Mittwoch, 22. Juni 2022

Lippa Schmelzer, chassidischer "King of Pop"

 

                                                                      Lippa Schmelzer

Channukah geht gerade vorbei, doch nicht ohne ein Lied des Superstars am chassidischen Pop-Himmels, Lippa Schmelzer: Believe in a miracle heißt es - glaube an ein Wunder...

An Wunder kann man bei Lippa schnell glauben: Der erst 34-jährige Lippa Schmelzer ist Sohn eines ungarischen Holocaustüberlebenden, der auf dem sogenannten "Kastner-Zug" überlebte und nach dem Krieg ein neues Leben anfing, was auch hieß, 12 Kinder in die Welt zu setzen. Trotz dieser schrecklichen Zeit verlor Lippas Vater den Glauben nie, und erzog seine Kinder, die alle in New York geboren wurden, in der chassidischen Welt, in der er vor der Shoah aufwuchs.

Lippa, der nie musikalisches Training erhielt, bewies sich schon sehr früh als Naturtalent, und er gab Konzerte auf Bar-Mitzwahs und auf Hochzeiten, bei denen es rund ging! Chassidische Lebensfreude eben!

Bald zeigte sich, dass er nicht nur traditionelle Klänge von sich geben kann, sondern auch modernen Stil mit traditionellen Themen mischen kann. Und so ist nach seinen inzwischen 10 Alben klar, dass er sich den Namen "chassidische Lady Gaga" (siehe Videoclip) und "chassidischer Elvis" (siehe Videoclip) redlich verdient hat.

Seitdem ist er DER Superstar, nicht nur am chassidischen Musikhimmel, sondern auch am allgemeinen Pop-Himmel - Konzerte gibt er überall von Sao Paolo über China bis natürlich Amerika und Israel. Die Fans geraten bei den Konzerten fast immer in Extase, die den Beatles Konkurrenz machen könnte.

Wie sehr er die verschiedene Welten von Chassidismus, Diaspora und säkularem Israel in sich vereinen kann, zeigt sein wohl bekanntestes Lied - ein richtiger Partyschlager mit dem Titel "Mizrach", das eine Hommage an den "Nachal ha-Charedi" ist, eine Kampfeinheit chassidischer Juden - und Lippa Schmelzer wirft sich mit Armeeuniform selbst in Schale. Siehe hier:



                                                Mizrach: Der chassidische Party-Hit

Wenn Lippa also nach seiner Welt-Tour wieder zurück in die von ihm selbst gebaute Synagoge geht, und zurück zu Frau und vier Kindern, dann wird es viel zu berichten geben...

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud


Mehr zu Lippe Schmeltzer gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 19. Juni 2022

Ugavim - Orgelwerkstatt mitten in Israel!

   

                                       Uri Shani, neuer Leiter der Orgelwerkstatt in Yuvalim, Galiläa, Israel


Ein Traum

"Mein Traum ist es, eine Orgel zu bauen - von der ersten Skizze bis zur wunderschönen Musik, die aus den Pfeifen klingen wird", so sagt Uri Shani, der ab 2022 die einzige Orgel-Werkstatt in Israel übernimmt (bis dato wurde sie jahrzehntelang von Gideon Shamir geleitet).

Shani, gebürtiger Schweizer und in seinem bisherigen Leben als Übersetzer, Theaterregisseur und -lehrer, Journalist und politischer Aktivist (nicht unbedingt in der Reihenfolge) aktiv, hat eine familiäre Beziehung zur Orgel: Der Vater seiner Urgroßmutter Johanna Manheimer geb. Sarasohn war Jakob Sarasohn, der Oberkantor der Synagoge Stettin. Er arbeitete mit dem Rabbiner Vogelstein und dem Organisten Lehmann, und komponierte auch für die Orgel. Uris Urgroßmutter, seine Tochter, war im Mädchenchor der Synagoge, der von der Orgel begleitet wurde.

Uri selbst hat als Kind Musik gelernt, auch Orgelspielen. 

Es war Liebe - vielleicht nicht auf dem ersten Blick (oder Klang), aber dafür mit umso großer Begeisterung.

                                            Orgel, Uri Shani und Gideon Shamir (vlnr)

Das Kircheninstrument konvertiert zum Judentum - und macht Alijah

Denkt man an Orgeln, denkt man an Kirchenmusik, vor allem des Mittelalters - und an Europa. 
Vielleicht wird es Zeit, das zu überdenken - denn seit Jahrhunderten werden Orgeln auch in Synagogen benutzt, vor allem des Reformjudentums, aber auch in orthodoxen Synagogen (wo am Schabbat wegen des Verbots die Pfeifen mit einem Tuch verdeckt wurden). Denn Musik und Liturgie war und ist wichtiger Teil auch des Judentums.

Auch ist die Orgel seit langem nicht nur exklusiv europäisch. Die "neue Welt" (Amerika) erobert sie bereits seit 100 Jahren, und den Nahen Osten. In Israel gibt es bereits Dutzende Orgeln, meist in Kirchen, aber nicht nur. 

Und es gibt nur einen einzigen Orgel-Bauer in Israel - und das war für ein halbes Jahrhundert Gideon Shamir, und ist jetzt Uri Shani.

Eine Anekdote


In dem Video (ab 2:22, Hebräisch mit deutschen Untertitel) erzählt Gideon Shamir eine schöne Anekdote: die große Synagoge Tel Avivs (Beit HaKnesset HaGadol) hätte eine Orgel bekommen sollen. Er machte sich sehr viel Mühe, der Orgel ein jüdisches Antlitz zu geben - so waren im Modell die Pfeifen auf der rechten Seite wie die Menora (der Leuchter des Tempels in Jerusalem) angeordnet und auf der linken Seite wie die zwei Gesetzestafeln der Zehn Gebote.

Wunderschön - nur, das Projekt wurde nie ausgeführt. Warum, das kann man im Video erfahren.

Besucherzentrum



Die Orgelwerkstatt, gelegen im pastoralen Galiläa, ist etwas Einzigartiges und auf jeden Fall einen Besuch wert. Es gibt auch ein Besucherzentrum, wo Uri Shani "Kaffee we-Ugav" serviert - ein Wortspiel, denn Kaffee we-Uga ist Kaffee und Kuchen, mit dem zusätzlichen Buchstaben ist es "Kaffee und Orgel". 

Am Besten per E-Mail: abumidian@yahoo.de oder über das Kontaktformular der Webseite des Orgel-Workshops: https://ugavim.com/kesher/


Mehr zum Orgelworkshop, einschliesslich Fotos und Videos kürzlicher Workshops gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 12. Juni 2022

Eitan Asraf - israelischer Fotograf, ganz anders

 

  

                                       Jerusalem, fotografiert von Eitan Asraf (Quelle: Youtube)

Eitan Asraf sieht eher unscheinbar aus, ein Mann mittleren Alters, mittlerer Größe, mit schwarzem T-Shirt und Jeans auch durchschnittlich gekleidet. Der professionelle Fotograf ist auch nicht durch teure Kamera und Ausstattung zu erkennen - alle seine Fotos schießt er mit dem Smartphone. Aber was für Fotos!

Vor ein paar Monaten - kurz vor dem dritten Lockdown, fuhr Asraf durch ganz Israel und fotografierte leere Autobahnen und Straßen im ganzen Lande, so wie hier:


                                                         (Quelle: Ynet)

Dann kam Rosh Hashana (das jüdische Neujahr), und auch das wusste Asraf in Szene zu setzen:

                                            Granatapfel vor Klagemauer (Quelle: Facebook)

Aber fangen wir von vorne an - am Besten mit einem frisch gerösteten Kaffee am Markt in der Jerusalemer Altstadt:


                                               Quelle: Youtube

Eitan Asraf ist seit vielen Jahren renommierter Smartphone-Fotograf, der in Israel und weltweit Seminare zu interessanten Kameraeinstellungen und Perspektiven gibt, die Fotos wie diese zeigen:




                                                     Quelle: Asraf Facebook-Seite

Dann, vor ca. 2 Jahren, hatte er ein traumatisches Erlebnis: Asraf, der kurz vor einem Workshop in Paris war, fotografierte von einem Hubschrauber aus Landschaften in Israel. Im Kibbutz Revadim kam der Hubschrauber in eine Turbulenz, und stürzte in das Abwasserreservoir. Asraf schaffte es mit Mühe und Kraft, zwei Stunden den Kopf über Wasser zu lassen, bis die Rettungstruppe ankam, und ihn und den Hubschrauberpiloten abholte.

Das Erlebnis, und die Reha im Krankenhaus Ain Karem gab ihm eine andere Perspektive: ist der plattte Reifen, oder das Minus in der Bank wirklich so wichtig? Wir sollten uns lieber auf das Geschenk Gttes freuen, das wir jeden Tag mit unseren Augen sehen - diese wunderbare Welt, die er geschaffen hat! Und das versuche ich jeden Tag, und immer von einem Blickwinkel, der sie in besonders ungewöhnlichen und schönen Licht darstellt...

So wie hier:







Hunger auf mehr?

Hier die Facebook-Seite von Eitan Asraf: https://www.facebook.com/eitanasraf/?ref=page_internal
Und hier seine Instagram-Seite: https://www.instagram.com/eitan_asraf/

Mehr zu Eitan Asraf und weiteren Fotografen, die Israel von den schönsten Seiten zeigt, gibt es auf unserer Facebook-Seite

Donnerstag, 9. Juni 2022

M & H: Israels erste Whiskey-Distillerie

 

                               


Israel ist ja für Obst und Gemüse, Olivenöl und Wein weltweit bekannt. 
Seit kurzem gibt es aber eeine ganz neue Attraktion: Israels eigene Whisky-Distillerie - sie heisst M&H (Milch und Honig natürlich), und befindet sich in Jaffo.

Der "Hauptbrenner" ist Tomer Goren, der in Schottland (wo sonst?) zur Schule ging, und jetzt seine Expertise nach Israel bringt. Es wird gross gedacht - der Fermentierungsbehälter kann über 10.000 Liter fassen, und somit das ganze Land mit (übrigens koscher-zertifizierten) Whisky beliefern.



Und so kann das ganze Land - und auch das Ausland - mit Original israelischem Whiskey beliefert werden. Nur ein Problem gibt es: derzeit gibt es nur "jungen" Whiskey und Gin - wegen das Alterns ist der erste "richtige" (also gealterte) Whiskey erst 2019 erhältlich. 

Aufgrund des israelischen Klimas dauert das mit dem Jähren nämlich nicht ganz so lange. Bis dahin gibt es aber Gin, "Junglese" und ein tolles Besucherzentrum, wo man den israelischen Whiskeymachern über die Schulter schauen kann.

 Na denn:
Edler Tropfen höhlt den Stein!

Bilder und Text: Rosebud

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Donnerstag, 2. Juni 2022

Schawuot - Fest der Erstlingsfrüchte und der 10 Gebote

 

 


Ab Samstagagabend wird in Israel Schawuot, das jüdische Wochenfest, gefeiert.

So wie die meisten Feiertage hier hat das Fest eine spirituelle wie eine landwirtschaftliche Bedeutung. Spirituell wird sich an die Offenbarung am Berg Sinai und die Zehn Gebote erinnert. Landwirtschaftlich ist dies das Fest der Erstlingsfrüchte.

In der hebräischen Bibel hat 
Schawuotmehrere Namen, zum einen  Wochenfest (Schawuot), Fest der Ernte und Tag der Erstfrüchte.  Die vielen Namen spiegeln die verschiedenen Bedeutungen, die das Fest hat, wider. So wird an den Empfang der zweiten Zehn Gebote (Gesetzestafeln) am Berg Sinai erinnert. Die ersten zehn Gebote hat Mose, zerschmettert, weil das Jüdische Volk das Goldene Kalb anbetete. Darauf ging Moses wieder auf die Spitze des Berg Sinais, um die neuen zehn Gebote zu erbitten. Dieses Mal mussten die Juden sich die zehn Gebote verdienen, indem sie die 50 Tage vom Pessachfest bis Schawuot beteten. Beim ersten Mal wurden ihnen die zehn Gebote geschenkt.

Die Zehn Gebote stehen im Mittelpunkt der Toralesung. Sie werden unter Begleitung einer besonderen Melodie vorgelesen, und während sie vorgelesen werden, steht die ganze Gemeinde.

Schawuot ist außerdem ein Erntedankfest, da zu dieser Zeit in Israel Weizen geerntet wird.

Das Wochenfest bildet den Abschluss der Frühlingsfeste, zu denen Pessach auch gehört. Lesungen des Buches Ruth, das die Geschichte der Konvertierung von Ruth, der Urgroßmutter König Davids, erzählt  und die Zehn Gebote stehen im Mittelpunkt. Die Synagoge wird geschmückt. Traditionell wird Milch getrunken, milchige Speisen (Eierkuchen mit Quark, Käsekuchen usw.) und Honig gegessen, da die Tora mit Milch verglichen wird, die das Volk Israel wie ein unschuldiges Kind begierig trinkt. Auch geht es ja um "das Land, wo Milch und Honig fließt."
                                          Orangen: Auch sie Erstlingsfrüchte

Insbesonders in den landwirtschaftlichen Siedlungen, den Kibbutzim und Moshawot, wird Shavuot mit großen Festlichkeiten gefeiert. Die Erstlingsfrüchte werden in Traktoren der Öffentlichkeit feierlich, mit Musik und Parade präsentiert.

Hier ein paar Fotos der Festlichkeiten vergangener Jahre:



In den letzten paar Jahren wurde eine neue Tradition hinzugefügt: Die Neugeborenen des Jahres werden feierlich präsentiert: Auch sie sind "Erstlingsfrüchte"
                                                     Erstlingsfrucht der anderen Art

Zum Schluß werden die Kinder mit dem Traktor durch das Kibbutz oder Moshav gefahren.

Und dann gibt es natürlich noch eine festliche Mahlzeit:

Fröhliches Shavuot!

Text und Bilder: Rosebud
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