Mittwoch, 28. Dezember 2016

Feuerwerke im Sturm: Eine Silvestergeschichte, basierend auf wahren Begebenheiten




Auf dem Weg zum Lazerett


Ein eiskalter Schneewind weht uns ins Gesicht.„Komm, Gefreiter Udo! Die paar Kilometer schaffen wir noch! Komm, ich trage dich ein paar Meter. Nicht aufgeben...“

1. Januar. 6 Uhr früh.Endlich zuhause angekommen. So kalt und unangenehm war es ja schon seit Jahren nicht. Und natürlich gab es weder öffentliche Verkehrsmittel noch Taxis. Und dieser Idiot hätte mir schon am Telefon erzählen können, dass er ein gebrochenes Bein hat! Erst einmal ab ins Bett. NIE WIEDER SILVESTER.

31. Dezember. 6 Uhr abends.„Hallo, Udo. Natürlich können wir etwas an Silvester machen. Ich hatte vor, in Pasing in eine Bar zu gehen, wo ein guter Freund von mir arbeitet. Passt? Dann bis später!“

1. Januar. 1 Uhr nachts.Da hinten, im Schnee, liegt Mahmud, ein guter Bekannter. Er muß wohl in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein. Seine Augen sind halbgeschlossen. Aus Nase und Mund tropft das Blut und färbt den weißen Schnee in ein klares Rot. Es tut mir leid um ihn – gleichzeitig hat dieses Bild auch eine seltsame Ästhetik.

1. Januar. 3 Uhr früh.Ist das alles nur ein Albtraum? So hatte ich mir Silvester jedenfalls nicht vorgestellt – seit drei Stunden laufen wir durch das eiskalte München, mit dem Schneesturm immer im Gesicht. Unsere Körper zittern vor Kälte. Meine Nase und Ohren spüre ich schon seit zwei Stunden nicht. Aus allen Ecken hören wir Explosionen. Da wieder! Beinahe wäre mir dieser Ladycracker ins Gesicht geflogen! Ich muss Udo einen guten Teil des Weges mit seinem Arm um meine Schulter abschleppen, denn er hat ein gebrochenes Bein – was auch der Grund war, dass wir die Bar kurz nach Mitternacht verlassen mussten. 
Bumm! „Aufpassen, Udo – beinahe hätte dich dieser Feuerwerkskörper erwischt!“ Ich komme mir vor wie in Stalingrad. Die verletzten Soldaten vom Kriegsfeld räumen und ins Lazarett bringen. „Jawoll, Herr Kommandant!“1. Januar. MitternachtKling! Wir stoßen mit den Champagnergläsern an. Schon witzig: Ein Jude, ein Muslime und ein Atheist feiern das Neujahr, das nach Jesus (angeblicher) Geburt berechnet wird und nach einem Papst namens Silvester benannt ist.Udo, der Atheist, lächelt schüchtern. Heute wird das mit dem Tanzen wohl nichts.




Einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!


Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Samstag, 24. Dezember 2016

Ein fröhliches Lied zu Channukah


Frohe Feiertage an alle!

                                                                    Willy singt

Channukah ist der Feiertag der Wunder
an diesem Tag sind alle Juden munter
Wenn wieder Weihnachten ist, und es nervt dich wie ObL
solltest du wissen, wen wir alles bei uns haben...

yeah!

Rolf Shimon Eden spielt Dreidel in Berlin
und Henryk Broder isst Latkes mit Gil Ofarim
Der grosse Albert Einstein liebte Sufganiyot
doch leider ist er schon seit vielen Channukahs tot

Seht wie Maxim Biller und Rolf Sommer Hora tanzen
doch die koschersten T-ten der Welt hat Scarlett Johansson...
Krusty der Clown ist der Sohn eines Rabbis
und Nina Hagens Vater fuhr damals sicher keine Trabbis!

Es wird wieder spannukah - dieses Jahr an Channukah
Michel Friedmanuka hat die Nase voll von Channukah

Hella von Sinnen - a dicke Schickse
doch Hugo Egon Balder macht sehr auf jüdische Witze!
Abramowitz fährt an Channukah lieber seinen Jet-ski
aber ratet mal, wer Kerzen zündet (im Himmel) - Marcel Reich-Ranicki!

MUMPITZ!

Viele Leute geben sich diesen Channukah die Kugel
doch sicher nicht Larry Page und Sergej Brin - die Gründer von Google
Sei doch cool, und sei kein Frosch
sei einfach wie Uri Geller - sag´ "echad-shteim-shalosh"!

Es wird wieder spannukah - dieses Jahr an Channukah

Also geh ins KaDeWanukkah
und kauf Kleider von Dolce & Gabbanukah
Hast du Zahnschmerz an Channukah
tuts mir leid für dich, denn die jüdischen Zahnärztuka
sind alle am Entspannukah

Also sag deiner Babushka
Das wird das beste, beste Channukah

Happy Channukah, everybody!
Text: Willy Kramer (aka Willy Karma)Bild: Screenshots, zusammengestellt von Rosebud

Musik und Videoclip gibt es auf unserer Facebook-Seite

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Happy Weihnukka?

 


Samstagabend, während alle guten Christen zur Mitternachtsmesse gehen und mit der Familie bei einem Festmahl Weihnachten feiern und Geschenke öffnen, sitzt dann jeder vor dem Holzofen und hört sich Großpapas Geschichten an. Und die Straßen sind leer - oder?

Nicht ganz, denn natürlich gibt es sowohl in Europa als auch in Amerika bekanntlich ein paar Minderheiten (und in Israel die absolute Mehrheit), die nicht Weihnachten feiern. In Amerika waren das traditionell Juden und Chinesen (also Buddhisten) - und so weiß man sich zu erzählen, dass es eine klassische jüdische Tradition ist, an Weihnachten chinesisch essen zu gehen. Eine weitere Tradition ist es, ins Kino zu gehen - dort trafen sich Juden, Chinesen, Inder und jede nicht-christliche Minderheit, die in Amerika eintraf (und ein paar Atheisten)...

Aber noch lange vorher, im Schtetl in Polen, gab es eine andere jüdische Tradition: Das Nittel-Fest. Über die Herkunft des Wortes "Nittel" streiten sich die Forscher. Was klar steht, ist, dass es von chassidischen Juden an Weihnachten gefeiert wurde. Bekanntlich feiern Juden nicht Weihnachten, und so - wohl auch, um sich nicht zu alleingelassen zu fühlen - führten chassidische Rabbiner das Nittel-Fest ein, ein Fest, bei dem man sich ausnahmsweise nicht dem Talmud-Studium widmet, sondern Aktivitäten, zu denen man als religiöser Jude normalerweise nicht die Zeit hat.

Am Bekanntesten hierbei ist das Schachspielen: Man weiß sich zu sagen, dass Chabad-Chassidim bis zum heutigen Tag an Weihnachten/Nittel Schachtourniere durchführen, die oft die ganze Nacht andauern.

In der Nittel-Nacht (so wird Nittel auch genannt), die es bereits seit dem 16. Jahrhundert gab, war das Kartenspielen eine weitere Tradition, mit der sich die jüdischen Gemeinde die Zeit vertrieb, während rundherum aus allen Häusern "Stille Nacht" erklang.

ABER: DIESES JAHR WIRD ALLES ANDERS - denn am 24.12. fängt nämlich Chanuka an!


Allen Lesern: Ein frohes Fest heute, was immer es auch sein mag!

Und schon einmal EIN GUTER RUTSCH INS NEUE JAHR

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Montag, 12. Dezember 2016

Gefühle einer Channukah-Kerze



...was es damit auf sich hat, und warum sich der amerikanisch-jüdische Standup-Komiker manchmal wünscht, er wäre eine Channukah-Kerze - das gibt es auf unserer Facebook-Seite

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Neu zu Channukah: der Krapfen-Burger

                                                    Der Krapfen-Burger

 Kein Witz! Burger King Israel bietet zu Channukah einen Burger an, dessen Semmeln Krapfen (Sufganyot) sind, die man an Channukah traditionell ist. Wie das ganze schmeckt, ist noch unbekannt, da diese Startup-Idee erst an Channukah zum ersten Mal überhaupt weltweit gelauncht wird. Tester meinten aber, dass es sehr lecker ist.


Na denn:    Guten Appetit und fröhliches Channuka

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Mehr zu Channukah gibt es bald hier und auf unserer Facebook-Seite

Montag, 5. Dezember 2016

Rosenduft feiert 300 Posts!



Das ist doch ein Grund zum Feiern! Kurz vor unserem 5. Jubiläum ist dies heute der 300. Blogbeitrag.

Wir stossen auf die nächsten 300 Beiträge an - und über Anregungen freuen wir uns sehr...

L'CHAIM!

Rosebud

Sonntag, 27. November 2016

Der chassidische "King of Pop"

                                                                      Lippa Schmelzer

 
Lippa Schmelzer, oft auch chassidischer "King of Pop" genannt, hat eine nicht sehr typische Biographie: Der erst 35-jährige ist Sohn eines ungarischen Holocaustüberlebenden, der auf dem sogenannten "Kastner-Zug" überlebte und nach dem Krieg ein neues Leben anfing, was auch hieß, 12 Kinder in die Welt zu setzen. Trotz dieser schrecklichen Zeit verlor Lippas Vater den Glauben nie, und erzog seine Kinder, die alle in New York geboren wurden, in der chassidischen Welt, in der er vor der Shoah aufwuchs.

Lippa, der nie musikalisches Training erhielt, bewies sich schon sehr früh als Naturtalent, und er gab Konzerte auf Bar-Mitzwahs und auf Hochzeiten, bei denen es rund ging! Chassidische Lebensfreude eben!

Bald zeigte sich, dass er nicht nur traditionelle Klänge von sich geben kann, sondern auch modernen Stil mit traditionellen Themen mischen kann. Und so ist nach seinen inzwischen 10 Alben klar, dass er sich den Namen "chassidische Lady Gaga" (siehe Videoclip) und "chassidischer Elvis" (siehe Videoclip) redlich verdient hat.

Seitdem ist er DER Superstar, nicht nur am chassidischen Musikhimmel, sondern auch am allgemeinen Pop-Himmel - Konzerte gibt er überall von Sao Paolo über China bis natürlich Amerika und Israel. Die Fans geraten bei den Konzerten fast immer in Extase, die den Beatles Konkurrenz machen könnte.

Wie sehr er die verschiedene Welten von Chassidismus, Diaspora und säkularem Israel in sich vereinen kann, zeigt sein wohl bekanntestes Lied - ein richtiger Partyschlager mit dem Titel "Mizrach", das eine Hommage an den "Nachal ha-Charedi" ist, eine Kampfeinheit chassidischer Juden - und Lippa Schmelzer wirft sich mit Armeeuniform selbst in Schale. Siehe hier:


                                                Mizrach: Der chassidische Party-Hit

Wenn Lippa also nach seiner Welt-Tour wieder zurück in die von ihm selbst gebaute Synagoge geht, und zurück zu Frau und vier Kindern, dann wird es viel zu berichten geben...

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Mehr zu Lippa gibt es auf unserer Facebook-Seite

Mittwoch, 16. November 2016

Das Geheimnis von Oma Gamila



Es klingt fast zu schoen, um wahr zu sein: Eine Druzin aus Pek'in (im Norden Israels), die nie lessen und schreiben gelernt hat, macht nach alten, geheimen Familienrezept Seifen aus Olivenoel - und baut damit ein milliardenschweres Imperium auf, das von einer kleinen Fabrik in ihrem Dorf, wo fast nur Frauen arbeiten - der drei Weltreligionen, in friedlicher Harmonie - weltweit Produkte verkauft und sich vor Anfragen kaum noch retten kann, auch von Top-Models, Hollywood-Schauspieler und Popstars.

Aber sie IST wahr, diese Geschichte: Es ist die der heute 75 Jahre alten Gamila Hiar, die vor 45 Jahren auf dem Dach des Familienhauses Seifen kochte. Das Familienrezept war ihr bekannt, und sie wusste auch, dass Seifen nicht nur zum Waschen sind, sondern sich auch als Naturheilmittel eignen - von Fusspilz bis zu Akne - und dass sie, wenn sie ohne kuenstliche Zusaetze sind, auch fuer Babies geeignet sind.
                                                Gamila Hiar

Und so produzierte sie Seife, die sie anfangs kostenlos an das Dorf verteilte. Der Wendepunkt kam, als ihr Sohn Fuad in die israelische Armee eingezogen wurde - und seinen Kameraden von der renommierten Golani-Einheit Seife mitbrachte.

Und so sprach sich das Geheimnis herum, und bald standen nicht nur Soldaten, sondern das ganze Land Schlange, um die Seifen von "Oma Gamila" (so heisst die Marke in Israel, hebr. Safta Gamila) zu kaufen. Bald wollte auch der deutsch-israelische Entrepreneur Stef Wertheimer das "Geheimnis von Gamila" (so heisst die Marke weltweit "Gamila secret") wissen - aber es blieb und bleibt ein Familiengeheimnis.

Und heute schwoeren Kunden in ca. 30 Laendern auf Oma Gamila und ihren Seifen. Der Umsatz ist 7 Milliarden Dollar weltweit, und neben der Fabrik in Israel, wo - wie gesagt - fast ausschliesslich Frauen arbeiten, ist die Rede von einer weiteren Fabrik in Holland. Oma Gamila ist immer noch topfit und leitet das Geschaeft mit eiserner Hand, wobei ihr Sohn Fuad ihr mithilft. Und sie hat ihren Sinn fuer Humor behalten: So meinte sie, dass ihr Steuerberater immer noch so tue, als ob sie eine arme Druzenfrau sei, der man das 1+1 erklaeren muesse. "Aber ich lache auf dem Weg zur Bank", so Gamila.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Sonntag, 13. November 2016

Israel: Pioniere auch im Kinderfernsehen

                                          Monkey See - Monkey Do, Sendung made in Israel

"Denkt Ihr auch, was ich denke?", fragt der animierte Affe eine Reihe von (nicht-animierten) Kindern. "Ja", schreien sie alle fast einstimmig.

So fängt fast jede Episode der Sendung "Monkey See - Monkey do" (im israelischen Original "Kof aharei Ben Adam" - also "Affe äfft Menschen nach"), ein interaktives Programm für Kleinkinder, wo ein Cartoon-Affe in jeder Sendung ein anderes Tier vorstellt, und die Kinder - sowohl die im Studio als auch die zuhause - nicht nur über die verschiedenen Tierarten lernen (von Biene bis Elephant ist alles dabei), sondern sie auch aktiv nachahmen in ihren Bewegungen, Tönen und Verhalten. Dabei lernen die Kinder auch, ihre eigenen motorischen Fähigkeiten zu entwickeln.

Produziert wird diese Sendung vom Ehepaar Yuval und Tamar Levi. Während Yuval den technischen Hintergrund hat, ist Tamar gelernte Pädagogin für Kleinkinder. Wie die beiden im Interview erzählen, stellten sie - als sie selbst ein Kleinkind zu hause hatten - fest, dass es kaum Sendungen gab, die dem Alter entsprechen, und vor allem - dass die meisten Kindersendungen nicht inter-aktiv sind.

Und so produzierten sie ihre eigene Sendung. Sie war nicht nur in Israel ein Riesenerfolg, sondern ist jetzt ein Youtube-Hit (11 Millionen zufriedene Zuschauer!), und wurde bereits an Stationen in Amerika, Frankreich und Kanada verkauft. Und sogar Qatar zeigt sie auf Al-Jazeera! Somit dient sie auch der Völkerverständigung.

Im Interview bezeichnet Yuval den Stand seiner in Tel Aviv angesiedeleten Produktionsfirma trotzdem "Start-Up-Phase". Im Zusammenhang mit einer Kindersendung gibt das dem Wort "Start-Up" ganz neue Bedeutung - in dem Alter sind wir nämlich alle in der "Start-Up"-Phase...

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Videos von "Monkey See-Monkey Do" gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 6. November 2016

Nachruf auf den "King" israelischer Musik: Zohar Argov

 

Die ganze Welt ist Bühne
Und alle Fraun und Männer bloße Spieler.

Shakespeare, as you like it

Man wird schon als Schauspieler geboren - (...) und wir spielen und heucheln. (...) Sogar in unseren Liedern.
Zohar Argov, adam sahkan

Heute vor 29 Jahren, am 6. November, 1987, nahm sich Zohar Argov das Leben. Er wurde tot in seiner Gefängniszelle in Rishon LeZion gefunden. Mit 32 Jahren nahm sich dieses Idol des "zweiten Israels” das Leben: Er erhängte sich mit seinem Bettlaken. Niemand hat israelische Musik so revolutioniert wie der "Melekh" (König oder "The King"). Er schaffte es, "Musica Mizrahit" vom Status einer subkulturellen Randbewegung zu einem integralen Teil israelischer Kultur zu erheben. Gleichzeitig stellte er damit die Einstellung des ashkenazischen Establishments zu den Mizrahim in Frage. Heute spielen dieselben Radiostationen, die einst seine Schallplatten boykottierten,

Musica Mizrahit auf tagtäglicher Basis. Diese Musikform spielt heute einen zentralen Teil in der israelischen Musik. Leider hat Zohar Argov den Umfang dieser Entwicklung nicht mehr miterlebt.

1950s: Mapai - Einsam, auf dem Weg ins Nichts

Zohar Argov wurde als Zohar Orkabi am 8. July 1955 zu jemenitischen Immigranten in Shikun mizrakh, einem Armenviertel in Rishon LeTzion, Israel, geboren. Seine Kindheit wurde von ähnlichen Erfahrungen wie vielen Mizrahim geprägt: Die zehnköpfige Familie musste sich in einer Zweizimmerwohnung zurechtfinden, und war auf die finanzielle Hilfe jades Familienmitglied angewiesen. Zohar tat mit 13 Jahren, was von ihm erwartet wurde: Er brach die Schule ab und fing an, im Bau zu arbeiten.

Zohar Argovs erste Zuhörer waren Gäste von Bar-Mitzvahs waren, wo er sang – und sich den Spitznamen Hasamir erwarb. Das alles sollte sich schnell ändern.

1970s: Der Anfang der Mizrahi- Revolution

Sie sind keine netten Jungs 
Golda Meir, über die israelischen "Black Panthers"

Die Jahre sind vergangen, aber an die Tage werde ich mich erinnern.
Zohar Argov, Kfar Awru Hashanim

 Dann, 1971, kamen die Pantherim Haskhorim (Schwarzen Panther).

Es war ein Jahr vor Zohar Argovs Heirat (im Alter von 17 Jahren). Er arbeitete tagsüber am Bau und sang nachts in Klubs. Während die meisten Mizrahim in Rishon Letzion –so wie er- still ihr Schicksal akzeptierten, wurde im Jerusalemer Musrara- Viertel die Grundlagen für die Mizrahi- Revolution gelegt: So tauchte am 13. Januar 1971 der Name Pantherim Haskhorim das erste Mal auf (in der Al Hamishmar – Zeitung) "Wir werden die ‘Black Panthers’ von Israel sein."  Schnell weitete sich die Bewegung aus. 

 Auch kulturell trat eine neue, dismal authentische Stimme der Mizrahim an die Oberfläche: Es war die Stimme von Zohar Argov.

Nach einem kurzem Gefängnisaufenthalt (1978) entschloss sich Argov, Musiker zu werden. Vorerst trat er in kleinen Clubs wie Piano Bar ‘77 in Rehovot, und Moadon Habarvas in Yafo auf, wo er schon bald einen Namen für sich machte. Einer der Hauptgründe seiner Beliebtheit war der bewusste Einsatz nahöstlicher Musikformen, wie z.B. muwal (frei rhythmische Einweisung durch Wechsel von Kopf- und Bruststimme), lazima (Stimmeinsatz, gefolgt durch kurze instrumentale Antwort) und, natürlich, die nasale Stimme. Auch benutzte er Instrumente der Region wie Bozouki, Oud, und Qanun im Zusammenspiel mit Standard-Rockinstrumenten.

 
Bald kamen die ersten Kassetten heraus. Und noch heute erinnert sich Meir Reuveni, einer der Reuveni Brüder (die damals die einzigen Produzente von Musica mizrahit waren) daran, wie er Zohar Argovs erstes Demotape hörte und sagte: "Endlich habe ich den Meister, den ich all diese Jahre gesucht habe, gefunden". Argovs erstes Album, Elianor, war ein sofortiger Erfolg, und verkaufte sich schneller als es geliefert wurde. Es musste daher am Eingang des Ladens verkauft werden.

Dies war der Beginn eines neuen Genres, musica hakassetot (Kassettenmusik) – im Gegensatz zum Mainstream, der auf Schallplatten produziert wurde. Sogar der Leiter des staatlichen Radios Kol Israel benutzte diesen Ausdruck. Jedoch weigerte er sich "aufgrund des niedrigen Niveaus der Texte, Musik und Begleitung" diese Musik zu spielen. Aber selbst er konnte den Erfolg der Musica Mizrahit nicht aufhalten: Die Clubs, in denen Argov auftrat waren ebenso schnell ausverkauft wie seine Kassetten. Und aus fast jedem Laden der Tahana Merkazit [Hauptbusbahnhof] Tel Avivs (im Zentrum armer Arbeiterviertel) dröhnte die Musik Zohar Argovs. Eine Subkultur war geboren.

Dann, im Jahr 1982, kam das Festival der Musica Mizrahit: Zohar Argov sang – und gewann den Wettbewerb mit- sein wohl bekanntes Lied, Ha-Perah BeGani ("Die Blume in meinem Garten"). Das Lied hatte alle Elemente Musica Mizrahit (siehe oben),insbesonders muwal. Es war bahnbrechend, sowohl für israelische Musik im allgemeinen als auch für Musica Mizrahit im Besonderen: Das Lied wurde so beliebt, dass das israelische Musikestablishment dieses Genre nicht länger ignorieren konnte: Die staatliche Radiostation spielte von nun an Ha-Perah BeGani, und bald darauf konnte man überall Musica Mizrahit hören. Asher Reuveni (der andere Reuvenibruder) teilt den Status der Musica Mizrahit in "vor Ha-Perah BeGani” und "nach Ha-Perah BeGani". Und Argov, der vorher von den israelischen Medien ignoriert worden war, konnte sich vor Interviewanfragen nicht mehr retten. Er produzierte 10 Platten in 5 Jahren, die allesamt Erfolge waren. Mit seinem Erfolg öffnete er den Weg für andere Mizrahi Sänger. Man nannte ihn Hamelekh (der "King").

Leider endete sein Weg so wie der seines Spitznamensvetter (Elvis Presley): Drogen, Reha und Gefängniszellen. In einer derselbigen nahm er sich am 6. November 1987 das Leben.

Heute: Zwischen Kommerz und Korruption

Und heute? Heute spielt jede Mainstream- Radiostation Zohar Argovs Musik und niemand denkt daran Musica Mizrahit zu boykottieren, und sei es nur der Einschaltquoten wegen. Auch waren fast alle Gewinner der Talentshow kohav nolad (israelische Version von "Deutschland sucht den Superstar") Mizrahim (eine von ihnen gewann den Wettbewerb mit einer Coverversion eines Zohar Argov- Liedes, yam shel dm'aot). Auch öffnete Argov die Tür für andere ethnische Minderheiten: So kann Idan Reichel, der mit äthiopischen Musikern arbeitet, als Beispiel genannt werden. Und die Tatsache, dass israelische Musik eine Bandbreite an Identitäten und Stimmen vertritt –von russischem Rock bis arabischen Rap- hat viel mit einem Sänger zu tun, der das muwal seiner jemenitischen Eltern nicht aufgeben wollte.
 
Hier Zohar Argovs grösster Hit: Ha-Perech be-Gani 
 
Bild: Public Domain
Text: Rosebud

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Freitag, 28. Oktober 2016

Kerem HaTeimanim - Heimat der jemenitischen Juden und "In"-Gegend

Wo lebt die größte jemenitische Gemeinde der Welt?

Jemen?
Amerika?
Afrika?

Alle diese Antworten sind falsch! Die größte jemenitische Gemeinde der Welt - 80.000 Menschen - leben in Israel, genauer gesagt, in Tel-Aviv, in einer Gegend bekannt als "Kerem ha-Teimanim" (der Hain der Jemeniten). Bereits lange vor der Staatsgründung Israels (1948) und noch vor der Gründung Tel-Avivs (1909) zogen im Jahre 1881 jemenitische Juden in diese Wohngegend (als eigenständige Nachbarschaft exisitiert sie seit 1904). Wie die meisten jeminitischen Juden waren sie religiös, mit einer stark entwickelten eigenen Tradition der hebräischen Sprache, sowie eine einzigartige Musik- und Kleidungstradition. Das wohl bekannteste Beispiel für diese drei Traditionen ist die jung verstorbene Ofra Haza, auch außerhalb der Grenzen des Nahen Osten sehr bekannt und geliebt:

                                                Ofra Haza, in klassischer jeminitischer Tracht
                                                Hier singt sie traditional, hier modern
                 

Im Gegensatz zu vielen anderen Nachbarschaften Tel-Avivs hat sich nicht viel geändert im "Kerem", wie die Tel-Avivis sie liebevoll nennen: Die Mehrheit der Einwohner sind immer noch Jemeniten, auch Synagogen und religiöse Einrichtungen gibt es im ansonsten eher säkularen Tel-Aviv hier zuhauf, und vor allem die Gebäude sind heute, wie damals, höchstens 2-3 Stockwerke hoch, was ein Spaziergang in den kleinen Gassen umso idyllischer macht.



                                               Eindrücke aus Kerem Ha-Teimanim

Und während - siehe unten - einige Jemeniten des "Kerem" ihre Wäsche noch per Hand waschen und am Balkon zum Trocknen aufhängen, ist dieses Viertel inzwischen ein richtiges "In"-Viertel: Die Restaurants und Cafés sind voll, die Atmosphäre entspannt und nett, und man kann auch Haushaltssachen und Gewürze billig einkaufen. Zudem ist sowohl das Meer als auch der Carmel-Markt ein paar Gehminuten von "Kerem Ha-Teimanim" entfernt.

                                             Wäsche, so wie früher

                                              Restaurant in der "Kerem"                                               


                                              Gewürze                                             


                                             Kerem Ha-Teimanim: "In"-Gegend
                                        
Ofra-Haza-Bild: Public Domain
Bilder und Text: Rosebud

Sonntag, 16. Oktober 2016

Israel feiert Sukkoth


 


Die 10 Busstage sind vorbei, und auch das Fasten und um Versöhnung bitten.

Am Sonntagabend fängt Sukkot an, das Laubhüttenfest, das eine ganz andere Stimmung beschreibt: Man sitzt eine Woche lang in der Laubhütte, feiert, singt, isst gute Speisen und trinkt guten Wein - und ist vor allem eines: fröhlich. Denn es ist ein religiöses Gebot, in dieser Zeit glücklich zu sein, unbeschwert.

Natürlich hat das Fest - wie die meisten Feste - sowohl eine spirituelle als auch eine landwirtschaftliche Bedeutung, in diesem Fall der Beginn der Regenzeit, auf die man sich in Israel ganz besonders freut - alles grünt und wächst und blüht, ein wahrer Gaumenschmaus für die Augen.

Auch die vier Arten haben sowohl spirituelle als auch landwirtschaftliche Bedeutung - so symbolisieren sie Augen (Myrthen), Mund (Bachweidenzweige), Rückgrat (Palmzweig) und - am wichtigsten - das Herz (Etrog, eine grosse Zitrone). Hier ein Bild des Herzens:


Das Bild ist vom Film "Ushpizin", der zur Zeit von Sukkoth spielt - "Ushpizin" sind die heiligen Gäste, die man sich in die Laubhütte einladen soll. Leider sind im Falle von Moshe Belanga und seiner Frau diese Gäste alles andere als heilig - sie sind nämlich entflohene Straflinge, die Moshe aus seinem früheren, nicht religiösem Leben kennen.

Wie das alles ausgeht, welche Rolle der Etrog spielt, den die beiden da halten, und was es mit der gestohlenen Sukkah auf sich hat - das wird hier nicht verraten. 

 Bis dann: Chag sameach/ fröhliches Sukkot!

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Freitag, 14. Oktober 2016

Antikmarkt in Tel Aviv


Direkt an einer Hauptattraktion von Tel Aviv, dem Dizengoff Square, mit dem berühmten Springbrunnen, gibt es zweimal die Woche - Dienstag und Freitag - einen Antikmarkt.






Dort gibt es seltene Uhren, Telefone mit Wahlscheiben, Kameras (solche, wo man einen Film hineinlegt), seltene Schweizer Taschenmesser, Schmuck, und vieles, vieles mehr...

Alles hat gemeinsam, dass es meistens wunderbar erhalten, und teils sogar trotz der vielen Jahre, die es am Buckel hat, noch komplett funktionsfähig ist. Auch findet man hier manchmal Sammlerobjekte, die man sonst nur in Auktionshäuser finden würde (natürlich findet man hier auch manchmal Krimskrams).

Und es gibt Schnäppchen!




Wichtig dabei - das Feilschen nicht vergessen!

Bilder und Text: Rosebud


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Sonntag, 2. Oktober 2016

Guter Rutsch! Shana Tova!



Guter Rutsch? Neues Jahr? Ist das nicht ein bißchen früh?

Nein, ist es nicht: Denn das jüdische Jahr fängt Sonntagabend, also heute abend, an. Es heißt "Rosh Hashana" (wörtlich: "Kopf des Jahres") und wird nach dem Mondkalender berechnet. Man wünscht sich dann "Shana Tova" (hebr. Gutes Jahr).

Rosh Hashana lautet die "10 Busstage ein", die am 10. Tag mitYom Kippur (Tag der Versöhnung) enden. Es wird sowohl beim Ewigen als auch bei den Mitmenschen um Verzeichung für die Sünden des Vorjahres gebetet und gebittet, und man versucht, sich dieses Jahr besser zu halten.  

An Rosh Hashana selbst ist es Brauch, zu einem Fluß zu gehen, wo man Brotstücke - die die Sünden symbolisieren, ins Wasser wirft, und hofft, dass die Strömung nicht nur die Brotstücke, sondern auch die sündhaften Tendenzen wegspült. Dieser Brauch heißt Taschlich (Wegwerfen, d.h. Wegwerfen der Sünden) Bei sehr Religiösen kann dann folgendes passieren:
                                           Neulich, beim Taschlich


Eine weitere Tradition, ist es, den Shofar zu blasen: Der Shofar ist ein Widderhorn, dessen Ton durch Körper und Seele dringt - und das ist auch die Idee dahinter. Es ist dies ein letzter Aufruf zur Besserung, zu einem besseren Verhalten in diesem Jahr. Im Hebräischen kommt das Wort "Shofar" auch von derselben Wurzel wie "Shipur", Verbesserung. Dazu kann man dann sagen:


Und so hört sich der Shofar an

Schließlich ist es Brauch, Äpfel in Honig zu tauchen. Damit symbolisiert man ein fruchtvolles Jahr (im wahrsten Sinne des Wortes) sowie ein süßes Jahr. Das ist es auch, was man sich am meisten wünscht: Shana Tova u-metuka (ein gutes und SÜSSES Jahr).

Auch wir von Rosenduftgarten wünschen allen Lesern ein gutes und süßes jüdische Neujahr!
SHANA TOVA u-METUKA






Bilder: Public domain
Text: Rosebud

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Donnerstag, 29. September 2016

Shimon Peres - Nachruf auf einen pragmatischen Träumer

                                                 Peres (1913-2016)

Diese Woche starb mit Shimon Peres wohl einer der letzten Gründerväter Israels. Der als Szymon Perski in Wiszniew (damals Polen) geborene Staatsmann emigrierte als 10-Jähriger in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina, wo er zunächst als Schafhirte und Kuh-Milcher arbeitete.


                                                         Peres in jungen Jahren


Bereits in jungen Jahren zeigte sich allerdings sein politisches Talent, und so ernennte ihn David Ben-Gurion, später der erste Premierminister Israels, im Unabhängigkeitskrieg zum Leiter des israelischen Seedienstes. Nach der Staatsgründung blieb er Ben-Gurion und der Politik treu - und prägte Israels Politik bis zu seinem Tode.

Es würde den Rahmen sprengen, alle Errungenschaften von Shimon Peres aufzuzählen, daher nur ein paar Highlights:
- zweimalig Premierminister (1986-1988 sowie 1995)
- Präsident (2007-2014)
- Friedensnobelpreisträger
- Träger der amerikanischen "Presidential Medal of Freedom"

... und alles das von einem, der nie eine Wahl gewinnen konnte, und der als Outsider galt - denn er war, im Gegensatz zu Politikern wie Yitzhak Rabin und Moshe Dayan, weder in Israel geboren, noch ein Militärheld gewesen.

Peres aber war ein Aufstehmännchen, der sich von einer verlorenen Wahl nie davon abbringen ließ, es noch einmal zu versuchen, ein unverbesserlicher Optimist, der oft meinte, seine als "naive Träumerei" bezeichnete Idee von Frieden und einem "neuen Nahen Osten" sei nur ein Zeichen seines Pragmatismus.


Begeistern liess sich Peres von neuen Technologien, und von Israels Entwicklung zur "Start-Up-Nation", wie man hier sehen kann, mit typischen Peres-Humor:


                                             Peres und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

Und so erhielt er vielleicht das beste Kompliment seines Lebens als Nachruf zu seinem Tod: "Peres war ein Visionär", meinte Tim Cook in einem Tweet. Wenn der Geschäftsführer von Apple das über einen 93-Jährigen ehemaligen Schafhirten sagt, dann ist vielleicht die Welt doch kein so schlechter Platz, und der naive Träumer hat doch recht behalten.

Text: Rosebud
Bilder: Public Domain

 
 

Dienstag, 20. September 2016

Lithurgische Gesänge zu Morgengrauen: Slichot

                                             
             Slichot-Gebet

Wir befinden uns  im jüdischen Monats Elul (des letzte Monat des jüdischen Jahres). Und da ist es Tradition, bei Morgengrauen die sogenannten Slichot-Gebete zu singen.

 Bei den Slichot-Gebeten handelt es sich um sogenannte "Piyutim" - das sind lithurgische Gedichte aus dem Mittelalter oder älter, die sich oft reimen, und manchmal in alphabetischer Reihenfolge geschrieben werden, und die später in Musik gesetzt werden. Sie heiligen den Namen des Ewigen und bitten gleichzeitig um Vergebung für das sündenvolle und unbescheidene Leben des letzten Jahres.

Bei den Sepharden werden die Slichot um 5 Uhr früh,also vor Sonnenaufgang und dem Morgengebet, gebetet, während bei den Ashkenazen es spät am Abend, meist nach Mitternacht gebetet werden. Und so sieht man in religiösen Gegenden wie z.B. Nachlaot in Jerusalem oft um 4:30 einen Mann mit einer Glocke durch die Nachbarschaft gehen, der mit Geklingel und "Slichot, Slichot" die Leute aufweckt.

Trotz des Ernst dieser Gebete und des damit verbundenen Insichgehens ist es aber eine wunderschöne Tradition, wo man die Möglichkeit hat, wunderschöne Melodien zu hören und zu singen, und oft wird süßer Tee und Süßigkeiten serviert, um die späten Nacht- oder frühen Morgenstunden zu versüßen.

In letzten Jahren ist es Tradition geworden, dass auch Nicht-Religiöse Slichot-Touren durch religöse Gegenden machen - das sind meist Nachttouren, wo man verschiedenen Nachbarschaften und Synagogen verschiedener Gemeinden sieht - und vor allem hört. Hier ein Beispiel für zwei Slichot-Piyutim, wunderschön vorgesungen von Lior Amendy.

Ein weiterer Trend ist es, dass bekannte israelische Sänger Slichot-Piyutim neu vertonen - hier Meir Banai, der "El Nora Alila" (wie schlimm sind unsere Taten) singt, dessen zweite Zeile heisst "himza lanu mechila be-shaat ha-Neila" (vergebe uns, wenn sich die Pforten schließen), wobei die Pforten des Himmels gemeint sind, die sich beim Schlussgebet von Jom Kippur, dass auch so heisst -Neila - schließen.

Wir wünschen allen Lesern ein Shana Tova u-Metuka (ein gutes und süßes Neues Jahr), und dass der Adon HaSlichot, der Vater der Slichot, die Gebete erhöhern möge.

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Sonntag, 18. September 2016

Ältester Mensch der Welt: Heisst "Israel", lebt in Israel

                                              Israel Kristal: 113 Jahre alt


Als Israel Kristal in Zarnov (Polen) geboren wurde, gab es kein Internet, kein Fernseher, keine Waschmaschine und noch nicht einmal öffentliches Radio. Man schrieb den 5. September 1903 - von Weltkriegen wusste niemand, und Massenvernichtungswaffen kannte keiner. Elektrizität war Mangelware, kommerzielle Flughafen unbekannt und gereist wurde eher mit Pferdekutsche als mit Auto (Ford hatte seine Fabrik gerade erst aufgemacht). Weltbevölkerung war weniger als 25 Millionen Menschen, von denen die meisten dem britischen Imperium zugehörten...

13 Jahre später sollte Israel seine Bar-Mitzwah-Feier (jüdische Komfirmation) haben - daraus wurde aber nichts, denn seine Mutter war verstorben, und sein Vater diente im Ersten Weltkrieg.

In den darauffolgenden Jahren ereignete sich vieles, sowohl für Israel (der Person und dem Staat) als auch der Welt: Zwei Weltkriege (den Zweiten überlebte Israel Kristal als Süßigkeitenproduzent - die Vorliebe der Nazis für seine Süßigkeiten rettete ihm das Leben. In diesem Bereich arbeitete er auch im neugegründeten Staat Israel fast 50 Jahre lang), Staatsgründung Israels, Fernseher, Autos, Flugzeuge, Internet, Handys, Smartphones - you name it!

Israel Kristal gibt es aber immer noch - und er wurde kürzlich vom Guiness Buch der Rekorde als "ältester Mensch der Welt" bestätigt.

Und jetzt, 100 Jahre nach der Bar-Mitzwah, die er nie hatte, wird Israel Kristal nachfeiern - in Haifa (wo er wohnt), mit 100 Familienmitgliedern!

Rosenduft wünscht: MAZAL TOV!

Text: Rosebud
Bild: Public Domain

Mehr zu Israel und dem 100-jährigen Jubiläum seiner Bar-Mitzwah gibt es auf unserer Facebook-Seite

Mittwoch, 14. September 2016

Donnerstag, 8. September 2016

Ein Karem: antike Oase mit modernem Flair

                                            Atemberaubend: Ein Karem

Am Fusse des Herzl-Berges Jerusalem befindet sich eine antike Oase, ein seit biblischen Zeiten existierender Ort, der heute nicht nur durch seine atemberaubende Landschaft und reiche Geschichte bekannt ist, sondern vor allem durch die netten Cafés, bei denen man in bei frischer Luft und idyllischer Stile Cappucinos sippen kann.

Ein Karem wurde bereits bei den Hebräischen Propheten erwähnt (Jeremias 6:1; Nehemias 3:14). Die Steintreppen, die in die Landschaft hineingestellt wurden und immer noch existieren, zeigen von altertümlicher Landwirtschaft: So konnte mehr Regenwasser aufgefangen werden. Zu Zeiten der Römer lag Ein Karem auf dem alten Pfad von Bethlehem nach Jerusalem, und Reste dieses Pfades sieht man immer noch.
                                               Steintreppen, Zeichen antiker Landwirtschaft


Aber auch für das Christentum hat Ein Karem große Bedeutung: Dort ist die Besucherkirche, wo Maria nach christlicher Tradition verkündigte, dass sie mit Jesus schwanger sei. Die Kirche, zu der hohe Treppen führen, haust heute eines von zahlreichen Klostern der Region.
                                                    Treppen zur Besucherkirche

Auf ihrem Fuße liegt die "Quelle Marias", der drittheiligste Ort des Christentums. Auch Johannes der Täufer war hier, und ein Kloster wurde auch ihm zu Ehren gebaut.

In moderner Geschichte hatte Ein Karem vor der Staatsgründung eine meist muslimische Bevölkerung, und ist heutzutage hauptsächlich jüdisch. Die Säkularen leben hier in friedlicher Eintracht mit den religiösen Juden, etwas, was man in Israel nicht so häufig findet: Religiöse gehen am Shabbat auf dem Weg zur Synagoge an zahlreichen nicht-koscheren Cafés und Restaurants vorbei, sowie an Mönchen und Nonnen. Die Säkularen stören sich weder an den Kirchenglocken, noch an dem jüdischen Melodien, die aus den Synagogen kommen: Im Gegenteil, es bereichert die vielseitige Atmosphäre nur noch mehr. Und die vielen Künstler, die hier leben, lassen sich von der menschlichen Idylle ebenso inspirieren, wie von der atemberaubenden Landschaft.


Heute ist Ein Karem auch Ort eines der renommiertesten Krankenhäuser (Hadassa), bekannt auch durch die von Marc Chagall geschaffenen Fenster.

Kurzum: Ein Karem ist immer einen Besuch wert - und eigentlich viel mehr als nur einen...

Text und Bilder: Rosebud

Sonntag, 4. September 2016

Seinfeld-Stars machen Aliyah (Einwanderung nach Israel)

"Das Leben ist Tutim (hebr. Erdbeeren)", sagt Wayne Knight ("Newman" von Seinfeld) in einem Werbespot, der kürzlich im israelischen Fernsehen lief, und für den der Schauspieler letzte Woche extra nach Israel flog. Als ihm statt Erdbeeren Trauben gereicht werden, schreit er: "ich habe doch TUTIM gesagt!"

                                               Newman: "Das Leben ist Tutim"

Es ist nicht das erste Mal, dass Stars der wohl beliebtesten Sitcoms überhaupt nach Israel fliegen: So ist Jason Alexander ("George"), der in Wirklichkeit Jason Greenspan heisst (ja, er ist jüdisch) schon ein paar Mal in Israel, vor allem, um die NGO "One Peace" zu promoten. Bei einem dieser Besuche fragte ihn der damalige Staatspräsident Shimon Peres, ob er ihn "George" nennen könne.

Jerry Seinfeld selbst, der Star der Sendung, war lange, bevor er berühmt wurde, in Israel, nämlich als Volunteer in einem Kibbutz. Das war in den 70er Jahren. Und wer weiss - mit etwas mehr Glück wäre er wohl ein israelischer Komiker geworden! So aber kam er Anfang dieses Jahres als weltweiter Superstar nach Israel vor ausverkauften Hallen, wo er 4(!) Mal sein Programm zum Besten gab - es war dies kein Recycling, sondern neue Materialien, die u.a. sein neues Leben als Familienvater mit über 50 beinhalteten...

Aber auch Nebendarsteller von Seinfeld kommen gerne nach Israel: Hier ist insbesonders Larry Thomas ("Soup Nazi") zu erwähnen, der in einem Werbespot sich beschwert, dass "diese Falafel mich durstig machen" (Referenz auf eine andere Seinfeld-Episode). Zum Schluss bekommt er einen Geschmack des Soup-Nazis, als ihm eine Essensstandverkäuferin anfährt: "No S-Chug for you" (S-Chug ist ein scharfes jemenitisches Gewürz)

Bis dato hat es Kramer und Elaine noch nicht nach Israel verschlagen, jedoch gab es eine Comedy-Show von Kenny Kramer - das ist die Person, auf die "Kramer" beruht.

Und - yada, yada, yada - die Israelis haben eine Mords Gaudi!

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

PS Mehr Videos von Seinfeld-Charaktären in Israel gibt es auf unserer Facebook-Seite