Montag, 23. Juni 2025

Sarona - Von Templerkolonie zu Tel Aviver Boutiquemarkt

 

                                               Sarona, heute...

 

...und einst




Sarona ist eine ehemalige Templerkolonie, die sich heute im Zentrum Tel Avivs, nicht weit vom Azrieli-Shoppingzentrum. Als Kolonie der deutschen Templer-Sekte (selbsterklärte Nachfolger der Kreuzritter) war Sarona eines der ersten modernen Landwirtschaftssiedlungen im damalig osmanischen Palästina: 1871 kauften sie 60 Hektar Land von einem griechischen Kloster in Jaffa (4 Kilometer davon entfernt) und errichteten bereits im Oktober die ersten Häuser.
Den harten Bedingungen, der heißen Sonne und der Malaria zum Trotz bauten die Templer Eukalyptus an, hatten ein Weingut und Olivenpressen. 1889 lebten bereits 269 Leute in 41 Häusern - Häuser mit deutschen Aufschriften und alten Uhren an der Front, die heute noch immer stehen, und diese Gegend zu etwas ganz besonderes machen...
Leider fand die Idylle der Templer ein jähes Ende, als sie zur Zeit der britischen Besatzung die Nazis unterstützten - so gab es Hitlerjugend-Branchen und Hakenkreuzfahnen hingen über den Häusern. Die Briten, die das Mandatsgebiet über Palästina ab Ende des Ersten Weltkrieges hatten, verschoben die Templer kurzerhand nach Australien ob der Nazi-Sympathien - ein Zug, den auch die jüdischen Einwohner Palästinas begrüßten.



Restoriertes Templerhaus

Und Heute?

 

Lange standen die Gebäude brach - nach der Staatsgründung und der Erweiterung Tel Avivs siedelten sich einige Ministerien in Sarona an, einschließlich dem Verteidigungsministerium, dass noch heute da ist.

Seit 2003 wurde Sarona restoriert, und seit ca. 1 Jahr ist es der Öffentlichkeit zugänglich - und ist zu einem richtigen Boutiquemarkt mit Luxus-Kleiderketten, exklusiven Restaurants, Konzerten - und sogar einen bayrischen Biergarten (mit bayrischen Bier)!

Und seit einem Monat gibt es jetzt auch den "Sarona Markt" - einem In-Door-Markt, der sich mit den besten Märkten Europas messen lassen kann - mit frischen Gemüse, Fisch, Fleisch und Cafés, die auch in Wien hätten stehen können.

Kurzum: Ein Besuch lohnt sich!

Text: Rosebud
Bilder: Rosebud und Public Domain
Mehr Bilder gibt es auf der Facebook-Seite

Dienstag, 17. Juni 2025

Immer ein Besuch wert: Itzik und Ruti (Tel Aviv)

 

  

                                                   Vorher...


                                                        ...heute


Das Wort "legendär" wird zu oft benutzt, aber auf "Izik und Ruti" trifft es auf jeden Fall zu.

Als die Nacht zum Tag wurde

Alles fing 1957, als das verheiratete Ehepaar Izik und Ruti Fleischer auf der (damals noch nicht legendären) Sheinkin-Strasse einen kleinen Sandwich-Laden aufmachten, und dort alles - vom Brot bis zu den Zutaten in einer winzigen Küche per Hand, und mit viel Liebe zubereiteten...

Als Getränk gab es eine Auswahl von verschiedenen Frucht-Schorles, in Israel als "Gazoz" bekannt.
 
                                                                   Sandwich und Gazoz

Ihr Sohn David, der den Nachnamen zu Shachaf hebräisierte half in der Küche mit später sollte er selbst den Laden führe, zusammen mit seiner Frau Schuli.

                                                          David und Schuli

Aber wir greifen vor.

Die ungewöhnlichen Öffnungszeiten (3 Uhr Nachts bis 12 Uhr mittags) haben Izik und Ruti einem Zufall zu verdanken:

Als David bei seinen Eltern aushalf, arbeitete er nebenan bei der Zeitung "Dawar". Und dort wurde oft die Nacht zum Tag, denn die Deadline, bevor die Zeitung in den Druck geht, ist oft in der Mitte der Nacht.

Als Davids Kollegen hörten, dass er in einem Sandwich-Laden aushilft, baten sie ihm, frische Sandwiches mitzubringen.

Und so kam es, dass "Izik und Ruti" den Journalisten um 3 Uhr nachts frische Sandwiche machte, und den Laden zumachten, als ihnen das Brot/ die Zutaten/ die Schorle ausging - meistens 12 Uhr mittags am drauffolgenden Tag.

Legende - bis zum (vorläufigen) Ende

Bald sprach sich das Wort herum, und vor allem Partygänger kamen zwischen 3 und 6 Uhr früh zur "After-Party" in die Sheinkin.
 
Aber auch Marathonläufer, die nicht in die Hitzewelle hineinrennen wollten, kamen in den frühen Morgenstunden zu Izik und Ruti angelaufen, um sich Kohlenhydrate und Proteine für den Sport zu holen.

In den Morgenstunden waren es meist Leute auf dem Weg zur Arbeit sowie junge Eltern, die in dem winzigen Laden auf Sheinkin 57 sich hineindrückten, und in einer langen Schlange auf ihre Sandwiche warteten.

Und für jeden war etwas dabei!

                                               So ein Sandwich gab es nur bei Izik und Ruti

63 Jahre lief das so, und für jeden war klar: ein Besuch in Tel Aviv ist kaum etwas wert, wenn man nicht die Sheinkin Strasse besucht, und ein Besuch auf der Sheinkin ist nicht das Wahre - ohne einen Abstecher bei Izik und Ruti!

Und dann kam Corona. Zuerst Lockdown, und dann Social Distance. David und Shuli, die schon nicht mehr die Jüngsten waren, mussten ihren Sandwich-Laden mehr schliessen als offen halten. Nachfolger hatten sie keinen (ihre Kinder leben in Amerika, und auch wenn nicht, waren sie nicht an einer Karriere in einem Sandwichladen, für den man sich noch dazu die Nacht um die Ohren schlagen muss, interessiert.)

Sie machten zu.

Das Comeback

Aber erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. Oder "Totgesagte leben länger".
3 Jahre nach der Schliessung (also 2023) fragte ein junger Unternehmer, der in einer anderen Location - auf Frishman - einen Sandwich-Laden im Stil von Izik und Ruti aufmachen wollte, bei David nach, ob er den Namen und die Sandwiches benutzen dürfe.

Eine wahrhafte Chutzpe (Unverschämtheit) - aber zu seiner Überraschung war Davids Antwort: "ja"!

Und so gibt es jetzt wieder "Sandwiches mit Seele" bei Izik und Ruti - neu ist das Koscherzertifikat und auch einige vegane Sandwiche. Die Öffnungszeiten sind zwar nicht so verrückt wie früher, aber die Sandwiches immer noch Weltklasse!

Und manchmal schaut David Shachaf vorbei, und wenn man Glück hat, bereitet er selbst die Sandwiches vor.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

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Sonntag, 8. Juni 2025

Ein Muss für alle Genießer: Azura in Jerusalem

 

                                                              Azurah in Jerusalem: seit 1952


Nicht weit vom Machaneh Jehuda Markt in Jerusalem ist eine wahre kulnarische Sensation, und das seit 1952: Azura heisst der Laden, der nicht größer als eine kleine Wohnung ist - und vor allem am Freitag ist die Schlange länger als das Restaurant selbst.

Die Anfänge

Als das Azura 1952 auf dem Mahane-Jehuda-Markt in Jerusalem eröffnete, war es eine Art kleine Nische, die fleischlose Gerichte anbot. Seitdem hat das Restaurant starkes Fernweh und wechselte mehrmals den Standort, bevor es wieder zum Schuk zurückkehrte.

Die Gerichte werden alle vor Ort gemacht, und bestehen aus verschiedenen Hummus-Varianten, Suppen, und Gerichte der orientalischen Küche (sowohl vegetarisch als auch mit Fleisch)


Was ist Azura?

Den Namen hat das Restaurant von einem wunderschönen Gericht namens Azura: dabei handelt es sich um eine mit Fleisch (oder Fleischersatz) und Pinienkernen gefüllte Aubergine, die mit einer Gewürzmischung verfeinert wird, wo sowohl pikantisch als auch süßes dabei ist - und vor allem ZIMT!

So sieht es aus:


                                               Azura (das Gericht)

Azura - heute

 Azuras großer Durchbruch kam Anfang der 2000er Jahre, als Jerusalems größter lokaler Markt zu einer kulinarischen Attraktion wurde. Oh, wie die Warteschlangen seitdem länger geworden sind! Politiker, Schauspieler und häufige Opfer der Paparazzi kommen jetzt ins Azura, um sich in Kibbeh, Rote Bete, Salzkartoffeln, Hummus, Kebabs, Reis und Bohnen zu verlieben – alles nach traditioneller Art zubereitet. 

Die Schlangen sind immer lang, aber der Service ist immer gut. 

Außerdem ist es die Art von unkompliziertem Ort, an dem man schlingt und wieder geht. 

Fazit

Obwohl das Erlebnis relativ kurz ist, ist jeder Bissen ein Genuss, ebenso wie der freundliche Service und die ganz besondere Jerusalemer Atmosphäre.

Fotos: Public Domain
Text: Rosebud

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Dienstag, 13. Mai 2025

Happy (internationaler) Hummus-Tag!

 

  Internationaler Hummus Tag





Mit dem Internationalen Hummus-Tag (engl. International Hummus Day) liefert der 13. Mai allen Fans der orientalischen Küche einen Grund zum Feiern. Zumindest wenn es nach dem Israeli Ben Lang geht, der diesen Food Holiday 2012 ins Leben gerufen hat. 
 
 

Was wäre Israel ohne seine Nationalspeise?


Und die ist zweifellos Hummus: Hummus ist eine Kichererbsenpastete, die entweder als Pastete,oder - wie hier oben - mit Petersilie, festen Kicherebsen, Olivenöl und Ei serviert werden kann. Es gibt auch die Version mit Bohnen, mit Tehina (Sesam), Hackfleisch und viele weitere Kombinationen.

Hummus ist eine orientalische Spezialität, die aus pürierten Kichererbsen hergestellt wird, zu der je nach Bedarf Sesampaste (Tahina), Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Gewürzen wie Knoblauch und Petersilie hinzugefügt werden..

Hummus ist eine beliebte Vorspeise, die mit dünnem, lappenartigem Fladenbrot aufgestippt und gemeinsam mit anderen Vorspeisen gegessen wird (siehe unten). Es zählt vor allem im Libanon (dem Ort des Ursprunges) und in Israel zur Nationalspeise, ist aber im gesamten Nahen Osten sehr beliebt. 


Wisch-Technik



Wichtig ist hier vor allem die "Wisch"-Technik ("lenagev" auf Hebräisch): Da wird der Hummus mit Pitabrot "aufgewischt". Das sieht dann so aus:
http://www.youtube.com/watch?v=-DDBVVk_39Q

Und was gibt es dazu?

                                               Israelischer Salat
                                           

                                              Falafal

Im Restaurant sieht es dann so aus (Clip ist auf Hebräisch, aber man muss nicht verstehen, was gesagt wird):

http://www.youtube.com/watch?v=gzAEDJLYStQ

Satt geworden? Dann erst einmal einen türkischen Kaffee trinken:

Fotos und Text: Rosebud

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Sonntag, 11. Mai 2025

Lag BaOmer

 

 

 

  

                                                     Lagefeuer 

Am Donnerstag Abend und Freitag wird man in Israel Lag BaOmer feiern, was sich als "33. Tag der Omer-Zeit" übersetzen lässt. Die Omer-Zeit sind 7 Wochen Trauerzeit. Am 33. Tag aber, also an Lag BaOmer, wird gefeiert. Warum?

Erst einmal endete die schreckliche Plage der Schüler Rabbi Akiwas genau an diesem Tag. Und so ist es Tradition, diesen Tag als Tag des Wunders zu feiern.

Ein weiteres Wunder war, dass - nachdem 24.000 Schüler starben, einer der verbleibenden 5 (!) Schüler Rabbi Shimon Bar Jochai überlebte , der den "Zohar", den Haupttext der Kabbalah, der Jüdischen Mystik schrieb. Er soll an Lag BaOmer gestorben sein, und so wird gefeiert, dass seine Seele mit dem Himmel sich vereinigte. Sein Vermächtnis erleuchtete die Juden, so wie das Lagerfeuer, was man Rabbi Shimon Bar Jochai zu Ehren an Lag BaOmer macht - es erleuchtet die dunkle Nacht. 


Lag BaOmer ist aber auch ein Symbol der Kabbalah, der Jüdischen Mystik - nach der Zahlenmythologie ist es eines der höchsten physischen Sphären, die die Welt erreicht hat, an diesem Tag, am 33. Omer. Da passt es ganz gut, dass der Tag in Verbindung mit dem Zohar steht.

Außer dem Lagerfeuer gibt es zahlreiche Traditionen, wie fröhliche Veranstaltungen (Hochzeiten etc.), den ersten Haarschnitt von Dreijährigen, Bogenschießen, Singen, Tanzen - kurzum: alles, was Freude macht!  

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Viel Spass!

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Sonntag, 4. Mai 2025

Die "Nobelistim" (Israelische Nobelpreisträger)

 

Ihr Hintergrund koennte unterschiedlicher nicht sein: Sie sind in verschiedenen Laendern geboren, sind von atheistisch bis sehr religioes eingestellt, haben unterschiedliche politische Ansichten und arbeiten in unterschiedlichen Naturwissenschaften - zwei Dinge haben die sechs aber gemeinsam: Sie sind alle Israelis, und alle haben den Nobelpreis gewonnen.

Prof. Aumann - Spieltheorie

                                             Yisrael Robert Aumann, Wirtschaft

Was ist eigentlich "Game Theory", fragt ein Interviewer Yisrael Robert Aumann, der fuer diese Disziplin den Nobelpreis erhielt. "Sie sind der erste, der mir diese Frage stellt", antwortet der ueberaschte Aumann, "da muss ich ueberlegen"


Prof. Schechtmann: Chemie





"Es gibt keine Quasikristalle, nur Quasiwissenschaftler" - das war eine der Kritiken, die Dan Schachtmann sehr oft hoerte, u.a. von Chemienobelpreistraeger Linus Carl Pauling. Schachtmann aber bewies das Gegenteil - Quasikristalle gibt es - und der Nobelpreis in Chemie gab ihm recht.


Prof. Ada Yonath: Chemie


                                                       Ada Yonath, Chemie

Man nannte sie "Ada, die Frau mit Ribosomen im Kopf", und das war noch das Geringste - Verrueckte, zum Scheitern verurteilt, alles Namen, die Kollegen im Lande und weltweit Ada Yonath vorwarfen, als sie in akribischer Arbeit 15 Jahre lang versuchte, das Rätsel der Ribosomen zu entschlüsseln...


Die Nobelisten


Und das sind nur drei der sechs Naturwissenschafts-Nobelpreistraeger Israels (den Friedens- und Literaturnobelpreis gewannen Israelis auch, dazu vielleicht ein anderes Mal) - alle ausgelacht und bemitleidet, niemals ernst genommen, und alle haben mit wenig Mitteln und viel Sturkoepfigkeit der Welt bewiesen, das Israel international seinen Platz bei den besten der Naturwissenschaft verdient hat.

Zurueck zu Aumann: "...aber ich denke schnell, und so ist hier meine Antwort: Mein Bruder und ich stritten als Kind immer um die Schokolade - jeder von uns behauptete, er bekaeme eine kleinere Haelfte als der andere. Bis meine Mutter eine geniale Idee hatte: Einer von Euch teilt die Schokolade, und der andere darf sich aussuchen, welche Haelfte er will. Seitdem teilten wir die Schokolade immer in gleiche Stuecke - denn ansonsten haette Bruderherz das groessere Stueck gewaehlt! Und DAS ist Game Theorie."

Was beweist, dass auch komplizierte Theorien einfach erklaert werden koennen - selbst, und vielleicht  zu recht, von einem Nobelpreistraeger...

Text: Rosebud
Bild: Public Domain

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Sonntag, 27. April 2025

Mit 77 Jahren - da fängt das Leben / die israelische Unabhängigkeit an!

 

Happy Birthday Israel!

 

Ab Mittwoch Abend, und Donnerstag den ganzen Tag feiert Israel einen Schnappzahl-Geburtstag, nämlich 77 Jahre! 

Nach den Feuerwerken, und vielen Konzerten schläft man sich in Israel am Unabhängigkeitstag erst einmal aus. Um 11 Uhr fingt das traditionelle internationale Bibelquiz an, über das Uri Zohar und Arik Einstein einen fantastischen Sketch machten! (Gibt es auf unserer Facebook-Seite)


Und danach gibt es MANGAL (=BBQ). Es wird in allen Parks, in allen Ecken gegrillt, was es hergibt . Soviel wird gegrillt, dass einige den Unabhängigkeitstag "Yom Haatzmaut" in "Yom Haatzamot" (Tag der Knochen, denn das ist das einzige, was am Ende des Tages vom Fleisch noch übriggeblieben ist) unbenannt haben. Metzger und Kohlehändler haben dann Hochkonjunktur! Aber auch Vegetarier müssen an dem Tag nicht auswandern: Inzwischen gibt es auch vegetarische, und sogar vegane Mangal.
 
                                         
                                              die vegetarische Variante

Danach gibt es erst einmal eine Siesta - oder alternativ, türkischen Kaffee mit Kardamon und dazu Waffeln.

Am Abend dann wird der Israel-Preis verliehen und es laufen Klassiker israelischer Filme im Fernsehen.

Dazu hat sich in letzter Zeit die Satiresendung "Erez Nehederet" gesellt, deren Slogan auch diesen Unabhängigkeitstag gilt: Yesh lanu Erez Nehederet - Wir haben ein wundervolles Land!

Happy Birthday, Israel!

Bilder und Text: Rosebud
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