfolgserlebnisse Barkans war es, in die Schauspielschule eingeladen zu werden, die ihn 30 Jahre vorher herausgeschmissen hatte. „Das war die einzige Schule gewesen, wo es mir Spass gemacht hatte, zu gehen“, sagte er. 

Bevor er sie verließ, schrieb Barkan einen Zettel, den er auf der Toilette der Schule versteckte. „Ihr werdet noch von mir hören“, stand da drauf. Als er 30 Jahre später von der Schauspielschule eingeladen wurde, um einen Vortrag zu halten, erzählte er diese Geschichte. Und fügte hinzu: „der Zettel ist wahrscheinlich immer noch dort…“

In letzten Jahren wurde es ruhig um Barkan. Ein von ihm produzierter Film floppte, und er ging bankrott. In derselben Zeit nahm er Anleihen vom Schwarzmarkt, wurde von der Steuer gejagt, und er näherte sich der Religion an. Mit seiner dritten Frau zog er in ein religiöses Moschaw, und widmete sich den Enkeln. Er hatte kleinere Rollen im Fernsehen, meistens dramatische. Der Lausbub war gereift.

Zurück zum Zitat von oben. Die Schlußfolgerung von „Pretty Woman“, genauso wie die fast aller Filme von Barkan, ist die: „Wenn die Menschen sich einen Film anschauen, dann wollen sie ein Happy End sehen. Denn im wirklichen Leben haben die meisten kein Happy End.“

Bild: Public Domain

Text: Rosebud

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Sonntag, 1. November 2020

Eine Orientalische Suppe (nicht nur) für die kalte Jahreszeit

 

                                               

                                                        Meluchia - das Gericht der Könige

Meluchia ist ursprünglich ein ägyptisches Gericht, dessen Namen "Königlich" bedeutet. Wahrscheinlich stand es schon auf demSpeiseplan der antiken Pharaonen. Es hat sich aber schon so in Israel eingebürgert, dass man es als israelisches Gericht bezeichnen kann.

Der deutsche Name der Pflanze, aus der Meluchia gemacht wird, ist "langkapselige Jute" - da klingt Meluchia schon viel besser. Aber auch der lateinische Name ist nicht ohne: Chorcurus uliturus. Die Pflanze ist Teil der Familie der Malvengewächse, und im Nahen Osten recht verbreitet.

Die Zubereitung der Meluchia ist sehr mühsam: Jedes der ca. 90 cm. langen Blätter muss per Hand abgetrennt, gewaschen und eigenständig geschnitten und zubereitet werden. Dies stammt daher, dass nur das innere jedes Blatt benutzt werden kann. Danach werden die Blätter zusammen mit Knoblauch und Koriander für einige Stunden lang gekocht. Serviert wird Meluchia meist als Eintopf, zusammen mit Huhn- oder Rindfleisch.
                                                Ein Genuß: Meluchia
                               
Meluchia selbst schmeckt wie eine Mischung aus Okraschote und Spinatblatt, und ist wohl an gesundheitlichen Nutzen kaum zu überbieten. Zwar ist die Dickflüssigkeit anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber danach umso leckerer.

Na denn: Guten Appetit!

Bilder und Text: Rosebud
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