Montag, 30. Dezember 2019

Eine kleine Geschichte zu Silvester

 

Auf dem Weg zum Lazerett
Ein eiskalter Schneewind weht uns ins Gesicht.„Komm, Gefreiter Udo! Die paar Kilometer schaffen wir noch! Komm, ich trage dich ein paar Meter. Nicht aufgeben...“
1. Januar. 6 Uhr früh.Endlich zuhause angekommen. So kalt und unangenehm war es ja schon seit Jahren nicht. Und natürlich gab es weder öffentliche Verkehrsmittel noch Taxis. Und dieser Idiot hätte mir schon am Telefon erzählen können, dass er ein gebrochenes Bein hat! Erst einmal ab ins Bett. NIE WIEDER SILVESTER.
31. Dezember. 6 Uhr abends.„Hallo, Udo. Natürlich können wir etwas an Silvester machen. Ich hatte vor, in Pasing in eine Bar zu gehen, wo ein guter Freund von mir arbeitet. Passt? Dann bis später!“
1. Januar. 1 Uhr nachts. Da hinten, im Schnee, liegt Mahmud, ein guter Bekannter. Er muß wohl in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein. Seine Augen sind halbgeschlossen. Aus Nase und Mund tropft das Blut und färbt den weißen Schnee in ein klares Rot. Es tut mir leid um ihn – gleichzeitig hat dieses Bild auch eine seltsame Ästhetik.
1. Januar. 3 Uhr früh.Ist das alles nur ein Albtraum? So hatte ich mir Silvester jedenfalls nicht vorgestellt – seit drei Stunden laufen wir durch das eiskalte München, mit dem Schneesturm immer im Gesicht. Unsere Körper zittern vor Kälte. Meine Nase und Ohren spüre ich schon seit zwei Stunden nicht. Aus allen Ecken hören wir Explosionen. Da wieder! Beinahe wäre mir dieser Ladycracker ins Gesicht geflogen! Ich muss Udo einen guten Teil des Weges mit seinem Arm um meine Schulter abschleppen, denn er hat ein gebrochenes Bein – was auch der Grund war, dass wir die Bar kurz nach Mitternacht verlassen mussten. Bumm! „Aufpassen, Udo – beinahe hätte dich dieser Feuerwerkskörper erwischt!“ Ich komme mir vor wie in Stalingrad. Die verletzten Soldaten vom Kriegsfeld räumen und ins Lazarett bringen. „Jawoll, Herr Kommandant!“1. Januar. MitternachtKling! Wir stoßen mit den Champagnergläsern an. Schon witzig: Ein Jude, ein Muslime und ein Atheist feiern das Neujahr, das nach Jesus (angeblicher) Geburt berechnet wird und nach einem Papst namens Silvester benannt ist.Udo, der Atheist, lächelt schüchtern. Heute wird das mit dem Tanzen wohl nichts.




Einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!


Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Eine weitere Kurzgeschichte und vieles mehr gibt es auf unserer Facebook-Seite

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Fröhliches Channukah-Fest - und "May the Force be with you"

 


Am Sonntagabend wird wieder Channukah gefeiert - und gleichzeitig kommt der neue Star Wars Film in die Kinos.

Aber erst einmal zu Chanukah:

Öl spielt an Chanukah eine sehr große Rolle:

Da ist zunächst das Wunder der Öllampe zu erwähnen. Als die Makkabäer nach dem erfolgreichen Aufstand gegen die Griechen den Tempel in Jerusalem zurückeroberten, fanden sie ihn entweiht und entheiligt vor. Der Anblick muss ein schrecklicher gewesen sein. Jedoch fand sich eine reine Öllampe, die aber nur genug Öl für eine Nacht hatte. Das Wunder der Öllampe ist es, dass sie nicht eine, sondern 8 Tage brannte, genug Zeit, um den Tempel wieder zu säubern.



                                                  Chanukiah für Olivenöl statt Kerzen


Als Erinnerung an dieses Wunder ist es Brauch, ölige Speisen zu essen. Vor allem erfreut sich die "Sufganiya" (Krapfen) an Beliebtheit bei groß und Klein: Das ist ein mit Marmelade (oder Vanilla) gefüllter Krapfen, der in tiefen Öl gebacken wird, und dann mit Puderzucker bestäubt wird. Manche bevorzugen ihn aber mit Schokolade glasiert.

Bilder und Text: Rosebud

 Mehr zu Chanukah - und zu Star Wars und Chanukah gibt es auf der 
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Dienstag, 17. Dezember 2019

Israels Mann in China - 100. Tor zum 33. Geburtstag?

Er ist der Kapitän der israelischen Fußballnationalmannschaft, ist erfolgreicher Spieler in Guangzhou, China. Im Februar war er in Corona-bedingt in Israel, und es war nicht klar, ob er wieder nach China zurückkehren würde. Schlußendlich tat er es - und ist jetzt, an seinem 33. Geburtstag, kurz davor, einen weiteren Rekord zu brechen: 100 Tore,


Seine Fans können nicht einmal seinen Namen aussprechen. In Scharen sitzen sie im Yuexiushan- Stadium in Guangzhou, China und feuern ihn mit "Tscha-Habi, Tscha-Habi"-Rufen an.


"Tscha-Habi" heisst in Wirklichkeit Zahavi, Eran Zahavi, und ist aus Israel.
                                                 Zehavi mit seinem Markenzeichen nach
                                                 Torschuss: gezückte Pistole

Der im Juli 1987 in Rishon LeZion geborene Zahavi spielte zwar bereits mit 16 Jahren in der Jugendmannschaft und mit 18 professionell, wurde aber erst in den letzten Jahren zum Spitzenspieler.  Oren Josipovich, der kürzlich eine Biographie (bisjetzt nur auf Hebräisch erhältlich) zu Zahavi schrieb, meinte im Radio, dass Zahavi ein Spätzünder war, was im Fussball selten ist, und noch seltener ist es, im Alter von 30 seinen sportlichen Höhepunkt zu finden...

Genau das passierte aber - nach einer unspektalurären Karriere bei HaPoel Tel Aviv, einer Zwischenstation bei Palermo und dem Wechsel zu HaPoels grössten Rivalen, Makkabi Tel Aviv (HaPoel-Fans haben ihm das nie verziehen) wechselte er 2016 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion für eine Rekordsumme zum chinesischen Team Ghangzhou R&F.

Und dort entwickelte er sich zum absoluten Superstar, der selbst Weltstars, die auch in China spielen (z.B. Carlos Tevez aus Argentinien) in den Schatten spielen. So wurde Zahavi, der 2017 auch Kapitän der israelischen Nationalmannschaft war, letzten Monat nicht nur zum "Spieler des Jahres" der chinesischen Liga, sondern auch zum Torschützenkönig, mit 27 Toren. Wenn man da bekannt, dass sein Team gerade mal 6. der chinesischen Liga ist, ist das eine unglaubliche Errungenschaft.

Und nachdem Eran Zahavi wie guter Wein mit den Jahren immer besser wird, wird man auch in Zukunft Zahavis Markenzeichen, die "gezückten Pistolen" (siehe Bild oben) oft sehen, ob in China, in Israel oder wo auch immer ihn seine Karriere trägt.

                                     Zahavi und Familie in Heimaturlaub, natürlich mit Maske

Text: Rosebud
Bilder: Public Domain

Mehr zu Zahavi gibt es auf unserer Facebook-Seite

Montag, 9. Dezember 2019

Israels Pionierarbeit im Kinderfernsehen

 
                                          Monkey See - Monkey Do, Sendung made in Israel

"Denkt Ihr auch, was ich denke?", fragt der animierte Affe eine Reihe von (nicht-animierten) Kindern. "Ja", schreien sie alle fast einstimmig.

So fängt fast jede Episode der Sendung "Monkey See - Monkey do" (im israelischen Original "Kof aharei Ben Adam" - also "Affe äfft Menschen nach"), ein interaktives Programm für Kleinkinder, wo ein Cartoon-Affe in jeder Sendung ein anderes Tier vorstellt, und die Kinder - sowohl die im Studio als auch die zuhause - nicht nur über die verschiedenen Tierarten lernen (von Biene bis Elephant ist alles dabei), sondern sie auch aktiv nachahmen in ihren Bewegungen, Tönen und Verhalten. Dabei lernen die Kinder auch, ihre eigenen motorischen Fähigkeiten zu entwickeln.

Produziert wird diese Sendung vom Ehepaar Yuval und Tamar Levi. Während Yuval den technischen Hintergrund hat, ist Tamar gelernte Pädagogin für Kleinkinder. Wie die beiden im Interview erzählen, stellten sie - als sie selbst ein Kleinkind zu hause hatten - fest, dass es kaum Sendungen gab, die dem Alter entsprechen, und vor allem - dass die meisten Kindersendungen nicht inter-aktiv sind.

Und so produzierten sie ihre eigene Sendung. Sie war nicht nur in Israel ein Riesenerfolg, sondern ist jetzt ein Youtube-Hit (11 Millionen zufriedene Zuschauer!), und wurde bereits an Stationen in Amerika, Frankreich und Kanada verkauft. Und sogar Qatar zeigt sie auf Al-Jazeera! Somit dient sie auch der Völkerverständigung.

Im Interview bezeichnet Yuval den Stand seiner in Tel Aviv angesiedeleten Produktionsfirma trotzdem "Start-Up-Phase". Im Zusammenhang mit einer Kindersendung gibt das dem Wort "Start-Up" ganz neue Bedeutung - in dem Alter sind wir nämlich alle in der "Start-Up"-Phase...

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Videos von "Monkey See-Monkey Do" gibt es auf unserer Facebook-Seite

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Basel in Tel-Aviv

                                            Basel-Straße in Tel-Aviv

"In Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagen würde, würde man mich auslachen. In 5, spätestens aber in 50 Jahren, wird mir jeder zustimmen" (Theodor Herzl, 1897)

Herzl irrte sich nur um 1 Jahr: 51 Jahre, nachdem er diesen Tag in sein Tagebuch schrieb, wurde der Staat Israel gegründet.

Rückblick: Man schreibt das Jahr 1897. Nervös versammelten sich Delegierte aus aller Herren Länder in Basel, Schweiz, zum ersten Zionistenkongress. Anzüge und Fracks gibt es zuhauf, und die Herren tragen alle Zylinder. An kommt man natürlich per Kutsche. Diskutiert wird auf Deutsch - die Sprache, die Herzl als Landessprache des Staates sieht, den dieser Kongress entstehen lassen soll: Der Staat der Juden, zu diesem Zeitpunkt überall in Europa von Pogromen verfolgt.
                                             Café in Basel, Tel-Aviv

Mehr als 100 Jahre später sitzen - siehe oben - Menschen gemütlich in Basel - nicht Basel (Schweiz), sondern Basel (Tel-Aviv) - es ist dies eine Gegend, die nach der Stadt des Zionistenkongresses benannt ist, und die sich in Tel-Aviv befindet, der Stadt, die ihren Namen nach Herzls zionistischem Utopie-Roman "Altneuland" erhielt.

Den meisten Menschen hier ist diese historische Verbindung jedoch weder bekannt, noch interessant: Sie sitzen in einen der unzähligen Cafés hier, und sippen Espresso, während sie gemütlich die Zeitung lesen, oder aber haben zum Mittagessen Sushi oder Pizza mit Trüffel.

Kulturelles ist auch viel geboten in der Basel-Gegend: So sitzt hier das Israel-Ballett, die Israel-Oper ist 10 Gehminuten entfernt, und es gibt noch kleine Buchhandel, die nicht von großen Ketten gekauft wurden:
                                            "Bookshop Basel": Hier werden Bestellungen noch
                                            telefonisch genommen und handschriftlich vermerkt

Interessant zu bemerken ist auch, dass die ägyptische Botschaft sich hier befindet: In der Basel-Gegend, auf der Basel-Straße ist sie zwar gut überwacht, fügt sich aber ansonsten in diese idyllische Gegend schön ein. Und Herzl und sein Zionistenkongress hätten es bestimmt für gut befunden, dass der Nachbarstaat in Israel gut vertreten ist. Man kann nur hoffen, dass diese Idylle erhalten bleibt.
                                                Ägyptische Botschaft in Tel-Aviv


Aber auch für die, die es nach ruhigerem gönnt, hat Basel (Tel-Aviv) viele kleine Gassen, wo man ruhig im Schatten der Bäume wandeln kann, und sich von dem Lärmen und Treiben der Großstadt erholen kann.
                                            ruhige Ecke in Basel

Kurzum: Basel, Israel ist ein Genuß, und auf jeden Fall einen Besuch wert! Es befindet sich im Norden des Zentrums Tel-Aviv (die Gegend wird als "Zfon ha-jashan",also "alter Norden" bezeichnet, weil es früher der nördliche Teil Tel-Aviv wars, sich inzwischen aber viele Gegenden nördlich von hier hinzugesellt haben), Gehminuten von der Dizengoff- und Ben-Yehuda-Strasse, und auch nicht so weit vom Strand entfernt (ca. 10 Minuten zu Fuß). Nördlich ist man bald auf einer weiteren Hauptstraße, der Ibn-Gibrol-Straße, wo sich der Rabin-Platz befindet.

Es ist eine Insel der Ruhe und Harmonie, gleichzeitig aber auch ein "Hub", wo es rund geht - mit Cafés, Restaurants, und Bars. Herzl hätte seine Freude daran gehabt...

Bilder und Text: Rosebud

P.S. Weitere Bilder gibt es auf unserer Facebook-Seite