Dienstag, 28. Februar 2012

Café Tel-Aviv - a love story


Ei! wie schmeckt der Kaffee süsse,

lieblicher als tausend Küsse, 
milder als Muskatwein. 

Kaffee, Kaffee, muss ich haben, 
und wenn jemand mich will laben, 

ach, so schenkt mir Kaffee ein! 


(Johann Sebastian Bach, Kaffee Cantata, BWV 21, ca. 1732)

  
Über Aroma, Pferde und „dem Sheriff von Sheinkin“ – Teil 1

Für einen Kaffeeliebhaber ist Tel-Aviv ein Traum. Der Aroma frisch gemahlener Kaffeebohnen liegt hier immer in der Luft, und der Lärm lauthals diskutierender Gäste mischt sich zu jeder Tages- und Nachtzeit mit dem Rattern der Röstmaschinen und dem Zischgeräusch des Milchschäumers.

Cafe Tamar

Die Sheinkin-Straße nimmt hier eine ganz besondere Bedeutung ein: Hier hat jedes Café sein Klientel: Das legendäre Café Tamar (siehe Bild) gibt es bereits seit 1941 und war schon seitjeher DER Treffpunkt der Linksintellektuellen, die – Franzosenhut am Kopf und Pfeife im Mund - sich über die politische Lage beschweren. Die Besitzerin, Sarah Stern heisst sie, hat die 80 bereits lange überschritten. Spitzname: „der Sheriff von Sheinkin“.



Über Aroma, Pferde und „dem Sheriff von Sheinkin“ – Teil 1

Wir bleiben beim Cowboy-Image: Nicht weit davon entfernt ist Sus Etz (Holzpferd), wo die Gespräche weniger belebend sind, dafür aber der Kaffee um einiges besser ist. 

Sus Etz



Und selbst?

Ich selbst hingegen bereite meinen Kaffee zu Hause vor – denn nichts ist besser, als seiner Frau frisch gerösteten Kaffee ans Bett zu bringen (zumindest für die Frau)...

Kaffeebohnen



Bild und Text: Rosebud


Donnerstag, 16. Februar 2012

Kafka-esk in Israel, Teil 2



Der Prozeß, Teil 2

Wir schreiben das Jahr 2008: Kafka-Jahr - 125. Jubiläum seiner Geburt. Der israelische Journalist Ofer Aderet findet bei der Recherche zufällig in einer deutschen Zeitung eine Meldung über einen Brief Max Brods in Israel und schreibt einen Aetikel.

Durch diesen Artikel und weitere Recherchen kommt Aderet zur Geschichte des Kafka-Nachlasses. Als die „Jewish National Library“ in Jerusalem davon hört, verklagt sie die Nachkommen Hoffes: Kafka, so das Argument der Bücherei, ist ein Literaturschatz des jüdischen Volkes und des Staates Israel – und nicht einfach ein Objekt, das man an den Höchstbietenden verkaufen kann oder in Schließfächern vergilben lässt.

Und jetzt?

Der Kafka-Prozess läuft immer noch. Und Kafka? Fast 100 Jahre nach seinem Tod ist er lebendiger denn je – in Deutschland genauso wie in Israel. Seine Bücher verkaufen sich nach wie vor, und jedes Land reisst sich darum, Kafka für sich zu beanspruchen. Was wohl Kafka dazu gesagt hätte, dass sowohl das von ihm gehasste Prag als auch Deutschland, das seine Bücher verbrannte als auch Israel, wo er nie gelebt hat, meinen, Kafka gehöre nur ihnen? Da passt der kafka-eske Prozess in Tel-Aviv eigentlich ganz gut.

Montag, 6. Februar 2012

Sheinkin, mon amour







Tel-Aviv. Der Strand (siehe oben). Die Stadt, die niemals schläft. Wo einem von der Hitze und der Luftfeuchtigkeit auch spät in der Nacht noch das Hemd am Körper klebt. Auch sonst wird hier die Nacht zum Tag: Die Cafes sind bis spät in die Nacht offen, Pubs und Clubs sowieso, und auch die Supermärkte und Geschäfte kennen keine Schließzeiten.
 
 
Sheinkin
 
Tel-Aviv ist das unangefochtene Zentrum von Israel – das Zentrum der Geschäftswelt, der Kultur, der Jugend – und des Nachtlebens.
 



Die Sheinkin-Straße ist die Hauptarterie, das schlagende Herz von Tel-Aviv: Hier kommt man zu Fuß zum Rothschild-Boulevard, wo man im Schatten von Bäumen und weißen Bauhäusern (die Tel-Aviv zum UNESCO-Weltkulturerbe machen) spazieren gehen kann. In fünf Gehminuten ist man am „Shuk ha-Carmel“, einem Gemüse-, Fisch- und Fleischmarkt, wo man immer Preise herunterhandeln kann. Gleich nebenan ist „Nachlath Benjamin“, die wohl schönste Fußgängerzone Tel-Avivs.
  
 

Eindrücke
 
Der Geruch frisch gebrauten Kaffees vermischt sich mit frischem Obst und Gemüse vom Carmel-Markt. Eine kühle Meeresbrise säuselt durch das Haar. Der Lärm schreiender Händler des Gemüsemarktes wird mit hupenden Autos und dem lauten Lachen aus den Straßencafes zu einer einzigartigen Symphonie. Die Männer drehen den Kopf nach den hübschen Mädchen um, die hier alle paar Minuten in modischen Jeans und Tanktops vorbeigehen. Aus den Musikläden hört man Eyal Golan von „Yafa sheli“ singen, also von „meiner Schönheit“.
 
Willkommen in Tel-Aviv.


Bilder und Text: Rosebud


Kafka-esk in Israel, Teil 1

Auf den Spuren Franz Kafkas in Tel-Aviv


(Kafka. Quelle: Wikimedia Commons)


Der Prozeß, Teil 1
Franz Kafka hätte es nicht besser schreiben können: Hinter verschlossenen Türen, in einem kleinen Gerichtssaal in Ramat-Gan, wird über seinen Nachlass verhandelt, also über die Schriften, die er verbrannt haben wollte. Der Ausgang dieses Prozesses wird weitreichende Folgen für die Literaturwelt haben: Bisher unveröffentlichte Gedichte, Briefe, Geschichten und Zeichnungen des Autors, der 1924 verstarb und nach seinem Tod zur Legende wurde.
Die Richterin: Talia Koppelmann, kurz „Frau K.“ – ähnlich der Hauptfigur des Kafka-Romans „der Prozeß“: Joseph K.
Eine Geschichte von Verrat
Wie kam es dazu? Der große Autor Franz Kafka schwor seinen besten Freund, Max Brod, darauf ein, nach seinem Tode sämtliche Schriften von ihm zu verbrennen.
Brod machte genau das Gegenteil: Er flüchtete 1938 im letzten Zug von der Tschechei nach Palästina, mit einem Koffer, der nur eines enthielt: Kafkas Schriften.
Im neuen Land angekommen, siedelte Brod sich in Tel-Aviv an, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1968 blieb. Freunde hatte er wenige, Familie keine. Daher vermachte er alles seiner Sekretärin und Geliebten, Esther Hoffe, mit der Stipulierung, sie solle es an öffentliche Institutionen geben (Archive, Forschungszentren etc.).
Hoffe machte genau das Gegenteil: Sie schmuggelte Teile des Nachlasses aus dem Land und verkaufte sie an die Höchstbietenden. Den Rest sperrte sie in Schließfächer ein.
Hoffe verstarb vor 2 Jahren, im Alter von 102 Jahren. Sie vermachte den Nachlass an ihre Töchter, die ihn weiter in Schließfächern hielten.
Eine Geschichte von Verrat.

Fortsetzung folgt.


Text: Rosebud