Mittwoch, 9. April 2025

Pessach


Auszug aus Ägypten


Ab Samstagabend wird in Israel und der jüdischen Diaspora das Pessachfest gefeiert: Dann gibt es den"Seder": Das ist ein Abendessen mit traditionellen Speisen, wo die "Haggada" gelesen wird, die über dem Auszug aus Ägypten erzählt. Das Hauptmotiv hierbei ist die Freiheit: Die in Ägypten versklavten Juden zogen 40 Jahre durch die Wüste, bis sie im Gelobten Land ankamen - ihrem Land, dem Land Israel.
Diese Geschichte ist inspirierend nicht nur für Juden, sondern für viele Volker. So feiert der amerikanische Präsident Obama seit seinem Amtseintritt das Pessachfest, und erinnert an die Freiheit der amerikanischen Sklaven, u.a.
Pessach markiert auch den Frühlingsanfang: So wie die Blumen wieder blühmen, blühen auch die Menschen wieder auf. Man spürt die Freiheit formlich in der Luft.



           Seder-Tisch



           symbolische Speisen beim Seder


No Brot for you!


Ein weiteres Gebot ist es, 8 Tage Lang kein Brot zu essen, denn das jüdische Volk hatte bei seiner Flucht nicht die Zeit, Brot säuern zu lassen. Und deswegen ist das beim Pessachfest verboten – zwar nicht für 40 Jahre, aber immerhin für 8 Tage. Auch andere Weizenprodukte, die gären, wie Bier, sind verboten.
Damit sind also, wie gesagt, so gut wie alle Bäckereiprodukte tabu. 
Als Ersatz gibt es die Matzen, das sind ungesäuerte Flachbrote (siehe Bild), 
die nicht länger als 18 Minuten gebacken werden dürfen, sonst sind sie gesäuert.
Als Matzen-Aufstrich gibt es Charoset, das ist eine Nuss-Datteln-Paste, die aufgrund der 
Dickflüssigkeit an den Lehm der Sklavenarbeit erinnert. 



          Matzen: So sehen sie aus


A fish they call Gefilte


Zusätzlich gibt es verschiedene traditionelle Gerichte, wobei der „Gefilte Fisch“
 – eine Fischkotelette mit süßer Geleesoße und Karottenscheibe oben – 
das bekannteste ist.


Gefilte Fisch

Wir wünschen allen jüdischen Lesern ein fröhliches Pessachfest und allen anderen fröhliche Ostern. Das "letzte Abendmahl" war, nebenbei, ein Pessach-Seder. Aber dazu vielleicht ein ander Mal.


Fotos und Text: Rosebud

Sonntag, 6. April 2025

Die Hebräische Universität feiert 100 Jahre - Rosenduft gratuliert!

 

                                                  Eintrittskarte zur Eröffnung: kein Aprilscherz


Kein Aprilscherz: Eröffnung am 1. April


Am 1. April 1925 fand eine Veranstaltung statt, die es seinerzeiten kaum vorher gegeben hatte: Der Britische Lord Balfour, Noch-Nicht-Nobelpreisträger Albert Einstein, Noch-Nicht-Präsident des noch-nicht-gegründeten Staates Israel Chaim Weizman - diese und viele andere ehrenwärtige Bürger fanden sich auf einem kleinen Hügel in Jerusalem ein - um dort eine Universität zu eröffnen. Die Hebräische Universität war geboren.

                                              Eröffnungsveranstaltung

Iwri, daber Iwrit: Sprachenkrieg

Aber warum heißt die Hebräische Universität eigentlich "Hebräische" Universität?
Das war ein Resultat der sogenannten Sprachkriege mehr als 10 Jahre vorher - das Technion in Haifa hatte nämlich - Deutsch (ja, ja!) - als Unterrichtssprache, was eine große Opposition in Bewegung setzte - unvorstellbar, dass man im Heiligen Land die Sprache der Diaspora sprechen sollte. Nein!

Und so wurde die HEBRÄISCHE Universität genau auf dem Prinzip der Hebräischen Sprache als Unterrichtssprache gegründet. And the rest is history, wie man so sagt...

Hundert Jahre - und einige Nobelpreise - später

Und heute? Heute hat sich die Hebräische Universität in Jerusalem zu einer der weltweit renommiertesten akademischen Institutionen entwickelt: Schon einige Male haben Professoren der Hebrew U. (oder, wie sie oft liebevoll genannt wird, der "Iwrit") Nobelpreise erhalten, und es sind einige der weltweit renommiertesten Forscher, Naturwissenschaftler und Geisteswissenschaftler aus ihr hervorgegangen - und sie zieht weiterhin Studenten und Forscher aus der ganzen Welt nach Jerusalem, auf der Suche nach akademischer Exzellenz.




Heute kann man übrigens auch auf Englisch studieren, aber die Hauptsprache bleibt natürlich - Hebräisch.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Mehr zur Hebräischen Universität gibt es auf unserer Facebook-Seite.
                             

Sonntag, 23. März 2025

Ein Flohmarkt der ganz anderen Sorte

 

 
                                           Immer etwas interessantes dabei: Shuk ha-Pishpishim

In Jaffo, gleich vor den Toren Tel-Avivs, findet sich ein wahres Juwel, dass man weder als Tourist noch als Einheimischer verpassen sollte: Die Rede ist vom "Shuk ha-Pishpishim", also Flohmarkt. Er befindet sich nicht weit weg von der Altstadt Jaffos, und auch zum Hafen und zu den bekannten Hummus- und Shakshuka-Restaurants ist es nicht weit weg.

Gegründet wurde der "Shuk ha-Pishpishim" bereits im 19. Jahrhundert, als zur Zeiten des Osmanischen Reiches christliche Pilger dort Kleidung und brauchbare Utilien für ihre Pilgerreise kauften. Auch zu Zeiten des britischen Mandates (1918-1948) blieb der Flohmarkt dort weiter bestehen, und diente sowohl den Briten, als auch Arabern als auch Juden zum Austausch von Ideen und vor allen Wohnungsgegenständen, wie Kaffee- und Teekocher, Plattenspieler, Kochtöpfe etc.

Daran hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert: Man findet dort beispielsweise "Sifulux", eine gasbetriebenes Glasskanne, die aus Leitungswasser Sprudelwasser macht. In den 70er Jahren war dieses "Sifulux" DAS Hochzeitsgeschenk schlechthin. Heute jedoch ist es nirgendwo zu finden - ausser natürlich im Shuk ha-Pishpishim...

Und genauso findet man noch perfekt funktionerende Kaffeemühlen des 19. Jahrhunderts, Kleidungsstücke von Firmen, die vor 50 Jahren pleite gemacht haben, aber auch moderne Pfannen und Kochtöpfe. Die Atmosphäre ist angenehm und anregend, die Sonne schenkt einem meist ein Lächeln ins Gesicht, und mit ein bißchen Geduld kann man sich dort ein wahres Schnäppchen ergattern.
                                           Alte Leika-Kamera. Auch die gibt es fast nirgendwo sonst.

Und nach einem Spaziergang durch den teils überdachten, teils in der Sonne liegenden Flohmarkt ist es, wie gesagt, nur kurz zu Fuß, bis man den besten Hummus des Landes genießen kann (Ali Karawan) oder einem bei "Dr. Shakshuka" das Wasser im Mund zusammenläuft.

Aber dazu - ein anderes Mal.
                                                                überdachter Teil

Bilder und Text: Rosebud

Dienstag, 11. März 2025

Frühliches Purimfest!

 

Ab Donnerstag Abend ist Purim (in Jerusalem auch am Sonntag).



Hintergrund


Das Purimfest (von hebräisch Pur = Los) wird am 14. Adar des Jüdischen Kalenders,. Purim ist ein Fest, das an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert. Haman, der höchste Regierungsbeamte des persischen Königs, hatte damals vor, die gesamten Juden im Perserreich an einem Tag zu ermorden. Königin Ester führt jedoch durch Fasten und Gebet die Rettung herbei.

In der Synagoge wird aus diesem Anlass gefeiert, wobei es meist nicht übermäßig ernst zugeht; der ganze Ablauf zielt auf Freude. Dabei wird auch die Festrolle des Buches Ester vorgelesen.
 Vorlesen der Esther-Rolle

Traditionen

Immer wenn der Name Haman fällt, wirdvon den Anwesenden Tuten, Rasseln und Ratschen so viel Lärm wie möglich gemacht. Dies beruht auf dem religiösen Befehl den Namen Amaleks, Hamans Vorfahr, zu löschen, nachdem Amalek Israel auf dem Weg zum Gelobten Land behindert hat. Sein Name wurde damit zum Symbol der Judenfeindschaft.
Weitere Traditionen sind die Verkleidung, Almosen geben sowie so viel Alkohol zu trinken bis "Adladya", d.h. bis man nicht mehr unterscheiden kann zwischen den Guten und den Bösen der Geschichte. 
In religiösen Gegenden gibt es zudem einen "Purim-Tisch", wo der chassidische Rabbi mit seinem Gefolge singt und tanzt - es geht rund!

Wie das ganze dieses Jahr ausschaute? Das wird man bald auf unserer Facebook-Seite sehen.

Bilder und Text: Rosebud

Montag, 10. März 2025

Cinematheque Jerusalem wird 50! Rosenduft gratuliert

 

                                         Jerusalemer Cinematheque - im Hintergrund: Altstadt


Jubiläum

Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Die Cinematheque in Jerusalem feiert Jubiläum - 50 Jahre!

Aus der ganzen Welt kommt alles, was Rang und Namen hat, nach Jerusalem, um am jährlichen Film-Festival teilzunehmen. (Dort traf auch Quentin Tarantino seine heutige Frau und Mutter seiner Kinder) Sogar die versnobbten Tel Aviver, für die das beste an Jerusalem normalerweise die Autobahnabfahrt nach Tel Aviv ist, pilgern nach Jerusalem.

Aber es ist nicht nur das Filmfestival: So gibt es dort täglich Filme, die man sonst nirgendwo sieht, ein Filmarchiv, etliche Kurse zu verschiedenen Themen rund um das Kino, und auch live-Übertragungen von Konzerten, Opern und Balletten aus den renommiertesten Nationaltheatern der Welt (z.B. Royal Opera House in London und The Met in New York.

                                      Live-Übertragung aus dem Royal Opera House, London

Anfang


All dies fing ganz bescheiden an: 1973 trat der brasilianische Geschäftsmann George Ostrovsky, der davon träumte, eine Cinemathek in Israel zu gründen, an die van Leers heran - ein Ehepaar, das einen kleinen Film-Club in ihrer Wohnung in Haifa betrieb, mit Leinwand und Projektor - und überredete sie und Teddy Kollek, dem Bürgermeister Jerusalems, seinen Traum zu teilen. 

Ostrovsky spendete die notwendigen Mittel, um das Jerusalem Film Center (bestehend aus den Israel Film Archives und der Jerusalem Cinematheque) im Hinnomtal unterhalb der Mauern der Altstadt zu bauen. Teddy Kollek und die Jerusalem Foundation mobilisierten weitere Mittel von Freunden in Hollywood und der ganzen Welt.

Damals - wir schreiben das Jahr 1975 - war das alles kontrovers: so wendeten sich religiöse Gruppen an Lia van Leer, und baten sie, da das Hinnomtal das "Höllental" sei, bitte Drehtüren am Eingang der Cinemathek zu installieren, damit die bösen Geister hinein - und wieder hinaus gehen können.

Lia van Leer sel. And.

Lia verstarb leider. Ihr Tod liegt nun zehn Jahre zurück und sie wird in der Jerusalem Cinematheque mit dem Lia Fest geehrt, dem jährlichen Frauenfilmfestival, das zeitgleich mit dem Women’s History Month stattfindet und dieses Jahr vom 8. bis 29. März stattfindet. 


Auf die nächsten 50 Jahre, Cinemathek!

Text: Rosebud
Bilder: Public Domain, Cinematheque


                                      

Sonntag, 2. März 2025

Schoko-Döner, made in Israel

 

 
                                            Was es nicht alles gibt: Schoko-Döner

Israel war schon immer ein Pionierstaat, eine Start-Up-Nation, noch lange bevor das Internet erfunden wurde: Geringe finanzielle Mittel, eine grosse Wüste und fast gar keine Rohstoffe (von Salz, und bald auch Erdgas, mal abgesehen) zwang den Staat, auch ob der vielen Einwandererwellen, zu improvisieren.

Ein Bonus der vielen Einwandererwellen war natürlich, dass sie aus den unterschiedlichen Ländern, von denen sie herkamen, jeweils unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Traditionen brachten - und so lacht man hier noch heute über die Witze, die die Unterschiede zwischen Polen, Marokanern, Jemeniten, Jecken (deutschsprachigen Juden) etc. in etwas übertriebener Weise zeigen.

Auch, und vielleicht gerade - dafka! - in der kulinarischen Kultur zeigen sich viele dieser Unterschiede - und man macht aus der Not eine Tugend: So wird im Döner (der hier "Shwarma" heisst) aufgrund der Koscher-Gesetze, die das Mischen von Fleisch und Milch verbieten, auf die Joghurt-Sausse verzichtet. Stattdessen gibt es Techina (Sesampaste), die ähnliche Konsistenz hat, aber nicht minder lecker schmeckt. Auch eines der bekanntesten jüdischen Gerichte, das Chamin, auch Tscholent genannt (von franz. chaud-lent, also heiss-langsam) entstand aus dem Verbot, am Shabbat zu kochen - und wird daher bereits am Freitag aufgesetzt und kocht langsam über Nacht.

Und jetzt hat das kulinarische Improvisieren einen neuen Höhepunkt erreicht: Schoko-Döner! Statt heissem Lammfleisch brutzelt am Spiess heisse Schokolade unterschiedlicher Arten (dunkle, Milchschokolade, weisse) zusammen mit Halva zu einer Fontäne der Sinne, einem Fondue der ganz anderen Art...

Serviert wird das dann in einer Art Lafa (Fladenbrot), oder aber - ums traditionell-europäisch zu halten, in einem Crepe Suisse. Und ausschauen tut das so:




Na denn: Bete Avon! (Guten Appetit)

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

PS Ein Video der Zubereitung gibt es auf der Facebook-Seite

Sonntag, 23. Februar 2025

"Eis am Stiel": Israelisch und universal


                                                Die Jungs von "Eis am Stiel"

Wer in den 80er Jahren aufgewachsen ist, erinnert sich bestimmt noch an die "Eis am Stiel"-Filme, wo drei pubertierende Jungs ihre erste Erfahrungen - vor allem, aber nicht nur - mit dem anderen Geschlecht machen. (Die jüngere Generation kennt einen der Schauspieler, Zachy Noy, wohl eher aus diversen Reality-Sendungen wie das Supertalent oder Promi Big Brother)

Was viele nicht wissen, ist der Hintergrund der Filme: Es geht nämlich nicht nur um drei Jungs, sondern auch um Israel: So heissen die Helden nämlich im Original nicht, wie in Deutschland synchronisiert, Johnny, Benny und Momo, sondern Jehuda-le, Benzi (kurz für Ben-Zion) und Momo. Auch ist der Titel in Israel "Eskimo Limon", also eine sehr spezielle Eis-am-Stiel-Sorte, die die israelische Firma "Strauss" vermarktete. Der wirklich existierende Eis-Stand ("Glida Montana") spielt auch eine wichtige Rolle im Film, ebenso wie der Strand Tel Avivs und der "HaYarkon"-Park...
(Eisblöcke kommen übrigens auch vor - sie waren in der Zeit vor den Kühlschränken in Israel die einzige Möglichkeit, Essen frisch zu halten)

Und das ist nicht das Einzige, was verloren ging: Im Film geht es um den Generationenkonflikt im jungen Staat Israel - so sprechen die Jungs (und ihre Generation, die bereits in Israel geboren sind) alle akzentfrei Hebräisch, während die Eltern mit dem Akzent des jeweiligen Ursprungsland sprechen, von dem sie kamen. Auch wird der Kampf der verschiedenen Jugendbewegungen, der in den 1950er, 60er und 70er Jahren eine große Rolle spielt, thematisiert (die drei Jungs gehören zu den "Salontänzern", die von den eher sozialistischen Jugendbewegungen, vor allem der Kibbutzbewegung, als "Burgeoisie" verpönt wird), ebenso wie die israelische Armee (in einen der Fortsetzungsfilme werden die drei eingezogen, und erleben auch auf der Armeebasis einiges)

Jedoch haben die Filme auch universelle Themen, wie das "Coming of Age", die erste Erfahrung mit dem anderen Geschlecht, das Schulleben, die Freizeit - und, vielleicht eines der wichtigsten, die Freundschaft überhaupt. Untermalt wurden die Filme mit den größten Schlager der 1960er Jahre, die weltweit auf den Schallplattenspielern und in den Radios zu hören waren...

Bild: Public Domain
Text: Rosebud


Mehr zu Eis am Stiel - auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 16. Februar 2025

Ramat HaSchofet - wunderschönes Kibbutz im Norden Israels

 





Im Yezriel-Tal, im Norden Israels, liegt Kibbutz Ramat Hashofet. "Ramat Hashofet" übersetzt sich als "Hügel des Richters". Da kommen natürlich Assoziationen an die biblischen Richter auf, an Samson u.a. Jedoch ist das von osteuropäischen Juden 1941 gegründete Kibbutz nach einem modernen Richter benannt, sondern nach Juliam William Mack, einem amerikanisch-jüdischen Richter und zionistischen Aktivisten. (In Gehdistanz gibt es ein weiteres Kibbutz, "Ain Hashofet" - Quelle des Richters - das nach einem weiteren amerikanischen Richter benannt ist: Louis D. Brandeis, dem ersten jüdischen Supreme Court-Richter)

Das Kibbutz liegt beim Ephraim-Hügel, benannt nach dem Stamm Ephraims (Buch Josuas 17:15, 19:50, 20:7). In der Gegend liegt der Prophet Joshua begraben. Gelebt hat hier auch die einzige Prophetin des Judentums, Deborah. Die Region heisst "Megiddo", benannt nach dem "Har Meggido" (Hügel Meggidos), auch eingedeutscht "Armaggedon" genannt: Ja, es stimmt! Nicht weit vom Kibbutz Ramat Hashofet findet nach der biblischen Überlieferung der Endkampf zwischen Gut und Böse statt.

Wie oben zu sehen ist, ist die Gegend sehr grün und fruchtbar. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Ramat Hashofet traditionell von Landwirtschaft lebte: Oliven, Avokados und Mandeln sind nur einige der Produkte, die hier angebaut werden. Zudem gibt es einen aktiven Kuh- und Hühnerstall, für Milch- und Eierproduktion. Dem Kibbutznikim (Kibbutzmitglieder) wird bei der landwirtschaftlichen Arbeit von Voluntären aus aller Herrer Länder geholfen.
                                          Voluntäre und Kibbutznikim toben sich aus.

So wie im Rest des Landes - und der Welt - üblich, ging auch an Ramat Hashofet die Industrialisierung und Modernisierung nicht vorbei. Und so hat das Kibbutz neben der Landwirtschaft auch eine Holz- und eine Plastikfabrik. Die Plastikfabrik, "Polygal" genannt, stellt u.a. Plastikplanen für Gewächshäuser und für Solarenergie her. Und so dient selbst die Plastikfabrik letztendlich der Landwirtschaft und der Umwelt. Seit 1997 ist der deutsche Grosskonzern Bayer an "Polygal" beteiligt, und hat ihr ermöglicht, sich weltweit auszuweiten: Bis heute, dank der Hilfe von "Bayer", hat "Polygal" Zweigstellen in Chile, Russland und Amerika. Der Erfolg von "Polygal" wiederum ist zu Nutzen des Kibbutzes, das damit nicht die finanziellen Sorgen der meisten Kibbutzim in Israel hat, und sowohl die Landwirtschaft als auch ein Gästehaus, einen Swimmingpool und natürlich den traditionellen Speisesaal, wo alle Kibbutznikim - wie seit jeher - alle Mahlzeiten zusammen essen, aufrechterhalten kann.
                                            Eindrücke von Polygal

Zum Abschluss noch ein paar Bilder, die den wunderschönen Sonnenuntergang in Ramat Hashofet zeigen - und in echt ist er noch viel schöner!


Titelbild: Ramat Hashofet Website, bearbeitet von Rosebud
Alle anderen Bilder: Rosebud
Text: Rosebud

Donnerstag, 13. Februar 2025

Tu BiSchwat - das Neujahrsfest der Bäume

 

 

 

 

 



Heute ist es soweit - es wird TubiSchwat gefeiert, das Neujahrsfest der Bäume!

Das Fest hat seinen Ursprung Anfang bereits im ersten Jahrhunder der modernen Zeitrechnung: Das Haus Hillels, eines der renommiertesten jüdischen Denker aller Zeiten hat es als "Neujahrsfest der Bäume" festgelegt. Der Grund ist, dass damit das Ende der Regenszeit und der Beginn der Einpflanzzeit in der Landwirtschaft eingeleitet wird.
TubiSchwat heisst "15. des Monats Schwat", und da Schwat, wie alle Monate des jüdischen Jahres, ein Mondmonat ist, ist am Vorabend (also heute nacht), Vollmond. Nachdem der Vollmond die Nacht erleuchtet hat, geht die Sonne vor wahrhaft blühenden Landschaften aus, insbesonders jetzt, nach dem starken Regenfall in Israel letzter Woche.

Es gibt dann einige Bräuche, die meist landwirtschaftlichen Ursprungs haben: So pflanzt man Bäume und Pflanzen (nach einiger Tradition 15, da es ja der 15. des Monats ist), isst Fruchtsalat und Obst, und vor allem isst man eine Frucht, die man das ganze jüdische Jahr noch nicht gegessen hat. Darauf gibt es dann einen ganz besonderen Segensspruch.

Eine weitere Tradition ist es, einen "Frucht-Sederabend" zu haben, wo die Familie - dem Pessachfest anlehnend - am Tisch sitzt, und in gemütlicher Runde Früchte und Gemüse der Saison einnimmt.

Na denn: Fröhliches Neujahrsfest der Bäume!

Bild und Text: Rosebud

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Sonntag, 2. Februar 2025

Coca-Cola-Fabrik in Israel

 

 

                                           Coca Cola Fabrik, Bnei Brak, Israel

Denkt man an Bnei Brak, der ultra-orthodoxen Stadt bei Tel Aviv, dann denkt man an religiöse Männer mit schwarzen Hüten, an Frauen in langen Kleidern und einer Schar von Kindern, bei denen die Schäfenlöckchen im Wind wehen...

Man denkt aber nicht an einer der erfolgreichsten Industrieanlagen der Softdrink-Welt: Coca-Cola. Zu Unrecht.

Die Coca-Cola-Fabrik in Bnei Brak wurde 1949 aufgemacht, was sie zu einer der ältesten ihrer Art macht, die immer noch in Betrieb ist. Das war ein Jahr nach der Staatsgründung Israels. Seit damals hat sich die politische und kulturelle Situation des Landes auch auf die Fabrik ausgeweitet: So schaffte die Fabrik, den arabischen Boykott auf in Israel hergestellte Güter der 60er und 70er Jahre zu überstehen. Auch 1973, dem Jahr des Yom-Kippur-Krieges, war die Fabrik aktiv, und arbeitete trotz dem Einzugs der meisten Mitarbeiter in die Armee - nicht nur das, sie stellten zum ersten Mal Literflaschen her, die auch an die Front geschickt wurden. Während der ersten Intifada (1987-1993), als in Ramallah eine Konkurrenzfabrik eröffnet wurde, konnte die Bnei-Brak-Fabrik mit einem Trick den Weltmarkt wieder erobern: Sie stellten zu Pessach eine spezielle "koscher für Pessach"- Linie her, die von jüdischen Gemeinden überall auf der Welt wie heiße Semmeln, ähm natürlich Matzen, konsumiert wurden. Ab 1991, in dem Jahr, als Scud-Raketen aus Irak auf Israel herunterkamen, steht Coca-Cola unter der Koscher-Aufsicht und den Segen von Rav Landau...

Und heute: Die fast 3000 Mitarbeiter der Fabrik stellen mehr als 1,5 Millionen Produkte pro Tag her, was die Fabrik zu einer der 10 erfolgreichsten Coca-Cola-Fabriken weltweit macht. Natürlich hat auch der Trend des Recyclings vor der Fabrik nicht haltgemacht, und die Herstellung erfüllt alle Bedingungen des Umwelt- und Gesundheitsministeriums sowie weltweite Regulierungen.

Dann bleibt nur noch übrig, zum nächsten Supermarkt zu gehen. Oder noch besser: Nach Bnei-Brak zu fahren, und dort eine Tour durch die Fabrik machen - etwas, dass Groß und Klein immer entzückt!

Bild und Text: Rosebud

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Sonntag, 26. Januar 2025

Das Geheimnis von Oma Gamilla

 Gamila 


    


Es klingt fast zu schoen, um wahr zu sein: Eine Druzin aus Pek'in (im Norden Israels), die nie lessen und schreiben gelernt hat, macht nach alten, geheimen Familienrezept Seifen aus Olivenöl - und baut damit ein milliardenschweres Imperium auf, das von einer kleinen Fabrik in ihrem Dorf, wo fast nur Frauen arbeiten - der drei Weltreligionen, in friedlicher Harmonie - weltweit Produkte verkauft und sich vor Anfragen kaum noch retten kann, auch von Top-Models, Hollywood-Schauspieler und Popstars.

Aber sie IST wahr, diese Geschichte: Es ist die der heute 75 Jahre alten Gamila Hiar, die vor 45 Jahren auf dem Dach des Familienhauses Seifen kochte. Das Familienrezept war ihr bekannt, und sie wusste auch, dass Seifen nicht nur zum Waschen sind, sondern sich auch als Naturheilmittel eignen - von Fusspilz bis zu Akne - und dass sie, wenn sie ohne künstliche Zusätze sind, auch für Babies geeignet sind.

Gamilas Geheimnis

                                       Die Seifen von Gamila Secret: ein modernes Märchen

Und so produzierte sie Seife, die sie anfangs kostenlos an das Dorf verteilte. Der Wendepunkt kam, als ihr Sohn Fuad in die israelische Armee eingezogen wurde - und seinen Kameraden von der renommierten Golani-Einheit Seife mitbrachte.

Und so sprach sich das Geheimnis herum, und bald standen nicht nur Soldaten, sondern das ganze Land Schlange, um die Seifen von "Oma Gamila" (so heisst die Marke in Israel, hebr. Safta Gamila) zu kaufen. Bald wollte auch der deutsch-israelische Entrepreneur Stef Wertheimer das "Geheimnis von Gamila" (so heisst die Marke weltweit "Gamila secret") wissen - aber es blieb und bleibt ein Familiengeheimnis.

Ein Traum wird wahr


Und heute schwören Kunden in ca. 30 Ländern auf Gamila und ihren Seifen. Der Umsatz ist 7 Milliarden Dollar weltweit, und neben der Fabrik in Israel, wo - wie gesagt - fast ausschliesslich Frauen arbeiten, ist die Rede von einer weiteren Fabrik in Holland. Oma Gamila ist immer noch topfit und leitet das Geschäft mit eiserner Hand, wobei ihr Sohn Fuad ihr mithilft. Und sie hat ihren Sinn für Humor behalten: So meinte sie, dass ihr Steuerberater immer noch so tue, als ob sie eine arme Druzenfrau sei, der man das 1+1 erklaeren muesse. "Aber ich lache auf dem Weg zur Bank", so Gamila.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

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Sonntag, 19. Januar 2025

Geheimtipp: Cafe Zarifa, Jerusalem

 



Versteckt in einer Nachbarschaft Jerusalems, weit weg von den "üblichen Verdächtigen" (Innenstadt, Emek Refaim-Gegend) ist das Café Zarifa, eine Oase, umgeben von Schulen, Privatwohnungen, kleinen Geschäften - und kein Café oder Restaurant weit und breit.

Die eigene Webseite beschreibt es so (eigene Übersetzung):

"ein magisches Café – ein Treffpunkt, an dem Welten, Menschen und Zeiten zusammenkommen. Dieser bezaubernde Ort birgt die Essenz der Vergangenheit in sich und bewahrt die einzigartige Atmosphäre des Viertels und den Geist, der die Gegend in den pulsierenden 1950er Jahren durchdrang.

Das Café selbst befindet sich in einem alten Steingebäude, das von der Zeit gezeichnet ist, aber voller Geschichten steckt. Vor langer Zeit diente es als Treffpunkt für Oma Zarifa und Opa Salach, die fleißig Eis verkauften, um den Durst der Einheimischen zu löschen. Dieselben Wände zeugen heute vom Zusammentreffen alter Bewohner, Neuankömmlingen in der Gegend und gelegentlichen Besuchern, die über dieses verborgene Juwel stolpern."




So sieht es von draussen aus - drinnen sitzt man überdacht, aber eigentlich in einem kleinen Garten, wo einem ausgezeichneter Kaffee und köstliche Speisen serviert werden. Natürlich gibt es auch viele - natürlich selbstgemachte Backwaren, sowohl Brot, Challah und Kade (eine orientalische Spezialität) als auch Kuchen und Torten.



Kurzum: Wen es nach Jerusalem verschlägt, dem ist Café Zarifa SEHR zu empfehlen!

Text: Rosebud

Bilder: Public Domain

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Sonntag, 12. Januar 2025

Fröhlicher, internationaler Marzipan-Tag von MARZIPAN, Jerusalem


MARZIPAN - die beste Bäckerei Jerusalems (und vielleicht der Welt)

Nach einem Rundgang durch den Machaneh-Jehudah Schuk in Jerusalem, lohnt es sich, zur „Marzipan“-Bäckerei zu gehen, die die besten „Rogelach“ (Mini-Schoko-Croissants) der Stadt Welt sowie viele andere, meist europäische Backwaren hat, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. 

Marzipan befindet sich auf der Agrippas-Straße, die man vom Schuk aus zu Fuß erreichen kann. Natürlich ist Marzipan eine der Hauptzutaten, aber es gibt auch vieles, vieles mehr!

Insbesonders deren Rogelach sind so köstlich, dass mich kürzlich ein Freund von mir aus der Schweiz bat, ihm ein paar per Post nach Zürich zu schicken, wenn ich in Jerusalem bin (was ich auch getan habe).

jerusalem_rogelach

Marzipan - salzig

A propos Backwaren: Da darf natürlich Borekas (kommt vom türkischen Börek) nicht fehlen, eine Teigware, bei der einem nach dem ersten Biss der Dampf der Füllung in die Nase steigt und zum nächsten Biss verführt: Füllungen gibt es viele (Spinat, Kartoffeln, Käse, Pilze), ebenso wie Stände, wo man Borekas bekommt. Aufgrund der Koscher-Gesetze sind Fleisch-Borekas jedoch eher selten.
Borekasjerusalem_boreqas

  Zum Verdauen: Abwarten und Teetrinken

 Zum Schluss sollte man sich einen Tee bestellen, und zwar „mitNana“ (mit den Blüten der Nana, einer Pfefferminzsorte). Der ist ein Genuss für Geruchs- und Geschmackssinn und hilft auch, das viele Süße zu verdauen.
BeTe’avon! (Guten Appetit)
jerusalem-nana
Bilder und Text: Rosebud
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Dienstag, 7. Januar 2025

Schmulik Cohen - das älteste Restaurant Israels

 

 Es war einmal...


...es war einmal ein Arbeiterrestaurant namens Schmulik Cohen: 1936 wurde es vom Ehepaar Shmulik und Rivka Cohen, Einwanderer aus Polen, in Tel Aviv eroffnet. Die Zeiten waren hart, Israel war noch britisches Mandatsgebiet und Emigranten aus Osteuropa trafen sich im "Shmulik Cohen's", um das Essen ihrer Ex-Heimat zu essen und der Nostalgie zu walten.

Aber nicht nur sie erfreuten sich an der traditionell jüdisch-osteuropäischer Küche, die u.a. aus Hühner- und Kreblach-Suppe, Gefilter Fisch, Gulasch und Tscholent bestand, einem typischen Schabbatmahl, bei der Fleisch, Kartoffeln und Bohnen 24 Stunden lang langsam am Herd gewährmt werden: Viele der Stammgäste waren auch jüdische Untergrundkämpfer des Etzels und der Lechi, zwei Gruppen, die sowohl gegen die Briten als auch gegen arabische Milizien kämpften.

Und dann gab es auch die Nachbarn, die ebenso wie das Ehepaar Cohen in der Umgebung der Herzl-Strasse 36 lebten, an der Grenze zu Jaffo. Die Cohens, ebenso wie viele der Nachbarn, waren traditionelle Juden, und das Restaurant dementsprechend koscher.

 Und heute, fast 80 Jahre später? Tja, wenn man zur Herzl-Strasse 36 geht, dann wird man wohl...


 
...wenn Sie dachten, dass jetzt kommt: "nichts mehr finden" - PUSTEKUCHEN!

Das "Shmulik Cohen" steht noch da in seiner ganzen Pracht und Tracht, am selben Ort wie seit 1936 - und, man glaubt es kaum, aber wahr: Es ist immer noch ein Familienrestaurant. Heute wird es von Tomer Rozin geleitet, dem Urenkel von Rivka und Shmulik Cohen. Bis vor kurzem stand seine Mutter Zippi noch in der Küche, ihr Mann leitete das Geschäftliche und Tomers Frau war die Kellnerin.

In den Jahrzehnten gab es unterschiedlichste Klientel: So zog die Bar in den 60er und 70er Jahren Feinschmecker edelster Spirtuosen an. In den 80er Jahren waren hier oft Politiker zu sehen, u.a. Staatspräsident Ezer Weizman und Premierminister Yitzhak Rabin, der dem Restaurant ein signiertes Foto hinterliess. Und nachdem das Restaurant in den 90er Jahren von "koscher" auf "glatt-koscher" einen Upgrade machte, sah und sieht man hier mindestens einmal die Woche das Who-is-Who der Rabbiner Bnei Braks und Jerusalems, die neben den Tel Aviver Hipsters sitzen und gemeinsam mit ihnen guten Wein und guten Speisen Seele und Leib verwohnen.

 Aufgetischt werden immer noch die wunderbarsten Gerichte der osteuropäisch-jüdischen Küche - hier ein kleiner Ausschnitt:

                                              Grievelach

                                                gehackte Leber

                                          und natürlich der ultimative Klassiker: Gefilte Fisch

Na denn: Auf die nächsten 78 Jahre! See you at Shmulik Cohen's...

Bilder und Text: Rosebud