Dienstag, 27. November 2012

Kulinarisches aus Israel:

Und heute
                                             
                                                        Meluchia - das Gericht der Könige


Meluchia ist ursprünglich ein ägyptisches Gericht, dessen Namen "Königlich" bedeutet. Wahrscheinlich stand es schon auf demSpeiseplan der antiken Pharaonen. Es hat sich aber schon so in Israel eingebürgert, dass man es als israelisches Gericht bezeichnen kann.

Der deutsche Name der Pflanze, aus der Meluchia gemacht wird, ist "langkapselige Jute" - da klingt Meluchia schon viel besser. Aber auch der lateinische Name ist nicht ohne: Chorcurus uliturus. Die Pflanze ist Teil der Familie der Malvengewächse, und im Nahen Osten recht verbreitet.

Die Zubereitung der Meluchia ist sehr mühsam: Jedes der ca. 90 cm. langen Blätter muss per Hand abgetrennt, gewaschen und eigenständig geschnitten und zubereitet werden. Dies stammt daher, dass nur das innere jedes Blatt benutzt werden kann. Danach werden die Blätter zusammen mit Knoblauch und Koriander für einige Stunden lang gekocht. Serviert wird Meluchia meist als Eintopf, zusammen mit Huhn- oder Rindfleisch.

                                                Ein Genuß: Meluchia
                               
Meluchia selbst schmeckt wie eine Mischung aus Okraschote und Spinatblatt, und ist wohl an gesundheitlichen Nutzen kaum zu überbieten. Zwar ist die Dickflüssigkeit anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber danach umso leckerer.

Na denn: Guten Appetit!

Bilder und Text: Rosebud


Sonntag, 18. November 2012

Neulich, beim Friseur in Jerusalem...

                                            Friseurgast mit Tefilin, jüdischen Gebetsriemen

Er betet wohl, dass ihm Haare wachsen, bis er an die Reihe kommt ;-)

Bilder und Text: Rosebud

Mittwoch, 14. November 2012

Die schwarze Nachtigall der israelischen Musik

Die ganze Welt ist Bühne
Und alle Fraun und Männer bloße Spieler.

Shakespeare

Man wird schon als Schauspieler geboren - (...) und wir spielen und heucheln. (...) Sogar in unseren Liedern.
Zohar Argov



                Zohar Argov
          
Vor genau 25 Jahren, im November, 1987, wurde Zohar Argov tot in seiner Gefängniszelle in Rishon LeZion gefunden. Mit 32 Jahren nahm sich dieses Idol des "zweiten Israels” das Leben: Er erhängte sich mit seinem Bettlaken. Niemand hat israelische Musik so revolutioniert wie der "Melekh" (König oder "The King"). Er schaffte es, "Musica Mizrahit" vom Status einer subkulturellen Randbewegung zu einem integralen Teil israelischer Kultur zu erheben.  Heute spielen dieselben Radiostationen, die einst seine Schallplatten boykottierten,


Einsam, auf dem Weg ins Nichts

(Das Lied des selben Titels heißt auf Hebräisch "Badad")

Zohar Argov wurde als Zohar Orkabi am 8. July 1955 zu jemenitischen Immigranten in Shikun mizrakh, einem Armenviertel in Rishon LeTzion, Israel, geboren. Die zehnköpfige Familie musste sich in einer Zweizimmerwohnung zurechtfinden, und war auf die finanzielle Hilfe jades Familienmitglied angewiesen. Zohar tat mit 13 Jahren, was von ihm erwartet wurde: Er brach die Schule ab und fing an, im Bau zu arbeiten. Gleichzeitig tat er bereits erste Schritte in der Musik: Zohar Argovs erste Zuhörer Gäste von Bar-Mitzvahs waren, wo er sang – und sich den Spitznamen Hasamir ("die Nachtigall") erwarb.

Die Jahre sind vergangen, aber an die Tage werde ich mich erinnern.
Zohar Argov, Kfar Awru Hashanim - so vergingen die Jahre)


Im Alter von 17 Jahren heiratet Zohar Argov. Er arbeitete tagsüber am Bau und sang nachts in Klubs. Gleichzeitig taucht am 13. Januar 1971 der Name "Pantherim Haskhorim" (Schwarze Panther) das erste Mal in der Zeitung auf. Inspiriert durch ihren amerikanischen Counterpart setzten die israelischen Schwarzen Panther den Kampf um soziale Gleichberechtigung der Mizrahim, Juden aus Nordafrika und dem Nahen Osten, an die Spitze. Auch kulturell trat eine neue, dismal authentische Stimme der Mizrahim an die Oberfläche: Es war die Stimme von Zohar Argov.

Zunächst trat er in kleinen Clubs wie Piano Bar ‘77 in Rehovot, und Moadon Habarvas in Yafo auf, wo er schon bald einen Namen für sich machte. Einer der Hauptgründe seiner Beliebtheit war der bewusste Einsatz nahöstlicher Musikformen, wie z.B. muwal (frei rhythmische Einweisung durch Wechsel von Kopf- und Bruststimme), lazima (Stimmeinsatz, gefolgt durch kurze instrumentale Antwort) und, natürlich, die nasale Stimme. Auch benutzte er Instrumente der Region wie Bozouki, Oud, und Qanun im Zusammenspiel mit Standard-Rockinstrumenten.

Aber nicht nur die Musik war unterschiedlich: Zohar Argovs Texte waren persönlich, sie handelten von Liebe, von Einsamkeit. Statt des Militärismus und Nationalismus der Mainstream-Musik traten unterpriviligierte Minderheiten in den Vordergrund seiner Lieder, sei es ein alter Beduine oder eine Zigeunerin. Er drückte eine neues Mizrahu- Selbstbewusstsein aus, als er die Heimat seiner Eltern, Jemen, als Thema für eines seiner Albume wählte (kerem hatejmanim, "die Weingärten der Jemeniten").

Bald kamen die ersten Kassetten heraus. Dies war der Beginn eines neuen Genres, musica hakassetot (Kassettenmusik) – im Gegensatz zum Mainstream, der auf Schallplatten produziert wurde. Sogar der Leiter des staatlichen Radios benutzte diesen Ausdruck. Jedoch weigerte er sich "aufgrund des niedrigen Niveaus der Texte, Musik und Begleitung" diese Musik zu spielen. Aber selbst er konnte den Erfolg nicht aufhalten: Die Clubs, in denen Argov auftrat waren ebenso schnell ausverkauft wie seine Kassetten. Und aus fast jedem Laden der Tahana Merkazit [Hauptbusbahnhof] Tel Avivs dröhnte die Musik Zohar Argovs. Eine Subkultur war geboren.

Dann, im Jahr 1982, kam das Festival der Musica Mizrahit: Zohar Argov sang – und gewann den Wettbewerb mit- sein wohl bekanntes Lied, Ha-Perah BeGani ("Die Blume in meinem Garten"). Das Lied   war bahnbrechend und das israelische Musikestablishment konnte dieses Genre nicht länger ignorieren 

Leider endete sein Weg so wie der seines Spitznamensvetter (Elvis Presley): Drogen, Reha und Gefängniszellen. Am 6. November 1987 nahem er sich das Leben.

Hier ist nocheinmal sein größter Hit: Ha-Perech be-Gani

Zohar Argov - die Nachtigall singt nicht mehr, doch wir hören Ihre Stimme auch heute noch, 25 Jahre nach ihrem Tod, und genauso schön wie damals...

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud





 

Montag, 12. November 2012

Im Wein liegt Wahrheit - und Völkerverständigung

                                                Weingut Mony - einzigartig

Nicht weit entfernt von Jerusalem und Beth Shemesh, in Deir Rafat im Süden Israels, liegt der Weingut Mony. Es ist ein ganz besonderes Weingut, das seinesgleichen weltweit such

Aber zurück zu Deir Rafat: Dabei handelt es sich um ein katholisches Kloster, das 1927 vom Priester Luigi Barlassina gegründet wurde. Barlassina, der 1872 in Turin geboren wurde, war aber mehr als nur ein Priester - er wurde von Papst Pius XI zum Patriarchen Jerusalems ernennt. Das war 1920, und diesen Posten hatte er bis zu seinem Tode 1947 inne.

Das von ihm gegründete Kloster steht immer noch - jedoch hört man hier eher Arabisch als Italienisch (oder gar Latein). Und von dort aus hat man einen Ausblick auf eine der pastoralischsten Landschaften Israels, wirklich eine Augenweide.

                                             Das Kloster - es steht immer noch

                                             Die Aussicht

Wir schreiben das Jahr 1980. Im Norden Israels, in Galiläa, lebt und arbeitet eine respektierte Familie arabischer Christen namens Artul. Die Familie ist wohlhabend und einflußreich, und überlegt sich, eine Investition in die Landwirtschaft zu machen. Dann stirbt Dr. Mony Artul.

Die Geschwister von Mony ehren seinen Namen auf ganz besondere Weise: Sie kaufen ein Weingut im Süden Israels, und nennen den Wein Mony, als Ehrung Dr. Mony Artuls. Der Ort des Weinguts: Deir Rafat.

Doch damit endet diese Geschichte nicht, im Gegenteil: Die Artuls wollen nämlich nicht nur vorzüglichen Wein produzieren, sondern auch etwas für die Völkerverständigung tun - und entschließen sich, den Wein koscher zu machen, ihn also unter jüdische Aufsicht zu stellen.

                                                      Unter jüdischer Aufsicht: Weinpresse

Gesagt, getan. Und so kann man in Deir Rafat eine wunderschöne Aussicht genießen, und stundenlang dort spaziergengehen. Man kann sich auch das noch aktive Kloster anschauen. Oder aber, man geht ins Mony-Weingut: Dort hört man Arabisch, Yiddisch und Hebräisch - und vor allem, kann man dort den vorzüglichen Wein probieren, der einem vom Koscher-Aufseher eingegoßen wird.

Und so sieht er aus, der Wein der Gesundheit, Wahrheit und Völkerverständigung:


Mehr Bilder vom Weingut Mony gibt es auf unserer Facebook-Seite

Bilder und Text: Rosebud

Donnerstag, 8. November 2012