Sonntag, 24. August 2014

Jaffo bei Tag und bei Nacht


Die Straßen sind leer, die Gassen gehören ihm allein...

 

In Ephraim Kishons Oskar-nominierten Film „ha-Shoter Azulai“ (dt.: Schlaf gut, Wachtmeister) dreht der Polizist Azulai im Morgengrauen in seinem Revier Jaffo noch eine letzte Runde durch die leeren Gassen (siehe auch Video links). Die Nachtschicht war lang – sie hat ihn in Kinos, Restaurants und Nachtclubs geführt, für die Jaffo berühmt ist. Noch ist es dunkel. Die Wellen des Meeres klatschen gegen die Strandpromenade, während im Hintergrund des großen Uhrturms die Sonne aufgeht.

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.


Altland vs. Neuland

 

Jaffo, ein Vorort von Tel-Aviv, ist gewissermaßen auch das Gegenteil: Tel-Aviv ist eine moderne und dynamische Stadt der Hochhäuser, trendigen Cafés und schicken Autos. Jaffo kann man zu Fuß erreichen, wenn man die Strandpromenade entlang geht.

 

Nach nur wenigen Metern befindet man sich in einer der ältesten Städte der Welt: Seit über 3000 Jahren existiert Jaffo, das bereits in der Bibel erwähnt wird. Sein Charme ist das Romantische, das Nostalgische, das Historische: Der alte Hafen, die Altstadt, die engen Gassen, die die Geschichte von hunderten von Jahren erzählen: Das mächtige babylonische Imperium, das mächtige osmanische Reich, das mächtige britische Imperium, die Kreuzfahrer, die dachten, Gott ist auf ihrer Seite. Sie alle kamen nach Yafo, sie alle wollten die Stadt erobern. Was blieb: Jaffo.

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.

 

 

Shuk ha-Pishpishim – der Flohmarkt.

 

Das schließt unseren Besuch am Flohmarkt ab. Freitagvormittag gibt es eigentlich nur einen Ort, wo man in Israel sein sollte: Dem Shuka ha-Pishpishim in Jaffo, wo es sämtliche Gebrauchtwaren gibt, die das Auge und Herz begehrt: Kleidung, Schmuck, Kochinstrumente, die nicht mehr hergestellt werden, Eisenwaren etc. etc.

 

Der Charme ist das Alte. Denn dies ist nicht Tel-Aviv, sondern Jaffo.

 

 

Docktor Shakshuka

 

Der Geruch der gedünsteten Tomaten vermischt sich mit dem sanften Duft des zarten Kalbfleisches. Auch visuell ist das von knallroten Tomaten umgebene perfekt symmetrische Rührei ein Genuss der Sinne. Das Kalbfleisch ist in van-Gogh-artigem Muster hinzugefügt.

 

Mein guter Freund Jacques hat jedoch keine Augen für das gerade servierte Essen. Die Schönheit am Nebentisch hat es ihm angetan. Ihr langes, dunkles Haar weht im Wind, während sie durch den Vorgarten des Restaurants sanft schreitet. Die Stöckelschuhe hallen auf dem verzierten Steinboden des Restaurants. Im Hintergrund wird griechische Musik gespielt, die hier in Yafo sehr populär ist. „Jaffa“, wie die Stadt auch genannt wird, heißt: Hübsch. Wunderhübsch.

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.
 
 

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.
 
 

Azulai gähnt. Nur noch ein leckeres Bäckereiprodukt bei Aulafia – der Bäckerei, die seit 1879 existiert und auch für die süßen Sachleb- und Malibi-Getränge bekannt ist – und dann geht es ab ins Bett. Yafo in der Früh ist langweilig und verschlafen. Wenn die Sonne aber untergeht, gilt wieder:

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.. Nichts ist schöner als Jaffo bei Nacht.

Sonntag, 17. August 2014

Kulinarisches aus Israel: Den Tag mit "Sabich" beginnen...

                                           Sabich - ein Festival der Sinne am Morgen

Es gibt wenige genüßlichere Dinge, als den Tag mit einem Sabich anzufangen: Das ist ein Pita-Sandwich mit hartgekochten Eiern, Kartoffeln, frischen Tomaten, Gurken und Petrosilia, einer pikanten Sauße namens Amba (Hartgesottene fügen ihr noch das jemenitische Schuk hinzu, bei dem im Vergleich Chilischoten fade schmecken), Hummus, Tahina - und als Abrundung dieser Geschmacksbombe Auberginen (siehe Bild oben).

Über den Ursprung des Sabichs streiten sich die Geister - und das fängt schon beim Namen an: Nach einer Theorie leitet sich das Wort "Sabich" von "Sabach", Arabisch für "Morgen" ab ("Sabach al-Chair" heißt "Guten Morgen). Und tatsächlich ist sein Ursprung sowohl in der arabischen Welt, als auch im Morgen - niemand würde auf die Idee kommen, Sabich zum Abendbrot zu haben.

Nach einer anderen These ist Sabich ein Akronym für "Salat" (Salat), "Beizah" (Ei) und "Chazil" (Aubergine). Und dies sind auch tatsächlich die wichtigsten Zusatzstoffe des Sabichs.

Oder aber es ist viel einfacher: Der erste Kiosk, der Sabich in Israel servierte, gehörte einem irakischen Juden namens Sabich Chalabi (in Israel änderte er seinen Vornamen zu "Zwicka"), der seit 1958 in Ramat-Gan die nach ihm benannte Delikatesse servierte. Sein Geschäftspartner hieß Jakob Sasson, und dessen Sohn Dudi serviert immer noch Sabich, und zwar in einer kleinen Imbißbude auf Ha-Roeh-Straße 129 in Ramat-Gan, nah beim ersten Sabich-Stand.

                                           Sabich: Ursprung unbekannt

Auch was die Geschichte des Sabichs betriffts, streiten sich die Geister: Ein genaues Ursprungsjahr kennt niemand. Als Ursprungsland wird meist Irak genannt, es könnte sich aber auch um Ägypten oder Syrien handeln. Was klar ist, ist dass es sich um einen Shabbat-Snack der Juden dieser Länder handelte: Die Eier, Kartoffeln und Auberginen wurden vor Shabbat gekocht, und dann auf eine Warmhalteplatte oder Herd gestellt, wo sie die ganze Nacht warm gehalten wurde. In der Früh, vor der Synagoge, wartete dann ein dampfend heißes Frühstückssandwich.

Und heute? Fast alle Juden des Nahen Ostens, einschließlich der Sabich-produzierenden Ländern, leben in Israel. Und Sabich wird hauptsächlich während der Woche, in kleinen Kiosken und Imbißbuden serviert - und der angenehme Duft läßt einem von weit weg das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Die Zubereitung sieht so aus:

                                             Sabich-Zubereitung

Na dann: Guten Morgen - und guter Appetit!

Bilder und Text: Rosebud

Donnerstag, 14. August 2014

Tel Aviver Skyline und Meer

                                              Wunderschön

Bild und Text: Rosebud

Sonntag, 10. August 2014

Das jüdische Fest der Liebe: Tu be Av

WILLKOMMEN ZU TU B´AV, DEM JÜDISCHEN VALENTINSFEST!



                                             Hereinspaziert, hereinspaziert


                                            Die Herzen schlagen höher: Tu b'Av


Ab heute abend (und bis morgen abend) ist Tu be Av, das jüdische Fest der Liebe (Da Tu be Av - wie  alle jüdischen Feiertage - nach dem jüdischen Mondkalendar berechnet wird, fällt er auf einen Vollmond, denn Tu be Av heisst "15. des Monats Av" und 2 Wochen nach dem Neumond ist bekanntermaßen Vollmond


                                            Vollmond

Was passierte an Tu b´Av?



Die Rabbinen datierten mehrere Ereignisse auf den 15. Av (=Tu b'Av). Zu diesen gehört die Begnadigung der letzten Mitglieder der Wüstengemeinschaft, welche an der Sünde der Kundschafter beteiligt waren. Das 4. Buch Mose schildert, dass Kundschafter ausgesandt wurden, welche prüfen sollten, ob die Inbesitznahme des damaligen Landes Kanaan möglich sei. Die meisten Kundschafter schilderten das Land als nicht einnehmbar und das Volk glaubte ihnen. Zur Strafe für ihren Kleinmut sollte die Generation, welche zu dieser Zeit lebte, nicht das Gelobte Land erreichen. Die nach 40 Jahren noch lebenden Zweifler spürten an einem 15. Av, dass sie begnadigt waren.

Des Weiteren erfolgte zu biblischen Zeiten jeweils an einem 15. Av die Aufhebung zweier Heiratsverbote: Die 12 Stämme Israels durften ab da nicht nur innerhalb jedes Stammes, sondern auch untereinander heiraten. Und auch durfte der bisher ausgeschlossene Stamm Benjamin ab da heiraten.

Wie wird Tu b'Av gefeiert?

Traditionell finden an diesem Tag viele Hochzeiten statt. Und unverheiratete gehen an diesem Tag auf Braut- bzw. Bräutigamssuche. Dabei ziehen sich die Frauen weiß an (wie eine Braut) - jedoch wird vorgeschlagen, dass es keine neuen Kleider sind, so dass die Ärmeren nicht neidisch werden.

                                                     Weiß - auch bei Männer attracktiv.



Hier ein paar Eindrücke einer Tu be Av- Feier von vor 2 Jahren - dieses Mal wird es wohl wegen der Sicherheitslage etwas ruhiger zugehen, aber hoffentlich nicht minder romantisch:

Kikar Dizengoff - ganz im Zeichen der Liebe
                                               
                                              Es wurde GESWINGT!







                                           Traditionelles Charleston-Outfit





Na denn: FRÖHLICHES FEST DER LIEBE!