Sonntag, 24. April 2022

Knafe: Wo Milch und Honig (im Mund zer-)fliesst

 

 


                                             Mmmmmmmmmmm....

Was passt besser zu Israel, dem Land, wo Milch und Honig fließt, als eine Speise, die genau aus diesem Elementen entstand: Die Rede ist von Knafe, einer himmlischen Nachspeise aus Ziegenkäse und Honig.

Der Ursprung dieser Spezialität, die einem im Mund wie Butter zerfließt, und deren perfekte Balance von süßem Honig und saurem Käse wohl im Magen tut, ist aus der biblischen Stadt Nablus, auch als Schechem bekannt. Dort, in der bereits 72 CE vom römischen Kaiser Vespasian als "Flavia Neapolis" gegründeten Stadt gab es seit jeher Ziegen zuhauf - und auch Bienen, die nicht selten die römischen Soldaten stachen. Doch diese beiden Unannehmlichkeiten zeigten sich bald als wahrer Segen: Denn sie belieferten die ganze Region mit köstlicher Milch, Käse und mit Honig.

Bald verbreitete sich die Nachricht der Rohstoffe, und des Produktes, das beide kombiniert - Knafe eben - in der ganzen Region. Und bis heute weiß der Nahe Osten, dass Nablus und Knafe in einem Atemzuge genannt werden muss. Inzwischen weiss das auch das Guiness Weltrekordbuch: Dort steht Nablus als der Rekordhalter der größten Knafe weltweit: 75 x 2 Meter. Gewicht: 1350 Kilos.

Nicht nur dort aber ist es beliebt: In fast jeder Stadt Israels gibt es heute vorzügliche Knafe, sowohl in den Märkten der großen Städte (Haifa, Jerusalem, Tel-Aviv) als auch in Restaurants jeder Preisklasse und Größe. Innerhalb Israels ist die beste Knafe wohl in der Altstadt Jerusalems zu suchen - dort kann man sich auch sicher sein, dass in der Tat Ziegenkäse benutzt wurde, und nicht mit einfachem Kuhkäse gemogelt wurde...

In der Zwischenzeit gibt es im ganzen Nahen Osten Varianten von Knafe - vom Libanon bis Ägypten über Syrien hat fast jeder Ort sein Knafe.

Aber genug der Wort: Knafe muss man auf der Zunge zergehen lassen. Guten Appetit.

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Sonntag, 17. April 2022

Aus dem Archiv: „Die Welt miteinander verbinden” - Interview mit “Jewdyssee”

 





Die Band „Jewdyssee“ (www.jewdyssee.com) gibt es seit Frühjahr 2008. Sie gibt der traditionellen jüdischen Musik durch Popklänge und elektronischer Musik ein neues Gewand, zu dem man auch in den Clubs wunderbar tanzen kann. Zu der Frauenband, die von Elina Tilipman gemanagt wird und bei der Maya Saban die Leadsängerin ist, hat sich nun auch ein Mann hinzugesellt: Valeri Goodman. 

BR: Stellt euch doch einmal vor.

Maya:
Ich bin Maya Saban, bin in Berlin geboren und aufgewachsen, und zwar als
Tochter einer Berliner Jüdin, die schon seit drei Generation in Berlin lebt, und
eines israelischen Vaters. Jüdischkeit war schon immer Teil meiner Kindheit: So
war ich im jüdischen Kindergarten, bei der „Zionistischen Jugend Deutschlands“
(ZJD) und bin mit den Liedern Ofra Hazas und Jardena Arazis aufgewachsen. Für
mich war es also ganz natürlich, auch musikalisch in diese Richtung zu gehen.

                                                 Maya Saban

Elina: 
Bei mir war das nicht so natürlich: Ich wuchs in einer Kleinstadt in
Norddeutschland auf, wo wir die einzige jüdische Familie waren. Erst mit ca. 10
Jahren hat sich da bei mir ein jüdisches Bewußtsein entwickelt.

Valeri:
Und ich bin hier die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Der Mann in der
Frauenband und der Nichtjude bei „Jewdyssee“. Geboren und aufgewachsen bin
ich in der ehemaligen Sowjetunion, wo Musikausbildung Teil der Erziehung war.
Und da lernte ich viele russische Volkslieder und traditionelle Musik, die –wie ich
heute weiss- jüdisches Liedgut sind. 1993 bin ich dann nach Deutschland gezogen.


BR:  Wie habt ihr euch kennengelernt?

Maya:
Ich mache schon, seitdem ich 16 Jahre alt bin, Musik. Ursprünglich war das
deutsche Popmusik. Ich wollte mich aber in eine andere Richtung orientieren. Und      
als ich mit Valeri, der in einem Club als DJ auflegte, ins Gespräch kam, sahen wir,
dass wir musikalisch die gleichen Ziele hatte. Elina traf ich dann auf einer
Geburtstagspartie, wo wir feststellten, wieviel wir gemeinsam hatten: Die Liebe
zur Musik, die Jüdischkeit und das Interesse, etwas ganz Neues zu machen. Im Mai 2008 war dann „Jewdyssee“ geboren.


BR: Mit welcher Kultur könnt ihr euch am ehesten identifizieren? Mit der     
deutschen, der jüdischen oder der osteuropäischen? Oder mit der Kultur, die ihr selbst schafft, also der Musik?

Valeri:
Ehrlich gesagt, habe ich mir diese Frage das letzte Mal gestellt, als ich 16 Jahre
alt war. Ich denke, dass wir so kosmopolitisch sind, dass es eher darum geht,
verschiedene Kulturen zusammenzubringen, als sich eine auszusuchen. Und da ist
die Musik wohl wirklich der einende Faktor.

Maya:
Ich würde Valeri da zustimmen. Ich sehe mich als Berlinerin, als Israelin, als Frau
und als Musikerin. Und alle diese Identitäten spielen bei mir eine Rolle.


BR: Inwiefern unterscheidet sich das jüdische Publikum vom nichtjüdischen
       Publikum?

Elina:
Beim jüdischen Publikum ist natürlich der Druck größer: Die kennen ja meistens
die Texte und Melodie der jüdischen Lieder, denen wir ein modernes Gewand  geben.

                                           Elina und Maya feuern das Publikum an

Maya:
Das stimmt. Dafür ist es dann umso schöner zu sehen, wie das deutsche Publikum,
das eigentlich keinen Bezug zu diesen Liedern hatte, bei unseren Konzerten
begeistert mitgetanzt hat und dann sogar bei jiddischen Liedern wie „Yankele“ mitgesungen hat.

Ich denke, dass wir für das jüdische Publikum die jüdische Religion, Kultur und           
Tradition schmackhaft machen und dem nichtjüdischen Publikum eine fröhliche, lebensfrohe Seite des Judentums zeigen, fernab vom Holocaust und dem Ernst, der hier oft den deutsch-jüdischen Dialog dominiert. Beiden zeigen wir, dass jüdische Kultur etwas Positives ist, dass Musik und Lebensfreude ein integraler Teil des Judentums sind.

BR: Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Maya:
Wir haben gerade eine Tour deutscher Städte hinter uns, wo wir insbesonders in
Hamburg und Mannheim eine unglaubliche Begeisterung für unsere Musik gesehen haben. Jetzt geht es dann nach Amerika, wo wir viel reisen werden, viele
 Konzerte geben werden und eine „World Party“ machen. Wir wollen die Welt
 miteinander verbinden.



Bildquelle: Jewdyssee, mit Genehmigung

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Montag, 11. April 2022

Rosenduftgarten wünscht Fröhliches Pessachfest!

  

 

Ab Freitagabend wird Pessach gefeiert: Zuerst mit einem "Seder" (einem Abendessen mit 
traditionellen Speisen, wo die "Haggada" gelesen wird, die über dem Auszug aus Ägypten 
erzählt), und danach wird eine Woche lang kein Brot gegessen.

Der Seder-Tisch



symbolische Speisen beim Seder


Während sich christliche Leser an den traditionellen Osterspeisen (Ostern findet
ungefähr zur selben Zeit wie Pessach an) erfreuen können 
(Ostereier, Schinken, Würste, spezielles Gebäck etc.), sind Juden das ausgewählte Volk 
– zum Leiden nämlich! Denn an Pessach, das diesen Freitagabend beginnt, ist für 8 Tage
das gesäuerte Brot (auch „Chametz“ genannt) verboten, und damit 
Semmeln, Kuchen und auch das bayrische Nationalgetränk (Bier). 

Der Hintergrund dazu ist folgender: An Pessach wird der Auszug der Juden 
aus der Sklaverei in Ägypten gefeiert, der das jüdische Volk 40 Jahre 
durch die Wüste führte. 
Über die historische und geographische Genauigkeit streiten sich die Geister, 
ebenso wie über die Frage, ob die Pessach-Geschichte 
oder die Erinnerung daran wichtiger ist. 

Über eines gibt es aber keine Zweifel: 
Das jüdische Volk hatte bei seiner Flucht nicht die Zeit, Brot säuern zu lassen. 
Und deswegen ist das beim Pessachfest verboten – zwar nicht für 40 Jahre, 
aber immerhin für 8 Tage.
Damit sind also, wie gesagt, so gut wie alle Bäckereiprodukte tabu. 
Als Ersatz gibt es die Matzen, das sind ungesäuerte Flachbrote (siehe Bild), 
die sich im Geschmack von der Kartonverpackung nicht sonderlich unterscheiden. 
Die Matzen dürfen nicht länger als 18 Minuten gebacken werden, sonst sind sie gesäuert.
Als Matzen-Aufstrich gibt es Charoset, das ist eine Nuss-Datteln-Paste, die aufgrund der 
Dickflüssigkeit an den Lehm der Sklavenarbeit erinnert. 
(Außer Essen kann man auch das Folgende mit den Matzen tun). 



Matzen: So sehen sie aus



Zusätzlich gibt es verschiedene traditionelle Gerichte, wobei der „Gefilte Fisch“
 – eine Fischkotelette mit süßer Geleesoße und Karottenscheibe oben – 
das bekannteste ist. Glücklicherweise gibt es den heutzutage im Glaß, 
sodass man die Fische nicht –wie früher üblich- in der Badewanne schwimmen lassen 
muss, bis der Feiertag anbricht. Zum Trinken ist Bier –da gesäuertes Hefenprodukt- 
strengstens verboten. Wein hingegen ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht!

Gefilte Fisch

Kurzum: An Pessach gibt es viele biblische Nahrungseinschränkungen und Traditionen, 
die das Leben zusätzlich erschweren oder erleichtern. 
Wer was einhält, muss man natürlich selbst entscheiden. 

Ich jedenfalls wünsche allen jüdischen Lesern ein fröhliches Pessachfest und hoffe, 
alle anderen hatten viel Spaß beim Lesen.

Fotos und Text: Rosebud
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Sonntag, 3. April 2022

Jerusalems antike Oase mit modernem Flair

 

 

                                            Atemberaubend: Ain Karem

Am Fusse des Herzl-Berges Jerusalem befindet sich eine antike Oase, ein seit biblischen Zeiten existierender Ort, der heute nicht nur durch seine atemberaubende Landschaft und reiche Geschichte bekannt ist, sondern vor allem durch die netten Cafés, bei denen man in bei frischer Luft und idyllischer Stile Cappucinos sippen kann.

Ain Karem wurde bereits bei den Hebräischen Propheten erwähnt (Jeremias 6:1; Nehemias 3:14). Die Steintreppen, die in die Landschaft hineingestellt wurden und immer noch existieren, zeigen von altertümlicher Landwirtschaft: So konnte mehr Regenwasser aufgefangen werden. Zu Zeiten der Römer lag Ain Karem auf dem alten Pfad von Bethlehem nach Jerusalem, und Reste dieses Pfades sieht man immer noch.

                                               Steintreppen, Zeichen antiker Landwirtschaft


Aber auch für das Christentum hat Ain Karem große Bedeutung: Dort ist die Besucherkirche, wo Maria nach christlicher Tradition verkündigte, dass sie mit Jesus schwanger sei. Die Kirche, zu der hohe Treppen führen, haust heute eines von zahlreichen Klostern der Region.

                                                    Treppen zur Besucherkirche

Auf ihrem Fuße liegt die "Quelle Marias", der drittheiligste Ort des Christentums. Auch Johannes der Täufer war hier, und ein Kloster wurde auch ihm zu Ehren gebaut.

In moderner Geschichte hatte Ein Karem vor der Staatsgründung eine meist muslimische Bevölkerung, und ist heutzutage hauptsächlich jüdisch. Die Säkularen leben hier in friedlicher Eintracht mit den religiösen Juden, etwas, was man in Israel nicht so häufig findet: Religiöse gehen am Shabbat auf dem Weg zur Synagoge an zahlreichen nicht-koscheren Cafés und Restaurants vorbei, sowie an Mönchen und Nonnen. Die Säkularen stören sich weder an den Kirchenglocken, noch an dem jüdischen Melodien, die aus den Synagogen kommen: Im Gegenteil, es bereichert die vielseitige Atmosphäre nur noch mehr. Und die vielen Künstler, die hier leben, lassen sich von der menschlichen Idylle ebenso inspirieren, wie von der atemberaubenden Landschaft.


Heute ist Ain Karem auch Ort eines der renommiertesten Krankenhäuser (Hadassa), bekannt auch durch die von Marc Chagall geschaffenen Fenster.

Kurzum: Ein Karem ist immer einen Besuch wert - und eigentlich viel mehr als nur einen...

Text und Bilder: Rosebud

Weitere Bilder von Ein Karem gibt es auf unserer Facebook-Seite