Sonntag, 30. September 2012

Idylle im Regierungsviertel

                                             Das Savona-Viertel. Im Hintergrund: Innenministerium

                                            Restaurierung eines Templer-Hauses

Man sagt, dass alle wichtigen Entscheidungen in Israel im Umkreis von ca. 500 Meter getroffen werden: Es handelt sich dabei um das Tel-Aviver "Bermuda-Dreieck": Im Norden das Verteidigungsministerium, im Osten das Innenministerium, und im Südwesten das Café Dubnow, wo sich alles, was Rang und Namen hat, trifft, um über eine Tasse Kaffee die wichtigen Entscheidungen zu treffen.

Jetzt reiht sich etwas Neues hinzu, das eigentlich lange vor den Cafés und Ministerium schon exisitiert hat - ja, schon lange vor der Staatsgründung Israels: Es ist dies die Templerkolonie "Savona". Die Templer waren eine deutsche christliche Sekte, die sich im 19. Jahrhundert in Israel niederließen, um dort Landwirtschaft zu betreiben. Im Falle von Sarona erworben sie im August 1871 Land von einem griechischen Kloster, und bauten dort, im Niemandsland bei Jaffa (Tel-Aviv wurde erst 1909 gegründet) Wein an. Bereits ein Jahr später kam es dort zu einer Malaria-Epidemie, die den Tod von 28 der 128 Templer-Siedler verursachte. Doch die Templer bestanden darauf zu bleiben, beteten, bauten Wein an, und machten auch Holzarbeiten.

Leider sympatisierten die Templer in den 1930er Jahren mit den Nazis und wurden daher von den Engländern des Landes verwiesen. Jetzt aber wird Sarona wiederbelebt - die Templer-Häuser werden restauriert, und in der Idylle einfacher Einbauhäuser mit roten Ziegeldach und im Schatten großer Bäume werden Cafés, Restaurants, Buchläden und kleine Geschäfte hingestellt werden.

Hier ein paar Eindrücke:



                                          Sarona. Hochhaus im Hintergrund: Innenministerium

                                          Sarona. Antenne im Hintergrund: Verteidigungsministerium

                                             Bleibt idyllisch: Café Dubnow

Und wenn es fertig wird, dann wird diese Oase "Ganei Sarona" (Gärten Saronas) heißen, und so ausschauen:

                                           Poster

Bilder und Text: Rosebud

Freitag, 21. September 2012

Der Hügel der Richter


Im Yezriel-Tal, im Norden Israels, liegt Kibbutz Ramat Hashofet. "Ramat Hashofet" übersetzt sich als "Hügel des Richters". Da kommen natürlich Assoziationen an die biblischen Richter auf, an Samson u.a. Jedoch ist das von osteuropäischen Juden 1941 gegründete Kibbutz nach einem modernen Richter benannt, sondern nach Juliam William Mack, einem amerikanisch-jüdischen Richter und zionistischen Aktivisten. (In Gehdistanz gibt es ein weiteres Kibbutz, "Ain Hashofet" - Quelle des Richters - das nach einem weiteren amerikanischen Richter benannt ist: Louis D. Brandeis, dem ersten jüdischen Supreme Court-Richter)

Das Kibbutz liegt beim Ephraim-Hügel, benannt nach dem Stamm Ephraims (Buch Josuas 17:15, 19:50, 20:7). In der Gegend liegt der Prophet Joshua begraben. Gelebt hat hier auch die einzige Prophetin des Judentums, Deborah. Die Region heisst "Megiddo", benannt nach dem "Har Meggido" (Hügel Meggidos), auch eingedeutscht "Armaggedon" genannt: Ja, es stimmt! Nicht weit vom Kibbutz Ramat Hashofet findet nach der biblischen Überlieferung der Endkampf zwischen Gut und Böse statt.

Wie oben zu sehen ist, ist die Gegend sehr grün und fruchtbar. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Ramat Hashofet traditionell von Landwirtschaft lebte: Oliven, Avokados und Mandeln sind nur einige der Produkte, die hier angebaut werden. Zudem gibt es einen aktiven Kuh- und Hühnerstall, für Milch- und Eierproduktion. Dem Kibbutznikim (Kibbutzmitglieder) wird bei der landwirtschaftlichen Arbeit von Voluntären aus aller Herrer Länder geholfen.

                                          Voluntäre und Kibbutznikim toben sich aus.

So wie im Rest des Landes - und der Welt - üblich, ging auch an Ramat Hashofet die Industrialisierung und Modernisierung nicht vorbei. Und so hat das Kibbutz neben der Landwirtschaft auch eine Holz- und eine Plastikfabrik. Die Plastikfabrik, "Polygal" genannt, stellt u.a. Plastikplanen für Gewächshäuser und für Solarenergie her. Und so dient selbst die Plastikfabrik letztendlich der Landwirtschaft und der Umwelt. Seit 1997 ist der deutsche Grosskonzern Bayer an "Polygal" beteiligt, und hat ihr ermöglicht, sich weltweit auszuweiten: Bis heute, dank der Hilfe von "Bayer", hat "Polygal" Zweigstellen in Chile, Russland und Amerika. Der Erfolg von "Polygal" wiederum ist zu Nutzen des Kibbutzes, das damit nicht die finanziellen Sorgen der meisten Kibbutzim in Israel hat, und sowohl die Landwirtschaft als auch ein Gästehaus, einen Swimmingpool und natürlich den traditionellen Speisesaal, wo alle Kibbutznikim - wie seit jeher - alle Mahlzeiten zusammen essen, aufrechterhalten kann.

                                            Eindrücke von Polygal
 
Zum Abschluss noch ein paar Bilder, die den wunderschönen Sonnenuntergang in Ramat Hashofet zeigen - und in echt ist er noch viel schöner!



Titelbild: Ramat Hashofet Website, bearbeitet von Rosebud
Alle anderen Bilder: Rosebud
Text: Rosebud

Donnerstag, 13. September 2012

Guter Rutsch!


Guter Rutsch? Neues Jahr? Ist das nicht ein bißchen früh?

Nein, ist es nicht: Denn das jüdische Jahr fängt nächsten Sonntagabend an. Es heißt "Rosh Hashana" (wörtlich: "Kopf des Jahres") und wird nach dem Mondkalender berechnet. Man wünscht sich dann "Shana Tova" (hebr. Gutes Jahr), oder eben "Giter Rosh" (auf Yiddish) - und daraus hat sich das deutsche "Guter Rutsch" abgeleitet. Mit Rutschbahn hat es nichts zu tun.

Rosh Hashana, und der darauffolgende Yom Kippur (Tag der Versöhnung) beenden einen Monat an "Slichot"- Vergebungsgebete, wo man sowohl beim Ewigen als auch bei den "Zeitweiligen" (also den Mitmenschen) sum Verzeichung für die Sünden des Vorjahres bittet, und versucht, sich dieses Jahr besser zu halten. Die Slichot-Gebete hören sich so an:

                                           Slichot-Gebete nach sephardischem Ritus

An Rosh Hashana selbst ist es Brauch, zu einem Fluß zu gehen, wo man Brotstücke - die die Sünden symbolisieren, ins Wasser wirft, und hofft, dass die Strömung nicht nur die Brotstücke, sondern auch die sündhaften Tendenzen wegspült. Dieser Brauch heißt Taschlich (Wegwerfen, d.h. Wegwerfen der Sünden) Bei sehr Religiösen kann dann folgendes passieren:

                                           Neulich, beim Taschlich


Eine weitere Tradition, ist es, den Shofar zu blasen: Der Shofar ist ein Widderhorn, dessen Ton durch Körper und Seele dringt - und das ist auch die Idee dahinter. Es ist dies ein letzter Aufruf zur Besserung, zu einem besseren Verhalten in diesem Jahr. Im Hebräischen kommt das Wort "Shofar" auch von derselben Wurzel wie "Shipur", Verbesserung. Dazu kann man dann sagen:


Und so hört sich der Shofar an

Schließlich ist es Brauch, Äpfel in Honig zu tauchen. Damit symbolisiert man ein fruchtvolles Jahr (im wahrsten Sinne des Wortes) sowie ein süßes Jahr. Das ist es auch, was man sich am meisten wünscht: Shana Tova u-metuka (ein gutes und SÜSSES Jahr).

Auch wir von Rosenduftgarten wünschen allen Lesern ein gutes und süßes jüdische Neujahr!
SHANA TOVA u-METUKA


Bilder: Public domain
Text: Rosebud


Donnerstag, 6. September 2012

Ein Besuch bei Amos Strauss, Olivenölproduzent

                                           Amos Strauss präsentiert stolz seine Oliven

Im Norden Israels, im pastoralischen Galiläa, liegt Yockneam. Dort produziert Amos Strauss, der bereits die zweite Generation im Moshav wohnt, Olivenöl. Doch ist es nicht einfaches 08/15-Olivenöl, das er produziert, sondern etwas ganz Besonderes:

Erstens werden die Oliven organisch angebaut: Keine Chemikalien werden verwendet, keine Pflanzschutzmittel, und natürlich ist Gentechnologie hier ein Fremdwort. Alles ist im Einklang mit der Natur. Das geht soweit, dass Amos Schafe hält, die sich von den natürlichen Abfällen der Olivenbäume ernähren. Was dort abfällt, muss also nicht in den Kompost - es findet in den Mägen der Schafe ein gutes Zuhause.

                                              Natürliche Kompostverwertung


Das Olivenöl von Amos Strauss ist aber nicht nur organisch, sondern SUPER-ORGANISCH: Dieser Begriff existiert wirklich, und bezieht sich auf landwirtschaftliche Produkte, die 1) organisch angebaut werden und 2) in einem Naturschutzgebiet (auch Biosphäre genannt), und dort im Einklang mit den natürlichen Gegebenheiten des Naturschutzgebietes. Und das ist bei sehr wenigen Landwirten der Fall - Amos Strauss ist eine der wenigen.

Und so sehen die Olivenhaine des Naturschutzgebietes aus:





Hier noch ein paar weitere Eindrücke:


                                            Yoshra (Integrität) heisst die Olivenöl-Marke



                                             Die Oliven


                                     

                                           Mit diesem Traktor werden die Oliven gepflückt



Nach dem Pflücken werden die Oliven zu Öl gepresst, und zwar in einem speziellen Kaltpress-Verfahren: Nur Olivenöl, das kalt gepresst wird, darf den Namen "Virgin", also Jungfernöl, tragen. Das Olivenöl von Amos Strauss ist aber nicht nur "Virgin", sondern "Extra-Virgin", was heisst, dass er nur die Erst-Ernte der Oliven für sein Öl benutzt.

                                             Herstellung des Olivenöls

Und während die Schafe sich auf dem Weg machen, um Kompost tilgen...


... steht die Olivenölflasche bereits in der Küche:


KURZUM: Superorganisch, extra virgin - supergut!

Bilder und Text: Rosebud

P.S. Ein kurzes Video mit Amos Strauss gibt es auf unserer Facebook-Site