Sonntag, 28. Januar 2024

Winterspezialität, made in Israel (und überall auf der Welt): Kugel

 

 

Heute mal ein Rezept für die Geniesser osteuropäisch-jüdischer Cuisine, in Israel sehr beliebt, vor allen als Vorspeise am Schabbat.

 
  
Man nehme:
 
-3-4 Eier
-Spaghetti
-Sahne
-Zucker
-Pfeffer
-Rosinen
-eine Aluminiumform
 
Als erstes werden die Spaghetti in einem Topf zubereitet (so, als ob man ein Pastagericht macht). In der Aluminiumform werden die restlichen Zutaten vermischt: Je nach Geschmack kann man den Akzent auf den Pfeffer oder auf den Zucker legen. Die Pasta wird hinzugegeben, und das ganze wird bei ca. 180 Grad für eine ¾ Stunde gebacken, bis es oben goldbraun ist. Die „Kiegel“, manchmal auch "Kugel" genannt, ist dann beständig wie ein Kuchen, aber man kann durch sie mit dem Messer wie durch Butter schneiden. Anschließend kann man die „Kiegel“ mit Zimt garnieren. Et voila!
 
 
                                  Kugel/Kiegel
 
 
„Kiegel“ eignet sich wunderbar als Vorspeise, als Beilage und als Nachspeise. Sie kann heiß, oder im Kühlschrank abgekühlt kalt serviert werden. Auch hält sie sich relativ lange: Im Kühlschrank kann man sie eine Woche aufbewahren, auf einer Wärmeplatte 24 Stunden lang (was insbesonders in religiösen Kreisen osteuropäischer Juden am Samstag Tradition war und ist).
 
Schlußbemerkung: Es wurde noch nie eine „Kiegel“ gesehen (auch keine "Kugel"), die die Form einer Kugel hat – meistens ist sie rechteckig. Das einzige, was wirklich wie eine Kugel aussieht, ist der Bauch nach dem Verzehr – daher wohl der Name...
 
Bilder und Text: Rosebud

Montag, 22. Januar 2024

Fröhliches TubiSchwat (Neujahrsfest der Bäume)!

 





Donnerstag Abend und Freitag ist es soweit - dann wird Tu biSchwat gefeiert, das Neujahrsfest der Bäume.

Das Fest hat seinen Ursprung Anfang bereits im ersten Jahrhunder der modernen Zeitrechnung: Das Haus Hillels, eines der renommiertesten jüdischen Denker aller Zeiten (man sagt, er hat das ganze Judentum mit "Was du nich willst, das man dir tu, das füge auch keinem anderen zu" zusammengefasst) hat es als "Neujahrsfest der Bäume" festgelegt.

Der Grund ist, dass damit das Ende der Regenszeit und den Beginn der Einpflanzzeit in der Landwirtschaft. Auf Tu biShvat berufend, wird auch das Alter eines Baumes bestimmt.

Tu biShvat heisst "15. des Monats Shvat", und da Shvat, wie alle Monate des jüdischen Jahres, ein Mondmonat ist, ist am Vorabend (also heute nacht), Vollmond.

Nachdem der Vollmond die Nacht erleuchtet hat, geht die Sonne vor wahrhaft blühenden Landschaften aus, insbesonders jetzt, nach dem starken Regenfall in Israel.

Es gibt dann einige Bräuche, die meist landwirtschaftlichen Ursprungs haben: So pflanzt man Bäume und Pflanzen (nach einiger Tradition 15, da es ja der 15. des Monats ist), isst Fruchtsalat und Obst, und vor allem isst man eine Frucht, die man das ganze jüdische Jahr noch nicht gegessen hat. Darauf gibt es dann einen ganz besonderen Segensspruch.

Eine weitere Tradition ist es, einen "Frucht-Sederabend" zu haben, wo die Familie - dem Pessachfest anlehnend - am Tisch sitzt, und in gemütlicher Runde Früchte und Gemüse der Saison einnimmt.

Na denn: Fröhliches Neujahrsfest der Bäume!

Bild und Text: Rosebud
Mehr zu Tu BiSchwat gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 14. Januar 2024

Über den Wolken Jerusalems

 

 

                                            Mauer der Jerusalemer Altstadt

Ganze Bibliotheken wurden - und werden - über die Altstadt Jerusalems geschrieben: Über den Tempel Salomons, von dem nur noch eine Wand erhalten ist (die Klagemauer), und auf dessen Podium die Omar-Moschee steht, von wo nach muslimischer Überlieferung der Prophet Muhammad gen Himmel ritt, über die Grabeskirche Jesus und die Via Dolorosa, wo er seinen letzten Gang mit Kreuz hatte, und natürlich auch über die zahlreichen Geschäfte und Märkte, Cafes, Herbergen, Museen und, last but not least, Souvenirgeschäfte...

Was aber weniger bekannt ist, ist dass man die Altstadt nicht nur von unten besuchen kann, sondern auch von oben, nämlich von der Mauer, die sie umrundet, und auf der man von oben die ganze Altstadt Jerusalems sehen kann sowie natürlich die Neustadt. Bei gutem Wetter kann man bis zum Toten Meer schauen.

                                                     Gang durch die Altstadt

Die Mauer selbst datiert sich vom Mittelalter: Sie wurde im 16. Jahrhundert vom türkischen Sultan Suleiman "dem Prächtigen" gebaut, und hat acht Tore, die alle noch bis heute stehen:
  • Das Jaffa-Tor, der Haupteingang zur Altstadt: Nachdem es zu eng für Kaiser Willhelm (bzw. dem Pferd, von dem er nicht absteigen wollte) war, wurde nebenan ein grosses Loch in die Mauer gemacht, durch das bis heute Taxis hereinfahren
  • Das Damaskustor: Im muslimischen Teil, der Haupteingang ins arabische Jerusalem, und das Tor, durch das man zum Tempelberg kommt
  • Dungtor
  • Herodestor
  • Löwentor
  • Neues Tor
  • Zionstor - neben dem Zionsberg, zwischen dem Jüdischen und Armenischen Viertel und, last but not least
  •  Das Goldene Tor - es ist gleich bei der Klagemauer, und ist das einzige Tor, das zugemauert ist - alle drei Weltreligionen glauben, dass im messianischen Zeitalter sich dieses Tor öffnen wird.

Bis dahin hat man eine schöne Aufsicht auf die goldene Kuppel der Moschee am Tempelberg:







Bilder und Text: Rosebud

Eine Fotogallerie zur Altstadt Jerusalems gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 7. Januar 2024

Die israelische Orgelwerkstatt ist wieder zurück!

 

   

Das Comeback


Erst einmal eine erfreuliche Nachricht in diesen nicht erfreulichen Zeiten: 

Die israelische Orgelwerkstatt öffnet jetzt wieder ihre Tore, nachdem sie kriegsbedingt 3 Monate zumachen musste! Dazu schrieb Uri Shani, der Leiter der Orgelwerkstatt, folgendes auf der Facebook-Seite


Die Realität änderte sich am 7. Oktober. An diesem Tag nahm ich an meiner ersten Veranstaltung seit meiner Rückkehr aus Jerusalem teil. Wir wussten immer noch nicht, was wirklich geschah, während ich über Orgeln in Synagogen sprach und „Moments of Holiness“ des jüdischen Komponisten Louis Lewandowski spielte. Wer der Facebook-Seite der Orgelwerkstatt folgt, kann sehen, dass ich sie seitdem auf verschiedenen Orgeln spiele, sowohl auf der in der Werkstatt als auch auf anderen Orgeln, die ich seitdem betreut habe. 

Doch öffentlich zugängliche Veranstaltungen gab es seitdem nicht mehr in der Werkstatt. Jetzt geht es wieder los. 

Nicht weil alles vorbei ist. Definitiv nicht. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem großen Glück, das ich in diesen zwei Jahren mit meinem neuen Leben erlebt habe, und dem Loch, das sich vor drei Monaten in meinem Herzen geöffnet hat und das immer größer wird. Die Orgel gibt mir die Möglichkeit, den Zug der Dämonen auszudrücken, in dem wir alle reisen, hinabzusteigen, Untersetzer auszuleihen und in den siebten Himmel aufzusteigen. Die nächste Veranstaltung findet am Samstag, den 13. Januar, statt. Ich hoffe, dass bis dahin alle Entführten, die noch am Leben sind, lebend nach Hause zurückkehren!

                                Uri Shani, Leiter der Orgelwerkstatt in Yuvalim, Galiläa, Israel


Ein Traum


"Mein Traum ist es, eine Orgel zu bauen - von der ersten Skizze bis zur wunderschönen Musik, die aus den Pfeifen klingen wird", so sagt Uri Shani, der ab 2022 die einzige Orgel-Werkstatt in Israel übernimmt (bis dato wurde sie jahrzehntelang von Gideon Shamir geleitet).

Shani, gebürtiger Schweizer und in seinem bisherigen Leben als Übersetzer, Theaterregisseur und -lehrer, Journalist und politischer Aktivist (nicht unbedingt in der Reihenfolge) aktiv, hat eine familiäre Beziehung zur Orgel: Der Vater seiner Urgroßmutter Johanna Manheimer geb. Sarasohn war Jakob Sarasohn, der Oberkantor der Synagoge Stettin. Er arbeitete mit dem Rabbiner Vogelstein und dem Organisten Lehmann, und komponierte auch für die Orgel. Uris Urgroßmutter, seine Tochter, war im Mädchenchor der Synagoge, der von der Orgel begleitet wurde.

Uri selbst hat als Kind Musik gelernt, auch Orgelspielen. 

Es war Liebe - vielleicht nicht auf dem ersten Blick (oder Klang), aber dafür mit umso großer Begeisterung.

                                            Orgel, Uri Shani und Gideon Shamir (vlnr)

Das Kircheninstrument konvertiert zum Judentum - und macht Alijah


Denkt man an Orgeln, denkt man an Kirchenmusik, vor allem des Mittelalters - und an Europa. 
Vielleicht wird es Zeit, das zu überdenken - denn seit Jahrhunderten werden Orgeln auch in Synagogen benutzt, vor allem des Reformjudentums, aber auch in orthodoxen Synagogen (wo am Schabbat wegen des Verbots die Pfeifen mit einem Tuch verdeckt wurden). Denn Musik und Liturgie war und ist wichtiger Teil auch des Judentums.

Auch ist die Orgel seit langem nicht nur exklusiv europäisch. Die "neue Welt" (Amerika) erobert sie bereits seit 100 Jahren, und den Nahen Osten. In Israel gibt es bereits Dutzende Orgeln, meist in Kirchen, aber nicht nur. 

Und es gibt nur einen einzigen Orgel-Bauer in Israel - und das war für ein halbes Jahrhundert Gideon Shamir, und ist jetzt Uri Shani.

Eine Anekdote


In dem Video (ab 2:22, Hebräisch mit deutschen Untertitel) erzählt Gideon Shamir eine schöne Anekdote: die große Synagoge Tel Avivs (Beit HaKnesset HaGadol) hätte eine Orgel bekommen sollen. Er machte sich sehr viel Mühe, der Orgel ein jüdisches Antlitz zu geben - so waren im Modell die Pfeifen auf der rechten Seite wie die Menora (der Leuchter des Tempels in Jerusalem) angeordnet und auf der linken Seite wie die zwei Gesetzestafeln der Zehn Gebote.

Wunderschön - nur, das Projekt wurde nie ausgeführt. Warum, das kann man im Video erfahren.

Besucherzentrum



Die Orgelwerkstatt, gelegen im pastoralen Galiläa, ist etwas Einzigartiges und auf jeden Fall einen Besuch wert. Es gibt auch ein Besucherzentrum, wo Uri Shani "Kaffee we-Ugav" serviert - ein Wortspiel, denn Kaffee we-Uga ist Kaffee und Kuchen, mit dem zusätzlichen Buchstaben ist es "Kaffee und Orgel". 

Am Besten per E-Mail: abumidian@yahoo.de oder über das Kontaktformular der Webseite des Orgel-Workshops: https://ugavim.com/kesher/


Mehr zum Orgelworkshop, einschliesslich Fotos und Videos kürzlicher Workshops gibt es auf unserer Facebook-Seite