Freitag, 30. August 2013

Slichot - Zeit des Insichgehens, untermalt von wunderschönen Melodien

                                              Slichot-Gebet

Am nächsten Mittwoch ist Rosh Hashana, das jüdische Neujahr, dass auch die 10 Bußtage einleitet.

Schon im Vorfeld ist es Tradition, die Slichot (Vergebungsgebete) zu beten: Die sephardischen, also nahöstliche Juden machen das den ganzen Monat davor, und die ashkenazischen, also europäischen Juden fangen diesen Samstagabend damit an.

Bei den Slichot-Gebeten handelt es sich um sogenannte "Piyutim" - das sind lithurgische Gedichte aus dem Mittelalter oder älter, die sich oft reimen, und manchmal in alphabetischer Reihenfolge geschrieben werden, und die später in Musik gesetzt werden. Sie heiligen den Namen des Ewigen und bitten gleichzeitig um Vergebung für das sündenvolle und unbescheidene Leben des letzten Jahres.

Bei den Sepharden werden die Slichot um 5 Uhr früh,also vor Sonnenaufgang und dem Morgengebet, gebetet, während bei den Ashkenazen es spät am Abend, meist nach Mitternacht gebetet werden. Und so sieht man in religiösen Gegenden wie z.B. Nachlaot in Jerusalem oft um 4:30 einen Mann mit einer Glocke durch die Nachbarschaft gehen, der mit Geklingel und "Slichot, Slichot" die Leute aufweckt.

Trotz des Ernst dieser Gebete und des damit verbundenen Insichgehens ist es aber eine wunderschöne Tradition, wo man die Möglichkeit hat, wunderschöne Melodien zu hören und zu singen, und oft wird süßer Tee und Süßigkeiten serviert, um die späten Nacht- oder frühen Morgenstunden zu versüßen.

In letzten Jahren ist es Tradition geworden, dass auch Nicht-Religiöse Slichot-Touren durch religöse Gegenden machen - das sind meist Nachttouren, wo man verschiedenen Nachbarschaften und Synagogen verschiedener Gemeinden sieht - und vor allem hört. Hier ein Beispiel für zwei Slichot-Piyutim, wunderschön vorgesungen von Lior Amendy.

Ein weiterer Trend ist es, dass bekannte israelische Sänger Slichot-Piyutim neu vertonen - hier Meir Banai, der "El Nora Alila" (wie schlimm sind unsere Taten) singt, dessen zweite Zeile heisst "himza lanu mechila be-shaat ha-Neila" (vergebe uns, wenn sich die Pforten schließen), wobei die Pforten des Himmels gemeint sind, die sich beim Schlussgebet von Jom Kippur, dass auch so heisst -Neila - schließen.

Wir wünschen allen Lesern ein Shana Tova u-Metuka (ein gutes und süßes Neues Jahr), und dass der Adon HaSlichot, der Vater der Slichot, die Gebete erhöhern möge.

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Mittwoch, 14. August 2013

Bayerische Spezialitäten im Herzen Tel Avivs

                                                   Ost und West: Hummus und bayrische Bier

Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

Das dachten sich auch die Besitzer des "Bavaria"-Restaurants: Auf der Frishman-Strasse in Tel Aviv, nur wenige Meter vom Strand entfernt, und neben dem Kult-Cafe aller Deutschsprechenden in Israel, Cafe Mersand (ja, nur mit einem "e"), das sich inzwischen zu einem absoluten Szene-Cafe für alles, was Rang und Namen in der Tel Aviver Bohemia hat, entwickelt hat, ist das "Bavaria": Schon von draussen wird man mit Blau-Weiss-Flaggen und dem Symbol des bayrischen Staats empfangen.

Drinnen klingt dann Schunkelmusik, die es leicht mit dem Oktoberfest (der "Wiesn") aufnehmen kann. A propos Wiesn: Original bayrischers Bier verschiedenster Sorten wird frisch ausgeschenkt, und zwar vom Fass, nicht nur von der Flasche (auch das gibt es). Nach der Erfrischung serviert einem die Kellnerin (echtes Dirndl, falscher bayrischer Akzent) die besten Spezialitäten Bayerns: Das sind vor allem Würschte (Vorsicht: nicht koscher!), allen voran natürlich Weisswürschtl, aber auch Wiener Würstchen - denn mit der Geographie nimmt man es hier nicht 100% genau, so gibt es beispielsweise auch Sachertorte und Spätzle. Die Würschtl selbst werden aber mit Sauerkraut nach bayrischer Art serviert...

(Wie man oben sieht, kann es aber auch israelischer Hummus sein)

Als Nachspeise gibt es ein ausgezeichneten Kaiserschmarrn - der auch schmeckt, wenn ihn unser Ludwigl nicht erfunden hat! Mmmmmmmm, lecker!

Und danach schnell eine Runde im Meer schwimmen, oder einen Verdauungsspaziergang am Strand machen...

Mehr Bilder des bayrischen Gaumenschmauses in Tel Aviv gibt in den nächsten Tagen auf unserer Facebook-Seite

Mahlzeit!

Bilder und Text: Rosebud


Sonntag, 4. August 2013

Kibbutz Dafna: Grünes Paradies im Norden








Ganz im Norden Israels, in der Chulaebene, nah an der Grenze zum Libanon, liegt ein kleines Paradies: Es ist das Kibbutz Dafna. Genau am Punkt, wo Galiläa zuende geht und die Golanhöhen anfangen, am Fadenkreuz auch der Zugvögel ist diese Oase, durch die der Dan-Fluß gleich drei mal fließt, und wo es von grüner Schönheit nur trotzt.

Gegründet wurde das Kibbutz 1939, von Einwanderern aus Lithauen und Polen. Damals war die Situation schwierig, und Dafna lag wahrhaftig auf der Schußlinie - so wird angenommen, dass es nicht zuletzt dem Mut der Kibbutznikim von Dafna zu verdanken ist, dass die syrischen und libanesischen Armeen im Unabhängigkeitskrieg 1948 nicht ins Landesinnere vordringen konnten. Das Kibbutz zahlte einen schweren Preis.

Auch in der Literatur hat es sich einen redlichen Platz verdient: So ist der Held von Leon Uris´ Kultroman "Exodus", Ari Ben Kanaan (im Film von Paul Newman verkörpert) ein Sabre, also im Land Israel gebürtiger Jude (und kein Einwanderer) - und er kommt von hier, vom Kibbutz Dafna.

                                                Kibbutz Dafna: Der Kuhstall steht noch
                                            ...ist aber nicht die Hauptattraktion

Und heute? Heute steht zwar noch der Kuhstall und die alten Traktoren, aber hauptsächlich lebt das Kibbutz vom Tourismus, sowohl vom internationalen als auch vom internen, israelischen: Die Stadtmenschen finden hier die Natur, die frische Luft, eine Erholung am Swimming Pool und vieles mehr:

So gibt es ein ausgezeichnetes koscheres Fischrestaurant, wo jeden Tag frischer Fisch serviert wird, und wo man auf Holztischen vom Plätschern eines Wasserfalls sich den Gaumenfreuden ergönnen kann. Nebenan gibt es auch die Möglichkeit, selbst zu fischen und sich seinen Fang zubereiten zulassen.

Außerdem gibt es eine der besten Schuhgeschäfte (eigene Produktion) des Landes, ein Gästehaus erster Klasse sowie ein Café, dessen Frühstück mit den besten Früchten und Gemüsen der Region zubereitet wird.

Während die Sonne über den grünen Wiesen von Kibbutz Dafna langsam untergeht und sich rot im Dan-Fluß spiegelt, hört man außer den Zugvögeln und dem Plätschern des Flusses nur eines - eine angenehme Stille, die durch eine angenehme Brise nur noch untermalt wird...

Bilder und Text: Rosebud
Mehr Bilder von Kibbutz Dafna gibt es auf der Facebook-Seite