Donnerstag, 30. April 2020

Chai, Chai, Chai - es lebe der 1. Mai!

 

                                              
  1. Mai- Kundgebung, Tel-Aviv

Es war einmal der 1. Mai, der Tag der Arbeit. Wie vielleicht bekannt ist, entstand er im 19. Jahrhundert in Chicago, es ging bei dieser ersten großen Demonstration um Arbeiterrechte wie angemessenes Gehalt, freies Wochenende, Eingrenzung der Überstunden und Abschaffung der Kinderarbeit. Die Antwort war eine gewaltsame Reaktion der Polizei, die viele Leben kosteten. Als Antwort wurde überall in Amerika und der Welt als Solidarität demonstriert. Der internationale Tag der Arbeit war geboren.

"Das Proletariat kennt keine Nation", so fasste das Karl Marx zusammen. Gestimmt hat es leider nicht: So hat jedes Land den 1. Mai für seine Zwecke instrumentalisiert - sei es den Kommunismus a la Sowjetunion, den "deutschen Arbeitertag" der Nazis, oder die chinesische Version. Heute ist dieser Tag auch oft ein Tag der Unruhen von frustrierten Jugendlichen. Aber trotzdem singt man die Internationale, die in allen Sprachen der Welt gesungen wird, mit den Worten "steht auf, Verdammte dieser Erde..." - hier die Jiddische und Hebräische Version:

                                                      Hebräisch

Auch Israel hat seine ganz besondere Geschichte mit diesem Tag: Gegründet wurde das Land von Menschen mit Pioniergeist und sozialistischen Ideen, die die Rechte der Arbeiter ganz hoch stellten: Am klarsten war das in den Kibbutzim zu sehen, landwirtschaftliche Kooperative. Aber auch die Histadrut, die Gewerkschaft, war ganz stark.

Und so war der 1. Mai staatlicher Feiertag, mit großen Aufmärschen und Trommeln, und es wurde viel gefeiert - Chai, Chai, Chai - es lebe der 1. Mai! Das war der Slogan. Dann wurde durch die Städte ganz Israels marschiert, und es fand eine Großkundgebung statt, wo der Gewerkschaftsführer die Errungenschaft der Arbeiter und der Histadrut darstellte, und wo Ziele für die Arbeiter für das nächste Jahr verkündet wurden. Arbeiter ganz Israel - vereinigt Euch!

                                                    Nur in Israel: Religiöser Jude bei Mai-Feier



Heute hat der Kapitalismus übergenommen, die Histadrut ist sehr geschwächt, und Kibbutzim sind schon lange nicht mehr landwirtschaftliche Kooperative. Und auch der 1. Mai ist kein staatlicher Feiertag mehr: Zwar wird zwar noch - siehe Fotos marschiert, die Internationale gesungen und Slogans gerufen. Es ist aber eher Nostalgie für eine Zeit, als das Wort Solidarität noch mit großem "S" geschrieben worde. 

                                                  Chai, Chai, Chai - es lebe der 1. Mai!

Bilder und Text: Rosebud

Dienstag, 28. April 2020

Israel ist...

                                               ....Spitze!

Ab heute abend heist es: Alles Gute, Israel, zum 72. Geburtstag!

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Mittwoch, 15. April 2020

Happy Birthday, Tel Aviv!


                                           Das alte Rathaus von Tel Aviv, auf der Bialik-Strasse

111 Jahre, und kein bisschen leise - Korrektur: derzeit leise, wie der Rest der Welt, wegen einem gewissen Virus...

Rosenduft gratuliert!

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Sonntag, 5. April 2020

Pessach

Pessach - das brotlose Fest

Ab Mittwochabend wird Pessach gefeiert: Zuerst mit einem "Seder" (einem Abendessen mit 
traditionellen Speisen, wo die "Haggada" gelesen wird, die über dem Auszug aus Ägypten 
erzählt), und danach wird eine Woche lang kein Brot gegessen.

Der Seder-Tisch



symbolische Speisen beim Seder


Während sich christliche Leser an den traditionellen Osterspeisen (Ostern findet
ungefähr zur selben Zeit wie Pessach an) erfreuen können 
(Ostereier, Schinken, Würste, spezielles Gebäck etc.), sind Juden das ausgewählte Volk 
– zum Leiden nämlich! Denn an Pessach, das diesen Freitagabend beginnt, ist für 8 Tage
das gesäuerte Brot (auch „Chametz“ genannt) verboten, und damit 
Semmeln, Kuchen und auch das bayrische Nationalgetränk (Bier). 

Der Hintergrund dazu ist folgender: An Pessach wird der Auszug der Juden 
aus der Sklaverei in Ägypten gefeiert, der das jüdische Volk 40 Jahre 
durch die Wüste führte. 
Über die historische und geographische Genauigkeit streiten sich die Geister, 
ebenso wie über die Frage, ob die Pessach-Geschichte 
oder die Erinnerung daran wichtiger ist. 

Über eines gibt es aber keine Zweifel: 
Das jüdische Volk hatte bei seiner Flucht nicht die Zeit, Brot säuern zu lassen. 
Und deswegen ist das beim Pessachfest verboten – zwar nicht für 40 Jahre, 
aber immerhin für 8 Tage.
Damit sind also, wie gesagt, so gut wie alle Bäckereiprodukte tabu. 
Als Ersatz gibt es die Matzen, das sind ungesäuerte Flachbrote (siehe Bild), 
die sich im Geschmack von der Kartonverpackung nicht sonderlich unterscheiden. 
Die Matzen dürfen nicht länger als 18 Minuten gebacken werden, sonst sind sie gesäuert.
Als Matzen-Aufstrich gibt es Charoset, das ist eine Nuss-Datteln-Paste, die aufgrund der 
Dickflüssigkeit an den Lehm der Sklavenarbeit erinnert. 
(Außer Essen kann man auch das Folgende mit den Matzen tun). 



Matzen: So sehen sie aus



Zusätzlich gibt es verschiedene traditionelle Gerichte, wobei der „Gefilte Fisch“
 – eine Fischkotelette mit süßer Geleesoße und Karottenscheibe oben – 
das bekannteste ist. Glücklicherweise gibt es den heutzutage im Glaß, 
sodass man die Fische nicht –wie früher üblich- in der Badewanne schwimmen lassen 
muss, bis der Feiertag anbricht. Zum Trinken ist Bier –da gesäuertes Hefenprodukt- 
strengstens verboten. Wein hingegen ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht!

Gefilte Fisch
Kurzum: An Pessach gibt es viele biblische Nahrungseinschränkungen und Traditionen, 
die das Leben zusätzlich erschweren oder erleichtern. 
Wer was einhält, muss man natürlich selbst entscheiden. 

Ich jedenfalls wünsche allen jüdischen Lesern ein fröhliches Pessachfest und hoffe, 
alle anderen hatten viel Spaß beim Lesen.

Fotos und Text: Rosebud
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