Sonntag, 24. Mai 2015

Made in Israel: Die Seifen von Oma Gamila

                                       die Seifen von Oma Gamila: ein modernes Marchen

Es klingt fast zu schoen, um wahr zu sein: Eine Druzin aus Pek'in (im Norden Israels), die nie lessen und schreiben gelernt hat, macht nach alten, geheimen Familienrezept Seifen aus Olivenoel - und baut damit ein milliardenschweres Imperium auf, das von einer kleinen Fabrik in ihrem Dorf, wo fast nur Frauen arbeiten - der drei Weltreligionen, in friedlicher Harmonie - weltweit Produkte verkauft und sich vor Anfragen kaum noch retten kann, auch von Top-Models, Hollywood-Schauspieler und Popstars.

Aber sie IST wahr, diese Geschichte: Es ist die der heute 75 Jahre alten Gamila Hiar, die vor 45 Jahren auf dem Dach des Familienhauses Seifen kochte. Das Familienrezept war ihr bekannt, und sie wusste auch, dass Seifen nicht nur zum Waschen sind, sondern sich auch als Naturheilmittel eignen - von Fusspilz bis zu Akne - und dass sie, wenn sie ohne kuenstliche Zusaetze sind, auch fuer Babies geeignet sind.

                                                Gamila Hiar

Und so produzierte sie Seife, die sie anfangs kostenlos an das Dorf verteilte. Der Wendepunkt kam, als ihr Sohn Fuad in die israelische Armee eingezogen wurde - und seinen Kameraden von der renommierten Golani-Einheit Seife mitbrachte.

Und so sprach sich das Geheimnis herum, und bald standen nicht nur Soldaten, sondern das ganze Land Schlange, um die Seifen von "Oma Gamila" (so heisst die Marke in Israel, hebr. Safta Gamila) zu kaufen. Bald wollte auch der deutsch-israelische Entrepreneur Stef Wertheimer das "Geheimnis von Gamila" (so heisst die Marke weltweit "Gamila secret") wissen - aber es blieb und bleibt ein Familiengeheimnis.

Und heute schwoeren Kunden in ca. 30 Laendern auf Oma Gamila und ihren Seifen. Der Umsatz ist 7 Milliarden Dollar weltweit, und neben der Fabrik in Israel, wo - wie gesagt - fast ausschliesslich Frauen arbeiten, ist die Rede von einer weiteren Fabrik in Holland. Oma Gamila ist immer noch topfit und leitet das Geschaeft mit eiserner Hand, wobei ihr Sohn Fuad ihr mithilft. Und sie hat ihren Sinn fuer Humor behalten: So meinte sie, dass ihr Steuerberater immer noch so tue, als ob sie eine arme Druzenfrau sei, der man das 1+1 erklaeren muesse. "Aber ich lache auf dem Weg zur Bank", so Gamila.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud


Mittwoch, 20. Mai 2015

Das Fest der Erstlingsfrüchte



Dieses Wochenende wird in Israel Shawuoth, das jüdische Wochenfest, gefeiert.

So wie die meisten Feiertage hier hat das Fest eine spirituelle wie eine landwirtschaftliche Bedeutung. Spirituell wird sich an die Offenbarung am Berg Sinai und die Zehn Gebote erinnert. Landwirtschaftlich ist dies das Fest der Erstlingsfrüchte.

In der hebräischen Bibel hat Shawuoth mehrere Namen, zum einen  Wochenfest (Shawuoth), Erntedankfest und Tag der Erstfrüchte.  Die vielen Namen spiegeln die verschiedenen Bedeutungen, die das Fest hat, wider. So wird an den Empfang der zweiten Zehn Gebote (Gesetzestafeln) am Berg Sinai erinnert. Die ersten zehn Gebote hat Mose, zerschmettert, weil das Jüdische Volk das Goldene Kalb anbetete. Darauf ging Moses wieder auf die Spitze des Berg Sinais, um die neuen zehn Gebote zu erbitten. Dieses Mal mussten die Juden sich die zehn Gebote verdienen, indem sie die 50 Tage vom Pessachfest bis Schawuot beteten. Beim ersten Mal wurden ihnen die zehn Gebote geschenkt.

Die Zehn Gebote stehen im Mittelpunkt der Toralesung. Sie werden unter Begleitung einer besonderen Melodie vorgelesen, und während sie vorgelesen werden, steht die ganze Gemeinde.

Schawuoth ist außerdem ein Erntedankfest, da zu dieser Zeit in Israel Weizen geerntet wird.

Das Wochenfest bildet den Abschluss der Frühlingsfeste, zu denen Pessach auch gehört. Lesungen des Buches Ruth, das die Geschichte der Konvertierung von Ruth, der Urgroßmutter König Davids, erzählt  und die Zehn Gebote stehen im Mittelpunkt. Die Synagoge wird geschmückt. Traditionell wird Milch getrunken, milchige Speisen (Eierkuchen mit Quark, Käsekuchen usw.) und Honig gegessen, da die Tora mit Milch verglichen wird, die das Volk Israel wie ein unschuldiges Kind begierig trinkt. Auch geht es ja um "das Land, wo Milch und Honig fließt."

                                          Orangen: Auch sie Erstlingsfrüchte

Insbesonders in den landwirtschaftlichen Siedlungen, den Kibbutzim und Moshawot, wird Shawuoth mit großen Festlichkeiten gefeiert. Die Erstlingsfrüchte werden in Traktoren der Öffentlichkeit feierlich, mit Musik und Parade präsentiert.

Hier ein paar Fotos der Festlichkeiten:




In den letzten paar Jahren wurde eine neue Tradition hinzugefügt: Die Neugeborenen des Jahres werden feierlich präsentiert: Auch sie sind "Erstlingsfrüchte"

                                                     Erstlingsfrucht der anderen Art

Zum Schluß werden die Kinder mit dem Traktor durch das Kibbutz oder Moshav gefahren.


Und dann gibt es natürlich noch eine festliche Mahlzeit:


Fröhliches Shawuoth!

Text und Bilder: Rosebud

Sonntag, 17. Mai 2015

Zum "Yom Yerushalayim" (Jerusalem-Tag): Kulinarisches

"Vergesse ich dich, Jerusalem, so soll ich meine rechte Hand vergessen. Meine Zunge solle mir am Gaumen kleben...“
So heißt es bereits im Psalm des alten Testaments. Und auch heute, am "Yom Yerushalayim", wo die Wiedervereinigung der Stadt (1967) gefeiert wird, gelten diese Worte. Denn die Gerüche und Geschmäcke der Stadt machen so einen starken Eindruck, dass man sie wohl nicht so schnell vergessen wird. Und am Gaumen bleibt nicht die Zunge kleben, sondern die verschiedene Gewürze des Marktes, das frische Pita-Brot, sanftgekochtes Lammfleisch und der „Nana“-Tee...
 
lige Kräuter und Essenzen



Jede kulinarische Reise durch Jerusalem muss am „Schuk“ (also Markt), der „Machaneh Yehudah“ heisst, beginnen und kann dort auch enden: An den endlosen Ständen kann man sich fasst alles kaufen, was man zum Kochen und Essen braucht: Frisches Gemüse und Obst, Gewürze der verschiedensten Sorten, Brot, Fleisch, Fisch etc. Alles ist sehr frisch und –im Gegensatz zu europäischen Märkten- auch recht billig-
 
Nach einem Rundgang durch den Schuk lohnt es sich, zur „Marzipan“-Bäckerei zu gehen, die die besten „Rogelach“ (Mini-Schoko-Croissants) der Stadt sowie viele andere, meist europäische Backwaren hat, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen.  

Gutes für den Körper


A propos Backwaren: Da darf natürlich Borekas (kommt vom türkischen Börek) nicht fehlen, eine Teigware, bei der einem nach dem ersten Biss der Dampf der Füllung in die Nase steigt und zum nächsten Biss verführt: Füllungen gibt es viele (Spinat, Kartoffeln, Käse, Pilze), ebenso wie Stände, wo man Borekas bekommt. Aufgrund der Koscher-Gesetze sind Fleisch-Borekas jedoch eher selten.
  

Gutes für die Seele
 
 
Zum Mittagessen kann man sich auf einen der unzähligen Imbissbuden eine Falaffel holen (womit man sich klar als Tourist ausgibt) oder sich Hummus (siehe Bild) in einer Hummusiade bestellen – am besten in der Altstadt, wo man nach „Hummus Abu Shukri“ fragt. Inwiefern dieser „Abu Shukri“ authentisch ist, und ob es wirklich das Original ist – das sind Fragen, über die sich die Geister streiten. Unbestritten ist jedoch, dass man sich nach dem Genuss des Hummus, der mit einem Pitabrot „gewischt“ wird, bestimmt die Finger leckt.
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Natürlich ist ein kulinarischer Besuch in Jerusalem ohne den „Meoraw Yerushalmi“ (Jerusalemer Gemischtes) nicht komplett: Dabei handelt es sich um eine Mischung von Innereien (Leber, Niere, Herz), die mit viel scharfen Gewürzen, Pilzen und Zwiebeln auf einer heißen Platte gekocht werden.
jerusalemer_gemixt
Es scheiden sich die Geister, ob man dieses Gericht am besten bei der „Steakiat Chazot“ (Mitternachts-Steakhouse) oder bei „Sima“, ein in David Grossmanns wunderbaren Buch „Wohin du mich führst“ erwähnten Restaurant einnehmen sollte. Beide Restaurants sind bis spät in die Nacht geöffnet und befinden sich in der oben erwähnten Aggrippas-Straße, auf gegenüberliegenden Straßenseiten. Am besten kann man sich durch den wunderbaren Geruch des Meoraws leiten lassen. Nebenbei ist dieses Gericht schon so symbolisch, dass es in Israel sogar eine Fernsehserie mit dem Namen gab…
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Außer den oben erwähnten gibt da noch viele weitere Gerichte und Restaurants aller Fassion und Gemeinden in Jerusalem, die die vielen Einwanderergruppen in Israel repräsentieren: Vom schneebedeckten Russland bis zur heißen Wüste Marokkos, von den Bergen der Bukhara bis zu den weiten Landstrecken Irans ist da alles dabei. Es ist wirklich ein Meoraw Yerushalmi, ein Jerusalemer Mix. 

Zum Schluss -und das trifft für alle Restaurants und Cafes in Jerusalem zu- sollte man sich einen Tee bestellen, und zwar „im Nana“ (mit den Blüten der Nana, einer Pfefferminzsorte). Der ist ein Genuss für Geruchs- und Geschmackssinn und hilft auch, das viele Essen zu verdauen.






jerusalem-nana

Na denn: Happy Yom Yerushalayim!

Bilder und Text: Rosebud

Samstag, 9. Mai 2015

Made in Israel: Die "Nobelistim" (Nobelpreistrager)

Ihr Hintergrund koennte unterschiedlicher nicht sein: Sie sind in verschiedenen Laendern geboren, sind von atheistisch bis sehr religioes eingestellt, haben unterschiedliche politische Ansichten und arbeiten in unterschiedlichen Naturwissenschaften - zwei Dinge haben die sechs aber gemeinsam: Sie sind alle Israelis, und alle haben den Nobelpreis gewonnen.

Made in Israel: Die "Nobelistim"

                                             Yisrael Robert Aumann, Wirtschaft

Was ist eigentlich "Game Theory", fragt ein Interviewer Yisrael Robert Aumann, der fuer diese Disziplin den Nobelpreis erhielt. "Sie sind der erste, der mir diese Frage stellt", antwortet der ueberaschte Aumann, "da muss ich ueberlegen"

                                           Dan Schachtmann, Chemie

"Es gibt keine Quasikristalle, nur Quasiwissenschaftler" - das war eine der Kritiken, die Dan Schachtmann sehr oft hoerte, u.a. von Chemienobelpreistraeger Linus Carl Pauling. Schachtmann aber bewies das Gegenteil - Quasikristalle gibt es - und der Nobelpreis in Chemie gab ihm recht.

                                                       Ada Yonath, Chemie

Man nannte sie "Ada, die Frau mit Ribosomen im Kopf", und das war noch das Geringste - Verrueckte, zum Scheitern verurteilt, alles Namen, die Kollegen im Lande und weltweit Ada Yonath vorwarfen, als sie in akribischer Arbeit 15 Jahre lang versuchte, das Rätsel der Ribosomen zu entschlüsseln...

Und das sind nur drei der sechs Naturwissenschafts-Nobelpreistraeger Israels (den Friedens- und Literaturnobelpreis gewannen Israelis auch, dazu vielleicht ein anderes Mal) - alle ausgelacht und bemitleidet, niemals ernst genommen, und alle haben mit wenig Mitteln und viel Sturkoepfigkeit der Welt bewiesen, das Israel international seinen Platz bei den besten der Naturwissenschaft verdient hat.

Zurueck zu Aumann: "...aber ich denke schnell, und so ist hier meine Antwort: Mein Bruder und ich stritten als Kind immer um die Schokolade - jeder von uns behauptete, er bekaeme eine kleinere Haelfte als der andere. Bis meine Mutter eine geniale Idee hatte: Einer von Euch teilt die Schokolade, und der andere darf sich aussuchen, welche Haelfte er will. Seitdem teilten wir die Schokolade immer in gleiche Stuecke - denn ansonsten haette Bruderherz das groessere Stueck gewaehlt! Und DAS ist Game Theorie."

Was beweist, dass auch komplizierte Theorien einfach erklaert werden koennen - selbst, und vielleicht  zu recht, von einem Nobelpreistraeger...

Text: Rosebud
Bild: Public Domain

Mehr Videos und Links zum Thema gibt es auf der Facebook-Seite
                                      

Donnerstag, 7. Mai 2015

Happy Lag BaOmer!

                                                     Lagefeuer - die Tradition an Lag BaOmer

Heute feiert man in Israel Lag BaOmer, was sich als "33. Tag der Omer-Zeit" übersetzen lässt. Die Omer-Zeit sind 7 Wochen Trauerzeit. Am 33. Tag aber, also an Lag BaOmer, wird gefeiert. Warum?

Erst einmal endete die schreckliche Plage der Schüler Rabbi Akiwas genau an diesem Tag. Und so ist es Tradition, diesen Tag als Tag des Wunders zu feiern.

Ein weiteres Wunder war, dass - nachdem 24.000 Schüler starben, einer der verbleibenden 5 (!) Schüler Rabbi Shimon Bar Jochai überlebte , der den "Zohar", den Haupttext der Kabbalah, der Jüdischen Mystik schrieb. Er soll an Lag BaOmer gestorben sein, und so wird gefeiert, dass seine Seele mit dem Himmel sich vereinigte. Sein Vermächtnis erleuchtete die Juden, so wie das Lagerfeuer, was man Rabbi Shimon Bar Jochai zu Ehren an Lag BaOmer macht - es erleuchtet die dunkle Nacht. Lagerfeuer werden überall gemacht, aber das größte ist in Meron, am Grab Shimon Bar Jochais...

Lag BaOmer ist aber auch ein Symbol der Kabbalah, der Jüdischen Mystik - nach der Zahlenmythologie ist es eines der höchsten physischen Sphären, die die Welt erreicht hat, an diesem Tag, am 33. Omer. Da passt es ganz gut, dass der Tag in Verbindung mit dem Zohar steht.

Außer dem Lagerfeuer gibt es zahlreiche Traditionen, wie fröhliche Veranstaltungen (Hochzeiten etc.), den ersten Haarschnitt von Dreijährigen, Bogenschießen, Singen, Tanzen - kurzum: alles, was Freude macht!

Viel Spass!

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Sonntag, 3. Mai 2015

Made in Israel: Super-organisches Olivenöl aus Yokneam

Ein Besuch bei Amos Strauss, Olivenölproduzent
                                           Amos Strauss präsentiert stolz seine Oliven

Im Norden Israels, im pastoralischen Galiläa, liegt Yockneam. Dort produziert Amos Strauss, der bereits die zweite Generation im Moshav wohnt, Olivenöl. Doch ist es nicht einfaches 08/15-Olivenöl, das er produziert, sondern etwas ganz Besonderes:

Erstens werden die Oliven organisch angebaut: Keine Chemikalien werden verwendet, keine Pflanzschutzmittel, und natürlich ist Gentechnologie hier ein Fremdwort. Alles ist im Einklang mit der Natur. Das geht soweit, dass Amos Schafe hält, die sich von den natürlichen Abfällen der Olivenbäume ernähren. Was dort abfällt, muss also nicht in den Kompost - es findet in den Mägen der Schafe ein gutes Zuhause.

                                              Natürliche Kompostverwertung


Das Olivenöl von Amos Strauss ist aber nicht nur organisch, sondern SUPER-ORGANISCH: Dieser Begriff existiert wirklich, und bezieht sich auf landwirtschaftliche Produkte, die 1) organisch angebaut werden und 2) in einem Naturschutzgebiet (auch Biosphäre genannt), und dort im Einklang mit den natürlichen Gegebenheiten des Naturschutzgebietes. Und das ist bei sehr wenigen Landwirten der Fall - Amos Strauss ist eine der wenigen.

Und so sehen die Olivenhaine des Naturschutzgebietes aus:





Hier noch ein paar weitere Eindrücke:


                                            Yoshra (Integrität) heisst die Olivenöl-Marke



                                             Die Oliven


                                     

                                           Mit diesem Traktor werden die Oliven gepflückt



Nach dem Pflücken werden die Oliven zu Öl gepresst, und zwar in einem speziellen Kaltpress-Verfahren: Nur Olivenöl, das kalt gepresst wird, darf den Namen "Virgin", also Jungfernöl, tragen. Das Olivenöl von Amos Strauss ist aber nicht nur "Virgin", sondern "Extra-Virgin", was heisst, dass er nur die Erst-Ernte der Oliven für sein Öl benutzt.

                                             Herstellung des Olivenöls

Und während die Schafe sich auf dem Weg machen, um Kompost tilgen...


... steht die Olivenölflasche bereits in der Küche:


KURZUM: Superorganisch, extra virgin - supergut!

Bilder und Text: Rosebud

P.S. Ein kurzes Video mit Amos Strauss gibt es auf unserer Facebook-Site