Die Straßen
sind leer, die Gassen gehören ihm allein...
In Ephraim
Kishons Oskar-nominierten Film „ha-Shoter
Azulai“ (dt.: Schlaf gut, Wachtmeister) dreht der Polizist Azulai im
Morgengrauen in seinem Revier Jaffo noch eine letzte Runde durch die leeren
Gassen (siehe auch Video links). Die Nachtschicht war lang – sie hat ihn in
Kinos, Restaurants und Nachtclubs geführt, für die Jaffo berühmt ist. Noch ist
es dunkel. Die Wellen des Meeres klatschen gegen die Strandpromenade, während im
Hintergrund des großen Uhrturms die Sonne aufgeht.
Ain kmo Jaffo ba-Leilot.
Altland vs. Neuland
Jaffo, ein
Vorort von Tel-Aviv, ist gewissermaßen auch das Gegenteil: Tel-Aviv ist eine
moderne und dynamische Stadt der Hochhäuser, trendigen Cafés und schicken
Autos. Jaffo kann man zu Fuß erreichen, wenn man die Strandpromenade entlang
geht.
Nach nur
wenigen Metern befindet man sich in einer der ältesten Städte der Welt: Seit
über 3000 Jahren existiert Jaffo, das bereits in der Bibel erwähnt wird. Sein Charme
ist das Romantische, das Nostalgische, das Historische: Der alte Hafen, die
Altstadt, die engen Gassen, die die Geschichte von hunderten von Jahren
erzählen: Das mächtige babylonische Imperium, das mächtige osmanische Reich,
das mächtige britische Imperium, die Kreuzfahrer, die dachten, Gott ist auf
ihrer Seite. Sie alle kamen nach Yafo, sie alle wollten die Stadt erobern. Was
blieb: Jaffo.
Ain kmo Jaffo ba-Leilot.
Shuk ha-Pishpishim – der Flohmarkt.
Das schließt
unseren Besuch am Flohmarkt ab. Freitagvormittag gibt es eigentlich nur einen
Ort, wo man in Israel sein sollte: Dem Shuka ha-Pishpishim in Jaffo, wo es
sämtliche Gebrauchtwaren gibt, die das Auge und Herz begehrt: Kleidung,
Schmuck, Kochinstrumente, die nicht mehr hergestellt werden, Eisenwaren etc.
etc.
Der Charme ist das Alte. Denn dies ist nicht Tel-Aviv, sondern Jaffo.
Docktor Shakshuka
Der Geruch
der gedünsteten Tomaten vermischt sich mit dem sanften Duft des zarten
Kalbfleisches. Auch visuell ist das von knallroten Tomaten umgebene perfekt
symmetrische Rührei ein Genuss der Sinne. Das Kalbfleisch ist in
van-Gogh-artigem Muster hinzugefügt.
Mein guter
Freund Jacques hat jedoch keine Augen für das gerade servierte Essen. Die
Schönheit am Nebentisch hat es ihm angetan. Ihr langes, dunkles Haar weht im
Wind, während sie durch den Vorgarten des Restaurants sanft schreitet. Die
Stöckelschuhe hallen auf dem verzierten Steinboden des Restaurants. Im
Hintergrund wird griechische Musik gespielt, die hier in Yafo sehr populär ist.
„Jaffa“, wie die Stadt auch genannt wird, heißt: Hübsch. Wunderhübsch.
Ain kmo Jaffo ba-Leilot.
Ain kmo Jaffo ba-Leilot.
Azulai
gähnt. Nur noch ein leckeres Bäckereiprodukt bei Aulafia – der Bäckerei, die
seit 1879 existiert und auch für die süßen Sachleb- und Malibi-Getränge bekannt
ist – und dann geht es ab ins Bett. Yafo in der Früh ist langweilig und
verschlafen. Wenn die Sonne aber untergeht, gilt wieder:
Ain kmo Jaffo ba-Leilot.. Nichts ist schöner als Jaffo bei
Nacht.
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