Weihnachtsbaum oder Schachbrett, das ist hier die Frage!
Heute, während
alle guten Christen zur Mitternachtsmesse gehen und mit der Familie bei einem
Festmahl Weihnachten feiern und Geschenke öffnen, sitzt dann jeder vor dem
Holzofen und hört sich Großpapas Geschichten an. Und die Straßen sind leer -
oder?
Nicht ganz, denn natürlich gibt es sowohl in Europa als auch in
Amerika bekanntlich ein paar Minderheiten, die nicht Weihnachten feiern. In
Amerika waren das traditionell Juden und Chinesen (also Buddhisten) - und so
weiß man sich zu erzählen, dass es eine klassische jüdische Tradition ist, an
Weihnachten chinesisch essen zu gehen. Eine weitere Tradition ist es, ins Kino
zu gehen - dort trafen sich Juden, Chinesen, Inder und jede nicht-christliche
Minderheit, die in Amerika eintraf (und ein paar Atheisten)...
Aber noch
lange vorher, im Schtetl in Polen, gab es eine andere jüdische Tradition: Das
Nittel-Fest. Über die Herkunft des Wortes "Nittel" streiten sich die Forscher.
Was klar steht, ist, dass es von chassidischen Juden an Weihnachten gefeiert
wurde. Bekanntlich feiern Juden nicht Weihnachten, und so - wohl auch, um sich
nicht zu alleingelassen zu fühlen - führten chassidische Rabbiner das
Nittel-Fest ein, ein Fest, bei dem man sich ausnahmsweise nicht dem
Talmud-Studium widmet, sondern Aktivitäten, zu denen man als religiöser Jude
normalerweise nicht die Zeit hat.
Am Bekanntesten hierbei ist das
Schachspielen: Man weiß sich zu sagen, dass Chabad-Chassidim bis zum heutigen
Tag an Weihnachten/Nittel Schachtourniere durchführen, die oft die ganze Nacht
andauern.
In der Nittel-Nacht (so wird Nittel auch genannt), die es
bereits seit dem 16. Jahrhundert gab, war das Kartenspielen eine weitere
Tradition, mit der sich die jüdischen Gemeinde die Zeit vertrieb, während
rundherum aus allen Häusern "Stille Nacht" erklang.
Und so schafften es
die jüdischen Gemeinden, auch an dem Tag, an dem sie oft nicht einmal das Haus
verlassen durften, viel Freude zu haben.
Heutzutage ist von der
Nittel-Tradition wenig erhalten geblieben. Das ist vielleicht auch ein Zeichen
dafür, dass sich die christlich-jüdischen Verhältnisse in den meisten Ländern
Europas verbessert haben, und es Juden weder verboten ist, an Weihnachten auf
die Straße zu gehen, noch sie sich den ganzen Tag mit dem Talmudstudium
beschäftigen, und keine Zeit haben, Schach zu spielen.
In Israel gibt es
noch einige chassidische Juden, die ihre Schachtourniere heute abhalten. Und die
Christen in Nazareth und Jerusalem feiern natürlich auch weiterhin
Weihnachten.
Allen Lesern: Ein frohes Fest heute, was immer es auch sein
mag!
Und schon einmal EIN GUTER RUTSCH INS NEUE JAHR
Bilder:
Public Domain
Text: Rosebud
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