Das Comeback
Erst einmal eine erfreuliche Nachricht in diesen nicht erfreulichen Zeiten:
Die israelische Orgelwerkstatt öffnet jetzt wieder ihre Tore, nachdem sie kriegsbedingt 3 Monate zumachen musste! Dazu schrieb Uri Shani, der Leiter der Orgelwerkstatt, folgendes auf der Facebook-Seite
Die Realität änderte sich am 7. Oktober. An diesem Tag nahm ich an meiner ersten Veranstaltung seit meiner Rückkehr aus Jerusalem teil. Wir wussten immer noch nicht, was wirklich geschah, während ich über Orgeln in Synagogen sprach und „Moments of Holiness“ des jüdischen Komponisten Louis Lewandowski spielte. Wer der Facebook-Seite der Orgelwerkstatt folgt, kann sehen, dass ich sie seitdem auf verschiedenen Orgeln spiele, sowohl auf der in der Werkstatt als auch auf anderen Orgeln, die ich seitdem betreut habe.
Doch öffentlich zugängliche Veranstaltungen gab es seitdem nicht mehr in der Werkstatt. Jetzt geht es wieder los.
Nicht weil alles vorbei ist. Definitiv nicht. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem großen Glück, das ich in diesen zwei Jahren mit meinem neuen Leben erlebt habe, und dem Loch, das sich vor drei Monaten in meinem Herzen geöffnet hat und das immer größer wird. Die Orgel gibt mir die Möglichkeit, den Zug der Dämonen auszudrücken, in dem wir alle reisen, hinabzusteigen, Untersetzer auszuleihen und in den siebten Himmel aufzusteigen. Die nächste Veranstaltung findet am Samstag, den 13. Januar, statt. Ich hoffe, dass bis dahin alle Entführten, die noch am Leben sind, lebend nach Hause zurückkehren!
Uri Shani, Leiter der Orgelwerkstatt in Yuvalim, Galiläa, Israel
Ein Traum
"Mein Traum ist es, eine Orgel zu bauen - von der ersten Skizze bis zur wunderschönen Musik, die aus den Pfeifen klingen wird", so sagt Uri Shani, der ab 2022 die einzige Orgel-Werkstatt in Israel übernimmt (bis dato wurde sie jahrzehntelang von Gideon Shamir geleitet).
Shani, gebürtiger Schweizer und in seinem bisherigen Leben als Übersetzer, Theaterregisseur und -lehrer, Journalist und politischer Aktivist (nicht unbedingt in der Reihenfolge) aktiv, hat eine familiäre Beziehung zur Orgel: Der Vater seiner Urgroßmutter Johanna Manheimer geb. Sarasohn war Jakob Sarasohn, der Oberkantor der Synagoge Stettin. Er arbeitete mit dem Rabbiner Vogelstein und dem Organisten Lehmann, und komponierte auch für die Orgel. Uris Urgroßmutter, seine Tochter, war im Mädchenchor der Synagoge, der von der Orgel begleitet wurde.
Uri selbst hat als Kind Musik gelernt, auch Orgelspielen.
Es war Liebe - vielleicht nicht auf dem ersten Blick (oder Klang), aber dafür mit umso großer Begeisterung.
Das Kircheninstrument konvertiert zum Judentum - und macht Alijah
Denkt man an Orgeln, denkt man an Kirchenmusik, vor allem des Mittelalters - und an Europa.
Vielleicht wird es Zeit, das zu überdenken - denn seit Jahrhunderten werden Orgeln auch in Synagogen benutzt, vor allem des Reformjudentums, aber auch in orthodoxen Synagogen (wo am Schabbat wegen des Verbots die Pfeifen mit einem Tuch verdeckt wurden). Denn Musik und Liturgie war und ist wichtiger Teil auch des Judentums.
Auch ist die Orgel seit langem nicht nur exklusiv europäisch. Die "neue Welt" (Amerika) erobert sie bereits seit 100 Jahren, und den Nahen Osten. In Israel gibt es bereits Dutzende Orgeln, meist in Kirchen, aber nicht nur.
Und es gibt nur einen einzigen Orgel-Bauer in Israel - und das war für ein halbes Jahrhundert Gideon Shamir, und ist jetzt Uri Shani.
Eine Anekdote
In dem Video (ab 2:22, Hebräisch mit deutschen Untertitel) erzählt Gideon Shamir eine schöne Anekdote: die große Synagoge Tel Avivs (Beit HaKnesset HaGadol) hätte eine Orgel bekommen sollen. Er machte sich sehr viel Mühe, der Orgel ein jüdisches Antlitz zu geben - so waren im Modell die Pfeifen auf der rechten Seite wie die Menora (der Leuchter des Tempels in Jerusalem) angeordnet und auf der linken Seite wie die zwei Gesetzestafeln der Zehn Gebote.
Wunderschön - nur, das Projekt wurde nie ausgeführt. Warum, das kann man im Video erfahren.
Besucherzentrum
Die Orgelwerkstatt, gelegen im pastoralen Galiläa, ist etwas Einzigartiges und auf jeden Fall einen Besuch wert. Es gibt auch ein Besucherzentrum, wo Uri Shani "Kaffee we-Ugav" serviert - ein Wortspiel, denn Kaffee we-Uga ist Kaffee und Kuchen, mit dem zusätzlichen Buchstaben ist es "Kaffee und Orgel".
Am Besten per E-Mail: abumidian@yahoo.de oder über das Kontaktformular der Webseite des Orgel-Workshops: https://ugavim.com/kesher/
Mehr zum Orgelworkshop, einschliesslich Fotos und Videos kürzlicher Workshops gibt es auf unserer Facebook-Seite
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