Donnerstag, 29. September 2016

Shimon Peres - Nachruf auf einen pragmatischen Träumer

                                                 Peres (1913-2016)

Diese Woche starb mit Shimon Peres wohl einer der letzten Gründerväter Israels. Der als Szymon Perski in Wiszniew (damals Polen) geborene Staatsmann emigrierte als 10-Jähriger in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina, wo er zunächst als Schafhirte und Kuh-Milcher arbeitete.


                                                         Peres in jungen Jahren


Bereits in jungen Jahren zeigte sich allerdings sein politisches Talent, und so ernennte ihn David Ben-Gurion, später der erste Premierminister Israels, im Unabhängigkeitskrieg zum Leiter des israelischen Seedienstes. Nach der Staatsgründung blieb er Ben-Gurion und der Politik treu - und prägte Israels Politik bis zu seinem Tode.

Es würde den Rahmen sprengen, alle Errungenschaften von Shimon Peres aufzuzählen, daher nur ein paar Highlights:
- zweimalig Premierminister (1986-1988 sowie 1995)
- Präsident (2007-2014)
- Friedensnobelpreisträger
- Träger der amerikanischen "Presidential Medal of Freedom"

... und alles das von einem, der nie eine Wahl gewinnen konnte, und der als Outsider galt - denn er war, im Gegensatz zu Politikern wie Yitzhak Rabin und Moshe Dayan, weder in Israel geboren, noch ein Militärheld gewesen.

Peres aber war ein Aufstehmännchen, der sich von einer verlorenen Wahl nie davon abbringen ließ, es noch einmal zu versuchen, ein unverbesserlicher Optimist, der oft meinte, seine als "naive Träumerei" bezeichnete Idee von Frieden und einem "neuen Nahen Osten" sei nur ein Zeichen seines Pragmatismus.


Begeistern liess sich Peres von neuen Technologien, und von Israels Entwicklung zur "Start-Up-Nation", wie man hier sehen kann, mit typischen Peres-Humor:


                                             Peres und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

Und so erhielt er vielleicht das beste Kompliment seines Lebens als Nachruf zu seinem Tod: "Peres war ein Visionär", meinte Tim Cook in einem Tweet. Wenn der Geschäftsführer von Apple das über einen 93-Jährigen ehemaligen Schafhirten sagt, dann ist vielleicht die Welt doch kein so schlechter Platz, und der naive Träumer hat doch recht behalten.

Text: Rosebud
Bilder: Public Domain

 
 

Dienstag, 20. September 2016

Lithurgische Gesänge zu Morgengrauen: Slichot

                                             
             Slichot-Gebet

Wir befinden uns  im jüdischen Monats Elul (des letzte Monat des jüdischen Jahres). Und da ist es Tradition, bei Morgengrauen die sogenannten Slichot-Gebete zu singen.

 Bei den Slichot-Gebeten handelt es sich um sogenannte "Piyutim" - das sind lithurgische Gedichte aus dem Mittelalter oder älter, die sich oft reimen, und manchmal in alphabetischer Reihenfolge geschrieben werden, und die später in Musik gesetzt werden. Sie heiligen den Namen des Ewigen und bitten gleichzeitig um Vergebung für das sündenvolle und unbescheidene Leben des letzten Jahres.

Bei den Sepharden werden die Slichot um 5 Uhr früh,also vor Sonnenaufgang und dem Morgengebet, gebetet, während bei den Ashkenazen es spät am Abend, meist nach Mitternacht gebetet werden. Und so sieht man in religiösen Gegenden wie z.B. Nachlaot in Jerusalem oft um 4:30 einen Mann mit einer Glocke durch die Nachbarschaft gehen, der mit Geklingel und "Slichot, Slichot" die Leute aufweckt.

Trotz des Ernst dieser Gebete und des damit verbundenen Insichgehens ist es aber eine wunderschöne Tradition, wo man die Möglichkeit hat, wunderschöne Melodien zu hören und zu singen, und oft wird süßer Tee und Süßigkeiten serviert, um die späten Nacht- oder frühen Morgenstunden zu versüßen.

In letzten Jahren ist es Tradition geworden, dass auch Nicht-Religiöse Slichot-Touren durch religöse Gegenden machen - das sind meist Nachttouren, wo man verschiedenen Nachbarschaften und Synagogen verschiedener Gemeinden sieht - und vor allem hört. Hier ein Beispiel für zwei Slichot-Piyutim, wunderschön vorgesungen von Lior Amendy.

Ein weiterer Trend ist es, dass bekannte israelische Sänger Slichot-Piyutim neu vertonen - hier Meir Banai, der "El Nora Alila" (wie schlimm sind unsere Taten) singt, dessen zweite Zeile heisst "himza lanu mechila be-shaat ha-Neila" (vergebe uns, wenn sich die Pforten schließen), wobei die Pforten des Himmels gemeint sind, die sich beim Schlussgebet von Jom Kippur, dass auch so heisst -Neila - schließen.

Wir wünschen allen Lesern ein Shana Tova u-Metuka (ein gutes und süßes Neues Jahr), und dass der Adon HaSlichot, der Vater der Slichot, die Gebete erhöhern möge.

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Sonntag, 18. September 2016

Ältester Mensch der Welt: Heisst "Israel", lebt in Israel

                                              Israel Kristal: 113 Jahre alt


Als Israel Kristal in Zarnov (Polen) geboren wurde, gab es kein Internet, kein Fernseher, keine Waschmaschine und noch nicht einmal öffentliches Radio. Man schrieb den 5. September 1903 - von Weltkriegen wusste niemand, und Massenvernichtungswaffen kannte keiner. Elektrizität war Mangelware, kommerzielle Flughafen unbekannt und gereist wurde eher mit Pferdekutsche als mit Auto (Ford hatte seine Fabrik gerade erst aufgemacht). Weltbevölkerung war weniger als 25 Millionen Menschen, von denen die meisten dem britischen Imperium zugehörten...

13 Jahre später sollte Israel seine Bar-Mitzwah-Feier (jüdische Komfirmation) haben - daraus wurde aber nichts, denn seine Mutter war verstorben, und sein Vater diente im Ersten Weltkrieg.

In den darauffolgenden Jahren ereignete sich vieles, sowohl für Israel (der Person und dem Staat) als auch der Welt: Zwei Weltkriege (den Zweiten überlebte Israel Kristal als Süßigkeitenproduzent - die Vorliebe der Nazis für seine Süßigkeiten rettete ihm das Leben. In diesem Bereich arbeitete er auch im neugegründeten Staat Israel fast 50 Jahre lang), Staatsgründung Israels, Fernseher, Autos, Flugzeuge, Internet, Handys, Smartphones - you name it!

Israel Kristal gibt es aber immer noch - und er wurde kürzlich vom Guiness Buch der Rekorde als "ältester Mensch der Welt" bestätigt.

Und jetzt, 100 Jahre nach der Bar-Mitzwah, die er nie hatte, wird Israel Kristal nachfeiern - in Haifa (wo er wohnt), mit 100 Familienmitgliedern!

Rosenduft wünscht: MAZAL TOV!

Text: Rosebud
Bild: Public Domain

Mehr zu Israel und dem 100-jährigen Jubiläum seiner Bar-Mitzwah gibt es auf unserer Facebook-Seite

Mittwoch, 14. September 2016

Donnerstag, 8. September 2016

Ein Karem: antike Oase mit modernem Flair

                                            Atemberaubend: Ein Karem

Am Fusse des Herzl-Berges Jerusalem befindet sich eine antike Oase, ein seit biblischen Zeiten existierender Ort, der heute nicht nur durch seine atemberaubende Landschaft und reiche Geschichte bekannt ist, sondern vor allem durch die netten Cafés, bei denen man in bei frischer Luft und idyllischer Stile Cappucinos sippen kann.

Ein Karem wurde bereits bei den Hebräischen Propheten erwähnt (Jeremias 6:1; Nehemias 3:14). Die Steintreppen, die in die Landschaft hineingestellt wurden und immer noch existieren, zeigen von altertümlicher Landwirtschaft: So konnte mehr Regenwasser aufgefangen werden. Zu Zeiten der Römer lag Ein Karem auf dem alten Pfad von Bethlehem nach Jerusalem, und Reste dieses Pfades sieht man immer noch.
                                               Steintreppen, Zeichen antiker Landwirtschaft


Aber auch für das Christentum hat Ein Karem große Bedeutung: Dort ist die Besucherkirche, wo Maria nach christlicher Tradition verkündigte, dass sie mit Jesus schwanger sei. Die Kirche, zu der hohe Treppen führen, haust heute eines von zahlreichen Klostern der Region.
                                                    Treppen zur Besucherkirche

Auf ihrem Fuße liegt die "Quelle Marias", der drittheiligste Ort des Christentums. Auch Johannes der Täufer war hier, und ein Kloster wurde auch ihm zu Ehren gebaut.

In moderner Geschichte hatte Ein Karem vor der Staatsgründung eine meist muslimische Bevölkerung, und ist heutzutage hauptsächlich jüdisch. Die Säkularen leben hier in friedlicher Eintracht mit den religiösen Juden, etwas, was man in Israel nicht so häufig findet: Religiöse gehen am Shabbat auf dem Weg zur Synagoge an zahlreichen nicht-koscheren Cafés und Restaurants vorbei, sowie an Mönchen und Nonnen. Die Säkularen stören sich weder an den Kirchenglocken, noch an dem jüdischen Melodien, die aus den Synagogen kommen: Im Gegenteil, es bereichert die vielseitige Atmosphäre nur noch mehr. Und die vielen Künstler, die hier leben, lassen sich von der menschlichen Idylle ebenso inspirieren, wie von der atemberaubenden Landschaft.


Heute ist Ein Karem auch Ort eines der renommiertesten Krankenhäuser (Hadassa), bekannt auch durch die von Marc Chagall geschaffenen Fenster.

Kurzum: Ein Karem ist immer einen Besuch wert - und eigentlich viel mehr als nur einen...

Text und Bilder: Rosebud

Sonntag, 4. September 2016

Seinfeld-Stars machen Aliyah (Einwanderung nach Israel)

"Das Leben ist Tutim (hebr. Erdbeeren)", sagt Wayne Knight ("Newman" von Seinfeld) in einem Werbespot, der kürzlich im israelischen Fernsehen lief, und für den der Schauspieler letzte Woche extra nach Israel flog. Als ihm statt Erdbeeren Trauben gereicht werden, schreit er: "ich habe doch TUTIM gesagt!"

                                               Newman: "Das Leben ist Tutim"

Es ist nicht das erste Mal, dass Stars der wohl beliebtesten Sitcoms überhaupt nach Israel fliegen: So ist Jason Alexander ("George"), der in Wirklichkeit Jason Greenspan heisst (ja, er ist jüdisch) schon ein paar Mal in Israel, vor allem, um die NGO "One Peace" zu promoten. Bei einem dieser Besuche fragte ihn der damalige Staatspräsident Shimon Peres, ob er ihn "George" nennen könne.

Jerry Seinfeld selbst, der Star der Sendung, war lange, bevor er berühmt wurde, in Israel, nämlich als Volunteer in einem Kibbutz. Das war in den 70er Jahren. Und wer weiss - mit etwas mehr Glück wäre er wohl ein israelischer Komiker geworden! So aber kam er Anfang dieses Jahres als weltweiter Superstar nach Israel vor ausverkauften Hallen, wo er 4(!) Mal sein Programm zum Besten gab - es war dies kein Recycling, sondern neue Materialien, die u.a. sein neues Leben als Familienvater mit über 50 beinhalteten...

Aber auch Nebendarsteller von Seinfeld kommen gerne nach Israel: Hier ist insbesonders Larry Thomas ("Soup Nazi") zu erwähnen, der in einem Werbespot sich beschwert, dass "diese Falafel mich durstig machen" (Referenz auf eine andere Seinfeld-Episode). Zum Schluss bekommt er einen Geschmack des Soup-Nazis, als ihm eine Essensstandverkäuferin anfährt: "No S-Chug for you" (S-Chug ist ein scharfes jemenitisches Gewürz)

Bis dato hat es Kramer und Elaine noch nicht nach Israel verschlagen, jedoch gab es eine Comedy-Show von Kenny Kramer - das ist die Person, auf die "Kramer" beruht.

Und - yada, yada, yada - die Israelis haben eine Mords Gaudi!

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

PS Mehr Videos von Seinfeld-Charaktären in Israel gibt es auf unserer Facebook-Seite