Montag, 24. August 2020

König Joknams neue Kleider

                                           Joknam:  Tradition   &  Fortschritt

Joknam (auch Jockne´am und Yockneam geschrieben) ist eine antike Stadt in Galiläa: Sie wird bereits in der Bibel erwähnt, als ein Ort, der dem Stamm Zevulun gehörte (Buch Josua 12:1). Im Kampf um Meggido (15. Jahrhundert BCE) hat Pharao Tutmoses III die Stadt erobert. Übrigens wird das nahbei gelegene Meggido als der Ort des Endkampfs um Gut und Böse genannt: Har Meggido = Armaggedon.

Später haben die Kreuzritter Joknam in "Haus Kains" umbenannt, da sie annahmen, dass Kain, der Sohn Adams und Evas (der ersten Menschen), dort ermordet wurde.
                                           Ob Kain, Kreuzritter und Pharao diesen Weg
                                            gegangen sind?

Außer den Kreuzrittern waren die Perser, Mamluken, Ottomanen und Engländer in Joknam - alle haben die Nähe zum Carmel-Berg genossen, sowie die grüne Landschaft des Norden Israels, wo man Wein, Oliven und Früchte anpflanzen konnte - und kann.

Seit 1935 ist Joknam ein Moschaw, also landwirtschaftliche Siedlung, wo Olivenöl, Granatäpfel und Weizen angebaut wird. Außerdem werden Schafe, Kühe und Hühner für Milch und Eier großgezogen.
                                           Libelle genießt die Idylle Joknam
                                               
                                              Eindrücke aus Joknam

                                             Schafstall                                            

Seit 1986 gibt zwei Joknams: Joknam-Moschaw und Joknam-Stadt (auf Hebräisch: Joknam-Illit genannt). 
Joknam-Stadt, auf dem Berg auf dessen Fusse Joknam-Moshav ist, hat wenig von der ländlichen Idylle von Joknam-Moshav: Ursprünglich als Entwicklungsstadt gedacht, hat es sich im letzten Jahrzehnt zu einem High-Tech-Zentrum sondergleichen entwickelt, wo u.a. Intel und Johnson & Johnson Niederlassungen haben. Der Industriepark kann es locker mit Silicon Valley aufnehmen. Mehr und mehr junge Unternehmer ziehen nach Joknam-Stadt, die Partnerstädte in Deutschland, Amerika und China hat, und sich ständig weiterentwickelt. Die Einwohnerzahl ist 18.000, mit steigender Tendenz. Fast genausoviele Arbeiter fahren jeden Tag in den Industriepark, um an neuester Technologie zu arbeiten.
                                          High-Tech-Heaven: Joknam-Stadt

In den Worten eines Landwirtes aus Joknam-Moshav: Früher waren hier Anemonen, wo jetzt Hochhäuser stehen. König Joknam hat neue Kleider!

Bilder und Text: Rosebud
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Sonntag, 16. August 2020

Afula - die Hauptstadt des "Emeks"

   

Im Norden Israels, im "Yizrael-Tal" (hebr. "Emek Israel") in Galiläa liegt Afula. Die Straße, die dort hinführt, heisst "Kvish HaSargel", also "Lineal-Strasse", wohl auch weil sie - anders als die meisten Straßen Israels - fast ohne Abweichungen gerade ist, als ob sie vom Lineal gezeichnet wäre. Bösartige Zungen behaupten, dass die Strasse das Lineal ist, und Afula das Loch des Lineals (wohl aufgrund des nicht so aktiven Nachtlebens). Das täte dieser wunderschönen Stadt, die in eine der pastoralischsten Gegenden liegt, Unrecht.

Der Name "Afula" kommt entweder von arabisch "Al-Fule" (ob es mit "Ful", Bohnen zusammenhängt, ist unbekannt) oder von Althebräisch "O-Fel" (Festung). Archäologische Ausgrabungen zeigen Bevölkerung bereits zu Bronzezeiten. Die Stadt wird namentlich vom syrischen Geographer Yakut al-Hamawi bereits 1226 erwähnt - er spricht dort vom "Kampf um Al-Fule", der 1183 stattgefunden hat. Auch in späteren Zeiten wird Afula öfter erwähnt, insbesonders 1799, als Napoleon die Gegend erobert und den "Kampf um den Tavor" in Afula austrägt.

Seit 1909 ist Afula eine jüdische Stadt - in dem Jahr hat Yehoshua Hankin den Grund für die zionistische Bewegung aufgekauft. Damit ist das moderne Afula genau so alt wie Tel Aviv...
                                                        Falafel Golani - Kultcharakter

Und heute? Heute ist Afula vor allem für seine kulinarische Szene bekannt - so gibt es eine ganze Reihe von Imbissbuden und Restaurants, wobei das bekannteste "Falafel Golani" ist - die frischen Zutaten sind hier ebenso Kult wie das Einfülllen der Falafel - die werden jeweils ca. 2 Meter in die Luft geworfen, bevor sie in der Pita landen... Und so kommen Besucher aus dem Ausland und aus sämtlichen Ecken des Landes, um Falafel Golani kennen- und schmecken zu lernen!
                                               "Garinei Afula" - das Original


Am bekanntesten ist Afula aber für seine "Garinei Afula" (geröstete Sonnenblumen- und Wassermelonenkerne) - oft imitiert, aber nie so gut wie das Original - und das Original ist ein kleiner Laden bei der Busstation Afulas, der sämtliche Art von Snacks und Nüsse verkauft, und der - siehe Foto - auch sehr schön ist. Alleine das ist ein Besuch in dem "Nuklear-Powerhouse" (in Hebräisch ist Nuklear und Kern derselbe Wortstamm) wert!

Kurzum: Afula, nicht nur schön, sondern auch schmackhaft!

Landkarte: Public Domain
Bilder und Text: Rosebud

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Montag, 10. August 2020

Jaffo bei Tag und bei Nacht


Die Straßen sind leer, die Gassen gehören ihm allein...

 

In Ephraim Kishons Oskar-nominierten Film „ha-Shoter Azulai“ (dt.: Schlaf gut, Wachtmeister) dreht der Polizist Azulai im Morgengrauen in seinem Revier Jaffo noch eine letzte Runde durch die leeren Gassen (siehe auch Video links). Die Nachtschicht war lang – sie hat ihn in Kinos, Restaurants und Nachtclubs geführt, für die Jaffo berühmt ist. Noch ist es dunkel. Die Wellen des Meeres klatschen gegen die Strandpromenade, während im Hintergrund des großen Uhrturms die Sonne aufgeht.

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.

Altland vs. Neuland

 

Jaffo, ein Vorort von Tel-Aviv, ist gewissermaßen auch das Gegenteil: Tel-Aviv ist eine moderne und dynamische Stadt der Hochhäuser, trendigen Cafés und schicken Autos. Jaffo kann man zu Fuß erreichen, wenn man die Strandpromenade entlang geht.

 

Nach nur wenigen Metern befindet man sich in einer der ältesten Städte der Welt: Seit über 3000 Jahren existiert Jaffo, das bereits in der Bibel erwähnt wird. Sein Charme ist das Romantische, das Nostalgische, das Historische: Der alte Hafen, die Altstadt, die engen Gassen, die die Geschichte von hunderten von Jahren erzählen: Das mächtige babylonische Imperium, das mächtige osmanische Reich, das mächtige britische Imperium, die Kreuzfahrer, die dachten, Gott ist auf ihrer Seite. Sie alle kamen nach Yafo, sie alle wollten die Stadt erobern. Was blieb: Jaffo.

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.

 

 

Shuk ha-Pishpishim – der Flohmarkt.

 

Das schließt unseren Besuch am Flohmarkt ab. Freitagvormittag gibt es eigentlich nur einen Ort, wo man in Israel sein sollte: Dem Shuka ha-Pishpishim in Jaffo, wo es sämtliche Gebrauchtwaren gibt, die das Auge und Herz begehrt: Kleidung, Schmuck, Kochinstrumente, die nicht mehr hergestellt werden, Eisenwaren etc. etc.

 

Der Charme ist das Alte. Denn dies ist nicht Tel-Aviv, sondern Jaffo.

 

 

Docktor Shakshuka

 

Der Geruch der gedünsteten Tomaten vermischt sich mit dem sanften Duft des zarten Kalbfleisches. Auch visuell ist das von knallroten Tomaten umgebene perfekt symmetrische Rührei ein Genuss der Sinne. Das Kalbfleisch ist in van-Gogh-artigem Muster hinzugefügt.

 

Mein guter Freund Jacques hat jedoch keine Augen für das gerade servierte Essen. Die Schönheit am Nebentisch hat es ihm angetan. Ihr langes, dunkles Haar weht im Wind, während sie durch den Vorgarten des Restaurants sanft schreitet. Die Stöckelschuhe hallen auf dem verzierten Steinboden des Restaurants. Im Hintergrund wird griechische Musik gespielt, die hier in Yafo sehr populär ist. „Jaffa“, wie die Stadt auch genannt wird, heißt: Hübsch. Wunderhübsch.

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.
 
 

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.
 
 

Azulai gähnt. Nur noch ein leckeres Bäckereiprodukt bei Aulafia – der Bäckerei, die seit 1879 existiert und auch für die süßen Sachleb- und Malibi-Getränge bekannt ist – und dann geht es ab ins Bett. Yafo in der Früh ist langweilig und verschlafen. Wenn die Sonne aber untergeht, gilt wieder:

 

Ain kmo Jaffo ba-Leilot.Nichts ist schöner als Jaffo bei Nacht.

Bilder und Text: Rosebud
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Dienstag, 4. August 2020

Tu beAw - jüdisches Fest der Liebe

  


Ab gestern abend und heute den ganzen Tag ist Tu be Av, das jüdische Fest der Liebe

 


Da Tu be Av - wie  alle jüdischen Feiertage - nach dem jüdischen Mondkalendar berechnet wird, fällt er auf einen Vollmond, denn Tu be Av heisst "15. des Monats Av" und 2 Wochen nach dem Neumond ist bekanntermaßen Vollmond.


Leider fallen wegen Corona die meisten Festlichkeiten aus, aber hier ein paar Eindrücke von frühreren Jahren, und etwas mehr Erklärung:




                                            Die Herzen schlagen höher: Tu beAw




                                            Vollmond

Was passierte an Tu beAw?

Die Rabbinen datierten mehrere Ereignisse auf den 15. Av (=Tu b'Av). Zu diesen gehört die Begnadigung der letzten Mitglieder der Wüstengemeinschaft, welche an der Sünde der Kundschafter beteiligt waren. Das 4. Buch Mose schildert, dass Kundschafter ausgesandt wurden, welche prüfen sollten, ob die Inbesitznahme des damaligen Landes Kanaan möglich sei. Die meisten Kundschafter schilderten das Land als nicht einnehmbar und das Volk glaubte ihnen. Zur Strafe für ihren Kleinmut sollte die Generation, welche zu dieser Zeit lebte, nicht das Gelobte Land erreichen. Die nach 40 Jahren noch lebenden Zweifler spürten an einem 15. Av, dass sie begnadigt waren.

Des Weiteren erfolgte zu biblischen Zeiten jeweils an einem 15. Av die Aufhebung zweier Heiratsverbote: Die 12 Stämme Israels durften ab da nicht nur innerhalb jedes Stammes, sondern auch untereinander heiraten. Und auch durfte der bisher ausgeschlossene Stamm Benjamin ab da heiraten.

Wie wird Tu b'Av gefeiert?

Traditionell finden an diesem Tag viele Hochzeiten statt. Und unverheiratete gehen an diesem Tag auf Braut- bzw. Bräutigamssuche. Dabei ziehen sich die Frauen weiß an (wie eine Braut) - jedoch wird vorgeschlagen, dass es keine neuen Kleider sind, so dass die Ärmeren nicht neidisch werden.

                                                     Weiß - auch bei Männer attracktiv.



Hier ein paar weitere Eindrücke frühererTu beAw Festlichkeiten:

Kikar Dizengoff - ganz im Zeichen der Liebe
                                             
                                              Es wurde GESWINGT!






                                           Traditionelles Charleston-Outfit





Na denn: FRÖHLICHES FEST DER LIEBE!




Bilder und Text: Rosebud
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