Mittwoch, 30. Dezember 2015

Eine Silvestergeschichte. Basierend auf wahren Begebenheiten




Auf dem Weg zum Lazerett
Ein eiskalter Schneewind weht uns ins Gesicht.
„Komm, Gefreiter Udo! Die paar Kilometer schaffen wir noch! Komm, ich trage dich ein paar Meter. Nicht aufgeben...“
1. Januar. 6 Uhr früh.
Endlich zuhause angekommen. So kalt und unangenehm war es ja schon seit Jahren nicht. Und natürlich gab es weder öffentliche Verkehrsmittel noch Taxis. Und dieser Idiot hätte mir schon am Telefon erzählen können, dass er ein gebrochenes Bein hat! Erst einmal ab ins Bett. NIE WIEDER SILVESTER.
31. Dezember. 6 Uhr abends.
„Hallo, Udo. Natürlich können wir etwas an Silvester machen. Ich hatte vor, in Pasing in eine Bar zu gehen, wo ein guter Freund von mir arbeitet. Passt? Dann bis später!“
1. Januar. 1 Uhr nachts.
Da hinten, im Schnee, liegt Mahmud, ein guter Bekannter. Er muß wohl in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein. Seine Augen sind halbgeschlossen. Aus Nase und Mund tropft das Blut und färbt den weißen Schnee in ein klares Rot. Es tut mir leid um ihn – gleichzeitig hat dieses Bild auch eine seltsame Ästhetik.
1. Januar. 3 Uhr früh.
Ist das alles nur ein Albtraum? So hatte ich mir Silvester jedenfalls nicht vorgestellt – seit drei Stunden laufen wir durch das eiskalte München, mit dem Schneesturm immer im Gesicht. Unsere Körper zittern vor Kälte. Meine Nase und Ohren spüre ich schon seit zwei Stunden nicht. Aus allen Ecken hören wir Explosionen. Da wieder! Beinahe wäre mir dieser Ladycracker ins Gesicht geflogen! Ich muss Udo einen guten Teil des Weges mit seinem Arm um meine Schulter abschleppen, denn er hat ein gebrochenes Bein – was auch der Grund war, dass wir die Bar kurz nach Mitternacht verlassen mussten. 
Bumm! „Aufpassen, Udo – beinahe hätte dich dieser Feuerwerkskörper erwischt!“ Ich komme mir vor wie in Stalingrad. Die verletzten Soldaten vom Kriegsfeld räumen und ins Lazarett bringen. „Jawoll, Herr Kommandant!“
1. Januar. Mitternacht
Kling! Wir stoßen mit den Champagnergläsern an. Schon witzig: Ein Jude, ein Muslime und ein Atheist feiern das Neujahr, das nach Jesus (angeblicher) Geburt berechnet wird und nach einem Papst namens Silvester benannt ist.
Udo, der Atheist, lächelt schüchtern. Heute wird das mit dem Tanzen wohl nichts.


Einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Dienstag, 22. Dezember 2015

Weihnachtsbaum oder Schachbrett, das ist hier die Frage!



Morgen abend, während alle guten Christen zur Mitternachtsmesse gehen und mit der Familie bei einem Festmahl Weihnachten feiern und Geschenke öffnen, sitzt dann jeder vor dem Holzofen und hört sich Großpapas Geschichten an. Und die Straßen sind leer - oder?

Nicht ganz, denn natürlich gibt es sowohl in Europa als auch in Amerika bekanntlich ein paar Minderheiten (und in Israel die absolute Mehrheit), die nicht Weihnachten feiern. In Amerika waren das traditionell Juden und Chinesen (also Buddhisten) - und so weiß man sich zu erzählen, dass es eine klassische jüdische Tradition ist, an Weihnachten chinesisch essen zu gehen. Eine weitere Tradition ist es, ins Kino zu gehen - dort trafen sich Juden, Chinesen, Inder und jede nicht-christliche Minderheit, die in Amerika eintraf (und ein paar Atheisten)...

Aber noch lange vorher, im Schtetl in Polen, gab es eine andere jüdische Tradition: Das Nittel-Fest. Über die Herkunft des Wortes "Nittel" streiten sich die Forscher. Was klar steht, ist, dass es von chassidischen Juden an Weihnachten gefeiert wurde. Bekanntlich feiern Juden nicht Weihnachten, und so - wohl auch, um sich nicht zu alleingelassen zu fühlen - führten chassidische Rabbiner das Nittel-Fest ein, ein Fest, bei dem man sich ausnahmsweise nicht dem Talmud-Studium widmet, sondern Aktivitäten, zu denen man als religiöser Jude normalerweise nicht die Zeit hat.

Am Bekanntesten hierbei ist das Schachspielen: Man weiß sich zu sagen, dass Chabad-Chassidim bis zum heutigen Tag an Weihnachten/Nittel Schachtourniere durchführen, die oft die ganze Nacht andauern.

In der Nittel-Nacht (so wird Nittel auch genannt), die es bereits seit dem 16. Jahrhundert gab, war das Kartenspielen eine weitere Tradition, mit der sich die jüdischen Gemeinde die Zeit vertrieb, während rundherum aus allen Häusern "Stille Nacht" erklang.

Und so schafften es die jüdischen Gemeinden, auch an dem Tag, an dem sie oft nicht einmal das Haus verlassen durften, viel Freude zu haben.

Heutzutage ist von der Nittel-Tradition wenig erhalten geblieben. Das ist vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass sich die christlich-jüdischen Verhältnisse in den meisten Ländern Europas verbessert haben, und es Juden weder verboten ist, an Weihnachten auf die Straße zu gehen, noch sie sich den ganzen Tag mit dem Talmudstudium beschäftigen, und keine Zeit haben, Schach zu spielen.

In Israel gibt es noch einige chassidische Juden, die ihre Schachtourniere heute abhalten. Und die Christen in Nazareth und Jerusalem feiern natürlich auch weiterhin Weihnachten.

Allen Lesern: Ein frohes Fest heute, was immer es auch sein mag!

Und schon einmal EIN GUTER RUTSCH INS NEUE JAHR

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Der deutsche Channukah-Song




Text: Willy Kramer (aka Willy Karma)
                                                                    Willy singt

Channukah ist der Feiertag der Wunder
an diesem Tag sind alle Juden munter
Wenn wieder Weihnachten ist, und es nervt dich wie ObL
solltest du wissen, wen wir alles bei uns haben...

yeah!

Rolf Shimon Eden spielt Dreidel in Berlin
und Henryk Broder isst Latkes mit Gil Ofarim
Der grosse Albert Einstein liebte Sufganiyot
doch leider ist er schon seit vielen Channukahs tot

Seht wie Maxim Biller und Rolf Sommer Hora tanzen
doch die koschersten T-ten der Welt hat Scarlett Johansson...
Krusty der Clown ist der Sohn eines Rabbis
und Nina Hagens Vater fuhr damals sicher keine Trabbis!

Es wird wieder spannukah - dieses Jahr an Channukah
Michel Friedmanuka hat die Nase voll von Channukah

Hella von Sinnen - a dicke Schickse
doch Hugo Egon Balder macht sehr auf jüdische Witze!
Abramowitz fährt an Channukah lieber seinen Jet-ski
aber ratet mal, wer Kerzen zündet (im Himmel) - Marcel Reich-Ranicki!

MUMPITZ!

Viele Leute geben sich diesen Channukah die Kugel
doch sicher nicht Larry Page und Sergej Brin - die Gründer von Google
Sei doch cool, und sei kein Frosch
sei einfach wie Uri Geller - sag´ "echad-shteim-shalosh"!

Es wird wieder spannukah - dieses Jahr an Channukah

Also geh ins KaDeWanukkah
und kauf Kleider von Dolce & Gabbanukah
Hast du Zahnschmerz an Channukah
tuts mir leid für dich, denn die jüdischen Zahnärztuka
sind alle am Entspannukah

Also sag deiner Babushka
Das wird das beste, beste Channukah

Happy Channukah, everybody!

Bild: Screenshots, zusammengestellt von Rosebud

Musik und Videoclip gibt es auf unserer Facebook-Seite

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Es wird wieder Fun(ukkah), dieses Jahr an Channukah

 
                                           Channukah - das Fest der Lichter

 Am Sonntagabend fängt es an - das Channukahfest. 


Fettes Fest
 
Noch ein Biss – und man ist um 300 Kalorien reicher. Die mit Marmelade oder Nugat gefüllten Krapfen, die traditionell an Chanukah verspeist werden, erinnern an das Wunder der Ölkerze (mehr dazu später). Sie sind gleichzeitig ein Gaumenschmaus, bei dem man mit der Zunge das letzte Stück Puderzucker von den Lippen leckt. Es ist wohl der Albtraum jedes Zahn- und Allgemeinarztes  – einmal im Jahr jedoch ist es auch ein süßer Traum...
 
Das Wunder des Öles
 
An Chanukah wird der Sieg einer kleinen jüdischen Guerillagruppe gegen das griechische Imperium gefeiert. Die Gruppe konnte den jüdischen Tempel, der in katastrophalem Zustand und voller griechischer Götzenfiguren war, wieder für sich beanspruchen. Zur Reinigung, die eine Woche dauern würde, benötigten sie allerdings von dem Hohepriester versiegeltes Öl. Sie fanden nur einen Krug, also ein Vorrat für einen Tag. Das Öl reichte aber für 8 Tage – das ist das Chanukah-Wunder.
 
Fest der Lichter
 
Dieses Wunder wird mit dem Anzünden des 8-armigen Chanukahleuchters gefeiert – jeden Tag wird ein Licht hinzugefügt. Zusätzlich werden fröhliche Lieder gesungen und ölige Speisen gegessen – da es sich um das Wunder des Öls handelte. So gibt es Kartoffelpuffer und natürlich die begehrten Krapfen...
 
 
Assimilierung oder nicht?
 Denn die Chanukahgeschichte handelt auch von der Assimilation, von den Juden, die sich eher als Griechen denn als Juden sahen.
 
Es ist die Geschichte jeder Minderheit, die im Spannungsfeld zwischen Ghettoisierung und Assimilation ist. Soll man sich der Mehrheit anpassen? Oder sich ganz von ihr absondern, um seine Kultur auch in der Diaspora aufrecht zu erhalten? Oder gibt es eine goldene Mitte?
 
Hier in Israel ist das natürlich kein Problem - da sind die Mehrheit Juden. Für die Diaspora wird das Chanukah-Lied empfohlen.
 
Mehr zum Thema gibt es im Verlauf der nächsten Woche - hier und auf unserer Facebook-Seite.
 
Happy Channukah  


Bild und Text: Rosebud

Dienstag, 24. November 2015

Hummus in der Tankstelle

                                           Hummus Elijahu

Im Norden Israels, in Yokneam, gibt es - ganz versteckt hinter einer Tankstelle, in einem kleinen Seiteneingang eines Hintergebauedes, dass man nicht einmal als Tankstellenbesucher gut sieht, den nach Ansichten vieler besten Hummus nicht nur Galilaeas, nicht nur des Norden Israels, sondern ganz Israels - und auch weltweit...

In einem kleinen Gasherd (siehe Bild oben) werden die Frisch gelieferten Kichererbsen mit viel Liebe gekocht, waehrend das ebenso lokal gelieferte Olivenoel langsam hinzugemischt wird.

Heraus kommt ein Hummus, der einem wahrlich im Munde zerfliesst, und an dessen Geschmack sich noch tagelang nach dem Besuch im Norden sehnt. Es gibt sogar Israelis, die einen Umweg auf ihrer Route machen, nur um nach Yokneam zu kommen, die in die Tankstelle mit vollem Tank fahren, nur um bei Hummus Elijahu Hummus zu holen...

                                           und fertig ist der Hummus

Abschliessend soll erwaehnt werden, dass es in Israel einige Geheimtipps von Restaurants gibt, die sich in den ungewoehnlichsten Orten verstecken - u.a. auch Tankstellen. So ist eines der besten orientalischen Restaurants in einer Tankstelle in der "Golani"-Junction. Aber dazu ein ander Mal...

Bilder und Text: Rosebud




Sonntag, 15. November 2015

Kulinarisches aus Israel: Schoko-Döner

                                            Was es nicht alles gibt: Schoko-Döner

Israel war schon immer ein Pionierstaat, eine Start-Up-Nation, noch lange bevor das Internet erfunden wurde: Geringe finanzielle Mittel, eine grosse Wüste und fast gar keine Rohstoffe (von Salz, und bald auch Erdgas, mal abgesehen) zwang den Staat, auch ob der vielen Einwandererwellen, zu improvisieren.

Ein Bonus der vielen Einwandererwellen war natürlich, dass sie aus den unterschiedlichen Ländern, von denen sie herkamen, jeweils unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Traditionen brachten - und so lacht man hier noch heute über die Witze, die die Unterschiede zwischen Polen, Marokanern, Jemeniten, Jecken (deutschsprachigen Juden) etc. in etwas übertriebener Weise zeigen.

Auch, und vielleicht gerade - dafka! - in der kulinarischen Kultur zeigen sich viele dieser Unterschiede - und man macht aus der Not eine Tugend: So wird im Döner (der hier "Shwarma" heisst) aufgrund der Koscher-Gesetze, die das Mischen von Fleisch und Milch verbieten, auf die Joghurt-Sausse verzichtet. Stattdessen gibt es Techina (Sesampaste), die ähnliche Konsistenz hat, aber nicht minder lecker schmeckt. Auch eines der bekanntesten jüdischen Gerichte, das Chamin, auch Tscholent genannt (von franz. chaud-lent, also heiss-langsam) entstand aus dem Verbot, am Shabbat zu kochen - und wird daher bereits am Freitag aufgesetzt und kocht langsam über Nacht.

Und jetzt hat das kulinarische Improvisieren einen neuen Höhepunkt erreicht: Schoko-Döner! Statt heissem Lammfleisch brutzelt am Spiess heisse Schokolade unterschiedlicher Arten (dunkle, Milchschokolade, weisse) zusammen mit Halva zu einer Fontäne der Sinne, einem Fondue der ganz anderen Art...

Serviert wird das dann in einer Art Lafa (Fladenbrot), oder aber - ums traditionell-europäisch zu halten, in einem Crepe Suisse. Und ausschauen tut das so:




Na denn: Bete Avon! (Guten Appetit)

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Dienstag, 10. November 2015

Kulinarisches aus Israel: Ode an Shkedei Marak

                                                        Shkedei Marak

Suppenwürfel sind es nicht, Croutons auch nicht - daher gibt es wohl nur das Hebräische Wort: Shkedei Marak.

Insbesonders jetzt, in der Winterzeit, ist es bei Israelis groß und klein hochbeliebt - egal, ob zu jemenitischer Supper, zu polnisch-jüdischer Hühnersuppe oder einfach so - direkt in den Mund. Es ist einfach das "gewisse Etwas", lokal produziert und liebend gerne konsumiert.

Und das von allen Sektoren - vom Kibbutzkollektiv zur Stadt, von Ultraorthodox bis ganz säkular - bei Shkedei Marak gibt es keine Unterschiede.

Na denn: Bete Avon (Guten Appetit)

Mittwoch, 4. November 2015

Über den Wolken...


                                            Wow! Was für eine Aussicht...

...da muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, um ein bekanntes Lied zu zitieren. Es gibt wirklich viel zu sehen und zu tun dort, auf den 49 Stockwerken des höchsten Gebäude Tel-Avivs: Einkaufen, Dinieren, Arbeiten, oder am obersten Stockwerk auf der Bar die atemberaubende Aussicht der Tel-Aviver Skyline bei Tag oder Nacht genießen.

                                           Auch bei Nacht nicht zu verachten

In dem historischen Roman "Das Haus der Rajanis" (Alon Hilu, ins Deutsch wunderschön von Markus Lemke übersetzt) verkauft die arabische Familie Rajani, aus Jafo, ihr Haus an einen jüdischen Käufer. Wir schreiben das Jahr 1895, und außer Sanddünen gibt es im damaligen Palästina fast nichts. Das Kind der Rajanis hat aber Wahnvorstellungen: Es träumt von drei Gebäuden aus Glas, die soviele Stockwerke haben, dass sie den Himmel förmlich berühren. Eines ist rund, eines dreieckig und eines viereckig. Und sie glitzern in der heißen Sonne, und geben grelles Licht in der Nacht ab. Eine Wahnvorstellung, für die das Kind in die Psychatrie eingeliefert wird...

Unvorstellbare Phantasie 1895, Aufregende Realität seit 1999: Auf über 34.000 Quadratmater zeigen sich die nach dem Besitzer (David Azrieli, der einen Hubschrauberlandeplatz auf einen der Gebäude hat) benannten Tempel der Moderne in ihrer ganzen Pracht. Und für lächerliche 350 Millionen Dollar wurden sie zuende gestellt.

Heute gehört "Azrieli" zum Stadtbild Tel-Avivs wie der Strand, die Ben-Yehuda-Straße mit ihren Straßencafés, die lockere Atmosphäre bei Tag und das wilde Nachtleben. Es gibt dort eine riesige Parkstruktur, eine Zugstation und alle Geschäfte, die der Mensch begehrt: Von Kosmetik über Bücher bis zu Kleidung. Zu den Restaurants kamen außer den ursprünglichen Ketten auch Luxusrestaurants der bekanntesten Chefköche Israels sowie - siehe oben - eine der coolsten Bars der Gegend.

                                              Bar bei Azrieli

Und wen es mal bei Tag oder Nacht zu heiß ist in Tel-Aviv, der kann sich hier im immer angenehm kühlen modernen Turm Babylons (aber mit Happy End! Er steht noch!) ein bisschen erholen und bei einem ebenso coolen Drink und noch coolerer Aussicht die Hitze mal Hitze sein lassen...


Bilder und Text: Rosebud

Montag, 2. November 2015

Ein Jude im Gefängnis Kaddafis


Was macht ein Jude aus gutem Zuhause in einer Folterkammer des lybischen Tyrannen Kaddafis? Diese Frage stellte sich Rafram Haddad auch. Wir schreiben das Jahr 2010, März. Haddad, in Israel lebender gebürtiger Lybier war in seinen Geburtsort gefahren, um dort im Auftrag einer Organisation der Erhaltung des lybisch-jüdischen Kulturerbes jüdische Friedhöfe und ehemalige Synagogen dort zu dokumentieren.  Kurz nach seiner Ankunft wird er vom lybischen Geheimdienst verhaftet, die ihn verdächtigen, ein Mossadagent zu sein. Er wird zu einem Kellergeschoss gebracht, wo er für fünf Monate lang verhört und gefoltert wird. Haddad ist sich sicher, dass er nie wieder lebendig herauskommt.

 

So fängt eine Reise unbekannten Ausgangs an. Diesen Freitag hat Rafram Haddad in Israel sein neu herausgekommenes Buch „Raframs Reiseführer der lybischen Haft“ (Hebräisch) vorgestellt, das seine Zeit in der Haft dokumentiert. Der Ausgang dieser Haft könnte in einem James Bond-Film passen: Haddad sitzt in einem Privatflieger von Tripoli nach Wien, neben ihn schlürft der australische Milliardär Martin Schlaff mit dem israelischen Außenminister Avigdor Lieberman Champagner. Sie erzählen Haddad, dass hinter den Szenen der russische Präsident Vladimir Putin, der italienische Premierminister Silvio Berlusconi, der englische Premierminister Tony Blair und der französische Präsident Nicolas Sarcozy tätig waren. Alle hatten nur ein Ziel: Die Rettung Rafram Haddads.

 

 
 
Die Leser von Haddads Buch bekommen einen Einblick in den Nahen Osten vor dem „arabischen Frühling“: Alle Diktatoren waren noch an der Macht, allen voran Kaddafi, der damals zu den am längsten amtierenden Regierungschefs weltweit gehörte (ununterbrochen 1969 bis zu seinem Sturz und Tötung 2011), und seine Macht u.a. durch beliebige Verhaftungen und Folter wie die, die Haddad erlebte, zum Ausdruck brachte. Keiner hätte damals gedacht, dass die Regierungen Ägyptens, Tunesiens und Lybien wie ein Kartenhaus fallen würden, und Syrien in einen blutigen Bürgerkrieg involviert sein würde, der bis heute anhält. Nicht nur Haddad würde die unerwartete Luft der Freiheit bald riechen und sehen - nur sollte es ein kurzer Frühling für sie werden, dem ein kalter und brutaler Winter folgte.
 
Text: Rosebud
Bild: Public Domain

 

 


Samstag, 24. Oktober 2015

Meluchia - das Gericht der Könige

 


Meluchia ist ursprünglich ein ägyptisches Gericht, dessen Namen "Königlich" bedeutet. Wahrscheinlich stand es schon auf demSpeiseplan der antiken Pharaonen. Es hat sich aber schon so in Israel eingebürgert, dass man es als israelisches Gericht bezeichnen kann.

Der deutsche Name der Pflanze, aus der Meluchia gemacht wird, ist "langkapselige Jute" - da klingt Meluchia schon viel besser. Aber auch der lateinische Name ist nicht ohne: Chorcurus uliturus. Die Pflanze ist Teil der Familie der Malvengewächse, und im Nahen Osten recht verbreitet.

Die Zubereitung der Meluchia ist sehr mühsam: Jedes der ca. 90 cm. langen Blätter muss per Hand abgetrennt, gewaschen und eigenständig geschnitten und zubereitet werden. Dies stammt daher, dass nur das innere jedes Blatt benutzt werden kann. Danach werden die Blätter zusammen mit Knoblauch und Koriander für einige Stunden lang gekocht. Serviert wird Meluchia meist als Eintopf, zusammen mit Huhn- oder Rindfleisch.

                                                Ein Genuß: Meluchia
                               
Meluchia selbst schmeckt wie eine Mischung aus Okraschote und Spinatblatt, und ist wohl an gesundheitlichen Nutzen kaum zu überbieten. Zwar ist die Dickflüssigkeit anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber danach umso leckerer.

Na denn: Guten Appetit!

Bilder und Text: Rosebud

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Bahai: eine faszinierende Religion "Made in Israel"

                                             Bahai-Garten in Haifa: 100% symmetrisch


Verkehret mit allen Religionen in Herzlichkeit und Eintracht, auf daß sie Gottes süße Düfte von euch einatmen. Hütet euch, daß euch im Umgang mit den Menschen nicht die Hitze törichter Unwissenheit übermanne.“

So steht es in den Schriften von Baha-Ullah, dem Gründer der Bahai-Religion, dessen Tempel, Gräber und heilige Stätten in Israel, genauer gesagt, in Haifa und Umgebung ihr Zentrum haben. Am Bekanntesten sind natürlich die Gärten (siehe Bild oben), die zwar ausschauen, als ob sie vom britischen Königshaus adaptiert wurden, so symmetrisch und harmonisch sind sie, die aber ihren Ursprung - wie Bahai überhaupt - in Persien haben...

Bab und Babismus

Bahai ist eine moderne Religion. Ihren Anfang hatte sie mit dem "Bab" (Tor), einen iranischen Muslim aus Shiraz (Iran), der am Abend des 22. Mai 1844 den Anspruch einer göttlichen Offenbarung gab, und sich den Titel "Bab", gab, da er sich als Tor zu Gott sah - dabei greift er den schiitisch-eschatologischen Begriff des „Bab“ auf. Bab versammelte bald viele Anhänger um sich, die "Babismus" praktizieren, damals noch im Rahmen des Schiismus.

Doch bald richtete sich der Mainstream- Schiismus gegen den Bab und seine Anhänger - er wurde 1850 öffentlich erschossen, seine Anhänger verfolgt.


Baha'ulla - und Bahai

Sein Nachfolger, Baha'ulla, der Babismus in Richtung Mystizismus weiterentwickelte, und die Religion immer mehr vom Islam entfernte, wurde ebenso verfolgt - zuerst musste er nach Bagdad fliehen, dann nach Istanbul. Aber auch das osmanische Reich war ihm nicht freundlich gesonnen - und wurde in das heutige Israel verbannt, wo er 1892 verstarb. Sein Schrein, in Akkon in Galiläa, ist heute der wichtigste Schrein der Bahaii-Religion, ein Wallfahrtsort und es bestimmt die Gebetsrichtung.

Während der  mehr als zwanzig Jahre, die der Bah'ulla vor seinem Tod in Galiläa verbrachte,entstand der größere Teil des umfangreichen Schrifttums Baha'ullahs, worin die grundlegenden Lehren der neuen Bahaii-Religion ausgeführt werden, insbesondere der Gedanke der Einheit der Menschheit und die Versöhnung der Religionen. Hinzu kommen Religionsgesetz und Gemeindeordnung. Der wichtigste Text der Bahai ist das sogenannte Heiligste Buch, aus dem Jahr 1873.

Und heute?

Weltweit gibt es 5 bis 8 Millionen Anhänger der Bahaii-Religion. Wie gesagt ist das Zentrum im Norden Israels. Der Schrein des Babs ist die Kuppel in den Bahaii-Garten Haifas, wohl eines der Hauptattraktionen der Stadt - wobei die meisten Touristen sich eher für die Gärten als für den Schrein interessieren...

Die Gärten liegen auf einer Anhöhe, die Teil der biblischen Carmel-Gebirge sind, wo u.a. der Prophet Elisha aktiv war. Am Fuße der Anhöhe fängt die "German Colony" an, eine weitere Tourismusattraktion. Somit hat die Lage der Bahaii-Tempel in sich die Lehre des interreligiösen Dialogs gut integriert - und natürlich ist Haifa auch die Stadt, wo Juden, Christen und Muslime weitgehend in Harmonie leben.

Bild und Text: Rosebud

Dienstag, 6. Oktober 2015

Simcha-Tora-Feier in Tel Aviv

 

                                               

Heute wird in der jüdischen Welt Simchat Torah gefeiert: Dieses Fest, das sich als "Freude der Torah" übersetzen lässt, wird am 23. Tishrei begangen, und beendet den Monatszyklus von Feiertagen, das mit Rosh Hashana - dem jüdischen Neujahrsfest beginnt. An Simchat Torah wird die Vorlesung der Torah (5 Bücher Moses) mit dem letzten Abschnitt des fünften Buches beendet, und sogleich wird mit dem ersten Abschnitt des ersten Buches angefangen.

Es ist Brauch. die Torahrollen in einer Prozession durch die Synagoge zu tragen - mit viel Gesang und Tanz.
Das sieht dann so aus:

                                                        
Desweiteren werden Fahnen und Früchte an Kinder ausgeteilt, die dann kräftig mittanzen und mitfeiern können. Oft nehmen die Eltern die Kinder auf die Schulter, damit sie die Feierlichkeiten schön sehen können.
                                               

In Israel gibt es eine neuere Tradition: "Hakafot Shniyot" (zweite Hakafot). Der Hintergrund dazu ist folgender: Aus historischen Gründen ist in Israel Simchat Torah einen Tag vor der Diaspora. In den 1940er Jahren, in der Süd-Tel-Aviver "Florentin"-Gegend, entschloß sich Rabbiner Yedidya Fränkel, der damals Oberrabbiner von Tel-Aviv war, am Abend nach dem israelischen Simchat Torah eine weitere Feierlichkeit zu begehen, die "Hakafot Shniyot". Dies sollte für alle Diasporajuden sein, die aufgrund von Verfolgung, Pogromen etc. nicht feiern konnten.

Im Laufe der Jahre kamen mehr und mehr Menschen aus ganz Israel nach Süd-Tel-Aviv, um mit Rabbiner Fränkel Hakafot Shniyot zu feiern.

Heute finden diese Feierlichkeiten im ganzen Land statt, und sind richtige Großereignisse, mit Live-Bands, Feuerwerken, Ehrengästen, und und und. Hier sind ein paar Bilder aus dem Rabinplatz in Tel-Aviv, wo es rund ging:
                                               
 


 
                                                       Ehrengast: Rabbiner Yisrael Meir Lau
                                                      Oberrabbiner Tel-Avivs und
                                                      ehemaliger Oberrabbiner Israels
                                            Feuerwerk

Na denn: FRÖHLICHER FEIERTAG/ Chag sameach!

P.S. Mehr Fotos gibt es auf unserer Facebook-Seite

Bilder und Text: Rosebud

Samstag, 26. September 2015

Sukkot in Israel - das Laubhüttenfest

 




Heute abend fängt in Israel und der Diaspora Sukkot an, das Laubhüttenfest, das eine ganz fröhliche und ausgelassene Stimmung mit sich bringt: Man sitzt eine Woche lang in der Laubhütte, feiert, singt, isst gute Speisen und trinkt guten Wein - und ist vor allem eines: fröhlich. Denn es ist ein religiöses Gebot, in dieser Zeit glücklich zu sein, unbeschwert.

Natürlich hat das Fest - wie die meisten Feste - sowohl eine spirituelle als auch eine landwirtschaftliche Bedeutung, in diesem Fall der Beginn der Regenzeit, auf die man sich in Israel ganz besonders freut - alles grünt und wächst und blüht, ein wahrer Gaumenschmaus für die Augen.

Auch die vier Arten haben sowohl spirituelle als auch landwirtschaftliche Bedeutung - so symbolisieren sie Augen (Myrthen), Mund (Bachweidenzweige), Rückgrat (Palmzweig) und - am wichtigsten - das Herz (Etrog, eine grosse Zitrone). Hier ein Bild des Herzens:


Die vier Arten werden vorher am 4-Arten-Markt verkauft - Bilder davon gibt es auf unserer Facebook-Seite 
 
Dann bleibt nur übrig zu wünschen: Chag sameach/ fröhliches Sukkot!

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Montag, 21. September 2015

Jom Kippur - Tag der Versöhnung und "autofreier Sonntag"

                                                      Jom Kippur in Israel

Am Dienstag abend beginnt in Israel (und der jüdische Welt) Jom Kippur, der höchsten Feiertag des jüdischen Jahres. Es ist dies der "Tag der Versöhnung", ein Tag der in der Synagoge verbracht wird, wo man den ganzen Tag fastet und in sich kehrt, sowie sich den Dialog mit dem Ewigen widmet.

In Israel ist es auch "autofreier Sonntag": Es hat sich eingebürgert, dass das ganze Land für 25 Stunden Pause macht - Restaurants und Geschäfte sind alle geschlossen, öffentliche Verkehrsmittel fahren nicht, und - und das ist eine einzigartige Erfahrung! - es hat sich eingebürgert, dass kein einziges Auto fährt. Für die Bevölkerung Israels (und Touristen, die zu dem Zeitpunkt im Lande sind) ist das ein Happening: Kinder fahren überall mit dem Fahrrad, und Menschen gehen fröhlich auf den Autobahnen und den befahrensten Straßen der Städte spazieren. Dabei atmen sie - wie das Umweltministerium jedes Jahr feststellt - eine bis zu 90% weniger verschmutzte Luft ein...

Kurzum: Jom Kippur ist ein Feiertag, den man auf verschiedenste Weise begehen kann, der aber in Israel eine Atmosphäre schafft, die seinesgleichen weltweit sucht.

In diesem Sinne: Gmar Chatima Tova, also ein schöner Abschluss von Jom Kippur!

Bild und Text: Rosebud 

Sonntag, 6. September 2015

Guter Rutsch! Shana Tova!

 


Guter Rutsch? Neues Jahr? Ist das nicht ein bißchen früh?

Nein, ist es nicht: Denn das jüdische Jahr fängt Sonntagabend an. Es heißt "Rosh Hashana" (wörtlich: "Kopf des Jahres") und wird nach dem Mondkalender berechnet. Man wünscht sich dann "Shana Tova" (hebr. Gutes Jahr).

Rosh Hashana lautet die "10 Busstage ein", die am 10. Tag mitYom Kippur (Tag der Versöhnung) enden. Es wird sowohl beim Ewigen als auch bei den Mitmenschen um Verzeichung für die Sünden des Vorjahres gebetet und gebittet, und man versucht, sich dieses Jahr besser zu halten.  

An Rosh Hashana selbst ist es Brauch, zu einem Fluß zu gehen, wo man Brotstücke - die die Sünden symbolisieren, ins Wasser wirft, und hofft, dass die Strömung nicht nur die Brotstücke, sondern auch die sündhaften Tendenzen wegspült. Dieser Brauch heißt Taschlich (Wegwerfen, d.h. Wegwerfen der Sünden) Bei sehr Religiösen kann dann folgendes passieren:
                                           Neulich, beim Taschlich


Eine weitere Tradition, ist es, den Shofar zu blasen: Der Shofar ist ein Widderhorn, dessen Ton durch Körper und Seele dringt - und das ist auch die Idee dahinter. Es ist dies ein letzter Aufruf zur Besserung, zu einem besseren Verhalten in diesem Jahr. Im Hebräischen kommt das Wort "Shofar" auch von derselben Wurzel wie "Shipur", Verbesserung. Dazu kann man dann sagen:


Und so hört sich der Shofar an

Schließlich ist es Brauch, Äpfel in Honig zu tauchen. Damit symbolisiert man ein fruchtvolles Jahr (im wahrsten Sinne des Wortes) sowie ein süßes Jahr. Das ist es auch, was man sich am meisten wünscht: Shana Tova u-metuka (ein gutes und SÜSSES Jahr).

Auch wir von Rosenduftgarten wünschen allen Lesern ein gutes und süßes jüdische Neujahr!
SHANA TOVA u-METUKA


Bilder: Public domain
Text: Rosebud

Mittwoch, 26. August 2015

Zum Thema Templer in Israel: Buchtipp

Gad Shimrons historischer Roman und Bestseller in Israel Templer, Liebe und Krieg in Jerusalem über Nazi-Geheimagenten im britischen Mandatsgebiet Palästinas jetzt auf Deutsch erschienen…

                                               Templer-Viertel Sarona in Tel Aviv, ca. 1930                              

Dieser historische Roman erzählt eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund von Geheimagentenaktionen der Nazis im britischen Mandatsgebiet Palästina, die sich wirklich abgespielt haben. Wir schreiben das Jahr 1942, “Wüstenfuchs” Rommel ist bereits bis nach Ägypten vorgedrungen und die Juden in Palästina bereiten sich auf einen Massenselbstmord a la Massada vor – unwissend, dass Nazis bereits Spione im Land haben: Nazianhänger der deutschen Templersekte kollaborieren mit pro-Nazi-Palästinenser, die Anhänger des Muftis von Jerusalem, Haj Amin al Husseini sind (der sich u.a. mit Hitler in Berlin trifft). “Operation Atlas” beginnt.

                                           NSDAP, Ortsgruppe Jerusalem

“Templer, Liebe und Krieg in Jerusalem” ist ein historischer Roman, der zur Zeit des Dritten Reiches spielt, und dessen Handlung sich im britischen Mandatsgebiet Palästina ereignet. Der Roman verknüpft wenig bekannte geschichtliche Tatsachen mit einer fiktiven Liebesgeschichte. Seine Protagonisten sind jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich, Mitglieder der deutschen Templergesellschaft in Jerusalem (die zu teils pro-Nazi waren und sogar eine HJ-Abteilung in Jerusalem hatten!), englische Geheimagenten, jüdische Untergrundorganisationen und arabische Nazi-Spione.

Zu Ende der 1930er entwickelt sich eine außergewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der in Wien geborenen Henriette-Tamar Landwehr, die nach dem “Anschluss” nach Palästina geflüchtet ist und Wolfgang Schwerte, einem Mitglied der Templergesellschaft in Jerusalem. Aufgrund des Druckes der Templer, unter denen sich viele Nazisympathisanten befinden, auf Wolfgang, sowie aufgrund von Morddrohungen von jüdischer Seite gegen Tamar sind die beiden gezwungen, die Beziehung zu beenden. Wolfgang kehrt gebrochenen Herzens nach Deutschland zurück. Auch Tamar versucht ihn zu vergessen, u.a. indem sie Krankenpflege lernt.



Drei Jahre später treffen die beiden wieder in Jerusalem aufeinander, just in dem Moment, als sich die jüdische Gemeinde auf die Invasion des Landes durch Erwin “Wüstenfuchs” Rommel vorbereitet, jüdische Untergrundorganisationen gegen die britische Besatzungsmacht in Palästina kämpfen, und die Nazis deutsche und arabische Spione in Palästina einsetzen.

                                           Bibelstelle auf restorierten Templer-Haus

Das Buch beginnt und hört in der Jetztzeit (1995) auf, und da wird auch das Geheimnis bekannt, dass die Protagonisten über Generationen bewahrt haben. Es basiert auf sehr gründlicher historischer Nachforschung, und gibt der Öffentlichkeit wenig bekannte geschichtliche Begebenheiten wieder. Die von den Nazis in Zusammenarbeit mit dem Mufti Haj Amin al-Husseini durchgeführte „Operation Atlas“ wurde erst mit diesem Buch aufgedeckt. Über die Aktivitäten von deutschen Nazi-Sympathisanten und Nazi-Spionen im britischen Mandatsgebiet Palästina ist bis dato kein historischer Roman auf Deutsch erschienen.  Die Liebesgeschichte ist erfunden, aber realistisch in den historischen Kontext eingewoben, und lädt auch die, die an historischen Tatsachen weniger interessiert sind, zum Weiterlesen an.

Zu beziehen ist das Buch, über Amazon

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Sarona - Von Templerkolonie zu Tel Aviver Boutiquemarkt

                                               Sarona, heute...

 

...und einst
 
 
 

Sarona ist eine ehemalige Templerkolonie, die sich heute im Zentrum Tel Avivs, nicht weit vom Azrieli-Shoppingzentrum. Als Kolonie der deutschen Templer-Sekte (selbsterklärte Nachfolger der Kreuzritter) war Sarona eines der ersten modernen Landwirtschaftssiedlungen im damalig osmanischen Palästina: 1871 kauften sie 60 Hektar Land von einem griechischen Kloster in Jaffa (4 Kilometer davon entfernt) und errichteten bereits im Oktober die ersten Häuser.
 
Den harten Bedingungen, der heißen Sonne und der Malaria zum Trotz bauten die Templer Eukalyptus an, hatten ein Weingut und Olivenpressen. 1889 lebten bereits 269 Leute in 41 Häusern - Häuser mit deutschen Aufschriften und alten Uhren an der Front, die heute noch immer stehen, und diese Gegend zu etwas ganz besonderes machen...
 
Leider fand die Idylle der Templer ein jähes Ende, als sie zur Zeit der britischen Besatzung die Nazis unterstützten - so gab es Hitlerjugend-Branchen und Hakenkreuzfahnen hingen über den Häusern. Die Briten, die das Mandatsgebiet über Palästina ab Ende des Ersten Weltkrieges hatten, verschoben die Templer kurzerhand nach Australien ob der Nazi-Sympathien - ein Zug, den auch die jüdischen Einwohner Palästinas begrüßten.
 



Restoriertes Templerhaus

Und Heute?

 

Lange standen die Gebäude brach - nach der Staatsgründung und der Erweiterung Tel Avivs siedelten sich einige Ministerien in Sarona an, einschließlich dem Verteidigungsministerium, dass noch heute da ist.

Seit 2003 wurde Sarona restoriert, und seit ca. 1 Jahr ist es der Öffentlichkeit zugänglich - und ist zu einem richtigen Boutiquemarkt mit Luxus-Kleiderketten, exklusiven Restaurants, Konzerten - und sogar einen bayrischen Biergarten (mit bayrischen Bier)!

Und seit einem Monat gibt es jetzt auch den "Sarona Markt" - einem In-Door-Markt, der sich mit den besten Märkten Europas messen lassen kann - mit frischen Gemüse, Fisch, Fleisch und Cafés, die auch in Wien hätten stehen können.

Kurzum: Ein Besuch lohnt sich!

Text: Rosebud
Bilder: Rosebud und Public Domain
Mehr Bilder gibt es auf der Facebook-Seite

Sonntag, 23. August 2015

Sonntag, 16. August 2015

Lithurgische Gesänge zu Morgengrauen: Slichot

                                             
             Slichot-Gebet

Wir befinden uns seit gestern im jüdischen Monats Elul (des letzte Monat des jüdischen Jahres). Und da ist es Tradition, bei Morgengrauen die sogenannten Slichot-Gebete zu singen.

 Bei den Slichot-Gebeten handelt es sich um sogenannte "Piyutim" - das sind lithurgische Gedichte aus dem Mittelalter oder älter, die sich oft reimen, und manchmal in alphabetischer Reihenfolge geschrieben werden, und die später in Musik gesetzt werden. Sie heiligen den Namen des Ewigen und bitten gleichzeitig um Vergebung für das sündenvolle und unbescheidene Leben des letzten Jahres.

Bei den Sepharden werden die Slichot um 5 Uhr früh,also vor Sonnenaufgang und dem Morgengebet, gebetet, während bei den Ashkenazen es spät am Abend, meist nach Mitternacht gebetet werden. Und so sieht man in religiösen Gegenden wie z.B. Nachlaot in Jerusalem oft um 4:30 einen Mann mit einer Glocke durch die Nachbarschaft gehen, der mit Geklingel und "Slichot, Slichot" die Leute aufweckt.

Trotz des Ernst dieser Gebete und des damit verbundenen Insichgehens ist es aber eine wunderschöne Tradition, wo man die Möglichkeit hat, wunderschöne Melodien zu hören und zu singen, und oft wird süßer Tee und Süßigkeiten serviert, um die späten Nacht- oder frühen Morgenstunden zu versüßen.

In letzten Jahren ist es Tradition geworden, dass auch Nicht-Religiöse Slichot-Touren durch religöse Gegenden machen - das sind meist Nachttouren, wo man verschiedenen Nachbarschaften und Synagogen verschiedener Gemeinden sieht - und vor allem hört. Hier ein Beispiel für zwei Slichot-Piyutim, wunderschön vorgesungen von Lior Amendy.

Ein weiterer Trend ist es, dass bekannte israelische Sänger Slichot-Piyutim neu vertonen - hier Meir Banai, der "El Nora Alila" (wie schlimm sind unsere Taten) singt, dessen zweite Zeile heisst "himza lanu mechila be-shaat ha-Neila" (vergebe uns, wenn sich die Pforten schließen), wobei die Pforten des Himmels gemeint sind, die sich beim Schlussgebet von Jom Kippur, dass auch so heisst -Neila - schließen.

Wir wünschen allen Lesern ein Shana Tova u-Metuka (ein gutes und süßes Neues Jahr), und dass der Adon HaSlichot, der Vater der Slichot, die Gebete erhöhern möge.

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Freitag, 14. August 2015

Ramat HaShofet - wunderschönes Kibbutz im Norden Israels


Im Yezriel-Tal, im Norden Israels, liegt Kibbutz Ramat Hashofet. "Ramat Hashofet" übersetzt sich als "Hügel des Richters". Da kommen natürlich Assoziationen an die biblischen Richter auf, an Samson u.a. Jedoch ist das von osteuropäischen Juden 1941 gegründete Kibbutz nach einem modernen Richter benannt, sondern nach Juliam William Mack, einem amerikanisch-jüdischen Richter und zionistischen Aktivisten. (In Gehdistanz gibt es ein weiteres Kibbutz, "Ain Hashofet" - Quelle des Richters - das nach einem weiteren amerikanischen Richter benannt ist: Louis D. Brandeis, dem ersten jüdischen Supreme Court-Richter)

Das Kibbutz liegt beim Ephraim-Hügel, benannt nach dem Stamm Ephraims (Buch Josuas 17:15, 19:50, 20:7). In der Gegend liegt der Prophet Joshua begraben. Gelebt hat hier auch die einzige Prophetin des Judentums, Deborah. Die Region heisst "Megiddo", benannt nach dem "Har Meggido" (Hügel Meggidos), auch eingedeutscht "Armaggedon" genannt: Ja, es stimmt! Nicht weit vom Kibbutz Ramat Hashofet findet nach der biblischen Überlieferung der Endkampf zwischen Gut und Böse statt.

Wie oben zu sehen ist, ist die Gegend sehr grün und fruchtbar. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Ramat Hashofet traditionell von Landwirtschaft lebte: Oliven, Avokados und Mandeln sind nur einige der Produkte, die hier angebaut werden. Zudem gibt es einen aktiven Kuh- und Hühnerstall, für Milch- und Eierproduktion. Dem Kibbutznikim (Kibbutzmitglieder) wird bei der landwirtschaftlichen Arbeit von Voluntären aus aller Herrer Länder geholfen.

                                          Voluntäre und Kibbutznikim toben sich aus.

So wie im Rest des Landes - und der Welt - üblich, ging auch an Ramat Hashofet die Industrialisierung und Modernisierung nicht vorbei. Und so hat das Kibbutz neben der Landwirtschaft auch eine Holz- und eine Plastikfabrik. Die Plastikfabrik, "Polygal" genannt, stellt u.a. Plastikplanen für Gewächshäuser und für Solarenergie her. Und so dient selbst die Plastikfabrik letztendlich der Landwirtschaft und der Umwelt. Seit 1997 ist der deutsche Grosskonzern Bayer an "Polygal" beteiligt, und hat ihr ermöglicht, sich weltweit auszuweiten: Bis heute, dank der Hilfe von "Bayer", hat "Polygal" Zweigstellen in Chile, Russland und Amerika. Der Erfolg von "Polygal" wiederum ist zu Nutzen des Kibbutzes, das damit nicht die finanziellen Sorgen der meisten Kibbutzim in Israel hat, und sowohl die Landwirtschaft als auch ein Gästehaus, einen Swimmingpool und natürlich den traditionellen Speisesaal, wo alle Kibbutznikim - wie seit jeher - alle Mahlzeiten zusammen essen, aufrechterhalten kann.

                                            Eindrücke von Polygal

Zum Abschluss noch ein paar Bilder, die den wunderschönen Sonnenuntergang in Ramat Hashofet zeigen - und in echt ist er noch viel schöner!



Titelbild: Ramat Hashofet Website, bearbeitet von Rosebud
Alle anderen Bilder: Rosebud
Text: Rosebud

Dienstag, 4. August 2015

Modi´in - da muss man hin!

                                            Willkommen in Modi´in

Im Zentrum Israels, genau in der Mitte zwischen Tel-Aviv und Jerusalem liegt Modi´in. Benannt ist die Stadt, die auf dem Fuße der Judäischen Berge liegt, nach dem biblischen Modi´in, der Heimat von Mathatyahu, dem Stammvater der hasmonäischen Könige von Juda (siehe Buch der Makkabäer). Jedoch ist die genaue Lage der biblischen Stadt nicht bekannt, und das heutige Modi'in liegt wohl nicht 100%-ig in derselben Gegend.
                                           Biblisch, und doch ganz modern: Modi'in

Das heutige Modi'in hat wenig mit der biblischen Stadt zu tun: 1993 gegründet und 1996 bevölkert, ist es nicht nur geographisch eine Mischung aus Tel-Aviv und Jerusalem: Aus Jerusalem kamen viele, denen die Stadt zu religiös-fanatisch wurde (übrigens auch solche, die selbst religiös sind, aber eben nicht fanatisch). Und aus Tel-Aviv kamen viele, denen die Stadt zu teuer wurde.

Sie fanden eine Stadt vor, die Natur mit urbaner Ästhetik kombinierte, die den Lifestye von Tel-Aviv ohne dessen Luftfeuchtigkeit hatte, und wo Religiöse und Säkulare friedlich nebeneinander leben können (was in Jerusalem und Tel-Aviv unmöglich ist). Schon bald sprachen sich die Vorteile Modi´ins herum, zu denen auch ein exzellentes Bildungssystem der Stadt, Zugverbindung zum ganzen Land und ständige Entwicklung von neuen Parks und Seen gehörte.

                                           Mit dem Zug ist man schnell da



                                           Ausblick auf den neugebauten See mit Park

Im letzten Jahrzehnt hat sich Modi'ins Bevölkerungszahl verdoppelt, und nähert sich langsam, aber sicher den Zahlen von Tel-Aviv und Jerusalem an. Insbesonders kommen immer mehr junge Paare mit Kindern, denen sie Natur pur, eine gute Erziehung, die Vorteile einer Stadt und viel Aktivitäten für die ganze Familie anbieten können.

Und so ist auch die kleine, jüngere Schwester von Tel-Aviv und Jerusalem erwachsen geworden, und steht vollkommen auf eigenen Beinen. Besuch aus Deutschland kommt übrigens auch oft, da Modi'in Partnerstadt von Hagen (Westfalen) ist, und einen Jugendaustausch mit Ammerthal (Oberpfalz) hat.

               Gruss aus dem Bergen Judäas, von der kleinen Schwester Jerusalems und Tel-Avivs
                                                    Da muss man hin: Modi´in

Bilder und Text: Rosebud