Dienstag, 30. September 2014

Afula - die Hauptstadt des "Emeks"

    

Im Norden Israels, im "Yizrael-Tal" (hebr. "Emek Israel") in Galiläa liegt Afula. Die Straße, die dort hinführt, heisst "Kvish HaSargel", also "Lineal-Strasse", wohl auch weil sie - anders als die meisten Straßen Israels - fast ohne Abweichungen gerade ist, als ob sie vom Lineal gezeichnet wäre. Bösartige Zungen behaupten, dass die Strasse das Lineal ist, und Afula das Loch des Lineals (wohl aufgrund des nicht so aktiven Nachtlebens). Das täte dieser wunderschönen Stadt, die in eine der pastoralischsten Gegenden liegt, Unrecht.

Der Name "Afula" kommt entweder von arabisch "Al-Fule" (ob es mit "Ful", Bohnen zusammenhängt, ist unbekannt) oder von Althebräisch "O-Fel" (Festung). Archäologische Ausgrabungen zeigen Bevölkerung bereits zu Bronzezeiten. Die Stadt wird namentlich vom syrischen Geographer Yakut al-Hamawi bereits 1226 erwähnt - er spricht dort vom "Kampf um Al-Fule", der 1183 stattgefunden hat. Auch in späteren Zeiten wird Afula öfter erwähnt, insbesonders 1799, als Napoleon die Gegend erobert und den "Kampf um den Tavor" in Afula austrägt.

Seit 1909 ist Afula eine jüdische Stadt - in dem Jahr hat Yehoshua Hankin den Grund für die zionistische Bewegung aufgekauft. Damit ist das moderne Afula genau so alt wie Tel Aviv...

                                                        Falafel Golani - Kultcharakter

Und heute? Heute ist Afula vor allem für seine kulinarische Szene bekannt - so gibt es eine ganze Reihe von Imbissbuden und Restaurants, wobei das bekannteste "Falafel Golani" ist - die frischen Zutaten sind hier ebenso Kult wie das Einfülllen der Falafel - die werden jeweils ca. 2 Meter in die Luft geworfen, bevor sie in der Pita landen... Und so kommen Besucher aus dem Ausland und aus sämtlichen Ecken des Landes, um Falafel Golani kennen- und schmecken zu lernen!

                                               "Garinei Afula" - das Original


Am bekanntesten ist Afula aber für seine "Garinei Afula" (geröstete Sonnenblumen- und Wassermelonenkerne) - oft imitiert, aber nie so gut wie das Original - und das Original ist ein kleiner Laden bei der Busstation Afulas, der sämtliche Art von Snacks und Nüsse verkauft, und der - siehe Foto - auch sehr schön ist. Alleine das ist ein Besuch in dem "Nuklear-Powerhouse" (in Hebräisch ist Nuklear und Kern derselbe Wortstamm) wert!

Kurzum: Afula, nicht nur schön, sondern auch schmackhaft!

Landkarte: Public Domain
Bilder und Text: Rosebud


Montag, 22. September 2014

Guter Rutsch ins Neue (jüdische) Jahr!


Guter Rutsch? Neues Jahr? Ist das nicht ein bißchen früh?

Nein, ist es nicht: Denn das jüdische Jahr fängt Mittwochabend an. Es heißt "Rosh Hashana" (wörtlich: "Kopf des Jahres") und wird nach dem Mondkalender berechnet. Man wünscht sich dann "Shana Tova" (hebr. Gutes Jahr).

Rosh Hashana lautet die "10 Busstage ein", die am 10. Tag mitYom Kippur (Tag der Versöhnung) enden. Es wird sowohl beim Ewigen als auch bei den Mitmenschen um Verzeichung für die Sünden des Vorjahres gebetet und gebittet, und man versucht, sich dieses Jahr besser zu halten.  


An Rosh Hashana selbst ist es Brauch, zu einem Fluß zu gehen, wo man Brotstücke - die die Sünden symbolisieren, ins Wasser wirft, und hofft, dass die Strömung nicht nur die Brotstücke, sondern auch die sündhaften Tendenzen wegspült. Dieser Brauch heißt Taschlich (Wegwerfen, d.h. Wegwerfen der Sünden) Bei sehr Religiösen kann dann folgendes passieren:
                                           Neulich, beim Taschlich


Eine weitere Tradition, ist es, den Shofar zu blasen: Der Shofar ist ein Widderhorn, dessen Ton durch Körper und Seele dringt - und das ist auch die Idee dahinter. Es ist dies ein letzter Aufruf zur Besserung, zu einem besseren Verhalten in diesem Jahr. Im Hebräischen kommt das Wort "Shofar" auch von derselben Wurzel wie "Shipur", Verbesserung. Dazu kann man dann sagen:


Und so hört sich der Shofar an

Schließlich ist es Brauch, Äpfel in Honig zu tauchen. Damit symbolisiert man ein fruchtvolles Jahr (im wahrsten Sinne des Wortes) sowie ein süßes Jahr. Das ist es auch, was man sich am meisten wünscht: Shana Tova u-metuka (ein gutes und SÜSSES Jahr).

Auch wir von Rosenduftgarten wünschen allen Lesern ein gutes und süßes jüdische Neujahr!
SHANA TOVA u-METUKA


Bilder: Public domain
Text: Rosebud

Sonntag, 7. September 2014

Besuch in Halpers Buchladen in Tel Aviv



Ein eher unscheinbares Schild (siehe oben) zeigt den Eingang zu einer Welt, der Buchfreunde ganz Israels entzückt: Es ist dies der Eingang zu Halpers Books, der sich im Süden Tel Avivs, auf Allenby 37 befindet. Dort finden sich Bücher auf Englisch, Russisch, natürlich auch Hebräisch, aber auch Französisch und Deutsch, vor allem Literatur, aber auch Bücher zu sämtlichen nur erdenkbaren Themen...



Bereits im Hof stapeln sich die Bücher reihenweise (siehe oben) - und das ist nur ein Vorgeschmack auf der Riesenauswahl, die kommt.

Angefangen hat alles 1991, kurz vor dem Golfkrieg, als der neu verheiratete und neu in Israel eingewanderte amerikanische Bibliophil Yofel Halpern sich entschloss, sein Glück in Israel mit dem zu machen, was er am liebsten hatte: Bücher! Natürlich passt das gut zum Volk, zu dem er gehört - dem Volk des Buches...

Seit dem hat er zig Geschichten erlebt, die selbst Bücher füllen konnte: Beispielsweise den Besitz eines von Sigmund Freud persönlich gewidmeten Buches (nicht an Halpern, aber trotzdem), eine Bestellung vom Buckingham Palace - sie wollten für ihre Bücherei eine Biographie von König Christian von Dänemark - und einen Obdachlosen, der nach Übernachtung in Allenby die Tage im Buchladen verbrachte. Als der Obdachlose starb, und sich keine Verwandten fanden, richtete Halpern die Beerdigung aus...


Aber die wahren Geschichten erzählen natürlich die ca. 50.000 Bücher (grobe Rechnung), die von Boden bis Decke 4 Zimmer füllen. (siehe oben) Dazu gehörte ein Brief Albert Einsteins an den jüdischen Untergrund während des Britischen Mandats (Halpern verkaufte ihn an Sothebys), seltene Pessach-Haggadas (ein ehemaliger Präsident Israels war Sammler), die Nachlässe des legendären Verteidigungsministers Moshe Dayans, des ehemaligen Präsidenten Ezer Weizmanns und des kürzlich verstorbenen Schauspieler und Regisseur Assi Dayans.

Die Kundschaft ist ein farbenfrohes Gemisch aus typischen Tel Avivis, Anglos und anderen Einwanderer, Fremdarbeiter aus den Philippinen, Arbeiter verschiedener Botschaften (vor allem der amerikanischen, aber auch anderer) und - aufgrund des guten Judaica-Bestands - auch viele Haredim.

Und (fast) jeder findet das Buch seiner Träume bei Halperns, einer Tel Aviver Institution.

Bilder und Text: Rosebud



Montag, 1. September 2014

Zeit der Slichot - wunderschöne liturgische Lieder und Gebete bei Morgengrauen

                                             
             Slichot-Gebet

Wir befinden uns im Monat vor Rosh Hashana, dem jüdische Neujahr. Ab Anfang des jüdischen Monats Elul (des letzten des alten Jahres) ist es Tradition, bei Morgengrauen die Slichot-Gebete zu singen.

 Bei den Slichot-Gebeten handelt es sich um sogenannte "Piyutim" - das sind lithurgische Gedichte aus dem Mittelalter oder älter, die sich oft reimen, und manchmal in alphabetischer Reihenfolge geschrieben werden, und die später in Musik gesetzt werden. Sie heiligen den Namen des Ewigen und bitten gleichzeitig um Vergebung für das sündenvolle und unbescheidene Leben des letzten Jahres.

Bei den Sepharden werden die Slichot um 5 Uhr früh,also vor Sonnenaufgang und dem Morgengebet, gebetet, während bei den Ashkenazen es spät am Abend, meist nach Mitternacht gebetet werden. Und so sieht man in religiösen Gegenden wie z.B. Nachlaot in Jerusalem oft um 4:30 einen Mann mit einer Glocke durch die Nachbarschaft gehen, der mit Geklingel und "Slichot, Slichot" die Leute aufweckt.

Trotz des Ernst dieser Gebete und des damit verbundenen Insichgehens ist es aber eine wunderschöne Tradition, wo man die Möglichkeit hat, wunderschöne Melodien zu hören und zu singen, und oft wird süßer Tee und Süßigkeiten serviert, um die späten Nacht- oder frühen Morgenstunden zu versüßen.

In letzten Jahren ist es Tradition geworden, dass auch Nicht-Religiöse Slichot-Touren durch religöse Gegenden machen - das sind meist Nachttouren, wo man verschiedenen Nachbarschaften und Synagogen verschiedener Gemeinden sieht - und vor allem hört. Hier ein Beispiel für zwei Slichot-Piyutim, wunderschön vorgesungen von Lior Amendy.

Ein weiterer Trend ist es, dass bekannte israelische Sänger Slichot-Piyutim neu vertonen - hier Meir Banai, der "El Nora Alila" (wie schlimm sind unsere Taten) singt, dessen zweite Zeile heisst "himza lanu mechila be-shaat ha-Neila" (vergebe uns, wenn sich die Pforten schließen), wobei die Pforten des Himmels gemeint sind, die sich beim Schlussgebet von Jom Kippur, dass auch so heisst -Neila - schließen.

Wir wünschen allen Lesern ein Shana Tova u-Metuka (ein gutes und süßes Neues Jahr), und dass der Adon HaSlichot, der Vater der Slichot, die Gebete erhöhern möge.

Bild: Public Domain
Text: Rosebud