Sonntag, 26. Januar 2025

Das Geheimnis von Oma Gamilla

 Gamila 


    


Es klingt fast zu schoen, um wahr zu sein: Eine Druzin aus Pek'in (im Norden Israels), die nie lessen und schreiben gelernt hat, macht nach alten, geheimen Familienrezept Seifen aus Olivenöl - und baut damit ein milliardenschweres Imperium auf, das von einer kleinen Fabrik in ihrem Dorf, wo fast nur Frauen arbeiten - der drei Weltreligionen, in friedlicher Harmonie - weltweit Produkte verkauft und sich vor Anfragen kaum noch retten kann, auch von Top-Models, Hollywood-Schauspieler und Popstars.

Aber sie IST wahr, diese Geschichte: Es ist die der heute 75 Jahre alten Gamila Hiar, die vor 45 Jahren auf dem Dach des Familienhauses Seifen kochte. Das Familienrezept war ihr bekannt, und sie wusste auch, dass Seifen nicht nur zum Waschen sind, sondern sich auch als Naturheilmittel eignen - von Fusspilz bis zu Akne - und dass sie, wenn sie ohne künstliche Zusätze sind, auch für Babies geeignet sind.

Gamilas Geheimnis

                                       Die Seifen von Gamila Secret: ein modernes Märchen

Und so produzierte sie Seife, die sie anfangs kostenlos an das Dorf verteilte. Der Wendepunkt kam, als ihr Sohn Fuad in die israelische Armee eingezogen wurde - und seinen Kameraden von der renommierten Golani-Einheit Seife mitbrachte.

Und so sprach sich das Geheimnis herum, und bald standen nicht nur Soldaten, sondern das ganze Land Schlange, um die Seifen von "Oma Gamila" (so heisst die Marke in Israel, hebr. Safta Gamila) zu kaufen. Bald wollte auch der deutsch-israelische Entrepreneur Stef Wertheimer das "Geheimnis von Gamila" (so heisst die Marke weltweit "Gamila secret") wissen - aber es blieb und bleibt ein Familiengeheimnis.

Ein Traum wird wahr


Und heute schwören Kunden in ca. 30 Ländern auf Gamila und ihren Seifen. Der Umsatz ist 7 Milliarden Dollar weltweit, und neben der Fabrik in Israel, wo - wie gesagt - fast ausschliesslich Frauen arbeiten, ist die Rede von einer weiteren Fabrik in Holland. Oma Gamila ist immer noch topfit und leitet das Geschäft mit eiserner Hand, wobei ihr Sohn Fuad ihr mithilft. Und sie hat ihren Sinn für Humor behalten: So meinte sie, dass ihr Steuerberater immer noch so tue, als ob sie eine arme Druzenfrau sei, der man das 1+1 erklaeren muesse. "Aber ich lache auf dem Weg zur Bank", so Gamila.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

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Sonntag, 19. Januar 2025

Geheimtipp: Cafe Zarifa, Jerusalem

 



Versteckt in einer Nachbarschaft Jerusalems, weit weg von den "üblichen Verdächtigen" (Innenstadt, Emek Refaim-Gegend) ist das Café Zarifa, eine Oase, umgeben von Schulen, Privatwohnungen, kleinen Geschäften - und kein Café oder Restaurant weit und breit.

Die eigene Webseite beschreibt es so (eigene Übersetzung):

"ein magisches Café – ein Treffpunkt, an dem Welten, Menschen und Zeiten zusammenkommen. Dieser bezaubernde Ort birgt die Essenz der Vergangenheit in sich und bewahrt die einzigartige Atmosphäre des Viertels und den Geist, der die Gegend in den pulsierenden 1950er Jahren durchdrang.

Das Café selbst befindet sich in einem alten Steingebäude, das von der Zeit gezeichnet ist, aber voller Geschichten steckt. Vor langer Zeit diente es als Treffpunkt für Oma Zarifa und Opa Salach, die fleißig Eis verkauften, um den Durst der Einheimischen zu löschen. Dieselben Wände zeugen heute vom Zusammentreffen alter Bewohner, Neuankömmlingen in der Gegend und gelegentlichen Besuchern, die über dieses verborgene Juwel stolpern."




So sieht es von draussen aus - drinnen sitzt man überdacht, aber eigentlich in einem kleinen Garten, wo einem ausgezeichneter Kaffee und köstliche Speisen serviert werden. Natürlich gibt es auch viele - natürlich selbstgemachte Backwaren, sowohl Brot, Challah und Kade (eine orientalische Spezialität) als auch Kuchen und Torten.



Kurzum: Wen es nach Jerusalem verschlägt, dem ist Café Zarifa SEHR zu empfehlen!

Text: Rosebud

Bilder: Public Domain

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Sonntag, 12. Januar 2025

Fröhlicher, internationaler Marzipan-Tag von MARZIPAN, Jerusalem


MARZIPAN - die beste Bäckerei Jerusalems (und vielleicht der Welt)

Nach einem Rundgang durch den Machaneh-Jehudah Schuk in Jerusalem, lohnt es sich, zur „Marzipan“-Bäckerei zu gehen, die die besten „Rogelach“ (Mini-Schoko-Croissants) der Stadt Welt sowie viele andere, meist europäische Backwaren hat, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. 

Marzipan befindet sich auf der Agrippas-Straße, die man vom Schuk aus zu Fuß erreichen kann. Natürlich ist Marzipan eine der Hauptzutaten, aber es gibt auch vieles, vieles mehr!

Insbesonders deren Rogelach sind so köstlich, dass mich kürzlich ein Freund von mir aus der Schweiz bat, ihm ein paar per Post nach Zürich zu schicken, wenn ich in Jerusalem bin (was ich auch getan habe).

jerusalem_rogelach

Marzipan - salzig

A propos Backwaren: Da darf natürlich Borekas (kommt vom türkischen Börek) nicht fehlen, eine Teigware, bei der einem nach dem ersten Biss der Dampf der Füllung in die Nase steigt und zum nächsten Biss verführt: Füllungen gibt es viele (Spinat, Kartoffeln, Käse, Pilze), ebenso wie Stände, wo man Borekas bekommt. Aufgrund der Koscher-Gesetze sind Fleisch-Borekas jedoch eher selten.
Borekasjerusalem_boreqas

  Zum Verdauen: Abwarten und Teetrinken

 Zum Schluss sollte man sich einen Tee bestellen, und zwar „mitNana“ (mit den Blüten der Nana, einer Pfefferminzsorte). Der ist ein Genuss für Geruchs- und Geschmackssinn und hilft auch, das viele Süße zu verdauen.
BeTe’avon! (Guten Appetit)
jerusalem-nana
Bilder und Text: Rosebud
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Dienstag, 7. Januar 2025

Schmulik Cohen - das älteste Restaurant Israels

 

 Es war einmal...


...es war einmal ein Arbeiterrestaurant namens Schmulik Cohen: 1936 wurde es vom Ehepaar Shmulik und Rivka Cohen, Einwanderer aus Polen, in Tel Aviv eroffnet. Die Zeiten waren hart, Israel war noch britisches Mandatsgebiet und Emigranten aus Osteuropa trafen sich im "Shmulik Cohen's", um das Essen ihrer Ex-Heimat zu essen und der Nostalgie zu walten.

Aber nicht nur sie erfreuten sich an der traditionell jüdisch-osteuropäischer Küche, die u.a. aus Hühner- und Kreblach-Suppe, Gefilter Fisch, Gulasch und Tscholent bestand, einem typischen Schabbatmahl, bei der Fleisch, Kartoffeln und Bohnen 24 Stunden lang langsam am Herd gewährmt werden: Viele der Stammgäste waren auch jüdische Untergrundkämpfer des Etzels und der Lechi, zwei Gruppen, die sowohl gegen die Briten als auch gegen arabische Milizien kämpften.

Und dann gab es auch die Nachbarn, die ebenso wie das Ehepaar Cohen in der Umgebung der Herzl-Strasse 36 lebten, an der Grenze zu Jaffo. Die Cohens, ebenso wie viele der Nachbarn, waren traditionelle Juden, und das Restaurant dementsprechend koscher.

 Und heute, fast 80 Jahre später? Tja, wenn man zur Herzl-Strasse 36 geht, dann wird man wohl...


 
...wenn Sie dachten, dass jetzt kommt: "nichts mehr finden" - PUSTEKUCHEN!

Das "Shmulik Cohen" steht noch da in seiner ganzen Pracht und Tracht, am selben Ort wie seit 1936 - und, man glaubt es kaum, aber wahr: Es ist immer noch ein Familienrestaurant. Heute wird es von Tomer Rozin geleitet, dem Urenkel von Rivka und Shmulik Cohen. Bis vor kurzem stand seine Mutter Zippi noch in der Küche, ihr Mann leitete das Geschäftliche und Tomers Frau war die Kellnerin.

In den Jahrzehnten gab es unterschiedlichste Klientel: So zog die Bar in den 60er und 70er Jahren Feinschmecker edelster Spirtuosen an. In den 80er Jahren waren hier oft Politiker zu sehen, u.a. Staatspräsident Ezer Weizman und Premierminister Yitzhak Rabin, der dem Restaurant ein signiertes Foto hinterliess. Und nachdem das Restaurant in den 90er Jahren von "koscher" auf "glatt-koscher" einen Upgrade machte, sah und sieht man hier mindestens einmal die Woche das Who-is-Who der Rabbiner Bnei Braks und Jerusalems, die neben den Tel Aviver Hipsters sitzen und gemeinsam mit ihnen guten Wein und guten Speisen Seele und Leib verwohnen.

 Aufgetischt werden immer noch die wunderbarsten Gerichte der osteuropäisch-jüdischen Küche - hier ein kleiner Ausschnitt:

                                              Grievelach

                                                gehackte Leber

                                          und natürlich der ultimative Klassiker: Gefilte Fisch

Na denn: Auf die nächsten 78 Jahre! See you at Shmulik Cohen's...

Bilder und Text: Rosebud