Samstag, 29. Juli 2023

Fröhliches Tu beAw (jüdisches Fest der Liebe)

 

 Ab Dienstagabend und den ganzen Mittwoch ist Tu be Aw, das jüdische Fest der Liebe


  


 


Da Tu be Av - wie  alle jüdischen Feiertage - nach dem jüdischen Mondkalendar berechnet wird, fällt er auf einen Vollmond, denn Tu be Av heisst "15. des Monats Av" und 2 Wochen nach dem Neumond ist bekanntermaßen Vollmond.


Hier ein paar Eindrücke von frühreren Jahren, und etwas mehr Erklärung:




                                            Die Herzen schlagen höher: Tu beAw




                                            Vollmond

Was passierte an Tu beAw?


Die Rabbinen datierten mehrere Ereignisse auf den 15. Av (=Tu b'Av). Zu diesen gehört die Begnadigung der letzten Mitglieder der Wüstengemeinschaft, welche an der Sünde der Kundschafter beteiligt waren. Das 4. Buch Mose schildert, dass Kundschafter ausgesandt wurden, welche prüfen sollten, ob die Inbesitznahme des damaligen Landes Kanaan möglich sei. Die meisten Kundschafter schilderten das Land als nicht einnehmbar und das Volk glaubte ihnen. Zur Strafe für ihren Kleinmut sollte die Generation, welche zu dieser Zeit lebte, nicht das Gelobte Land erreichen. Die nach 40 Jahren noch lebenden Zweifler spürten an einem 15. Av, dass sie begnadigt waren.

Des Weiteren erfolgte zu biblischen Zeiten jeweils an einem 15. Av die Aufhebung zweier Heiratsverbote: Die 12 Stämme Israels durften ab da nicht nur innerhalb jedes Stammes, sondern auch untereinander heiraten. Und auch durfte der bisher ausgeschlossene Stamm Benjamin ab da heiraten.

Wie wird Tu b'Av gefeiert?


Traditionell finden an diesem Tag viele Hochzeiten statt. Und unverheiratete gehen an diesem Tag auf Braut- bzw. Bräutigamssuche. Dabei ziehen sich die Frauen weiß an (wie eine Braut) - jedoch wird vorgeschlagen, dass es keine neuen Kleider sind, so dass die Ärmeren nicht neidisch werden.

                                                     Weiß - auch bei Männer attracktiv.



Hier ein paar weitere Eindrücke frühererTu beAw Festlichkeiten:


Kikar Dizengoff - ganz im Zeichen der Liebe
                                             
                                              Es wurde GESWINGT!






                                           Traditionelles Charleston-Outfit





Na denn: FRÖHLICHES FEST DER LIEBE!




Bilder und Text: Rosebud
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Sonntag, 23. Juli 2023

König Yokneams neue Kleider

 

                                           Yokneam: Tradition       &  Fortschritt

Yokneam ist eine antike Stadt in Galiläa: Sie wird bereits in der Bibel erwähnt, als ein Ort, der dem Stamm Zevulun gehörte (Buch Josua 12:1). Im Kampf um Meggido (15. Jahrhundert BCE) hat Pharao Tutmoses III die Stadt erobert. Übrigens wird das nahbei gelegene Meggido als der Ort des Endkampfs um Gut und Böse genannt: Har Meggido = Armaggedon.

Später haben die Kreuzritter Yokneamin "Haus Kains" umbenannt, da sie annahmen, dass Kain, der Sohn Adams und Evas (der ersten Menschen), dort ermordet wurde.
                                           Ob Kain, Kreuzritter und Pharao diesen Weg
                                            gegangen sind?

Außer den Kreuzrittern waren die Perser, Mamluken, Ottomanen und Engländer in Joknam - alle haben die Nähe zum Carmel-Berg genossen, sowie die grüne Landschaft des Norden Israels, wo man Wein, Oliven und Früchte anpflanzen konnte - und kann.

Seit 1935 ist Yokneamein Moschaw, also landwirtschaftliche Siedlung, wo Olivenöl, Granatäpfel und Weizen angebaut wird. Außerdem werden Schafe, Kühe und Hühner für Milch und Eier großgezogen.
                                           Libelle genießt die Idylle Joknam
                                               
                                              Eindrücke aus Yokneam

                                             Schafstall                                            

Seit 1986 gibt zwei Joknams: Yokneam-Moschawa und Yokneam-Illit (Yokneam-Stadt). Yokneam-Illit, auf dem Berg oben, auf dessen Fusse Yokneam-Moschawa ist, hat wenig von der ländlichen Idylle von Yokneam-Moshawa: Ursprünglich als Entwicklungsstadt gedacht, hat es sich im letzten Jahrzehnt zu einem High-Tech-Zentrum sondergleichen entwickelt, wo u.a. Intel und Johnson & Johnson Niederlassungen haben. Der Industriepark kann es locker mit Silicon Valley aufnehmen. Mehr und mehr junge Unternehmer ziehen nach Yokneam-Illit, die Partnerstädte in Deutschland, Amerika und China hat, und sich ständig weiterentwickelt. Die Einwohnerzahl ist 18.000, mit steigender Tendenz. Fast genausoviele Arbeiter fahren jeden Tag in den Industriepark, um an neuester Technologie zu arbeiten.
                                          High-Tech-Heaven: Joknam-Stadt

In den Worten eines Landwirtes aus Yokneam-Moshawa: Früher waren hier Anemonen, wo jetzt Hochhäuser stehen. König Yokneam hat neue Kleider!

Bilder und Text: Rosebud
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Sonntag, 16. Juli 2023

100 Jahre Machene Jehuda Markt - Mazl tov!

Der Machane Jehuda Markt (oder Shuk) in Jerusalem feiert 100. Geburtstag - wir gratulieren mit einem kulinarischen Spaziergang!



Heilige Kräuter und Essenzen






 An den endlosen Ständen kann man sich fasst alles kaufen, was man zum Kochen und Essen braucht: Frisches Gemüse und Obst, Gewürze der verschiedensten Sorten, Brot, Fleisch, Fisch etc. Alles ist sehr frisch und –im Gegensatz zu europäischen Märkten- auch recht billig-
 

Gutes für den Körper


Am Ausgang vom Schuk, auf der Agrippas-Strasselohnt es sich, zur „Marzipan“-Bäckerei zu gehen, die die besten „Rogelach“ (Mini-Schoko-Croissants) der Stadt sowie viele andere, meist europäische Backwaren hat, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen.  

  

Gutes für die Seele


A propos Backwaren: Da darf natürlich Borekas (kommt vom türkischen Börek) nicht fehlen, eine Teigware, bei der einem nach dem ersten Biss der Dampf der Füllung in die Nase steigt und zum nächsten Biss verführt: Füllungen gibt es viele (Spinat, Kartoffeln, Käse, Pilze), ebenso wie Stände am Machane Jehuda Markt, wo man Borekas bekommt. Aufgrund der Koscher-Gesetze sind Fleisch-Borekas jedoch eher selten.
 
Bilder und Text: Rosebud

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Sonntag, 9. Juli 2023

Sinye - ein kulinarischer Wüstentraum

 


Ein Chamzin (Wüstenwind) hat mir dieses Rezept aus dem Jemen gebracht, bei dem man die heiße Wüstensonne auf dem Gesicht spürt, während die scharfen Gewürze einem das Wasser im Munde zusammen laufen lassen. Sinijeh – ein Name wie aus 1001 Nacht, und ein Gericht, das ein Genuss für Augen, Nase und Geschmackssinn ist...
 
Man benötigt:
 
- 500 Gramm Lamm-Hackfleisch (oder veganer Fleischersatz)
- 1 Esslöffel Mehl
- 2 feingehackte Zwiebel
- 2 kleingehackte Knoblauchzehen
- 2 Esslöffel feingehackte Petersilie
½ Teelöffel Zimt
- Salz, je nach Geschmack
- Schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- 2 Esslöffel Olivenöl
- 30 Gramm geröstete Pinienkerne
- 3-4 Esslöffel Zitronensaft (oder frisch ausgepresste Zitronen)
- 125 Milliliter Tahinipaste (Sesampaste)
Schug (ausgesprochen: S-Chug), ein sehr scharfes jemenitisches Gewürz, je nach Verträglichkeit
 
Das Fleisch (oder der vegane Fleischersatz) wird in eine große Schüssel gegeben, mit Mehl bestäubt und gewendet, bis das Mehl gleichmäßig verteilt ist. Dann werden Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie und Zimt hinzugefügt. Anschließend salzen, pfeffern, das Öl und die Pinienkerne hinzufügen. Jetzt kommt das Wichtigste: Schug – das ist wirklich ein ganz besonderes und ganz besonders scharfes jemenitisches Gewürz, das dem Gericht das „gewisse Etwas“ gibt – man spürt, wie die Schärfe das ganze Gesicht heraufsteigt und sämtliche Sinne beeindruckt!

Das Ganze wird in eine mit Öl ausgepinselte Backform gefüllt. Anschließend mischt man die Tahinipaste, den Zitronensaft und 1-2 Esslöffel Wasser in einer kleinen Schüssel und gießt die Mischung über die Fleischmischung. Die Tahinipaste gibt dem Gericht einen erfrischenden Touch, ähnlich wie Joghurt beim griechischen Moussaka.  

Zum Schluss wird das Gericht bei ca. 180 Grad für 45 Minuten im Ofen gebacken. Dann kann serviert werden. Reis passt übrigens gut als Beilage, und nach dem Essen gibt es hoffentlich einen arabischen Kaffee: Schwarz wie die Nacht, heiß wie die Wüstensonne und süß wie die Liebe.
 
Bilha´na! (Guten Appetit)

Sonntag, 2. Juli 2023

Das andere Bethlehem

 

 

                                          Templerhaus in Bethlehem ha-Galili

Im Norden Israels, in der Galiläa-Region gibt es einen Ort, der Bethlehem heißt (ja, genauso wie der Ort bei Jerusalem). Dieses andere Bethlehem wird bereits im Buch Josua (19:15), im Alten Testament, erwähnt, und gehörte zu biblischen Zeiten dem Stamm Zevulun, weswegen es ursprünglich "Bethlehem von Zevulun" hieß, im Gegensatz zu "Bethlehem von Judäa" (das Bethlehem bei Jerusalem), was zum Stamm Judäa gehörte.

Nach einer Theorie ist DIESES Bethlehem DAS WAHRE Bethlehem, also der Ort, wo Jesus geboren wurde - was geographisch Sinn machen würde, da es viel näher zu seiner Wirkungsstätte Nazareth ist als das Jerusalemer Bethlehem.

So oder so zogen 1906 Mitglieder der deutsch-christlichen Templer nach Bethlehem ha-Galili (wie es bis heute bekannt ist) und bauten dort Häuser nach deutscher Manier, also mit Stein und roten Dachziegeln. Diese Templer beteten und betrieben auch Landwirtschaft. Leider schloß sich auch die Zweigstelle Bethlehem - ebenso wie Jerusalem und Haifa - in den 30er Jahren der Nazi-Partei an, und wurden von den Engländer aus Palästina vertrieben.

Heute ist Bethlehem ha-Galili ein pastoraler Moshav (landwirtschaftliche Siedlung), wo noch immer ein paar Templer-Häuser stehen, die an diese Zeit erinnerte. Es ist ein pastoraler Ort mit einer wunderschönen Aussicht, viel Grün (vor allem im Herbst) und wirklich eine Augenweide. Auf jeden Fall einen Besuch wert!

Hier ein paar Bilder:

                                          Templer-Haus


                                          die sehr ruhige Hauptstraße


                                             Spaziergang im Dorf

Bilder und Text: Rosebud