Dienstag, 30. August 2022

Aryeh Sharuz Shalicar - Ein Iranischer Jude (mit Berliner Schnauze) in Israel

UPDATE: In diesem Post kündigt Aryeh sein aller-aller-neuestes Buch an: Am 1.10. ist es soweit!



Ein nasser Hund und ist besser als ein trockener Jude...

...so hörte es Aryeh Sharuz Shalicar öfter in seiner Kindheit in Wedding, Berlin. Der Sohn persischer Juden, geboren in Göttingen, war Teil einer Clique von dem, was man heute "Deutsche mit Migrationshintergrund" nennt - und die waren Juden nicht sehr freundlich gesinnt.

Shalicar rappte, machte Graffiti und war kurz davor, entweder ins Gefängnis zu kommen oder - insbesondere, als er sich vor seinen Freunden als Jude "outete" - erstochen zu werden oder zumindest krankenhausreif geschlagen zu werden.

Wie das alles aus ging, kann man in seinem Buch nachlesen, das kürzlich auch verfilmt wurde.


                                              Aryeh Sharuz Shalicar

Jude in Deutschland, Deutscher in Israel?

Und dann zog Aryeh nach Israel, wo er lange Jahre als Armeesprecher arbeitete, eine Familie gründete und ein neues Leben begann. Interessanterweise beschäftigte und beschäftigt ihm die Situation der Juden in Deutschland immer noch sehr, sowie der Antisemitismus und auch Anti-Israelismus, der ihm - teils auch von deutschen Delegationen, die er in Israel begleitete - begegnete. Auch zu dem Thema schrieb er ein Buch.

100 Weisheiten, um das Leben zu meistern: Selbst wenn du aus dem Ghetto stammst

Das ist der Titel seines neuesten Buchs - geschrieben aus der Persoektive des inzwischen 44-jährigen Ehemanns, Vater und Buchautor, Journalist und Regierungsberater, der in der Echtzeit nicht dachte, dass er es jemals schaffen würde aus dem Ghetto herauszukommen. Es ist ein wundervoller Ratgeber für Jugendliche in sogenannten "Problemvierteln", aber auch für solche, die von der reichen Erfahrung von Aryeh Sharuz Shalicar lernen wollen. 


Text: Rosebud


Mehr auf unserer Facebook-Seite

Bild: Von Heinrich-Böll-Stiftung - Flickr: Arye Sharuz Shalicar (Deutschland/Israel), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19444632

Freitag, 19. August 2022

Die unglaubliche Geschichte des Dr. Schakschukas

 

 

                                                        Bino Gabso, "Dr. Shakshuka"

Jeder in Israel weiss, was Shakshuka ist (siehe Bild oben), und kennt "Dr. Shakshuka" als eines der besten Restaurants in Jaffa. Allerdings wissen nicht alle, wer sich hinter dem Namen "Dr. Shakshuka" versteckt, und wie die Idee entstanden ist. Dies ist die unglaubliche, aber wahre Geschichte:

Dr. Shakshuka heisst eigentlich Josef Benjamin "Bino" Gabso, und wurde 1952 als Sohn lybischer Eltern in Jaffa geboren. Sein Vater öffnete dort ein Restaurant namens Tripoli, allerdings war die Haupteinnahmequelle der Familie Währungstausch, damals noch illegal in Israel.
Bino half von klein auf seinen Eltern, vor allem beim Währungstausch - und immer, wenn er mit Gewinn Geld tauschen konnte, kochte sein Vater Shakshuka für ihn.

Das ging so weiter, auch als Bino bereits ein Erwachsener war, auch nach dem Armeedienst. Bis - ja, bis er in den 80er Jahren inflagranti erwischt wurde - und verhaftet wurde.

Die Zeit im Gefängnis war die Geburtsstunde von Dr. Shakshuka: So wie er es von seinem Vater gelernt hatte, kochte er für die Mitinsassen, die hungrig auf das Shakshuka warteten, dass er immer kochte - dabei bekam er Eier und Tomaten von den Wärtern (auch die wollten auf das inzwischen berühmt gewordene Shakshuka nicht verzichten) und das Gewürz "filfil huma" - ohne das in der lybischen Küche gar nichts geht - von seiner Tochter. Seine Kochkünste ernteten ihn den Spitznamen "Dr. Shakshuka"...

15 Monate Haft später war Dr. Shakshuka bereit, sein erstes Restaurant in Jaffa zu eröffnen - and the rest is history, wie man so sagt: Selbst heute, 30 Jahre später, steht man bei "Dr. Shakshuka" oft stundenlang Schlange (vor allem am Freitag), es gibt bereits weitere Zweigstellen, und Bino hat auch schon andere Restaurants eröffnet (wo es nicht, oder nicht nur Shakshuka gibt)

Für seine fünf Kinder und zwölf Enkel heisst er aber nur Bino - und gekocht wird, auch das Shakshuka - nur zu hause...

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Mehr zu Dr. Shakshuka - und anderen Themen - gibt es auf unserer Facebook-Seite 

Dienstag, 16. August 2022

Die Wüste lebt

 

 


                                                  
                                               Negev-Wüste

Ganz im Süden Israels, in der Mitte der Negev-Wüste, taucht man in eine ganz andere Welt ein: Das Meer ist weit weg, grün sieht man hier nirgends, und man sieht nur Sand, soweit das Auge reicht...

Aber nicht nur die Landschaft ist anders: Steigt man in Beer Sheva von der Zugstation aus, kann man evtl. denken, dass man in Saudiarabien gelandet ist - die Frauen tragen lange, schwarze Schleier, die alles verdecken, einschließlich das Gesicht (nur eine kleine Rille für die Augen bleibt). Die Männer haben lange Bärte und Turbane sowie Wüstengewänder. Das sind Beduinen, die auch heute noch, im 21. Jahrhundert, in Zelten wohnen und den jahrtausend alten Lebensstil des Wüstenvolkes leben.

Nur wenige Meter entfernt ist Beer Sheva, eine hochmoderne Stadt mit Kinos, Cafés, einer Universität auf Weltniveau, Top-Infrastruktur und ein Nachtleben, das mit Tel Aviv konkurrieren kann.
                                                 Ramat Hovav
 Heute geht es aber weder nach Beer Sheva noch zu den Beduinen, sondern in die Stadt ohne Einwohner: Ramat Hovav.

Ramat Hovav, 13km südlich von Beer Sheva, ist nämlich eine reine Industriestadt: Von Pestiziden bis zu Dünger wird hier alles produziert, in einer Stadt, die eine Industriezone hat, die Tausenden Arbeit gibt, und die sogar eine Stadtverwaltung hat - aber keine Einwohner.Für die Stadtverwaltung ist das natürlich ein wunderbares Arrangement: sie muss weder Fernsehkabel auslegen noch Müll abholen noch Wasserrohre verwalten. Für die Industriellen ist das auch ein gutes System: Sie können sich auf ihre Angelegenheiten konzentrieren und produzieren ohne Beschwerden von den Anwohnern zu bekommen - denn es gibt keine.

Und alle Arbeiter gehen am Ende der Arbeit nach Hause und lassen die Fabriken in der Wüste zurück. Wenn sich die Sonne über Ramat Hovav senkt, kehrt Ruhe in die Wüste ein, die nur von einem leisen Sandsturm und dem Jaulen des Kojoten unterbrechen wird. Silencio.



Bilder und Text: Rosebud

Mehr Bilder gibt es auf der Facebook-Seite

Freitag, 12. August 2022

Fröhliches Tu beAw (jüdisches Fest der Liebe)

 

  


Ab gestern abend und heute den ganzen Tag ist Tu be Av, das jüdische Fest der Liebe

 


Da Tu be Av - wie  alle jüdischen Feiertage - nach dem jüdischen Mondkalendar berechnet wird, fällt er auf einen Vollmond, denn Tu be Av heisst "15. des Monats Av" und 2 Wochen nach dem Neumond ist bekanntermaßen Vollmond.


Hier ein paar Eindrücke von frühreren Jahren, und etwas mehr Erklärung:




                                            Die Herzen schlagen höher: Tu beAw




                                            Vollmond

Was passierte an Tu beAw?

Die Rabbinen datierten mehrere Ereignisse auf den 15. Av (=Tu b'Av). Zu diesen gehört die Begnadigung der letzten Mitglieder der Wüstengemeinschaft, welche an der Sünde der Kundschafter beteiligt waren. Das 4. Buch Mose schildert, dass Kundschafter ausgesandt wurden, welche prüfen sollten, ob die Inbesitznahme des damaligen Landes Kanaan möglich sei. Die meisten Kundschafter schilderten das Land als nicht einnehmbar und das Volk glaubte ihnen. Zur Strafe für ihren Kleinmut sollte die Generation, welche zu dieser Zeit lebte, nicht das Gelobte Land erreichen. Die nach 40 Jahren noch lebenden Zweifler spürten an einem 15. Av, dass sie begnadigt waren.

Des Weiteren erfolgte zu biblischen Zeiten jeweils an einem 15. Av die Aufhebung zweier Heiratsverbote: Die 12 Stämme Israels durften ab da nicht nur innerhalb jedes Stammes, sondern auch untereinander heiraten. Und auch durfte der bisher ausgeschlossene Stamm Benjamin ab da heiraten.

Wie wird Tu b'Av gefeiert?

Traditionell finden an diesem Tag viele Hochzeiten statt. Und unverheiratete gehen an diesem Tag auf Braut- bzw. Bräutigamssuche. Dabei ziehen sich die Frauen weiß an (wie eine Braut) - jedoch wird vorgeschlagen, dass es keine neuen Kleider sind, so dass die Ärmeren nicht neidisch werden.

                                                     Weiß - auch bei Männer attracktiv.



Hier ein paar weitere Eindrücke frühererTu beAw Festlichkeiten:

Kikar Dizengoff - ganz im Zeichen der Liebe
                                             
                                              Es wurde GESWINGT!






                                           Traditionelles Charleston-Outfit





Na denn: FRÖHLICHES FEST DER LIEBE!




Bilder und Text: Rosebud
Mehr zu Tu beAw gibt es auf unserer Facebook-Seite

Freitag, 5. August 2022

Kulinarischer Streifzug durch Jerusalem

 


Heilige Kräuter und Essenzen





Jede kulinarische Reise durch Jerusalem muss am „Schuk“ (also Markt), der „Machaneh Yehudah“ heisst, beginnen und kann dort auch enden: An den endlosen Ständen kann man sich fasst alles kaufen, was man zum Kochen und Essen braucht: Frisches Gemüse und Obst, Gewürze der verschiedensten Sorten, Brot, Fleisch, Fisch etc. Alles ist sehr frisch und –im Gegensatz zu europäischen Märkten- auch recht billig-
 
Nach einem Rundgang durch den Schuk lohnt es sich, zur „Marzipan“-Bäckerei zu gehen, die die besten „Rogelach“ (Mini-Schoko-Croissants) der Stadt sowie viele andere, meist europäische Backwaren hat, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen.  

Gutes für den Körper



A propos Backwaren: Da darf natürlich Borekas (kommt vom türkischen Börek) nicht fehlen, eine Teigware, bei der einem nach dem ersten Biss der Dampf der Füllung in die Nase steigt und zum nächsten Biss verführt: Füllungen gibt es viele (Spinat, Kartoffeln, Käse, Pilze), ebenso wie Stände, wo man Borekas bekommt. Aufgrund der Koscher-Gesetze sind Fleisch-Borekas jedoch eher selten.
  

Gutes für die Seele


 
Bilder und Text: Rosebud