Dienstag, 22. Dezember 2020

Fröhliches Weihnachts...ähm, Nittelfest!

 


                                             Weihnachtsbaum oder Schachbrett, das ist hier die Frage!

Morgen, während alle guten Christen zur Mitternachtsmesse gehen und mit der Familie bei einem Festmahl Weihnachten feiern und Geschenke öffnen, sitzt dann jeder vor dem Holzofen und hört sich Großpapas Geschichten an. Und die Straßen sind leer - oder?

Nicht ganz, denn natürlich gibt es sowohl in Europa als auch in Amerika bekanntlich ein paar Minderheiten, die nicht Weihnachten feiern. In Amerika waren das traditionell Juden und Chinesen (also Buddhisten) - und so weiß man sich zu erzählen, dass es eine klassische jüdische Tradition ist, an Weihnachten chinesisch essen zu gehen. Eine weitere Tradition ist es, ins Kino zu gehen - dort trafen sich Juden, Chinesen, Inder und jede nicht-christliche Minderheit, die in Amerika eintraf (und ein paar Atheisten)...

Aber noch lange vorher, im Schtetl in Polen, gab es eine andere jüdische Tradition: Das Nittel-Fest. Über die Herkunft des Wortes "Nittel" streiten sich die Forscher. Was klar steht, ist, dass es von chassidischen Juden an Weihnachten gefeiert wurde. Bekanntlich feiern Juden nicht Weihnachten, und so - wohl auch, um sich nicht zu alleingelassen zu fühlen - führten chassidische Rabbiner das Nittel-Fest ein, ein Fest, bei dem man sich ausnahmsweise nicht dem Talmud-Studium widmet, sondern Aktivitäten, zu denen man als religiöser Jude normalerweise nicht die Zeit hat.

Am Bekanntesten hierbei ist das Schachspielen: Man weiß sich zu sagen, dass Chabad-Chassidim bis zum heutigen Tag an Weihnachten/Nittel Schachtourniere durchführen, die oft die ganze Nacht andauern.

In der Nittel-Nacht (so wird Nittel auch genannt), die es bereits seit dem 16. Jahrhundert gab, war das Kartenspielen eine weitere Tradition, mit der sich die jüdischen Gemeinde die Zeit vertrieb, während rundherum aus allen Häusern "Stille Nacht" erklang.

Und so schafften es die jüdischen Gemeinden, auch an dem Tag, an dem sie oft nicht einmal das Haus verlassen durften, viel Freude zu haben.

Heutzutage ist von der Nittel-Tradition wenig erhalten geblieben. Das ist vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass sich die christlich-jüdischen Verhältnisse in den meisten Ländern Europas verbessert haben, und es Juden weder verboten ist, an Weihnachten auf die Straße zu gehen, noch sie sich den ganzen Tag mit dem Talmudstudium beschäftigen, und keine Zeit haben, Schach zu spielen.

In Israel gibt es noch einige chassidische Juden, die ihre Schachtourniere heute abhalten. Und die Christen in Nazareth und Jerusalem feiern natürlich auch weiterhin Weihnachten.

Allen Lesern: Ein frohes Fest heute, was immer es auch sein mag!

Und schon einmal EIN GUTER RUTSCH INS NEUE JAHR

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Sonntag, 13. Dezember 2020

Verletze nie die Gefühle einer Channukahkerze!

 




...was es damit auf sich hat, und warum sich ein Standup-Komiker manchmal wünscht, er wäre eine Channukah-Kerze - das gibt es auf unserer Facebook-Seite

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Montag, 7. Dezember 2020

Fröhliches Channukah-Fest - und "May the Force be with you"

 

 


Am Sonntagabend wird wieder Channukah gefeiert - und gleichzeitig kommt der neue Star Wars Film in die Kinos.

Aber erst einmal zu Chanukah:

Öl spielt an Chanukah eine sehr große Rolle:

Da ist zunächst das Wunder der Öllampe zu erwähnen. Als die Makkabäer nach dem erfolgreichen Aufstand gegen die Griechen den Tempel in Jerusalem zurückeroberten, fanden sie ihn entweiht und entheiligt vor. Der Anblick muss ein schrecklicher gewesen sein. Jedoch fand sich eine reine Öllampe, die aber nur genug Öl für eine Nacht hatte. Das Wunder der Öllampe ist es, dass sie nicht eine, sondern 8 Tage brannte, genug Zeit, um den Tempel wieder zu säubern.



                                                  Chanukiah für Olivenöl statt Kerzen


Als Erinnerung an dieses Wunder ist es Brauch, ölige Speisen zu essen. Vor allem erfreut sich die "Sufganiya" (Krapfen) an Beliebtheit bei groß und Klein: Das ist ein mit Marmelade (oder Vanilla) gefüllter Krapfen, der in tiefen Öl gebacken wird, und dann mit Puderzucker bestäubt wird. Manche bevorzugen ihn aber mit Schokolade glasiert.

Bilder und Text: Rosebud

 Mehr zu Chanukah - und zu Star Wars und Chanukah gibt es auf der Rosenduft-Facebook-Seite

Samstag, 5. Dezember 2020

Vorfreude auf Chanuka!

 


Nächsten Donnerstagabend fängt das Channukah-Fest an: Da wird es eine Woche lang in ganz Israel rund gehen, mit Kerzenzünden, viel Musik und Feiern, den berühmten "Sufganiot"-Krapfen und und und.


Mehr dazu ab nächste Woche.

Einen kleinen Vorgeschmack gibt es aber jetzt schon auf unserer Facebook-Seite.

Viel Spass!
Rosebud

Montag, 30. November 2020

WE ARE THE CHAMPIONS - und Linoy ist die BESTE!




Auch in Corona-Zeiten gibt es manchmal gute Nachrichten - heute gleich drei:

- Bei der WM des Wandsteigens haben zwei Israelis, einer davon der Champion der ersten "Ninja Israel" Saison eine Medaille gewonnen.

- Bei der Windsurf-Europameisterschaft hat Israel Gold und Silber erhalten.

- die grosse Nachricht ist aber Rhythmische Gymnastik - eine Disziplin, wo sich Israel Hoffnung auf Medaillen bei den Olympischen Spielen in Tokyo 2021 macht. Und zu recht - denn bereits am Freitag gewann das israelische Team unter der Leitung von Juliana Telegin Gold, hier das Siegerfoto:


 

Und dann kam Linoy Ashram - kam, tanzte - und siegte:



Hier das Video ihrer Performance, die alle mit offenen Mund stehen lassen hat, und die ihr verdientermassen das Gold einbrachte:


Kurzum: WE ARE THE CHAMPIONS - und Linoy ist die BESTE!

Bilder und Video: Public Domain

Text: Rosebud


Mehr dazu gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 22. November 2020

Photo Is:rael

 



                                              Photo Is:rael - auch 2020, Corona stoppt uns nicht!


Seit 2009 gibt es Photo Is:rael, eine jährliche Fotoausstellung aus Israel, mit Teilnehmern aus der ganzen Welt. Seit 2012 ist Photo Is:rael auch eine gemeinnützige Organisation, die das ganze Jahr lang Workshops und Seminare abhält - sowohl für Profis als auch für Amateure - und die den Bereich Fotografie in Israel unterstützt.

Auch Corona konnte sie nicht stoppen - im Gegenteil, es liefert ja unglaubliche Foto-Momente wie diesen:

                                             (Quelle: Flash 90)

Was Photo Is:rael 2020 so besonders macht, ist die Tatsache, dass trotz der Corona-Einschränkungen die Ausstellung auch physisch stattfindet - unter freien Himmel in Tel Aviv, Haifa und anderen Städten Israels - das sieht dann so aus:

                                               (Quelle: Photo Is:rael Facebook-Seite)

Und so kommen Israelis und Bürger der Welt auch dieses Jahr in den Genuß der besten Fotografie des Landes - wenn man sich den weltweiten Stand der Kunstbranche anschaut, ist das schon eine Errungenschaft, die seinesgleichen sucht.

Zum Abschluss ein Bericht (auf Englisch) von einer der Vorjahre:




Text: Rosebud
Facebook von Photo Is:rael:  https://www.facebook.com/photoisrael.org

Mehr zu Fotos in Israel, und nicht nur von Photo Is:rael, gibt es auf unserer Facebook-Seite


Donnerstag, 12. November 2020

Tel-Avivs und Jerusalems kleine Schwester

 

                                            Willkommen in Modi´in

Im Zentrum Israels, genau in der Mitte zwischen Tel-Aviv und Jerusalem liegt Modi´in. Benannt ist die Stadt, die auf dem Fuße der Judäischen Berge liegt, nach dem biblischen Modi´in, der Heimat von Mathatyahu, dem Stammvater der hasmonäischen Könige von Juda (siehe Buch der Makkabäer). Jedoch ist die genaue Lage der biblischen Stadt nicht bekannt, und das heutige Modi'in liegt wohl nicht 100%-ig in derselben Gegend.
                                           Biblisch, und doch ganz modern: Modi'in

Das heutige Modi'in hat wenig mit der biblischen Stadt zu tun: 1993 gegründet und 1996 bevölkert, ist es nicht nur geographisch eine Mischung aus Tel-Aviv und Jerusalem: Aus Jerusalem kamen viele, denen die Stadt zu religiös-fanatisch wurde (übrigens auch solche, die selbst religiös sind, aber eben nicht fanatisch). Und aus Tel-Aviv kamen viele, denen die Stadt zu teuer wurde.

Sie fanden eine Stadt vor, die Natur mit urbaner Ästhetik kombinierte, die den Lifestye von Tel-Aviv ohne dessen Luftfeuchtigkeit hatte, und wo Religiöse und Säkulare friedlich nebeneinander leben können (was in Jerusalem und Tel-Aviv unmöglich ist). Schon bald sprachen sich die Vorteile Modi´ins herum, zu denen auch ein exzellentes Bildungssystem der Stadt, Zugverbindung zum ganzen Land und ständige Entwicklung von neuen Parks und Seen gehörte.

                                           Mit dem Zug ist man schnell da



                                           Ausblick auf den neugebauten See mit Park

Im letzten Jahrzehnt hat sich Modi'ins Bevölkerungszahl verdoppelt, und nähert sich langsam, aber sicher den Zahlen von Tel-Aviv und Jerusalem an. Insbesonders kommen immer mehr junge Paare mit Kindern, denen sie Natur pur, eine gute Erziehung, die Vorteile einer Stadt und viel Aktivitäten für die ganze Familie anbieten können.

Und so ist auch die kleine, jüngere Schwester von Tel-Aviv und Jerusalem erwachsen geworden, und steht vollkommen auf eigenen Beinen. Besuch aus Deutschland kommt übrigens auch oft, da Modi'in Partnerstadt von Hagen (Westfalen) ist, und einen Jugendaustausch mit Ammerthal (Oberpfalz) hat.

               Gruss aus dem Bergen Judäas, von der kleinen Schwester Jerusalems und Tel-Avivs
                                                    Da muss man hin: Modi´in

Bilder und Text: Rosebud

Sonntag, 8. November 2020

Nachruf auf Zohar Argov, der "King" israelischer Musik

 

 

Die ganze Welt ist Bühne
Und alle Fraun und Männer bloße Spieler.

Shakespeare, as you like it

Man wird schon als Schauspieler geboren - (...) und wir spielen und heucheln. (...) Sogar in unseren Liedern.
Zohar Argov, adam sahkan

Am Freitag vor 33 Jahren, am 6. November, 1987, nahm sich Zohar Argov das Leben. Er wurde tot in seiner Gefängniszelle in Rishon LeZion gefunden. Mit 32 Jahren nahm sich dieses Idol des "zweiten Israels” das Leben: Er erhängte sich mit seinem Bettlaken. Niemand hat israelische Musik so revolutioniert wie der "Melekh" (König oder "The King"). Er schaffte es, "Musica Mizrahit" vom Status einer subkulturellen Randbewegung zu einem integralen Teil israelischer Kultur zu erheben. Gleichzeitig stellte er damit die Einstellung des ashkenazischen Establishments zu den Mizrahim in Frage. Heute spielen dieselben Radiostationen, die einst seine Schallplatten boykottierten,

Musica Mizrahit auf tagtäglicher Basis. Diese Musikform spielt heute einen zentralen Teil in der israelischen Musik. Leider hat Zohar Argov den Umfang dieser Entwicklung nicht mehr miterlebt.

1950s: Mapai - Einsam, auf dem Weg ins Nichts

Zohar Argov wurde als Zohar Orkabi am 8. July 1955 zu jemenitischen Immigranten in Shikun mizrakh, einem Armenviertel in Rishon LeTzion, Israel, geboren. Seine Kindheit wurde von ähnlichen Erfahrungen wie vielen Mizrahim geprägt: Die zehnköpfige Familie musste sich in einer Zweizimmerwohnung zurechtfinden, und war auf die finanzielle Hilfe jades Familienmitglied angewiesen. Zohar tat mit 13 Jahren, was von ihm erwartet wurde: Er brach die Schule ab und fing an, im Bau zu arbeiten.

Zohar Argovs erste Zuhörer waren Gäste von Bar-Mitzvahs waren, wo er sang – und sich den Spitznamen Hasamir erwarb. Das alles sollte sich schnell ändern.

1970s: Der Anfang der Mizrahi- Revolution

Sie sind keine netten Jungs 
Golda Meir, über die israelischen "Black Panthers"

Die Jahre sind vergangen, aber an die Tage werde ich mich erinnern.
Zohar Argov, Kfar Awru Hashanim

 Dann, 1971, kamen die Pantherim Haskhorim (Schwarzen Panther).

Es war ein Jahr vor Zohar Argovs Heirat (im Alter von 17 Jahren). Er arbeitete tagsüber am Bau und sang nachts in Klubs. Während die meisten Mizrahim in Rishon Letzion –so wie er- still ihr Schicksal akzeptierten, wurde im Jerusalemer Musrara- Viertel die Grundlagen für die Mizrahi- Revolution gelegt: So tauchte am 13. Januar 1971 der Name Pantherim Haskhorim das erste Mal auf (in der Al Hamishmar – Zeitung) "Wir werden die ‘Black Panthers’ von Israel sein."  Schnell weitete sich die Bewegung aus. 

 Auch kulturell trat eine neue, dismal authentische Stimme der Mizrahim an die Oberfläche: Es war die Stimme von Zohar Argov.

Nach einem kurzem Gefängnisaufenthalt (1978) entschloss sich Argov, Musiker zu werden. Vorerst trat er in kleinen Clubs wie Piano Bar ‘77 in Rehovot, und Moadon Habarvas in Yafo auf, wo er schon bald einen Namen für sich machte. Einer der Hauptgründe seiner Beliebtheit war der bewusste Einsatz nahöstlicher Musikformen, wie z.B. muwal (frei rhythmische Einweisung durch Wechsel von Kopf- und Bruststimme), lazima (Stimmeinsatz, gefolgt durch kurze instrumentale Antwort) und, natürlich, die nasale Stimme. Auch benutzte er Instrumente der Region wie Bozouki, Oud, und Qanun im Zusammenspiel mit Standard-Rockinstrumenten.

 
Bald kamen die ersten Kassetten heraus. Und noch heute erinnert sich Meir Reuveni, einer der Reuveni Brüder (die damals die einzigen Produzente von Musica mizrahit waren) daran, wie er Zohar Argovs erstes Demotape hörte und sagte: "Endlich habe ich den Meister, den ich all diese Jahre gesucht habe, gefunden". Argovs erstes Album, Elianor, war ein sofortiger Erfolg, und verkaufte sich schneller als es geliefert wurde. Es musste daher am Eingang des Ladens verkauft werden.

Dies war der Beginn eines neuen Genres, musica hakassetot (Kassettenmusik) – im Gegensatz zum Mainstream, der auf Schallplatten produziert wurde. Sogar der Leiter des staatlichen Radios Kol Israel benutzte diesen Ausdruck. Jedoch weigerte er sich "aufgrund des niedrigen Niveaus der Texte, Musik und Begleitung" diese Musik zu spielen. Aber selbst er konnte den Erfolg der Musica Mizrahit nicht aufhalten: Die Clubs, in denen Argov auftrat waren ebenso schnell ausverkauft wie seine Kassetten. Und aus fast jedem Laden der Tahana Merkazit [Hauptbusbahnhof] Tel Avivs (im Zentrum armer Arbeiterviertel) dröhnte die Musik Zohar Argovs. Eine Subkultur war geboren.

Dann, im Jahr 1982, kam das Festival der Musica Mizrahit: Zohar Argov sang – und gewann den Wettbewerb mit- sein wohl bekanntes Lied, Ha-Perah BeGani ("Die Blume in meinem Garten"). Das Lied hatte alle Elemente Musica Mizrahit (siehe oben),insbesonders muwal. Es war bahnbrechend, sowohl für israelische Musik im allgemeinen als auch für Musica Mizrahit im Besonderen: Das Lied wurde so beliebt, dass das israelische Musikestablishment dieses Genre nicht länger ignorieren konnte: Die staatliche Radiostation spielte von nun an Ha-Perah BeGani, und bald darauf konnte man überall Musica Mizrahit hören. Asher Reuveni (der andere Reuvenibruder) teilt den Status der Musica Mizrahit in "vor Ha-Perah BeGani” und "nach Ha-Perah BeGani". Und Argov, der vorher von den israelischen Medien ignoriert worden war, konnte sich vor Interviewanfragen nicht mehr retten. Er produzierte 10 Platten in 5 Jahren, die allesamt Erfolge waren. Mit seinem Erfolg öffnete er den Weg für andere Mizrahi Sänger. Man nannte ihn Hamelekh (der "King").

Leider endete sein Weg so wie der seines Spitznamensvetter (Elvis Presley): Drogen, Reha und Gefängniszellen. In einer derselbigen nahm er sich am 6. November 1987 das Leben.

Heute: Zwischen Kommerz und Korruption

Und heute? Heute spielt jede Mainstream- Radiostation Zohar Argovs Musik und niemand denkt daran Musica Mizrahit zu boykottieren, und sei es nur der Einschaltquoten wegen. Auch waren fast alle Gewinner der Talentshow kohav nolad (israelische Version von "Deutschland sucht den Superstar") Mizrahim (eine von ihnen gewann den Wettbewerb mit einer Coverversion eines Zohar Argov- Liedes, yam shel dm'aot). Auch öffnete Argov die Tür für andere ethnische Minderheiten: So kann Idan Reichel, der mit äthiopischen Musikern arbeitet, als Beispiel genannt werden. Und die Tatsache, dass israelische Musik eine Bandbreite an Identitäten und Stimmen vertritt –von russischem Rock bis arabischen Rap- hat viel mit einem Sänger zu tun, der das muwal seiner jemenitischen Eltern nicht aufgeben wollte.
 
Hier Zohar Argovs grösster Hit: Ha-Perech be-Gani 
 
Bild: Public Domain
Text: Rosebud

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Montag, 2. November 2020

Abschied von Juda Barkan


                                             Mit Schnurrbart und Zigarre. Barkan

„Ich sprach einmal mit dem israelisch-amerikanischen Hollywood-Produzenten Arnon Milchen. Er erzählte mir vom Film „Pretty Woman“, und davon, dass ursprünglich ein ganz anderes Ende vorgesehen war, ein trauriges Ende, wo sich die Wege des Paares trennen. Das Publikum der Probevorstellung war damit ganz und gar nicht einverstanden.“ (Juda Barkan)

Der letzte Woche verstorbene Schauspieler Juda Barkan spielte meist sefardische Draufgänger mit Hut, Schnurrbart und Zigarre im Mund. Dabei war der 1945 als Jehuda Berkowitz in Netanja geborene Schauspieler Sohn auf beiden Seiten Aschkenaze. Seine Eltern sprachen nicht Arabisch, sondern Jiddisch miteinander. 

In einer der bekanntesten Szenen seiner Filme füttert er seinen Erzfeind Eier mitsamt Schale, und bringt alle Herumstehenden – sowie die Zuschauer – zum Lachen.

Die 1970er und 1980er Jahre brachten Barkan viel Erfolg – sowohl die sogenannten Borekas-Filme als auch seine „Versteckte Kamera“-Streiche. Die Kritiker zerrissen beides unentwegt, aber die Kinosäle waren voll.

 Eines der größten Erfolgserlebnisse Barkans war es, in die Schauspielschule eingeladen zu werden, die ihn 30 Jahre vorher herausgeschmissen hatte. „Das war die einzige Schule gewesen, wo es mir Spass gemacht hatte, zu gehen“, sagte er. 

Bevor er sie verließ, schrieb Barkan einen Zettel, den er auf der Toilette der Schule versteckte. „Ihr werdet noch von mir hören“, stand da drauf. Als er 30 Jahre später von der Schauspielschule eingeladen wurde, um einen Vortrag zu halten, erzählte er diese Geschichte. Und fügte hinzu: „der Zettel ist wahrscheinlich immer noch dort…“

In letzten Jahren wurde es ruhig um Barkan. Ein von ihm produzierter Film floppte, und er ging bankrott. In derselben Zeit nahm er Anleihen vom Schwarzmarkt, wurde von der Steuer gejagt, und er näherte sich der Religion an. Mit seiner dritten Frau zog er in ein religiöses Moschaw, und widmete sich den Enkeln. Er hatte kleinere Rollen im Fernsehen, meistens dramatische. Der Lausbub war gereift.

Zurück zum Zitat von oben. Die Schlußfolgerung von „Pretty Woman“, genauso wie die fast aller Filme von Barkan, ist die: „Wenn die Menschen sich einen Film anschauen, dann wollen sie ein Happy End sehen. Denn im wirklichen Leben haben die meisten kein Happy End.“

Bild: Public Domain

Text: Rosebud

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Sonntag, 1. November 2020

Eine Orientalische Suppe (nicht nur) für die kalte Jahreszeit

 

                                               

                                                        Meluchia - das Gericht der Könige

Meluchia ist ursprünglich ein ägyptisches Gericht, dessen Namen "Königlich" bedeutet. Wahrscheinlich stand es schon auf demSpeiseplan der antiken Pharaonen. Es hat sich aber schon so in Israel eingebürgert, dass man es als israelisches Gericht bezeichnen kann.

Der deutsche Name der Pflanze, aus der Meluchia gemacht wird, ist "langkapselige Jute" - da klingt Meluchia schon viel besser. Aber auch der lateinische Name ist nicht ohne: Chorcurus uliturus. Die Pflanze ist Teil der Familie der Malvengewächse, und im Nahen Osten recht verbreitet.

Die Zubereitung der Meluchia ist sehr mühsam: Jedes der ca. 90 cm. langen Blätter muss per Hand abgetrennt, gewaschen und eigenständig geschnitten und zubereitet werden. Dies stammt daher, dass nur das innere jedes Blatt benutzt werden kann. Danach werden die Blätter zusammen mit Knoblauch und Koriander für einige Stunden lang gekocht. Serviert wird Meluchia meist als Eintopf, zusammen mit Huhn- oder Rindfleisch.
                                                Ein Genuß: Meluchia
                               
Meluchia selbst schmeckt wie eine Mischung aus Okraschote und Spinatblatt, und ist wohl an gesundheitlichen Nutzen kaum zu überbieten. Zwar ist die Dickflüssigkeit anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber danach umso leckerer.

Na denn: Guten Appetit!

Bilder und Text: Rosebud
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Mittwoch, 14. Oktober 2020

Die unglaubliche Geschichte von Dr. Schakschukah

  

  

                                                        Bino Gabso, "Dr. Schakschuka"

Jeder in Israel weiss, was Schakshuka ist (siehe Bild oben), und kennt "Dr. Schakshuka" als eines der besten Restaurants in Jaffa. Allerdings wissen nicht alle, wer sich hinter dem Namen "Dr. Schakschuka " versteckt, und wie die Idee entstanden ist. Dies ist die unglaubliche, aber wahre Geschichte:

Dr. Schakshuka heisst eigentlich Josef Benjamin "Bino" Gabso, und wurde 1952 als Sohn lybischer Eltern in Jaffa geboren. Sein Vater öffnete dort ein Restaurant namens Tripoli, allerdings war die Haupteinnahmequelle der Familie Währungstausch, damals noch illegal in Israel.
Bino half von klein auf seinen Eltern, vor allem beim Währungstausch - und immer, wenn er mit Gewinn Geld tauschen konnte, kochte sein Vater Shakshuka für ihn.

Das ging so weiter, auch als Bino bereits ein Erwachsener war, auch nach dem Armeedienst. Bis - ja, bis er in den 80er Jahren inflagranti erwischt wurde - und verhaftet wurde.

Die Zeit im Gefängnis war die Geburtsstunde von Dr. Schakschuka: So wie er es von seinem Vater gelernt hatte, kochte er für die Mitinsassen, die hungrig auf das Schakschuka warteten, dass er immer kochte - dabei bekam er Eier und Tomaten von den Wärtern (auch die wollten auf das inzwischen berühmt gewordene Shakshuka nicht verzichten) und das Gewürz "filfil huma" - ohne das in der lybischen Küche gar nichts geht - von seiner Tochter. Seine Kochkünste ernteten ihn den Spitznamen "Dr. Schakshcuka"...

15 Monate Haft später war Dr. Schakschuka bereit, sein erstes Restaurant in Jaffa zu eröffnen - and the rest is history, wie man so sagt: Selbst heute, 30 Jahre später, steht man bei "Dr. Schakschuka " oft stundenlang Schlange (vor allem am Freitag), es gibt bereits weitere Zweigstellen, und Bino hat auch schon andere Restaurants eröffnet (wo es nicht, oder nicht nur Shakshuka gibt)

Für seine fünf Kinder und zwölf Enkel heisst er aber nur Bino - und gekocht wird, auch das Schakschuka - nur zu hause...

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

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Montag, 12. Oktober 2020

Eine andere Perspektive

 

                                       Jerusalem, fotografiert von Eitan Asraf (Quelle: Youtube)

Eitan Asraf sieht eher unscheinbar aus, ein Mann mittleren Alters, mittlerer Größe, mit schwarzem T-Shirt und Jeans auch durchschnittlich gekleidet. Der professionelle Fotograf ist auch nicht durch teure Kamera und Ausstattung zu erkennen - alle seine Fotos schießt er mit dem Smartphone. Aber was für Fotos!

Kürzlich -kurz vor dem Lockdown, fuhr Asraf durch ganz Israel und fotografierte leere Autobahnen und Straßen im ganzen Lande, so wie hier:


                                                         (Quelle: Ynet)

Dann kam Rosh Hashana (das jüdische Neujahr), und auch das wusste Asraf in Szene zu setzen:

                                            Granatapfel vor Klagemauer (Quelle: Facebook)

Aber fangen wir von vorne an - am Besten mit einem frisch gerösteten Kaffee am Markt in der Jerusalemer Altstadt:


                                               Quelle: Youtube

Eitan Asraf ist seit vielen Jahren renommierter Smartphone-Fotograf, der in Israel und weltweit Seminare zu interessanten Kameraeinstellungen und Perspektiven gibt, die Fotos wie diese zeigen:




                                                     Quelle: Asraf Facebook-Seite

Dann, vor ca. 2 Jahren, hatte er ein traumatisches Erlebnis: Asraf, der kurz vor einem Workshop in Paris war, fotografierte von einem Hubschrauber aus Landschaften in Israel. Im Kibbutz Revadim kam der Hubschrauber in eine Turbulenz, und stürzte in das Abwasserreservoir. Asraf schaffte es mit Mühe und Kraft, zwei Stunden den Kopf über Wasser zu lassen, bis die Rettungstruppe ankam, und ihn und den Hubschrauberpiloten abholte.

Das Erlebnis, und die Reha im Krankenhaus Ain Karem gab ihm eine andere Perspektive: ist der plattte Reifen, oder das Minus in der Bank wirklich so wichtig? Wir sollten uns lieber auf das Geschenk Gttes freuen, das wir jeden Tag mit unseren Augen sehen - diese wunderbare Welt, die er geschaffen hat! Und das versuche ich jeden Tag, und immer von einem Blickwinkel, der sie in besonders ungewöhnlichen und schönen Licht darstellt...

So wie hier:







Hunger auf mehr?

Hier die Facebook-Seite von Eitan Asraf: https://www.facebook.com/eitanasraf/?ref=page_internal
Und hier seine Instagram-Seite: https://www.instagram.com/eitan_asraf/

Mehr zu Eitan Asraf und weiteren Fotografen, die Israel von den schönsten Seiten zeigt, gibt es auf unserer Facebook-Seite


Montag, 5. Oktober 2020

Die Antwort zu Corona...

 

...hat ein Rabbiner namens Joel Rate gefunden, der sie auf Jiddisch in einem wunderschönen, in diesen Zeiten so notwendigen Gute-Laune-machenden Lied widergibt:

"Menschen haben Moire (Angst), man will nicht gehn in Gass

Man seift sich ein die Punim (Gesicht), die Händ sind immer nass

Grosse starke Menschen zittern wie Fisch..."

Ohne Spoiler kann man sagen, dass Emune - Glauben - eine große Rolle spielt, und dass man als Deutschsprechender das Lied auch ohne Jiddischkenntnisse sehr gut versteht. Hier ein Screenshot:



                                                Bild: Youtube

...das Lied gibt es auf unserer Facebook-Seite

Donnerstag, 1. Oktober 2020

Etwas für den Tag danach (nach Corona): Elma-Hotel in Zikhron Yakob

 

 
                                            Was für eine Aussicht!

In der "israelischen Toskana", zwischen Tel Aviv und Haifa, von blühenden Weinbergen umgeben, befindet sich Zikhron Yakov. Und in Zikhron gibt es einen Ort, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen soll: Den Elma-Art-Komplex und -Hotel - es ist ein Genuss für alle Sinne.

In einer atemberaubenden Landschaft integriert ist Elma ein Ort, wo Kunst mit großem "K" geschrieben wird: der Eingang zu den Hotelzimmern ist nämlich über das Museum, das rund um die Uhr wechselnde Kunstausstellungen zeigt (die man sich auch anschauen kann, wenn man kein Gast ist). Zudem gibt es 2 Konzerthallen, wo von klassischer Musik bis Jazz alles, was Rang und Namen hat, Konzerte gibt (auch für die muss man nicht Hotelgast sein). Aber das ist bei Weitem nicht alles: es gibt Themenwochenenden, Vorträge, Weinproben usw. Und wenn es lieber nach Massage und Sauna zumute ist, für den ist das Spa gerade richtig!

Aber das war nicht immer so: Als das Hotel 1968 eröffnet wurde, hiess es "Mivtachim Sanatorium" (Sanatorium im Sinne von Kurort für Gewerkschaften, nicht im Sinne von Irrenhaus!), und war seiner Zeit weit voraus: Der Architekt Yaacov Rechter erhielt für die klaren weissen Linien, die wellenartige geometrische Struktur, die den Weinbergen der Umgebung angepasst ist und die Ästhetik des Betons 1973 den renommierten Israel-Preis. Ob die Gewerkschaften, die in Gruppen den jährlichen Sommerurlaub dort verbrachten, das schätzten, ist unbekannt. Allerdings meinte die Jury des Israel-Preises, "das Gebäude verbindet Himmel und Erde".

                                           Dafür gab es den Israel-Preis

Nach den Boom der 1960-70er Jahre stagnierte Elma in den 80er und 90er Jahren - die ohnehin geschwächten Gewerkschaften liessen sich ihren Urlaub entweder auszahlen oder machten Gemeinschaftsferien in Eilat, und auf Privatkunden war Elma nicht eingestellt.

Dies sollte sich 2005 ändern, als Lilly Elstein das Gebäude kaufte und mit der Hilfe von Amnon Rechter - den Sohn des ursprünglichen Architekts - ein Team zusammenstellte, dass aus dem Gewerkschafts-Kurort ein Boutique-Hotel innerhalb eines Museums, mit integriertem Spa machen sollte. Zudem kamen zwei Chefkoch-Restaurants, die bewiesen haben, dass koschere Küche kulinarisch auf höchstem Niveau sein kann.

Und seitdem ist Elma ein Fest für alle Sinne...

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

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Donnerstag, 24. September 2020

Jom Kippur in Zeiten von Corona - und allgemein

 

 

 
                                                      Jom Kippur in Israel

Am Sonntag Abend beginnt in Israel (und der jüdische Welt) Jom Kippur, der höchsten Feiertag des jüdischen Jahres. Er endet Montag Nacht. Es ist dies der "Tag der Versöhnung", ein Tag der in der Synagoge verbracht wird, wo man den ganzen Tag fastet und in sich kehrt, sowie sich den Dialog mit dem Ewigen widmet.

ABER: Dieses Jahr ist Corona, und da in Israel gerade Lockdown ist, sind die Synagogen - die Jom Kippur immer voller sind als an jedem anderen Tag im jüdischen Jahr - geschlossen sein. Gebetet wird draussen, und wem es zu heiss und unerträglich ist - denn es wird ja auch gefastet - zuhause.

In Israel ist Jom Kippur auch "autofreier Sonntag (bzw. Samstag)": Es hat sich eingebürgert, dass das ganze Land für 25 Stunden Pause macht - Restaurants und Geschäfte sind alle geschlossen, öffentliche Verkehrsmittel fahren nicht, und - und das ist eine einzigartige Erfahrung! - es hat sich eingebürgert, dass kein einziges Auto fährt. Für die Bevölkerung Israels (und Touristen, die zu dem Zeitpunkt im Lande sind) ist das ein Happening: Kinder fahren überall mit dem Fahrrad, und Menschen gehen fröhlich auf den Autobahnen und den befahrensten Straßen der Städte spazieren. Dabei atmen sie - wie das Umweltministerium jedes Jahr feststellt - eine bis zu 90% weniger verschmutzte Luft ein...

UND WÄHREND DEM LOCKDOWN IST IN ISRAEL 2 GANZE WOCHEN RUHE! Restaurants und Geschäfte sind geschlossen, öffentliche Verkehrsmittel fahren fast gar nicht, und auch Autos wird man kaum sehen.

Kurzum: Jom Kippur ist ein Feiertag, den man auf verschiedenste Weise begehen kann, der aber in Israel eine Atmosphäre schafft, die seinesgleichen weltweit sucht.

In diesem Sinne: Gmar Chatima Tova, also ein schöner Abschluss von Jom Kippur!

Bild und Text: Rosebud 
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Dienstag, 22. September 2020

Idylle im Regierungsviertel

 

                                             Das Sarona-Viertel. Im Hintergrund: Innenministerium

                                            Restaurierung eines Templer-Hauses

Man sagt, dass alle wichtigen Entscheidungen in Israel im Umkreis von ca. 500 Meter getroffen werden: Es handelt sich dabei um das Tel-Aviver "Bermuda-Dreieck": Im Norden das Verteidigungsministerium, im Osten das Innenministerium, und im Südwesten das Café Dubnow, wo sich alles, was Rang und Namen hat, trifft, um über eine Tasse Kaffee die wichtigen Entscheidungen zu treffen.

Jetzt reiht sich etwas Neues hinzu, das eigentlich lange vor den Cafés und Ministerium schon exisitiert hat - ja, schon lange vor der Staatsgründung Israels: Es ist dies die Templerkolonie "Srona". Die Templer waren eine deutsche christliche Sekte, die sich im 19. Jahrhundert in Israel niederließen, um dort Landwirtschaft zu betreiben. Im Falle von Sarona erworben sie im August 1871 Land von einem griechischen Kloster, und bauten dort, im Niemandsland bei Jaffa (Tel-Aviv wurde erst 1909 gegründet) Wein an. Bereits ein Jahr später kam es dort zu einer Malaria-Epidemie, die den Tod von 28 der 128 Templer-Siedler verursachte. Doch die Templer bestanden darauf zu bleiben, beteten, bauten Wein an, und machten auch Holzarbeiten.

Leider sympatisierten die Templer in den 1930er Jahren mit den Nazis und wurden daher von den Engländern des Landes verwiesen. Jetzt aber wurde Sarona wiederbelebt - die Templer-Häuser wurden restauriert, und in der Idylle einfacher Einbauhäuser mit roten Ziegeldach und im Schatten großer Bäume wurden Cafés, Restaurants, Buchläden und kleine Geschäfte hingestellt.

Hier ein paar Eindrücke:



                                          Sarona. Hochhaus im Hintergrund: Innenministerium

                                          Sarona. Antenne im Hintergrund: Verteidigungsministerium

                                             Bleibt idyllisch: Café Dubnow


Bilder und Text: Rosebud
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Montag, 14. September 2020

Schana Towa! Oder guten Rutsch ins neue (jüdische) Jahr


  


Guter Rutsch? Neues Jahr? Ist das nicht ein bißchen früh?

Nein, ist es nicht: Denn das jüdische Jahr fängt Freitagabend an. Es heißt "Rosch Haschana" (wörtlich: "Kopf des Jahres") und wird nach dem Mondkalender berechnet. Man wünscht sich dann "Shana Tova" (hebr. Gutes Jahr).

Rosch Haschana lautet die "10 Busstage ein", die am 10. Tag mitYom Kippur (Tag der Versöhnung) enden. Es wird sowohl beim Ewigen als auch bei den Mitmenschen um Verzeichung für die Sünden des Vorjahres gebetet und gebittet, und man versucht, sich dieses Jahr besser zu halten.  

An Rosh Hashana selbst ist es Brauch, zu einem Fluß zu gehen, wo man Brotstücke - die die Sünden symbolisieren, ins Wasser wirft, und hofft, dass die Strömung nicht nur die Brotstücke, sondern auch die sündhaften Tendenzen wegspült. Dieser Brauch heißt Taschlich (Wegwerfen, d.h. Wegwerfen der Sünden) Bei sehr Religiösen kann dann folgendes passieren:
                                           Neulich, beim Taschlich


Eine weitere Tradition, ist es, den Schofar zu blasen: Der Schofar ist ein Widderhorn, dessen Ton durch Körper und Seele dringt - und das ist auch die Idee dahinter. Es ist dies ein letzter Aufruf zur Besserung, zu einem besseren Verhalten in diesem Jahr. Im Hebräischen kommt das Wort "Shofar" auch von derselben Wurzel wie "Shipur", Verbesserung. Dazu kann man dann sagen:


Und so hört sich der Schofar an

Schließlich ist es Brauch, Äpfel in Honig zu tauchen. Damit symbolisiert man ein fruchtvolles Jahr (im wahrsten Sinne des Wortes) sowie ein süßes Jahr. Das ist es auch, was man sich am meisten wünscht: Shana Tova u-metuka (ein gutes und SÜSSES Jahr).

Auch wir von Rosenduftgarten wünschen allen Lesern ein gutes und süßes jüdische Neujahr!
ScHANA TOwA u-METUKA


Bilder: Public domain
Text: Rosebud

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Mittwoch, 9. September 2020

Ephraim Kishon


                                                           Ephraim Kishon sel. And.

"Hebräisch kann man nicht lernen. Es ist unmoglich! Das weiss ich jetzt nach vielen Jahrzehnten im Lande. Warum ich es trotzdem gelernt habe? Weil ich damals nicht wusste, dass es unmoglich ist..."

Das Zitat ist von DEM israelischen Satiriker schlechthin, von Ephraim Kishon.

"Willkommen im Venedig des Nahen Ostens" 

Das ist natürlich aus einem von Kishons bekanntesten Büchern, das er auch selbst verfilmt hat - der Blaumilchkanal. Hier fängt ein aus der Irrenanstalt Entlaufener einfach an, in der Mitte von Tel Aviv ein Loch zu bohren - und jeder denkt, das es natürlich ein ganz offizielles Stadtprojekt ist, bis dann Tel Aviv tatsächlich vom Mittelmeer überschwemmt wird, während der Bürgermeister es als "Venedig des Nahen Ostens" bezeichnet.

Hier zeigt sich Kishon als Satiriker schlechthin, der die Bürokratie des jungen Staaten mit einer kräftigen Portion Humor auf die Schippe nimmt. Herrlich, wie beispielsweise die Anwohner auf der Polizeistation wie bei einer Symphonie den Lärmpegel des Bohrens beschreiben, bis sogar der Polizist mitsingt...

"Hier, nimm diesen geschlossenen Umschlag.
- Aber woher weiss ich dann, wen ich wähle?
- Weisst du nicht. Das ist eine Geheimwahl, daher heisst es ja Demokratie..."

Dieser Austausch ist von Sallah Shabati,Hauptfigur im Film "
Sallah – oder: Tausche Tochter gegen Wohnung". Es ist die Szene, wo die politischen Funktionäre versuchen, den Neueinwanderer Sallach zu bestechen - hier die Szene, wo er als "Meinungsmacher" erkoren wird.

Der Film ist inzwischen ein absoluter Kultfilm, der wie kaum ein anderer Themen, die bis heute nichts an Aktualität verloren haben (orientalische vs. europäische Juden, politische Korruption, Neueinwanderer vs. Sabres, Kibbutzim vs. Stadt, etc.) auf augenzwinkernde Weise thematisiert. Haim Topol, der die Hauptrolle spielt, war nebenbei nur 29 Jahre alt, also halb so alt wie Sallach. Und während er im hebräischen Original mit arabischen Akzent spricht (er ist Einwanderer aus einem arabischen Land wie Marokko oder Irak, im Film wird das Land nicht explizit erwähnt), hat er in der deutschen Synchronfassung ironischerweise einen jiddischen Akzent. Kishon hätte es nicht besser schreiben konnen...

Nebenbei sprach Golda Meir, damals Aussenministerin, 5 Jahre kein Wort mit Kishon oder den Schauspielern - denn im Film wurde gezeigt, wie die KKL (Jewish National Fund) denselben Waldabschnitt unterschiedlichen ausländischen Spendern als deren Spende präsentiert, indem sie das Holzschild x-mal am Tag austauschen. Die Reaktion war eine bedeutsame Reduzierung von Spenden - erst als die KKL Beton- statt Holzschilder aufstellte, ging das Vertrauen wieder zurück.


Seargant Bejarano, ich präsentiere Bo-Bo-Borekas, von meiner lieben Frau Betty zubereitet

Dieses Zitat ist von "The Policeman" (im Original "HaShoter Azulai), ein Film, der liebevoll - mit viel Humor, aber auch viel Gefühl - das Leben eines einsamen, einfach gestrickten Polizisten zeigt. Hier das Lied zum Film.

Text: Rosebud
Bild: Public Domain
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