Montag, 26. Juli 2021

Deutsch-Jüdischer Marathon

 

                                                         Beatie Deutsch - Spitzenläuferin


Passend zum 1700. Jubiläum des Deutsch-Judentums heute eine Geschichte von einer orthodoxen Jüdin, die Top-Marathonläuferin ist. Ihr Name: Deutsch, Beatie Deutsch

Gerade 31 Jahre alt ist sie und sie läuft erst seit 5 Jahren. Aber in dieser kurzen Zeit hat die 5-fache Mutter Beatie (ursprünglich Bracha) schon mehr erreicht als viele Profisportler, die seit dem 5. Jahr trainieren und keinen Haushalt und Arbeit managen müssen: Sie ist israelische Rekordhalterin im Marathon und hat sogar, als sie hochschwanger war, den Jerusalemer Marathon in knappen 3 Stunden geschafft! Ohne Kind im Bauch liegt ihre Zeit bei ca. 2,5h - israelische Rekordzeit!

Mit dieser Leistung wollte Beatie eigentlich nach Tokyo - allerdings läuft sie nicht am Schabbat, so wie Walter vom Big Lebowski: SHE DOESN'T ROLL ON SHABBOS! 

In der Zwischenzeit trainiert Beatie (an Wochentagen) und hört auf Köpfhören religiöse Vorträge (Schiurim). Wenn sie nicht läuft, arbeitet, sich um Mann und Kinderschar kümmert, ist sie an vielen sozialen Projekten beteiligt.

Kurzum: eine wahre LAUFENDE jüdische Inspiration namens Deutsch!

Bild: Beatie Deutsch Webseite

Text: Rosebud

Mehr zum Deutsch-Jüdischen Marathon gibt es auf unserer Facebook-Seite


Montag, 19. Juli 2021

Tu beAw - jüdisches Fest der Liebe

 

  


Am Wochenende ist Tu beAw - das jüdische Fest der Liebe


Da Tu be Av - wie  alle jüdischen Feiertage - nach dem jüdischen Mondkalendar berechnet wird, fällt er auf einen Vollmond, denn Tu be Av heisst "15. des Monats Av" und 2 Wochen nach dem Neumond ist bekanntermaßen Vollmond.


Leider fallen wegen Corona und weil Tu beAw auf einen Samstag, also Schabbat fällt, die meisten Festlichkeiten aus, aber hier ein paar Eindrücke von frühreren Jahren, und etwas mehr Erklärung:




                                            Die Herzen schlagen höher: Tu beAw




                                            Vollmond

Was passierte an Tu beAw?

Die Rabbinen datierten mehrere Ereignisse auf den 15. Av (=Tu b'Av). Zu diesen gehört die Begnadigung der letzten Mitglieder der Wüstengemeinschaft, welche an der Sünde der Kundschafter beteiligt waren. Das 4. Buch Mose schildert, dass Kundschafter ausgesandt wurden, welche prüfen sollten, ob die Inbesitznahme des damaligen Landes Kanaan möglich sei. Die meisten Kundschafter schilderten das Land als nicht einnehmbar und das Volk glaubte ihnen. Zur Strafe für ihren Kleinmut sollte die Generation, welche zu dieser Zeit lebte, nicht das Gelobte Land erreichen. Die nach 40 Jahren noch lebenden Zweifler spürten an einem 15. Av, dass sie begnadigt waren.

Des Weiteren erfolgte zu biblischen Zeiten jeweils an einem 15. Av die Aufhebung zweier Heiratsverbote: Die 12 Stämme Israels durften ab da nicht nur innerhalb jedes Stammes, sondern auch untereinander heiraten. Und auch durfte der bisher ausgeschlossene Stamm Benjamin ab da heiraten.

Wie wird Tu b'Av gefeiert?

Traditionell finden an diesem Tag viele Hochzeiten statt. Und unverheiratete gehen an diesem Tag auf Braut- bzw. Bräutigamssuche. Dabei ziehen sich die Frauen weiß an (wie eine Braut) - jedoch wird vorgeschlagen, dass es keine neuen Kleider sind, so dass die Ärmeren nicht neidisch werden.

                                                     Weiß - auch bei Männer attracktiv.



Hier ein paar weitere Eindrücke frühererTu beAw Festlichkeiten:

Kikar Dizengoff - ganz im Zeichen der Liebe
                                             
                                              Es wurde GESWINGT!






                                           Traditionelles Charleston-Outfit





Na denn: FRÖHLICHES FEST DER LIEBE!




Bilder und Text: Rosebud
Mehr zu Tu beAw gibt es auf unserer Facebook-Seite

Mittwoch, 14. Juli 2021

Den Tag mit "Sabich" beginnen...

 

                           Kulinarisches aus Israel: 

                                           Sabich - ein Festival der Sinne am Morgen

Es gibt wenige genüßlichere Dinge, als den Tag mit einem Sabich anzufangen: Das ist ein Pita-Sandwich mit hartgekochten Eiern, Kartoffeln, frischen Tomaten, Gurken und Petrosilia, einer pikanten Sauße namens Amba (Hartgesottene fügen ihr noch das jemenitische Schuk hinzu, bei dem im Vergleich Chilischoten fade schmecken), Hummus, Tahina - und als Abrundung dieser Geschmacksbombe Auberginen (siehe Bild oben).

Über den Ursprung des Sabichs streiten sich die Geister - und das fängt schon beim Namen an: Nach einer Theorie leitet sich das Wort "Sabich" von "Sabach", Arabisch für "Morgen" ab ("Sabach al-Chair" heißt "Guten Morgen). Und tatsächlich ist sein Ursprung sowohl in der arabischen Welt, als auch im Morgen - niemand würde auf die Idee kommen, Sabich zum Abendbrot zu haben.

Nach einer anderen These ist Sabich ein Akronym für "Salat" (Salat), "Beizah" (Ei) und "Chazil" (Aubergine). Und dies sind auch tatsächlich die wichtigsten Zusatzstoffe des Sabichs.

Oder aber es ist viel einfacher: Der erste Kiosk, der Sabich in Israel servierte, gehörte einem irakischen Juden namens Sabich Chalabi (in Israel änderte er seinen Vornamen zu "Zwicka"), der seit 1958 in Ramat-Gan die nach ihm benannte Delikatesse servierte. Sein Geschäftspartner hieß Jakob Sasson, und dessen Sohn Dudi serviert immer noch Sabich, und zwar in einer kleinen Imbißbude auf Ha-Roeh-Straße 129 in Ramat-Gan, nah beim ersten Sabich-Stand.

                                           Sabich: Ursprung unbekannt

Auch was die Geschichte des Sabichs betriffts, streiten sich die Geister: Ein genaues Ursprungsjahr kennt niemand. Als Ursprungsland wird meist Irak genannt, es könnte sich aber auch um Ägypten oder Syrien handeln. Was klar ist, ist dass es sich um einen Shabbat-Snack der Juden dieser Länder handelte: Die Eier, Kartoffeln und Auberginen wurden vor Shabbat gekocht, und dann auf eine Warmhalteplatte oder Herd gestellt, wo sie die ganze Nacht warm gehalten wurde. In der Früh, vor der Synagoge, wartete dann ein dampfend heißes Frühstückssandwich.

Und heute? Fast alle Juden des Nahen Ostens, einschließlich der Sabich-produzierenden Ländern, leben in Israel. Und Sabich wird hauptsächlich während der Woche, in kleinen Kiosken und Imbißbuden serviert - und der angenehme Duft läßt einem von weit weg das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Die Zubereitung sieht so aus:

                                             Sabich-Zubereitung

Na dann: Guten Morgen - und guter Appetit!

Bilder und Text: Rosebud

Sonntag, 11. Juli 2021

Über Wein und Völkerverständigung: Mony Weingut

 

                                                Weingut Mony - einzigartig

Nicht weit entfernt von Jerusalem und Beth Shemesh, in Deir Rafat im Süden Israels, liegt der Weingut Mony. Es ist ein ganz besonderes Weingut, das seinesgleichen weltweit such

Aber zurück zu Deir Rafat: Dabei handelt es sich um ein katholisches Kloster, das 1927 vom Priester Luigi Barlassina gegründet wurde. Barlassina, der 1872 in Turin geboren wurde, war aber mehr als nur ein Priester - er wurde von Papst Pius XI zum Patriarchen Jerusalems ernennt. Das war 1920, und diesen Posten hatte er bis zu seinem Tode 1947 inne.

Das von ihm gegründete Kloster steht immer noch - jedoch hört man hier eher Arabisch als Italienisch (oder gar Latein). Und von dort aus hat man einen Ausblick auf eine der pastoralischsten Landschaften Israels, wirklich eine Augenweide.

                                             Das Kloster - es steht immer noch

                                             Die Aussicht

Wir schreiben das Jahr 1980. Im Norden Israels, in Galiläa, lebt und arbeitet eine respektierte Familie arabischer Christen namens Artul. Die Familie ist wohlhabend und einflußreich, und überlegt sich, eine Investition in die Landwirtschaft zu machen. Dann stirbt Dr. Mony Artul.

Die Geschwister von Mony ehren seinen Namen auf ganz besondere Weise: Sie kaufen ein Weingut im Süden Israels, und nennen den Wein Mony, als Ehrung Dr. Mony Artuls. Der Ort des Weinguts: Deir Rafat.

Doch damit endet diese Geschichte nicht, im Gegenteil: Die Artuls wollen nämlich nicht nur vorzüglichen Wein produzieren, sondern auch etwas für die Völkerverständigung tun - und entschließen sich, den Wein koscher zu machen, ihn also unter jüdische Aufsicht zu stellen.

                                                      Unter jüdischer Aufsicht: Weinpresse

Gesagt, getan. Und so kann man in Deir Rafat eine wunderschöne Aussicht genießen, und stundenlang dort spaziergengehen. Man kann sich auch das noch aktive Kloster anschauen. Oder aber, man geht ins Mony-Weingut: Dort hört man Arabisch, Yiddisch und Hebräisch - und vor allem, kann man dort den vorzüglichen Wein probieren, der einem vom Koscher-Aufseher eingegoßen wird.

Und so sieht er aus, der Wein der Gesundheit, Wahrheit und Völkerverständigung:


Mehr Bilder vom Weingut Mony gibt es auf unserer Facebook-Seite

Bilder und Text: Rosebud

Dienstag, 6. Juli 2021

Musik liegt in der Luft - in Jerusalem

 

Schon wenn man sich dem Gebäude der Rubin-Akademie (oder Jerusalem Academy of Music and Dance), die sich neben dem Givat-Ram-Kampus der Hebräischen Universität und der Knesset befindet nähert, dann liegt die Musik förmlich in der Luft: Man hört von draußen Opernsänger ihre Arien erproben, von einem anderen Zimmer die Oud, das Instrument der orientalischen Musik, und beides vermischt sich mit der Klavieruntermalung der Ballettstunde und den Violinisten, die gerade für das Abschlusskonzert proben. Aus all dem ergibt sich eine wunderbare Symphonie zwischen Osten und Westen, die einen einlädt, einzutreten...

So ganz harmonisch waren die Anfänge aber nicht: 1933 wurde die Akademie durch den Geiger Emil Hausner gegründet, Schulleiterin war Jocheved Dostorevsky, eine Pianistin. Die Anzahl der Schüler war klein, Jerusalem hatte andere Probleme, und so blieb die erste Musikhochschule des Landes in ein paar gemieteten Räumen...

Erst 1958, als der amerikanisch-jüdische Philanthrop Samuel Rubin, eine große Spende gab, zog die Musikhochschule, die sich daraufhin "Rubin Academy" nannte, um - und zwar in das Nachbarhaus der Residenz des Premierministers, in Rehavia.

Es sollte bis 1985 dauern, bis die Rubin Akademie in ihr jetziges Gebäude, in Givat Ram umzog: Dort haust sie in vier Stockwerken eine Bücherei, unzählige Proberäume, zwei Cafeterias (eine milchig, eine fleischig), Duschen, Umziehkabinen, Ballettsäle, Konzerthallen, und, und und...

2002 wurde das Gebäude dann noch um ein weiteres erweitert, und haust jetzt außer der Hochschule (für Universitätsstudenten) auch ein Konservatorium (für Gymnasiasten), und Studentenwohnheime für die künftigen Barenboims und Perlmans, beide ehemalige Studenten dort, sind auch geplant.

Überhaupt liest sich die Liste der Absolventen der "Rubin" wie ein Who-is-Who israelischer Musiker: Allen voran Naomi Shemer, die "Yerushalayim shel Zahav" und unzählige weitere Klassiker geschrieben hat, ist da nur das bekannteste Beispiel.

Außer dem normalen Schulbetrieb organisiert die Rubin-Akademie auch Sommerprogramme und internationale Konferenzen, und macht sicher, dass das ganze Jahr Musik in Jerusalem in der Luft liegt...

Bild und Text: Rosebud

Mehr Bilder gibt es im Facebook-Fotoalbum  

Donnerstag, 1. Juli 2021

Oma Gamila: ein modernes Mädchen über eine arme Druzin aus Israel, Olivenöl und ein Seifen-Imperium

  


                                       Die Seifen von Oma Gamila: ein modernes Marchen

Es klingt fast zu schoen, um wahr zu sein: Eine Druzin aus Pek'in (im Norden Israels), die nie lessen und schreiben gelernt hat, macht nach alten, geheimen Familienrezept Seifen aus Olivenoel - und baut damit ein milliardenschweres Imperium auf, das von einer kleinen Fabrik in ihrem Dorf, wo fast nur Frauen arbeiten - der drei Weltreligionen, in friedlicher Harmonie - weltweit Produkte verkauft und sich vor Anfragen kaum noch retten kann, auch von Top-Models, Hollywood-Schauspieler und Popstars.

Aber sie IST wahr, diese Geschichte: Es ist die der heute 75 Jahre alten Gamila Hiar, die vor 45 Jahren auf dem Dach des Familienhauses Seifen kochte. Das Familienrezept war ihr bekannt, und sie wusste auch, dass Seifen nicht nur zum Waschen sind, sondern sich auch als Naturheilmittel eignen - von Fusspilz bis zu Akne - und dass sie, wenn sie ohne kuenstliche Zusaetze sind, auch fuer Babies geeignet sind.
                                                Gamila Hiar

Und so produzierte sie Seife, die sie anfangs kostenlos an das Dorf verteilte. Der Wendepunkt kam, als ihr Sohn Fuad in die israelische Armee eingezogen wurde - und seinen Kameraden von der renommierten Golani-Einheit Seife mitbrachte.

Und so sprach sich das Geheimnis herum, und bald standen nicht nur Soldaten, sondern das ganze Land Schlange, um die Seifen von "Oma Gamila" (so heisst die Marke in Israel, hebr. Safta Gamila) zu kaufen. Bald wollte auch der deutsch-israelische Entrepreneur Stef Wertheimer das "Geheimnis von Gamila" (so heisst die Marke weltweit "Gamila secret") wissen - aber es blieb und bleibt ein Familiengeheimnis.

Und heute schwoeren Kunden in ca. 30 Laendern auf Oma Gamila und ihren Seifen. Der Umsatz ist 7 Milliarden Dollar weltweit, und neben der Fabrik in Israel, wo - wie gesagt - fast ausschliesslich Frauen arbeiten, ist die Rede von einer weiteren Fabrik in Holland. Oma Gamila ist immer noch topfit und leitet das Geschaeft mit eiserner Hand, wobei ihr Sohn Fuad ihr mithilft. Und sie hat ihren Sinn fuer Humor behalten: So meinte sie, dass ihr Steuerberater immer noch so tue, als ob sie eine arme Druzenfrau sei, der man das 1+1 erklaeren muesse. "Aber ich lache auf dem Weg zur Bank", so Gamila.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Mehr zu Oma Gamila gibt es auf unserer Facebook-Seite