Montag, 30. Dezember 2013

Aus unseren Archiven: Eine Silvester-Geschichte

 





Feuerwerke im Sturm

Eine Silvestergeschichte. Basierend auf wahren Begebenheiten



Auf dem Weg zum Lazerett
Ein eiskalter Schneewind weht uns ins Gesicht.
„Komm, Gefreiter Udo! Die paar Kilometer schaffen wir noch! Komm, ich trage dich ein paar Meter. Nicht aufgeben...“
1. Januar. 6 Uhr früh.
Endlich zuhause angekommen. So kalt und unangenehm war es ja schon seit Jahren nicht. Und natürlich gab es weder öffentliche Verkehrsmittel noch Taxis. Und dieser Idiot hätte mir schon am Telefon erzählen können, dass er ein gebrochenes Bein hat! Erst einmal ab ins Bett. NIE WIEDER SILVESTER.
31. Dezember. 6 Uhr abends.
„Hallo, Udo. Natürlich können wir etwas an Silvester machen. Ich hatte vor, in Pasing in eine Bar zu gehen, wo ein guter Freund von mir arbeitet. Passt? Dann bis später!“
1. Januar. 1 Uhr nachts.
Da hinten, im Schnee, liegt Mahmud, ein guter Bekannter. Er muß wohl in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein. Seine Augen sind halbgeschlossen. Aus Nase und Mund tropft das Blut und färbt den weißen Schnee in ein klares Rot. Es tut mir leid um ihn – gleichzeitig hat dieses Bild auch eine seltsame Ästhetik.
1. Januar. 3 Uhr früh.
Ist das alles nur ein Albtraum? So hatte ich mir Silvester jedenfalls nicht vorgestellt – seit drei Stunden laufen wir durch das eiskalte München, mit dem Schneesturm immer im Gesicht. Unsere Körper zittern vor Kälte. Meine Nase und Ohren spüre ich schon seit zwei Stunden nicht. Aus allen Ecken hören wir Explosionen. Da wieder! Beinahe wäre mir dieser Ladycracker ins Gesicht geflogen! Ich muss Udo einen guten Teil des Weges mit seinem Arm um meine Schulter abschleppen, denn er hat ein gebrochenes Bein – was auch der Grund war, dass wir die Bar kurz nach Mitternacht verlassen mussten.

Bumm! „Aufpassen, Udo – beinahe hätte dich dieser Feuerwerkskörper erwischt!“ Ich komme mir vor wie in Stalingrad. Die verletzten Soldaten vom Kriegsfeld räumen und ins Lazarett bringen. „Jawoll, Herr Kommandant!“
1. Januar. Mitternacht
Kling! Wir stoßen mit den Champagnergläsern an. Schon witzig: Ein Jude, ein Muslime und ein Atheist feiern das Neujahr, das nach Jesus (angeblicher) Geburt berechnet wird und nach einem Papst namens Silvester benannt ist.
Udo, der Atheist, lächelt schüchtern. Heute wird das mit dem Tanzen wohl nichts.


Einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!


Bilder: Public Domain
Text:Zeitjung

Dieser Artikel ist ursprünglich auf Zeitjung erschienen, und wurde mit ausdrücklicher Erlaubnis des Autors hier nachgedruckt

Dienstag, 24. Dezember 2013

Frohes Weih-Nittel!

Weihnachtsbaum oder Schachbrett, das ist hier die Frage!

Heute, während alle guten Christen zur Mitternachtsmesse gehen und mit der Familie bei einem Festmahl Weihnachten feiern und Geschenke öffnen, sitzt dann jeder vor dem Holzofen und hört sich Großpapas Geschichten an. Und die Straßen sind leer - oder?

Nicht ganz, denn natürlich gibt es sowohl in Europa als auch in Amerika bekanntlich ein paar Minderheiten, die nicht Weihnachten feiern. In Amerika waren das traditionell Juden und Chinesen (also Buddhisten) - und so weiß man sich zu erzählen, dass es eine klassische jüdische Tradition ist, an Weihnachten chinesisch essen zu gehen. Eine weitere Tradition ist es, ins Kino zu gehen - dort trafen sich Juden, Chinesen, Inder und jede nicht-christliche Minderheit, die in Amerika eintraf (und ein paar Atheisten)...

Aber noch lange vorher, im Schtetl in Polen, gab es eine andere jüdische Tradition: Das Nittel-Fest. Über die Herkunft des Wortes "Nittel" streiten sich die Forscher. Was klar steht, ist, dass es von chassidischen Juden an Weihnachten gefeiert wurde. Bekanntlich feiern Juden nicht Weihnachten, und so - wohl auch, um sich nicht zu alleingelassen zu fühlen - führten chassidische Rabbiner das Nittel-Fest ein, ein Fest, bei dem man sich ausnahmsweise nicht dem Talmud-Studium widmet, sondern Aktivitäten, zu denen man als religiöser Jude normalerweise nicht die Zeit hat.

Am Bekanntesten hierbei ist das Schachspielen: Man weiß sich zu sagen, dass Chabad-Chassidim bis zum heutigen Tag an Weihnachten/Nittel Schachtourniere durchführen, die oft die ganze Nacht andauern.

In der Nittel-Nacht (so wird Nittel auch genannt), die es bereits seit dem 16. Jahrhundert gab, war das Kartenspielen eine weitere Tradition, mit der sich die jüdischen Gemeinde die Zeit vertrieb, während rundherum aus allen Häusern "Stille Nacht" erklang.

Und so schafften es die jüdischen Gemeinden, auch an dem Tag, an dem sie oft nicht einmal das Haus verlassen durften, viel Freude zu haben.

Heutzutage ist von der Nittel-Tradition wenig erhalten geblieben. Das ist vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass sich die christlich-jüdischen Verhältnisse in den meisten Ländern Europas verbessert haben, und es Juden weder verboten ist, an Weihnachten auf die Straße zu gehen, noch sie sich den ganzen Tag mit dem Talmudstudium beschäftigen, und keine Zeit haben, Schach zu spielen.

In Israel gibt es noch einige chassidische Juden, die ihre Schachtourniere heute abhalten. Und die Christen in Nazareth und Jerusalem feiern natürlich auch weiterhin Weihnachten.

Allen Lesern: Ein frohes Fest heute, was immer es auch sein mag!

Und schon einmal EIN GUTER RUTSCH INS NEUE JAHR

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Mittwoch, 11. Dezember 2013

I am dreaming of a white Jerusalem...






Morgen soll es soweit sein - dann legt sich Jerusalem in Schnee, und aus der "goldenen Stadt" wird die "weisse Stadt"...

Seit Anfang dieser Woche ist eine Kältewelle in Israel eingebrochen, die die Temperaturen in fast dem ganzen Land auf nur wenige Grad über Null (Zentrum) bzw. den Nullpunkt (Norden, Jerusalem) gebracht hat, und es gab Regenschauer, Stürme und kleine Uberschwemmungen.

Hier ein paar Fakten zum israelischen Winter:

- in Jerusalem schneit es ca. alle zwei Jahre. Meistens hält sich der Schnee nur 1-2 Tage, aber in diesen Tagen ist die Stadt im Ausnahmezustand - Schulen schliessen, Busse fahren nicht mehr, und das Brot ist mittags ausverkauft.

- in Tel Aviv hingegen hat es das letzte Mal 1950 (!) geschneit

- unglaublich, aber wahr: In Tel Aviv fällt jährlich genauso viel Regen wie in London (ca. 500 ml.) Wðhrend es in London aber ständig bewðlkt und leicht regnerisch ist, konzentriert sich der Regen in Tel Aviv auf ein paar Wochen im Jahr, die es aber in sich haben
- Auf dem Hermon fällt fast jedes Jahr Schnee - notwendig ist es aber nicht, da dort Schneekanonen zum Einsatz kommen, die auch bei Plustemperaturen unschmelzbaren Schnee produzieren
- Und im wüstenhaften Süden ist es fast sommerlich...

Morgen wissen wir, ob es in Jerusalem geschneit hat - ein kleines Video von der Jerusalemer Strassenbahn im Schnee gibt es aber schon vorweg auf der Facebook seite

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Samstag, 7. Dezember 2013

Israels Gesellschaft auf einem Blick (Foto)


Links im Hintergrund - chassidische Juden. In der Mitte: säkulare Israelis mit I-Phones und nicht züchtig angezogen (Frau mit Jeans). Rechts vorne: Beduine.

So gesehen in der Hauptbusstation in Beer Sheva.

Bild und Text: Rosebud