Montag, 2. November 2020

Abschied von Juda Barkan


                                             Mit Schnurrbart und Zigarre. Barkan

„Ich sprach einmal mit dem israelisch-amerikanischen Hollywood-Produzenten Arnon Milchen. Er erzählte mir vom Film „Pretty Woman“, und davon, dass ursprünglich ein ganz anderes Ende vorgesehen war, ein trauriges Ende, wo sich die Wege des Paares trennen. Das Publikum der Probevorstellung war damit ganz und gar nicht einverstanden.“ (Juda Barkan)

Der letzte Woche verstorbene Schauspieler Juda Barkan spielte meist sefardische Draufgänger mit Hut, Schnurrbart und Zigarre im Mund. Dabei war der 1945 als Jehuda Berkowitz in Netanja geborene Schauspieler Sohn auf beiden Seiten Aschkenaze. Seine Eltern sprachen nicht Arabisch, sondern Jiddisch miteinander. 

In einer der bekanntesten Szenen seiner Filme füttert er seinen Erzfeind Eier mitsamt Schale, und bringt alle Herumstehenden – sowie die Zuschauer – zum Lachen.

Die 1970er und 1980er Jahre brachten Barkan viel Erfolg – sowohl die sogenannten Borekas-Filme als auch seine „Versteckte Kamera“-Streiche. Die Kritiker zerrissen beides unentwegt, aber die Kinosäle waren voll.

 Eines der größten Erfolgserlebnisse Barkans war es, in die Schauspielschule eingeladen zu werden, die ihn 30 Jahre vorher herausgeschmissen hatte. „Das war die einzige Schule gewesen, wo es mir Spass gemacht hatte, zu gehen“, sagte er. 

Bevor er sie verließ, schrieb Barkan einen Zettel, den er auf der Toilette der Schule versteckte. „Ihr werdet noch von mir hören“, stand da drauf. Als er 30 Jahre später von der Schauspielschule eingeladen wurde, um einen Vortrag zu halten, erzählte er diese Geschichte. Und fügte hinzu: „der Zettel ist wahrscheinlich immer noch dort…“

In letzten Jahren wurde es ruhig um Barkan. Ein von ihm produzierter Film floppte, und er ging bankrott. In derselben Zeit nahm er Anleihen vom Schwarzmarkt, wurde von der Steuer gejagt, und er näherte sich der Religion an. Mit seiner dritten Frau zog er in ein religiöses Moschaw, und widmete sich den Enkeln. Er hatte kleinere Rollen im Fernsehen, meistens dramatische. Der Lausbub war gereift.

Zurück zum Zitat von oben. Die Schlußfolgerung von „Pretty Woman“, genauso wie die fast aller Filme von Barkan, ist die: „Wenn die Menschen sich einen Film anschauen, dann wollen sie ein Happy End sehen. Denn im wirklichen Leben haben die meisten kein Happy End.“

Bild: Public Domain

Text: Rosebud

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