Donnerstag, 28. Juni 2018

Laila Levan (white nights) in Tel Aviv

 
                                           Auf gehts - zur "White Night"

Tel Aviv feiert heute abend "White Night"  - und es wird die ganze Nacht lang rundgehen.

Angefangen hat diese Tradition, als 2003 Tel Aviv wegen der Bauhauskultur von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Nachdem diese Bauhäuser meist weiß sind, und nachdem Tel Aviv für sein Nachtleben bekannt ist, entschloss sich die Stadt, die ganze Nacht die Bauhäuser auszuleuchten, und rund um sie herum ein "Happening" zu machen - mit kostenlosen Konzerten, Theatershows, Kunstausstellungen, Essensmärkten, Walking Tours - und alles die ganze Nacht lang...
 
Es gilt - je später die Stunde, desto heißer die Atmosphäre - und das werden auch die tausende aus aller Städte anreisenden Inlandtouristen, die die ganze Nacht lang Restaurants und Cafés besuchen, bummelen, Theatershows anschauen, Konzerte hörten, und vor allem - Party machen können. Hier noch ein paar Eindrücke vergangener Jahre:

                                                Die Nacht ist jung

 






 Kurzum: Auch 2018 machte Tel Aviv die Nacht zum Tag. Hier ein kleines Geheimnis für alle Nicht-Tel Aviver: Das ist eigentlich das ganze Jahr so, nicht nur bei "White Night". Aber psssssssssssssst.... 

Montag, 25. Juni 2018

Die Rubin-Akademie in Jerusalem

 
Schon wenn man sich dem Gebäude der Rubin-Akademie (oder Jerusalem Academy of Music and Dance), die sich neben dem Givat-Ram-Kampus der Hebräischen Universität und der Knesset befindet nähert, dann liegt die Musik förmlich in der Luft: Man hört von draußen Opernsänger ihre Arien erproben, von einem anderen Zimmer die Oud, das Instrument der orientalischen Musik, und beides vermischt sich mit der Klavieruntermalung der Ballettstunde und den Violinisten, die gerade für das Abschlusskonzert proben. Aus all dem ergibt sich eine wunderbare Symphonie zwischen Osten und Westen, die einen einlädt, einzutreten...

So ganz harmonisch waren die Anfänge aber nicht: 1933 wurde die Akademie durch den Geiger Emil Hausner gegründet, Schulleiterin war Jocheved Dostorevsky, eine Pianistin. Die Anzahl der Schüler war klein, Jerusalem hatte andere Probleme, und so blieb die erste Musikhochschule des Landes in ein paar gemieteten Räumen...

Erst 1958, als der amerikanisch-jüdische Philanthrop Samuel Rubin, eine große Spende gab, zog die Musikhochschule, die sich daraufhin "Rubin Academy" nannte, um - und zwar in das Nachbarhaus der Residenz des Premierministers, in Rehavia.

Es sollte bis 1985 dauern, bis die Rubin Akademie in ihr jetziges Gebäude, in Givat Ram umzog: Dort haust sie in vier Stockwerken eine Bücherei, unzählige Proberäume, zwei Cafeterias (eine milchig, eine fleischig), Duschen, Umziehkabinen, Ballettsäle, Konzerthallen, und, und und...

2002 wurde das Gebäude dann noch um ein weiteres erweitert, und haust jetzt außer der Hochschule (für Universitätsstudenten) auch ein Konservatorium (für Gymnasiasten), und Studentenwohnheime für die künftigen Barenboims und Perlmans, beide ehemalige Studenten dort, sind auch geplant.

Überhaupt liest sich die Liste der Absolventen der "Rubin" wie ein Who-is-Who israelischer Musiker: Allen voran Naomi Shemer, die "Yerushalayim shel Zahav" und unzählige weitere Klassiker geschrieben hat, ist da nur das bekannteste Beispiel.

Außer dem normalen Schulbetrieb organisiert die Rubin-Akademie auch Sommerprogramme und internationale Konferenzen, und macht sicher, dass das ganze Jahr Musik in Jerusalem in der Luft liegt...

Bild und Text: Rosebud

Mehr Bilder gibt es im Fotoalbum (Bilder; Rosebud)

Sonntag, 17. Juni 2018

Über Wein und Völkerverständigung

                                                Weingut Mony - einzigartig

Nicht weit entfernt von Jerusalem und Beth Shemesh, in Deir Rafat im Süden Israels, liegt der Weingut Mony. Es ist ein ganz besonderes Weingut, das seinesgleichen weltweit such

Aber zurück zu Deir Rafat: Dabei handelt es sich um ein katholisches Kloster, das 1927 vom Priester Luigi Barlassina gegründet wurde. Barlassina, der 1872 in Turin geboren wurde, war aber mehr als nur ein Priester - er wurde von Papst Pius XI zum Patriarchen Jerusalems ernennt. Das war 1920, und diesen Posten hatte er bis zu seinem Tode 1947 inne.

Das von ihm gegründete Kloster steht immer noch - jedoch hört man hier eher Arabisch als Italienisch (oder gar Latein). Und von dort aus hat man einen Ausblick auf eine der pastoralischsten Landschaften Israels, wirklich eine Augenweide.
                                             Das Kloster - es steht immer noch
                                             Die Aussicht

Wir schreiben das Jahr 1980. Im Norden Israels, in Galiläa, lebt und arbeitet eine respektierte Familie arabischer Christen namens Artul. Die Familie ist wohlhabend und einflußreich, und überlegt sich, eine Investition in die Landwirtschaft zu machen. Dann stirbt Dr. Mony Artul.

Die Geschwister von Mony ehren seinen Namen auf ganz besondere Weise: Sie kaufen ein Weingut im Süden Israels, und nennen den Wein Mony, als Ehrung Dr. Mony Artuls. Der Ort des Weinguts: Deir Rafat.

Doch damit endet diese Geschichte nicht, im Gegenteil: Die Artuls wollen nämlich nicht nur vorzüglichen Wein produzieren, sondern auch etwas für die Völkerverständigung tun - und entschließen sich, den Wein koscher zu machen, ihn also unter jüdische Aufsicht zu stellen.
                                                      Unter jüdischer Aufsicht: Weinpresse

Gesagt, getan. Und so kann man in Deir Rafat eine wunderschöne Aussicht genießen, und stundenlang dort spaziergengehen. Man kann sich auch das noch aktive Kloster anschauen. Oder aber, man geht ins Mony-Weingut: Dort hört man Arabisch, Yiddisch und Hebräisch - und vor allem, kann man dort den vorzüglichen Wein probieren, der einem vom Koscher-Aufseher eingegoßen wird.

Und so sieht er aus, der Wein der Gesundheit, Wahrheit und Völkerverständigung:

Mehr Bilder vom Weingut Mony gibt es auf unserer Facebook-Seite

Bilder und Text: Rosebud

Mittwoch, 13. Juni 2018

Sabich - ein Festival der Sinne

 
                                           Sabich - ein Festival der Sinne am Morgen

Es gibt wenige genüßlichere Dinge, als den Tag mit einem Sabich anzufangen: Das ist ein Pita-Sandwich mit hartgekochten Eiern, Kartoffeln, frischen Tomaten, Gurken und Petrosilia, einer pikanten Sauße namens Amba (Hartgesottene fügen ihr noch das jemenitische Schuk hinzu, bei dem im Vergleich Chilischoten fade schmecken), Hummus, Tahina - und als Abrundung dieser Geschmacksbombe Auberginen (siehe Bild oben).

Über den Ursprung des Sabichs streiten sich die Geister - und das fängt schon beim Namen an: Nach einer Theorie leitet sich das Wort "Sabich" von "Sabach", Arabisch für "Morgen" ab ("Sabach al-Chair" heißt "Guten Morgen). Und tatsächlich ist sein Ursprung sowohl in der arabischen Welt, als auch im Morgen - niemand würde auf die Idee kommen, Sabich zum Abendbrot zu haben.

Nach einer anderen These ist Sabich ein Akronym für "Salat" (Salat), "Beizah" (Ei) und "Chazil" (Aubergine). Und dies sind auch tatsächlich die wichtigsten Zusatzstoffe des Sabichs.

Oder aber es ist viel einfacher: Der erste Kiosk, der Sabich in Israel servierte, gehörte einem irakischen Juden namens Sabich Chalabi (in Israel änderte er seinen Vornamen zu "Zwicka"), der seit 1958 in Ramat-Gan die nach ihm benannte Delikatesse servierte. Sein Geschäftspartner hieß Jakob Sasson, und dessen Sohn Dudi serviert immer noch Sabich, und zwar in einer kleinen Imbißbude auf Ha-Roeh-Straße 129 in Ramat-Gan, nah beim ersten Sabich-Stand.
                                           Sabich: Ursprung unbekannt

Auch was die Geschichte des Sabichs betriffts, streiten sich die Geister: Ein genaues Ursprungsjahr kennt niemand. Als Ursprungsland wird meist Irak genannt, es könnte sich aber auch um Ägypten oder Syrien handeln. Was klar ist, ist dass es sich um einen Shabbat-Snack der Juden dieser Länder handelte: Die Eier, Kartoffeln und Auberginen wurden vor Shabbat gekocht, und dann auf eine Warmhalteplatte oder Herd gestellt, wo sie die ganze Nacht warm gehalten wurde. In der Früh, vor der Synagoge, wartete dann ein dampfend heißes Frühstückssandwich.

Und heute? Fast alle Juden des Nahen Ostens, einschließlich der Sabich-produzierenden Ländern, leben in Israel. Und Sabich wird hauptsächlich während der Woche, in kleinen Kiosken und Imbißbuden serviert - und der angenehme Duft läßt einem von weit weg das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Die Zubereitung sieht so aus:
                                             Sabich-Zubereitung

Na dann: Guten Morgen - und guter Appetit!

Mittwoch, 6. Juni 2018

MyHeritage - zwischen Archivarbeit und High-Tech

                                            My Heritage Hauptquartier in Or Jehuda, Israel


1) Or Jehuda
Or Jehuda ist eine verschlafene Kleinstadt südlich von Tel Aviv. Im Gegensatz zu Tel Aviv, Jerusalem und Haifa hört man weder im Ausland noch in Israel selten von ihr, und wenn, dann eher Kurioses, wie die Verbrennung von Neuen Testamenten oder die Partnerstadt in Deutschland - Charlottenburg-Wilmersdorf (ja, Or Jehuda hat es nicht einmal geschafft, eine ganze Stadt als Partnerstadt zu haben, stattdessen muss sie es mit einem Stadtteil von Berlin vorlieb nehmen)

Jedoch hat Or Jehuda nicht nur eine lange und interessante Stadtgeschichte, sondern leistet auch Pionierarbeit - so war es eine der ersten Städte, die mit der Bar-Ilan Universität ein Mathematikprogramm für talentierte Gymnasiasten entwickelte (die Kurse an der Uni nehmen können). Auch ist mit Babylon eine der führenden Software-Firmen für Ubersetzung in Or Jehuda.

Ja, und dann ist da MyHeritage.


2) Israelische Chutzpe und deutsche Gründlichkeit

Wir schreiben das Jahr 2004. Gilad Japhet, der ein Jahr zuvor MyHeritage, eine Geneologie-Webseite in Or Jehuda gegründet hat, fliegt zu einer deutschen Start-Up-Firma nach Dresden, die eine Gesichtserkennungs-Software entwickelt hat. Der deutsche Gründer ist bereit, sie für 250.000 Euro zu verkaufen. "Ich biete Ihnen dafür 0 an", sagt Japhet - und erhält die Software.

Denn statt Geld gibt er der deutschen Start-Up, die die Software für Anti-Terror-Maßnahmen entwickelt hat, etwas viel Besseres: eine Datenbank von anonymen Gesichtern in verschiedenen Altern. "Bei uns in der Geneologie hinterlegen Menschen Fotos ihrer Oma im Alter von 6 bis 90", erzählt Japhet seinen Kollegen (und erinnert sich daran in einem Interview mit "the Marker") "und somit kann man daraus ein Alogrithmus entwickeln, mit dem man ungefähr schätzen kann, wie ein Terrorist, der beispielsweise 5 Jahre nicht gesehen wurde, heute ausschaut."


3) Zwischen Archivarbeit und High-Tech

MyHeritage hat ein sehr ungewöhnliches Konzept: einerseits basiert es auf Archivarbeit, alten Dokumenten und vergilbten Fotos - und, auch da sind sie Pioniere Fotografien von Grabsteinen.

Andererseits ist es eine High-Tech-Firma, die Algorithmen und in Web- und Handyversionen neuester Flash-Technologie Stammbaume entwickelt, Gen-Test analysiert, und ein Teil der "Big Data"-Revolution ist. 

Und genau die Mischung macht es! So hat MyHeritage über eine Milliarde Users weltweit, ist in 42 Sprachen erhältlich und verfügt über mehr als 6 Milliarden historische Aufzeichnungen. Vertreter von MyHeritage fahren in die entferntesten Ecken der Welt, um Stämme zu dokumentieren, die vom Aussterben bedroht sind. 

4) MyHeritage kauft ein

Und heute? MyHeritage hat inzwischen verschiedene Zweigstellen in Israel, und auch in Amerika. Es konnte seinen grössten Konkurrenten (Geni) aufkaufen, sowie ein Abkommen mit dem dänischen Nationalarchiv abschliessen. 2013 gewann MyHeritage den 1. Platz als eines der aussichtsreichsten israelischen Start-ups für 2013–2014. Es scheint, als ob es sein Potential noch lange nicht erfüllt hat...

Bild: Public Domain
Text: Rosebud


Sonntag, 3. Juni 2018

Aus gegebenem Anlass (Fussball-WM, natürlich!)

 
 
 
                                                                                               Philosophie-Weltmeisterschaft