Sonntag, 14. September 2025

Auf was warten wir? Auf Waiting, das Lied für alle Wartenden

 

 

                                                  Vom Video-Clip zu Naama Chetrits "Waiting"


Nichts kann diese Zeit besser zusammenfassung als das Wort "Waiting":

- wir warten, dass der Sommer und diese schreckliche Hitzewelle endlich vorbei sind

- wir warten auf Wahlergebnisse und politische Umstürze

-wir warten, dass sich die politische und wirtschaftliche Situation stabilisiert

- wir warten, dass die Kriege - in der Ukraine, in Israel, weltweit - endlich vorbei sind

- wir warten, dass es wieder so wird, wie es war, oder zumindest - nicht noch schlimmer wird, als es ist

KURZUM: WAITING

Bis das Warten vorbei ist, träumen wir mit offenen Augen



stellen alles auf den Kopf


und hoffen, dass wir mit einem Lächeln aufgeweckt werden




Bilder: Youtube

Text: Rosebud

Links zum Lied und zu Naama Chetrit gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 7. September 2025

Bracha - eine Haifa Institution

 

 
                                                    Bracha Shmueli. Seit 1970 Sandwiche

Bracha - die Sandwiche

Versteckt in einer kleinen Seitenstrasse (Shabtei Levy 12) in der Talpyot-Nachbarschaft in Haifa ist "Bracha's", die wohl beste Sandwich-Imbissbude Israels. "Bracha" ist Bracha Shmueli, eine Israelin marokkanischer Herkunft, die seit 1970 (!) ihren Laden hat. Das Design hat sich seit damals nicht geändert - Tafeln mit Buchstaben der 70er Jahre, eine Kasse, die wahrscheinlich Ben-Gurion noch gesehen hat, und auch die Herdplatte, wo sowohl die Brote als auch die Belege derselben draufgehen, steht wohl schon seit der Eroffnung.

Alles andere ist aber frisch: Beste Fleisch- und Wurschtsorten, Blutrote Tomaten in Groesse von Melonen und glänzend grüne Salatblätter, die man auch als Bett benutzen koennte - so gross sind sie. Die Sossen macht Bracha seit 1970 immer selbst, und passt sie Wuenschen der Kunden an.

Bracha - die Frau und der Mythos


Während am Freitag im Hintergrund Kabbalat-Shabbat-Lieder laufen, unterhält sich Bracha auf Arabisch mit ihrer Kuechenhilfe, und mit ihren Kunden - sie hat ein phänomenales Gedachtnis, und erinnert sich an jeden Kunden - auch wenn er schon jahrelang nicht da war - und weiss, was er sich beim letzten Mal bestellt hat.

                                           Glueckliche Kunden
                                                     Brachas Kuechenhilfe

Bracha - Haifaer Institution


Wie gesagt, spezialisiert sich Bracha auf Wurstsandwiche, hat aber auch marokkanischen Fisch (scharf) und auch fuer vegane ist etwas dabei (aber nicht viel). Die Sandwiche sind eine unvergleichbare Mischung aus knusprigem Brot und Fuellung, die einem schon beim Anblick das Wasser im Mund zerfliessen lässt. Und so schmeckt es auch...

Der beste Zeitpunkt fuer einen Besuch ist Freitag - da ist die Atmosphäre am Besten, auch wenn man sich ob der vielen Kunden zusammenquetschen muss. Allerdings sollte man vor 14 Uhr kommen - zwar hat Bracha keinen Koscherstempel, aber am Freitagnachmittag und Shabbat hat sie geschlossen (da kocht sie wohl fuer die eigene Familie)


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Bilder und Text: Rosebud

Dienstag, 2. September 2025

Ein Muss: Azura in Jerusalem

 

 

                                                              Azurah in Jerusalem: seit 1952


Nicht weit vom Machaneh Jehuda Markt in Jerusalem ist eine wahre kulnarische Sensation, und das seit 1952: Azura heisst der Laden, der nicht größer als eine kleine Wohnung ist - und vor allem am Freitag ist die Schlange länger als das Restaurant selbst.

Die Anfänge

Als das Azura 1952 auf dem Mahane-Jehuda-Markt in Jerusalem eröffnete, war es eine Art kleine Nische, die fleischlose Gerichte anbot. Seitdem hat das Restaurant starkes Fernweh und wechselte mehrmals den Standort, bevor es wieder zum Schuk zurückkehrte.

Die Gerichte werden alle vor Ort gemacht, und bestehen aus verschiedenen Hummus-Varianten, Suppen, und Gerichte der orientalischen Küche (sowohl vegetarisch als auch mit Fleisch)


Was ist Azura?

Den Namen hat das Restaurant von einem wunderschönen Gericht namens Azura: dabei handelt es sich um eine mit Fleisch (oder Fleischersatz) und Pinienkernen gefüllte Aubergine, die mit einer Gewürzmischung verfeinert wird, wo sowohl pikantisch als auch süßes dabei ist - und vor allem ZIMT!

So sieht es aus:


                                               Azura (das Gericht)

Azura - heute

 Azuras großer Durchbruch kam Anfang der 2000er Jahre, als Jerusalems größter lokaler Markt zu einer kulinarischen Attraktion wurde. Oh, wie die Warteschlangen seitdem länger geworden sind! Politiker, Schauspieler und häufige Opfer der Paparazzi kommen jetzt ins Azura, um sich in Kibbeh, Rote Bete, Salzkartoffeln, Hummus, Kebabs, Reis und Bohnen zu verlieben – alles nach traditioneller Art zubereitet. 

Die Schlangen sind immer lang, aber der Service ist immer gut. 

Außerdem ist es die Art von unkompliziertem Ort, an dem man schlingt und wieder geht. 

Fazit

Obwohl das Erlebnis relativ kurz ist, ist jeder Bissen ein Genuss, ebenso wie der freundliche Service und die ganz besondere Jerusalemer Atmosphäre.

Fotos: Public Domain
Text: Rosebud

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Sonntag, 31. August 2025

Slichot: Lithurgie zu Morgengrauen

 

 

 

                                            

             Slichot-Gebet

Ab letzter Woche befinden wir uns im jüdischen Monats Elul (der letzte Monat des jüdischen Jahres). Und da ist es Tradition, bei Morgengrauen die sogenannten Slichot-Gebete zu singen.

 Bei den Slichot-Gebeten handelt es sich um sogenannte "Piyutim" - das sind lithurgische Gedichte aus dem Mittelalter oder älter, die sich oft reimen, und manchmal in alphabetischer Reihenfolge geschrieben werden, und die später in Musik gesetzt werden. Sie heiligen den Namen des Ewigen und bitten gleichzeitig um Vergebung für das sündenvolle und unbescheidene Leben des letzten Jahres.

Bei den Sepharden werden die Slichot um 5 Uhr früh,also vor Sonnenaufgang und dem Morgengebet, gebetet, während bei den Ashkenazen es spät am Abend, meist nach Mitternacht gebetet werden. Und so sieht man in religiösen Gegenden wie z.B. Nachlaot in Jerusalem oft um 4:30 einen Mann mit einer Glocke durch die Nachbarschaft gehen, der mit Geklingel und "Slichot, Slichot" die Leute aufweckt.

Trotz des Ernst dieser Gebete und des damit verbundenen Insichgehens ist es aber eine wunderschöne Tradition, wo man die Möglichkeit hat, wunderschöne Melodien zu hören und zu singen, und oft wird süßer Tee und Süßigkeiten serviert, um die späten Nacht- oder frühen Morgenstunden zu versüßen.

In letzten Jahren ist es Tradition geworden, dass auch Nicht-Religiöse Slichot-Touren durch religöse Gegenden machen - das sind meist Nachttouren, wo man verschiedenen Nachbarschaften und Synagogen verschiedener Gemeinden sieht - und vor allem hört. Hier ein Beispiel für zwei Slichot-Piyutim, wunderschön vorgesungen von Lior Amendy.

Ein weiterer Trend ist es, dass bekannte israelische Sänger Slichot-Piyutim neu vertonen - hier Meir Banai sel. And., der "El Nora Alila" (wie schlimm sind unsere Taten) singt, dessen zweite Zeile heisst "himza lanu mechila be-shaat ha-Neila" (vergebe uns, wenn sich die Pforten schließen), wobei die Pforten des Himmels gemeint sind, die sich beim Schlussgebet von Jom Kippur, dass auch so heisst -Neila - schließen.

Wir wünschen allen Lesern ein Shana Tova u-Metuka (ein gutes und süßes Neues Jahr), und dass der Adon HaSlichot, der Vater der Slichot, die Gebete erhöhern möge.

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

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Sonntag, 24. August 2025

Andromeda - von griechischen Mythos zu israelischer Luxuswohngegend

 


                                                         Andromeda im Mythos 

„François Lemoyne - Perseus and Andromeda - WGA12656“ von François Lemoyne - Web Gallery of Art:   Image  Info about artwork. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran%C3%A7ois_Lemoyne_-_Perseus_and_Andromeda_-_WGA12656.jpg#/media/File:Fran%C3%A7ois_Lemoyne_-_Perseus_and_Andromeda_-_WGA12656.jpg

...und in seiner modernen Form, als Luxuswohngegend in Jaffa:






Griechische Mythologie:

 
Um die Arroganz ihrer Mutter zu strafen, die die Tochter, Andromeda, für schöner als die Nereiden hält, schickt Poseidon ein Seeungeheuer und eine Flut. Um das Land von dieser Plage zu befreien, wird Andromeda nach dem Spruch eines Orakels an einen Felsen am Meer geschmiedet, um dem Ungeheuer geopftert zu werden. Perseus befreit Andromeda und heiratet sie - sie gebiert ihm viele Kinder, u.a. Perses, der Stammvater der Perserkönige. Auch ist sie eine Vorfahrin von Herkules...

Israelische Realität


Beim Hafen von Jaffa wird Andromeda, die Luxuswohngegend, nach dem Spruch eines Orakels (von Inmobilienentwickler) an einen Felsen am Meer geschmiedet.
                                           Aussicht aus eine der Wohnungen

Die Miet- und Kaufpreise sind horrend, die Architektur und Lage erinnert an Toskana - und sowohl die Nähe zum Meer, als auch der Cocktail beim Swimming-Pool der Anlage lassen die Herzen höher schlagen

                                            Swimming-Pool der Anlage

Auch die Mütter und Väter des modernen Andromedas halten sie schöner als die Nereiden - und die Kritiker der Anlage - die, die "Old Yafo" nostalgisch und altbacken lassen wollen - finden, dass es die Anlage selbst ist, die das Monster ist.

Und während die Bewohner sich im Paradies fühlen, warten die Nachbarn auf Perseus, der sie rettet.

Bilder und Text: Rosebud
Nachbildung des Andromeda-Gemälde: Public Domain (Fotokredit unter Foto)

Dienstag, 19. August 2025

Halpers Buchladen in Tel Aviv

 

 





Ein eher unscheinbares Schild (siehe oben) zeigt den Eingang zu einer Welt, der Buchfreunde ganz Israels entzückt: Es ist dies der Eingang zu Halpers Books, der sich im Süden Tel Avivs, auf Allenby 37 befindet. Dort finden sich Bücher auf Englisch, Russisch, natürlich auch Hebräisch, aber auch Französisch und Deutsch, vor allem Literatur, aber auch Bücher zu sämtlichen nur erdenkbaren Themen...


Bereits im Hof stapeln sich die Bücher reihenweise (siehe oben) - und das ist nur ein Vorgeschmack auf der Riesenauswahl, die kommt.

Angefangen hat alles 1991, kurz vor dem Golfkrieg, als der neu verheiratete und neu in Israel eingewanderte amerikanische Bibliophil Yofel Halpern sich entschloss, sein Glück in Israel mit dem zu machen, was er am liebsten hatte: Bücher! Natürlich passt das gut zum Volk, zu dem er gehört - dem Volk des Buches...

Seit dem hat er zig Geschichten erlebt, die selbst Bücher füllen konnte: Beispielsweise den Besitz eines von Sigmund Freud persönlich gewidmeten Buches (nicht an Halpern, aber trotzdem), eine Bestellung vom Buckingham Palace - sie wollten für ihre Bücherei eine Biographie von König Christian von Dänemark - und einen Obdachlosen, der nach Übernachtung in Allenby die Tage im Buchladen verbrachte. Als der Obdachlose starb, und sich keine Verwandten fanden, richtete Halpern die Beerdigung aus...

Aber die wahren Geschichten erzählen natürlich die ca. 50.000 Bücher (grobe Rechnung), die von Boden bis Decke 4 Zimmer füllen. (siehe oben) Dazu gehörte ein Brief Albert Einsteins an den jüdischen Untergrund während des Britischen Mandats (Halpern verkaufte ihn an Sothebys), seltene Pessach-Haggadas (ein ehemaliger Präsident Israels war Sammler), die Nachlässe des legendären Verteidigungsministers Moshe Dayans, des ehemaligen Präsidenten Ezer Weizmanns und des kürzlich verstorbenen Schauspieler und Regisseur Assi Dayans.

Die Kundschaft ist ein farbenfrohes Gemisch aus typischen Tel Avivis, Anglos und anderen Einwanderer, Fremdarbeiter aus den Philippinen, Arbeiter verschiedener Botschaften (vor allem der amerikanischen, aber auch anderer) und - aufgrund des guten Judaica-Bestands - auch viele Haredim.

Und (fast) jeder findet das Buch seiner Träume bei Halperns, einer Tel Aviver Institution.

Bilder und Text: Rosebud

Donnerstag, 14. August 2025

Genialer Sandwich-Laden in Netanja, und Ohrwurm dazu zum Mitsingen

 

                                                 Lehem Havita - der Hit (Screenshot: Youtube)


In Netanja gibt es einen Sandwich-Shop, den es erst seit kurzem gibt, der aber bereits Kultstatus hat: "Lechem Hawita" heisst er, also "Brot und Omelette". Hier die Instagram-Seite.

Alles fing mit Corona an - Vicky Ezra, ein erfolgreicher Inmobilienmakler in Netanja, erwischte es im März 2020 sehr - es war die erste Welle von Covid, weder Impfung noch harmlosere Varienten waren in Sicht.

Vicky wusste nicht, ob er es überleben würde, und war während der monatelang andauernden Heilung von Albträumen geplagt. Als er wieder auf beiden Beinen stand, wollte und konnte er nicht mehr Wohnungen verkaufen, sondern suchte ein neues Standbein - Lechem Hawita war geboren...

Bald zeigte sich, wie talentiert Ezra beim Sandwich-Machen ist, und wieviel Liebe er investiert - und die Schlange wurde immer grösser...

Als kleiner Werbegag, und als Hommage zu der sehr musikalischen Ezra-Familie schrieb - und sang der Sänger Avi Levy das Lied Lechem Hawita beNetanja (inspiriert in der Melodie vom griechischen Lied "To Diamerisma,” von Vasilis Karras). So klingt das:



Das Lied war mindestens genauso grosser Erfolg wie der Sandwich-Shop - und hat bereits Millionen von Fans und eine halbe Million "Likes".

Kurzum: wen es nach Netanja verschlagt, der muss zu Lechem Hawita gehen! Und bis dahin das Lied hören und mitsingen und -tanzen!

Mehr zu Lechem Hawita gibt es auf unserer Facebook-Seite