Rot auf beiden Seiten: Teddy-Stadium, Jerusalem
Kürzlich konnte man in Jerusalem ein wohl weltweit einzigartiges Phänomen beobachten: Auf beiden Tribünen des Teddy-Fussballstadiums sah man Fans, die in rot eingehüllt waren, deren Mannschaft "HaPoel Jerusalem" hieß und die die gleichen Slogans riefen - sich aber gegenseitig angifteten.
Hapoel Jerusalem gegen - Hapoel Jerusalem
Auf dem weissen Plakat steht: Katamon = Beitar
Was war passiert?
Vor 6 Jahren, als es nur zwei Teams in Jerusalem gab (Erstliga-Beitar und Zweitliga-HaPoel), gab es Unmut der Fans von Hapoel wegen des Managements. Und so setzten sich einige der Fans zusammen, und hatten eine radikale Idee, etwas, was es in Israel noch nie gab: Sie entschlossen sich, das Team zu kaufen, und von nun an in einem Kooperativ Besitzer von HaPoel zu werden.
Gesagt, getan. Teil der Spieler gingen begeistert zum neuen "HaPoel" herüber, allen voran der jetzige Kapitän, Shai Ahron. Andere Spieler jedoch wollten lieber bei einem Team mit einer traditionellen Struktur bleiben. Und so fügten die Neuen dem Team das Wort "Katamon" hinzu - das ist die Nachbarschaft Jerusalems, wo früher das Stadium stand, eine Arbeitergegend, von der auch viele der Fans kommen.
"HaPoel Jerusalem Katamon" entwickelte sich stetig weiter, die Fanbasis - oder sollte man sagen "Besitzerbasis" - vergrößerte sich, wohl auch aufgrund der Tatsache, dass es ein Team ist, dessen Spieler aus der gleichen Gegend wie die Fans kommen, und das heisst auch Vielseitigkeit: Es gibt arabische Spieler, russische Spieler, sephardische und ashkenazische. Und da das Team nicht am Shabbat spielt, zog und zieht es auch viele religiöse Fans an.
Aber auch fussballerisch tat sich einiges:
HaPoel Katamon kam, sah - und siegte, und das durchgehend: Sie sind bereits schon zweimal in die höhere Liga gekommen, und bereits in der zweiten Liga...
Letzten Freitag vormittag jedoch kam es - zum ersten Mal seit der Gründung des zweiten HaPoel Jerusalems - zu der Begegnung des Mutterteams mit dem Tochterteam. Es war ein Anblick sondergleichen - die Fans des alteingesessenen Teams riefen "Betrüger" und verglichen HaPoel Katamon sogar mit Beitar. Die Neuen riefen "HaPoel gehört den Fans". Ein paar Fans auf beiden Seiten weinten bittere Tränen darüber, dass sie ihr eigenes Team ausbuhen mussten. Und manche forderten sogar eine möglichst schnelle Wiedervereinigung...
Und natürlich riefen beide die gleichen Slogans und sangen die selben Lieder.
Wie es ausgegangen ist: Es war ein wahres Drama auf dem Platz - nach der Führung von Katamon in der 46. Minute glich HaPoel schnell aus. Dann aber, in der Nachspielzeit, gab es ein überaschendes, alles-entscheidendes Tor...
Und alle riefen: Jalla HaPoel!
Wer das Tor geschossen hat, und weitere Bilder vom Spiel gibt es auf der Facebook-Seite
Bilder und Text: Rosebud
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