Der israelische
Thomas Gottschalk war in Ungnade gefallen. Jetzt erhängte er sich im Gefängnis.
Die Geschichte
von Dudu Topaz liest sich wie „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“:
Auf der einen
Seite war der israelische Showmaster verschiedener TV-Programme der „König der
Quoten“, der einmal sogar eine Einschaltquote von 51% erzielte. Er
moderierte meist seichte
Unterhaltungsprogramme mit vielen Prominenten, Interviews, Musikeinlagen und
ein paar Sketchen – sozusagen „Wetten, dass …?“ ohne Wetten. Topaz wirkte dabei
wie ein israelischer Thomas Gottschalk – er lächelte gerne, sang oft mit und
versuchte, niemandem bei den Interviews zu nahe zu treten.
Topaz hatte
jedoch auch eine andere, dunkle Seite: So beleidigte er bereits 1981 bei einer Wahltagskundgebung nordafrikanische Juden, die er als
„Chach-Chachim“ (ungefähr: arabischer Müll) und Wehrdienstverweigerer bezeichnete.
Diese Episode beendete beinahe seine Karriere. Sein Fernsehprogramm wurde
abgesagt, Auftritte gekündigt, und Topaz verließ zeitweise sogar das Land.
Dann kam in den
90er Jahren das Comeback, das man wohl mit dem Comeback Thomas Gottschalks bei
„Wetten, dass …?“ vergleichen kann. Der Moderator wurde sein eigener Nachfolger
und war populärer denn je zuvor. Viele etablierte Prominente unterstützten sein
Programm, das „Ha Rishon ba-Bidur“, also „die Nummer 1 der Unterhaltung“ hieß.
Dieses Format galt zudem als Sprungbett für bis dato unbekannte Talente.
Im Privatleben
von Topaz ging es turbulent zu: Er hatte drei Kinder mit drei Frauen, etliche
Affairen und zusätzlich kursierten Gerüchte hinsichtlich sexueller Belästigung.
Die Zuschauer verziehen es ihm jedoch, wenngleich seine Quote sank – nicht
zuletzt aufgrund der immer wachsenden Anzahl von Fernsehsendern und
Unterhaltungsprogrammen in Israel, oft moderiert von just jenen Talenten, die
vorher in Topazs Show entdeckt worden waren.
Topaz konnte die
Tatsache, dass die neuen Stars ihn an Popularität überholt hatten, nie
überwinden. In einem Interview bezeichnete er sie als „Müll, Scheiße,
Opportunisten“ und fügte hinzu: „Diese Leute warteten früher vor meiner Tür und flehten mich an, dass ich
sie doch bitte in mein Programm bringen könnte. (...) Als ich sie aber brauchte, um etwas Glamour in meine
Show zu bringen, rief mich keiner zurück. (...) Solche Leute sollte man
umbringen.“
Schon bald zeigte
er, dass diese Worte, die eher nach Don Corleone als nach Thomas Gottschalk
klingen, ernst gemeint waren. Die Polizei fand vor ein paar Monaten Beweise,
dass Topaz Menschen aus der Unterwelt
angeheurte hatte, um für ihm feindselig gesinnte Leute vom Fernsehen
brutal zusammenzuschlagen. Nach anfänglichem Abstreiten gestand der in Ungnade
gefallene Showmaster.
In U-Haft
erhängte sich Dudu Topaz in der Dusche (dem einzigen Raum ohne
Überwachungskamera). Es war sein zweiter Selbstmordversuch in der Haft. Vorher
hatte der an Diabetes leidende Showmaster bereits versucht, sich durch eine
Überdosis Insulin das Leben zu nehmen.
Damit geht die
Sage des „Königs der Quoten“ zu Ende. Eine Geschichte voller Intrigen,
Machtkämpfen, Affairen, Erfolgserlebnissen und Niederlagen, mit einer
Hauptperson, deren Persönlichkeit zwischen seichtem TV-Unterhalter,
skrupellosem Herzensbrecher und eiskaltem Mafiaboss hin und her schwankte. Als
Film würde sich die Geschichte von Dudu Topaz sehr eignen. Eines hat es jedoch
nicht gegeben: ein Happy End.
Bildquelle:
Wikimedia Commons
Text: Rosebud
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