Freitag, 29. Dezember 2017

Guter Rutsch! Mit einer kleinen Silvestergeschichte....

Feuerwerke im Sturm: Eine Silvestergeschichte, basierend auf wahren Begebenheiten


Auf dem Weg zum Lazerett
Ein eiskalter Schneewind weht uns ins Gesicht.„Komm, Gefreiter Udo! Die paar Kilometer schaffen wir noch! Komm, ich trage dich ein paar Meter. Nicht aufgeben...“
1. Januar. 6 Uhr früh.Endlich zuhause angekommen. So kalt und unangenehm war es ja schon seit Jahren nicht. Und natürlich gab es weder öffentliche Verkehrsmittel noch Taxis. Und dieser Idiot hätte mir schon am Telefon erzählen können, dass er ein gebrochenes Bein hat! Erst einmal ab ins Bett. NIE WIEDER SILVESTER.
31. Dezember. 6 Uhr abends.„Hallo, Udo. Natürlich können wir etwas an Silvester machen. Ich hatte vor, in Pasing in eine Bar zu gehen, wo ein guter Freund von mir arbeitet. Passt? Dann bis später!“
1. Januar. 1 Uhr nachts.Da hinten, im Schnee, liegt Mahmud, ein guter Bekannter. Er muß wohl in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein. Seine Augen sind halbgeschlossen. Aus Nase und Mund tropft das Blut und färbt den weißen Schnee in ein klares Rot. Es tut mir leid um ihn – gleichzeitig hat dieses Bild auch eine seltsame Ästhetik.
1. Januar. 3 Uhr früh.Ist das alles nur ein Albtraum? So hatte ich mir Silvester jedenfalls nicht vorgestellt – seit drei Stunden laufen wir durch das eiskalte München, mit dem Schneesturm immer im Gesicht. Unsere Körper zittern vor Kälte. Meine Nase und Ohren spüre ich schon seit zwei Stunden nicht. Aus allen Ecken hören wir Explosionen. Da wieder! Beinahe wäre mir dieser Ladycracker ins Gesicht geflogen! Ich muss Udo einen guten Teil des Weges mit seinem Arm um meine Schulter abschleppen, denn er hat ein gebrochenes Bein – was auch der Grund war, dass wir die Bar kurz nach Mitternacht verlassen mussten. Bumm! „Aufpassen, Udo – beinahe hätte dich dieser Feuerwerkskörper erwischt!“ Ich komme mir vor wie in Stalingrad. Die verletzten Soldaten vom Kriegsfeld räumen und ins Lazarett bringen. „Jawoll, Herr Kommandant!“1. Januar. MitternachtKling! Wir stoßen mit den Champagnergläsern an. Schon witzig: Ein Jude, ein Muslime und ein Atheist feiern das Neujahr, das nach Jesus (angeblicher) Geburt berechnet wird und nach einem Papst namens Silvester benannt ist.Udo, der Atheist, lächelt schüchtern. Heute wird das mit dem Tanzen wohl nichts.


Einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!

Bilder: Public DomainText: Rosebudx


Donnerstag, 21. Dezember 2017

Jüdische Weihnachtstraditionen...

 


Dieses Wochenende, am Samstagabend, während alle guten Christen zur Mitternachtsmesse gehen und mit der Familie bei einem Festmahl Weihnachten feiern und Geschenke öffnen, sitzt dann jeder vor dem Holzofen und hört sich Großpapas Geschichten an. Und die Straßen sind leer - oder?

Nicht ganz, denn natürlich gibt es sowohl in Europa als auch in Amerika bekanntlich ein paar Minderheiten (und in Israel die absolute Mehrheit), die nicht Weihnachten feiern. In Amerika waren das traditionell Juden und Chinesen (also Buddhisten) - und so weiß man sich zu erzählen, dass es eine klassische jüdische Tradition ist, an Weihnachten chinesisch essen zu gehen. Eine weitere Tradition ist es, ins Kino zu gehen - dort trafen sich Juden, Chinesen, Inder und jede nicht-christliche Minderheit, die in Amerika eintraf (und ein paar Atheisten)...

Aber noch lange vorher, im Schtetl in Polen, gab es eine andere jüdische Tradition: Das Nittel-Fest. Über die Herkunft des Wortes "Nittel" streiten sich die Forscher. Was klar steht, ist, dass es von chassidischen Juden an Weihnachten gefeiert wurde. Bekanntlich feiern Juden nicht Weihnachten, und so - wohl auch, um sich nicht zu alleingelassen zu fühlen - führten chassidische Rabbiner das Nittel-Fest ein, ein Fest, bei dem man sich ausnahmsweise nicht dem Talmud-Studium widmet, sondern Aktivitäten, zu denen man als religiöser Jude normalerweise nicht die Zeit hat.

Am Bekanntesten hierbei ist das Schachspielen: Man weiß sich zu sagen, dass Chabad-Chassidim bis zum heutigen Tag an Weihnachten/Nittel Schachtourniere durchführen, die oft die ganze Nacht andauern.

In der Nittel-Nacht (so wird Nittel auch genannt), die es bereits seit dem 16. Jahrhundert gab, war das Kartenspielen eine weitere Tradition, mit der sich die jüdischen Gemeinde die Zeit vertrieb, während rundherum aus allen Häusern "Stille Nacht" erklang.

Und so schafften es die jüdischen Gemeinden, auch an dem Tag, an dem sie oft nicht einmal das Haus verlassen durften, viel Freude zu haben.

Heutzutage ist von der Nittel-Tradition wenig erhalten geblieben. Das ist vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass sich die christlich-jüdischen Verhältnisse in den meisten Ländern Europas verbessert haben, und es Juden weder verboten ist, an Weihnachten auf die Straße zu gehen, noch sie sich den ganzen Tag mit dem Talmudstudium beschäftigen, und keine Zeit haben, Schach zu spielen.

In Israel gibt es noch einige chassidische Juden, die ihre Schachtourniere heute abhalten. Und die Christen in Nazareth und Jerusalem feiern natürlich auch weiterhin Weihnachten.

Allen Lesern: Ein frohes Fest heute, was immer es auch sein mag!

Und schon einmal EIN GUTER RUTSCH INS NEUE JAHR

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Montag, 18. Dezember 2017

Verletze nie die Gefühle einer Hannukah-Kerze!




...was es damit auf sich hat, und warum sich ein Standup-Komiker manchmal wünscht, er wäre eine Channukah-Kerze - das gibt es auf unserer Facebook-Seite

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Montag, 11. Dezember 2017

Fröhliches Chanukah!

Ab heute abend wird in Israel und der Diaspora für 8 Tage Chanuka gefeiert.


Öl spielt an Chanukah eine sehr große Rolle:
Da ist zunächst das Wunder der Öllampe zu erwähnen. Als die Makkabäer nach dem erfolgreichen Aufstand gegen die Griechen den Tempel in Jerusalem zurückeroberten, fanden sie ihn entweiht und entheiligt vor. Der Anblick muss ein schrecklicher gewesen sein. Jedoch fand sich eine reine Öllampe, die aber nur genug Öl für eine Nacht hatte. Das Wunder der Öllampe ist es, dass sie nicht eine, sondern 8 Tage brannte, genug Zeit, um den Tempel wieder zu säubern.




                                                  Chanukiah für Olivenöl statt Kerzen

Es ist Tradition, an Chanukah jeden Tag eine Kerze anzuzünden, mit dem Wunder der Öllampe korrespondierend (d.h. am ersten Tag 1 Kerze, am zweiten Tag 2 usw.). Daher wird Chanukah auch das "Lichterfest" genannt. Und natürlich hat es auch etwas Symbolisches. So ist eines der bekanntesten Chanukah-Lieder "Banu Choshech legaresh" (wir sind hier, um die Dunkelheit zu vertreiben - gemeint ist auch die Dunkelheit der Intoleranz). Eine ganz besondere Tradition ist es, statt Kerzen zu benutzen, Dochte in Olivenöl zu stecken, und diese an Channukah anzuzünden. Damit ist man der Öllampe des Tempels am Nächsten.
 
Als Erinnerung an dieses Wunder ist es Brauch, ölige Speisen zu essen. Vor allem erfreut sich die "Sufganiya" an Beliebtheit bei groß und Klein: Das ist ein mit Marmelade (oder Vanilla) gefüllter Krapfen, der in tiefen Öl gebacken wird, und dann mit Puderzucker bestäubt wird. Manche bevorzugen ihn aber mit Schokolade glasiert.

Inzwischen gibt es eine richtige Sufganya-Industrie - vor allem die Bäckereikette Roladin hat Krapfen in allen erdenklichen Farben, Geschmäckern und Kombinationen - von Schoko-Pistazie-Glasur mit Kirschlikör gefüllt über Vanilleglasur mit eingebauten "Alkohol-Infusion" über Puderzucker, Nuss, echter Kirsche oben, und sogar eine Art Banana-Pie-Krapfen gibt es - kurzum: der Phantasie (und den Kalorien) sind keine Grenzen gesetzt. Hier ein Poster Roladins, das nur eine kleine Auswahl zeigt:




Die ausgefallenste Sufganya aber - die gibt es nur, und exklusiv auf der Rosenduft-Facebook-Seite...
  




Happy Hannukah!

Bilder und Text: Rosebud

Sonntag, 10. Dezember 2017

Ein fröhliches Lied zu Hannukah

Ab Dienstag Abend ist es soweit!


                                                                    Willy singt

Channukah ist der Feiertag der Wunder
an diesem Tag sind alle Juden munter
Wenn wieder Weihnachten ist, und es nervt dich wie ObL
solltest du wissen, wen wir alles bei uns haben...

yeah!

Rolf Shimon Eden spielt Dreidel in Berlin
und Henryk Broder isst Latkes mit Gil Ofarim
Der grosse Albert Einstein liebte Sufganiyot
doch leider ist er schon seit vielen Channukahs tot

Seht wie Maxim Biller und Rolf Sommer Hora tanzen
doch die koschersten T-ten der Welt hat Scarlett Johansson...
Krusty der Clown ist der Sohn eines Rabbis
und Nina Hagens Vater fuhr damals sicher keine Trabbis!

Es wird wieder spannukah - dieses Jahr an Channukah
Michel Friedmanuka hat die Nase voll von Channukah

Hella von Sinnen - a dicke Schickse
doch Hugo Egon Balder macht sehr auf jüdische Witze!
Abramowitz fährt an Channukah lieber seinen Jet-ski
aber ratet mal, wer Kerzen zündet (im Himmel) - Marcel Reich-Ranicki!

MUMPITZ!

Viele Leute geben sich diesen Channukah die Kugel
doch sicher nicht Larry Page und Sergej Brin - die Gründer von Google
Sei doch cool, und sei kein Frosch
sei einfach wie Uri Geller - sag´ "echad-shteim-shalosh"!

Es wird wieder spannukah - dieses Jahr an Channukah

Also geh ins KaDeWanukkah
und kauf Kleider von Dolce & Gabbanukah
Hast du Zahnschmerz an Channukah
tuts mir leid für dich, denn die jüdischen Zahnärztuka
sind alle am Entspannukah

Also sag deiner Babushka
Das wird das beste, beste Channukah

Happy Channukah, everybody!
Text: Willy Kramer (aka Willy Karma)Bild: Screenshots, zusammengestellt von Rosebud

Musik und Videoclip gibt es auf unserer Facebook-Seite

Montag, 27. November 2017

Das "Imma".Restaurant in Jerusalem - Kulinarische Reise durch Osten und Westen

                                          Imma: Jerusalemer Stein und Steinofen

Ein absoluter Muss in Jerusalem, und eine wahre Gaumenfreude ist "Imma" (Mutter), ein Restaurant, das sich am Stadteingang von Jerusalemer befindet.

Gleich beim Eingang wird man durch den "Jerusalemer Stein" empfangen, aber auch durch eine moderne Neo-Schrift, die "Imma" sagt. Man tritt in eine atmosphärische und kulinarische Reise durch Jahrhunderte ein, durch Osten und Westen...

                                                     Tor zu einer anderen Welt

Auch innen ist die Atmosphäre ein Fest für die Sinne: Die Wände sind alle aus jahrhundertealten "Jerusalemer Stein", entsprechend dem Gesetz, das noch während der britischen Mandatszeit herrschte, und nachdem in der Stadt Jerusalem nur mit Stein gebaut werden dürfe. Wunderschöne Bögen verzieren das Restaurant, dessen Böden aus Kachel und Tische aus Holz bestehen.

Es ist dies eine Mischung aus alt und neu, aber auch aus heimischer Küche und aus feinem Restaurant, was es so besonders macht. Hier noch ein paar Eindrücke:



Auch die Aussicht ist sehr schön: Aufgrund der hohen Lage der Fenster sieht man nämlich die Autos nicht, und hat so einen ungestörten Blick auf die wunderschöne Architektur Jerusalems. Und mit ein bisschen Glück lächelt der Ewige mit Sonnenschein und strahlenblauen Himmel auf die Ewige Stadt, und lässt einen Sonnenstrahl durch das Fenster hineinfallen:


Soweit zum Rahmen des Restaurants. Natürlich soll und darf das Essen nicht unerwähnt bleiben: Auch hier ist es ein "Jerusalemer Gemischtes" (so auch der Name eines der Gerichte) von heimisch und Gourmetrestaurant, von osteuropäischer und nordafrikanischer Küche:
Es gibt Rote Beete (russische Küche), Hummus und Techina (libanesische Küche), Kabab (romänisch), um nur einige Beispiele zu nennen - und zum Schluß türkischen Kaffee...

Die Küche ist lokal (alle Gemüse und Fleisch werden lokal angewachsen und hergestellt), aber eben auch international.
                                          Der Tisch ist gedeckt

Nach dem Essen (und dem Kaffee) ist man dann innerhalb von 5 Gehminuten im "Gan Saccer", dem größten Park Jerusalems, und in ebenso schneller Zeit am Machane-Yehuda-Markt und der Innenstadt.

Na denn: Bete Avon/ Bon Appetit/ Guten Appetit!

Bilder und Text: Rosebud

Dienstag, 21. November 2017

Ode an "Schkedei Marak" (was das ist? Weiterlesen!)

 
                                                        Shkedei Marak

Suppenwürfel sind es nicht, Croutons auch nicht - daher gibt es wohl nur das Hebräische Wort: Shkedei Marak.

Insbesonders jetzt, in der Winterzeit, ist es bei Israelis groß und klein hochbeliebt - egal, ob zu jemenitischer Supper, zu polnisch-jüdischer Hühnersuppe oder einfach so - direkt in den Mund. Es ist einfach das "gewisse Etwas", lokal produziert und liebend gerne konsumiert.

Und das von allen Sektoren - vom Kibbutzkollektiv zur Stadt, von Ultraorthodox bis ganz säkular - bei Shkedei Marak gibt es keine Unterschiede.

Na denn: Bete Avon (Guten Appetit)

Sonntag, 19. November 2017

Unser Mann in China

Seine Fans können nicht einmal seinen Namen aussprechen. In Scharen sitzen sie im Yuexiushan- Stadium in Guangzhou, China und feuern ihn mit "Tscha-Habi, Tscha-Habi"-Rufen an.

"Tscha-Habi" heisst in Wirklichkeit Zahavi, Eran Zahavi, und ist aus Israel.

                                                 Zehavi mit seinem Markenzeichen nach
                                                 Torschuss: gezückte Pistole

Der im Juli 1987 in Rishon LeZion geborene Zahavi spielte zwar bereits mit 16 Jahren in der Jugendmannschaft und mit 18 professionell, wurde aber erst in den letzten Jahren zum Spitzenspieler.  Oren Josipovich, der kürzlich eine Biographie (bisjetzt nur auf Hebräisch erhältlich) zu Zahavi schrieb, meinte im Radio, dass Zahavi ein Spätzünder war, was im Fussball selten ist, und noch seltener ist es, im Alter von 30 seinen sportlichen Höhepunkt zu finden...

Genau das passierte aber - nach einer unspektalurären Karriere bei HaPoel Tel Aviv, einer Zwischenstation bei Palermo und dem Wechsel zu HaPoels grössten Rivalen, Makkabi Tel Aviv (HaPoel-Fans haben ihm das nie verziehen) wechselte er 2016 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion für eine Rekordsumme zum chinesischen Team Ghangzhou R&F.

Und dort entwickelte er sich zum absoluten Superstar, der selbst Weltstars, die auch in China spielen (z.B. Carlos Tevez aus Argentinien) in den Schatten spielen. So wurde Zahavi, der 2017 auch Kapitän der israelischen Nationalmannschaft war, letzten Monat nicht nur zum "Spieler des Jahres" der chinesischen Liga, sondern auch zum Torschützenkönig, mit 27 Toren. Wenn man da bekannt, dass sein Team gerade mal 6. der chinesischen Liga ist, ist das eine unglaubliche Errungenschaft.

Und nachdem Eran Zahavi wie guter Wein mit den Jahren immer besser wird, wird man auch in Zukunft Zahavis Markenzeichen, die "gezückten Pistolen" (siehe Bild oben) oft sehen, ob in China, in Israel oder wo auch immer ihn seine Karriere trägt.

Text: Rosebud
Bild: Public Domain

Mehr zu Zahavi gibt es auf unserer Facebook-Seite

Sonntag, 12. November 2017

Milk & Honey: Die erste Whiskey-Distillerie in Israel

                               


Israel ist ja für Obst und Gemüse, Olivenöl und Wein weltweit bekannt. 
Seit kurzem gibt es aber eeine ganz neue Attraktion: Israels eigene Whisky-Distillerie - sie heisst M&H (Milch und Honig natürlich), und befindet sich in Jaffo.

Der "Hauptbrenner" ist Tomer Goren, der in Schottland (wo sonst?) zur Schule ging, und jetzt seine Expertise nach Israel bringt. Es wird gross gedacht - der Fermentierungsbehälter kann über 10.000 Liter fassen, und somit das ganze Land mit (übrigens koscher-zertifizierten) Whisky beliefern.



Und so kann das ganze Land - und auch das Ausland - mit Original israelischem Whiskey beliefert werden. Nur ein Problem gibt es: derzeit gibt es nur "jungen" Whiskey und Gin - wegen das Alterns ist der erste "richtige" (also gealterte) Whiskey erst 2019 erhältlich. 

Aufgrund des israelischen Klimas dauert das mit dem Jähren nämlich nicht ganz so lange. Bis dahin gibt es aber Gin, "Junglese" und ein tolles Besucherzentrum, wo man den israelischen Whiskeymachern über die Schulter schauen kann.

 Na denn:
Edler Tropfen höhlt den Stein!

Bilder und Text: Rosebud

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Montag, 6. November 2017

30 Jahre ohne Zohar Argov, dem etwas anderen "King" - ein Nachruf

 

 

Die ganze Welt ist Bühne
Und alle Fraun und Männer bloße Spieler.

Shakespeare, as you like it

Man wird schon als Schauspieler geboren - (...) und wir spielen und heucheln. (...) Sogar in unseren Liedern.
Zohar Argov, adam sahkan

Heute vor 30 Jahren, am 6. November, 1987, nahm sich Zohar Argov das Leben. Er wurde tot in seiner Gefängniszelle in Rishon LeZion gefunden. Mit 32 Jahren nahm sich dieses Idol des "zweiten Israels” das Leben: Er erhängte sich mit seinem Bettlaken. Niemand hat israelische Musik so revolutioniert wie der "Melekh" (König oder "The King"). Er schaffte es, "Musica Mizrahit" vom Status einer subkulturellen Randbewegung zu einem integralen Teil israelischer Kultur zu erheben. Gleichzeitig stellte er damit die Einstellung des ashkenazischen Establishments zu den Mizrahim in Frage. Heute spielen dieselben Radiostationen, die einst seine Schallplatten boykottierten,

Musica Mizrahit auf tagtäglicher Basis. Diese Musikform spielt heute einen zentralen Teil in der israelischen Musik. Leider hat Zohar Argov den Umfang dieser Entwicklung nicht mehr miterlebt.

Zohar Argov wurde als Zohar Orkabi am 8. July 1955 zu jemenitischen Immigranten in Shikun mizrakh, einem Armenviertel in Rishon LeTzion, Israel, geboren. Seine Kindheit wurde von ähnlichen Erfahrungen wie vielen Mizrahim geprägt: Die zehnköpfige Familie musste sich in einer Zweizimmerwohnung zurechtfinden, und war auf die finanzielle Hilfe jades Familienmitglied angewiesen. Zohar tat mit 13 Jahren, was von ihm erwartet wurde: Er brach die Schule ab und fing an, im Bau zu arbeiten.

Zohar Argovs erste Zuhörer waren Gäste von Bar-Mitzvahs waren, wo er sang – und sich den Spitznamen Hasamir erwarb. Das alles sollte sich schnell ändern. Denn
 kulturell trat eine neue, authentische Stimme der Mizrahim an die Oberfläche: Es war die Stimme von Zohar Argov.

Bald kamen die ersten Kassetten heraus. Und noch heute erinnert sich Meir Reuveni, einer der Reuveni Brüder (die damals die einzigen Produzente von Musica mizrahit waren) daran, wie er Zohar Argovs erstes Demotape hörte und sagte: "Endlich habe ich den Meister, den ich all diese Jahre gesucht habe, gefunden". Argovs erstes Album, Elianor, war ein sofortiger Erfolg, und verkaufte sich schneller als es geliefert wurde. Es musste daher am Eingang des Ladens verkauft werden.

Dies war der Beginn eines neuen Genres, musica hakassetot (Kassettenmusik) – im Gegensatz zum Mainstream, der auf Schallplatten produziert wurde. Sogar der Leiter des staatlichen Radios Kol Israel benutzte diesen Ausdruck. Jedoch weigerte er sich "aufgrund des niedrigen Niveaus der Texte, Musik und Begleitung" diese Musik zu spielen. Aber selbst er konnte den Erfolg der Musica Mizrahit nicht aufhalten: Die Clubs, in denen Argov auftrat waren ebenso schnell ausverkauft wie seine Kassetten. Und aus fast jedem Laden der Tahana Merkazit [Hauptbusbahnhof] Tel Avivs (im Zentrum armer Arbeiterviertel) dröhnte die Musik Zohar Argovs. Eine Subkultur war geboren.

Dann, im Jahr 1982, kam das Festival der Musica Mizrahit: Zohar Argov sang – und gewann den Wettbewerb mit- sein wohl bekanntes Lied, Ha-Perah BeGani ("Die Blume in meinem Garten"). Das Lied hatte alle Elemente Musica Mizrahit (siehe oben),insbesonders muwal. Es war bahnbrechend, sowohl für israelische Musik im allgemeinen als auch für Musica Mizrahit im Besonderen: Das Lied wurde so beliebt, dass das israelische Musikestablishment dieses Genre nicht länger ignorieren konnte: Die staatliche Radiostation spielte von nun an Ha-Perah BeGani, und bald darauf konnte man überall Musica Mizrahit hören. Asher Reuveni (der andere Reuvenibruder) teilt den Status der Musica Mizrahit in "vor Ha-Perah BeGani” und "nach Ha-Perah BeGani". Und Argov, der vorher von den israelischen Medien ignoriert worden war, konnte sich vor Interviewanfragen nicht mehr retten. Er produzierte 10 Platten in 5 Jahren, die allesamt Erfolge waren. Mit seinem Erfolg öffnete er den Weg für andere Mizrahi Sänger. Man nannte ihn Hamelekh (der "King").

Leider endete sein Weg so wie der seines Spitznamensvetter (Elvis Presley): Drogen, Reha und Gefängniszellen. In einer derselbigen nahm er sich am 6. November 1987 das Leben.

Im israelischen Fernsehen widmete sich jetzt eine neue Serie dem Leben (und Tod) von Zohar Argov.

Hier Zohar Argovs grösster Hit: Ha-Perech be-Gani 
 
Bild: Public Domain
Text: Rosebud

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Sonntag, 22. Oktober 2017

Circumsize me: Ein jüdischer Stand-Up-Comedian namens Christian

 
                                                    Circumcize me: Yisrael Campbell

"Als sie mir sagten, dass ich noch einmal eine Beschneidung über mich ergehen lassen muss, antwortete ich: 'Von mir aus. Aber wisst nur, dass drei Beschneidungen nicht Regeln einer Religion sind - DAS ist ein FETISCH"
(Yisrael Campbell, aus "Circumsize me")

Der 1963 als Christian Campbell in Philadelphia geborene Comedian hat in der Tat drei Beschneidungen über sich ergehen lassen - denn er trat dreimal zum Judentum über; Einmal Reform, einmal Konservativ, und dann Orthodox. Doch er nimmt es gelassen, mit Humor - und hat darauf seine Karriere als Stand-Up-Komiker aufgebaut.

So meinte der seit dem Jahr 2000 in Jerusalem lebende Campbell über Sicherheitskontrollen bei Flügen von Israel: 

"Die Sicherheitsleute sehen einen orthodoxen Juden mit Kaftan, Schäfenlocken und Bart vor sich, auf dessen Pass der Name 'Christian' steht. Da fragen die erst gar nicht, ob ich selber gepackt habe. Sie wollen wissen, wo die Bombe ist!"

Ob er - wie der Zahnarzt bei "Seinfeld" - wegen der jüdischen Witze übergetreten ist, ist unbekannt. Was er mit dem fiktiven Zahnarzt gemeinsam hat, ist die Tatsache, dass er "Witz-Immunität" der drei monotheistischen Religionen hat, denn der als Katholik geborene ("ich war so gläubig, dass ich übergetreten bin, um der Hölle zu entkommen") Campbell war mit einer ägyptischen Muslime liiert, bevor er zum Judentum übertrat - dazu meinte er einst: Die Geschichte vom Pessach-Fest über den Auszug aus Agypten führte bei uns immer zum Streit - sie war für "Team Pharao", ich für "Team Moses"...

Aber auch das Judentum bekommt - siehe oben - oft sein Fett ab. So meinte er über Chanukah: "Da zündet man die zweite Kerze vor der ersten an, damit man auf die Gefühle EINER KERZE Rücksicht nimmt! Ach, wie oft denke ich - 'warum bin ich keine Chanukakerze?'"

Inzwischen ist Yisrael Campbell gut in Israel eingelebt, verheiratet und hat Kinder - und auch das ist Teil seiner Routine: "Grösse 0 für Babykleidung - wenn das Baby 0 Kilo wiegt, braucht es vielleicht gar keine Kleidung, oder?" Zudem scheut er sich nicht vor politischen Themen, und war u.a. Teil der sehr erfolgreichen "Israeli-Palestinian Comedy Tour".

Zum Abschluss die neueste Erfindung von Yisrael Campbell: Das J-Phone ("what, you don't come with a bottle of Schnapps?") - na dann, L'Chaim! Auf den jüdischen Humor!

Bild: Public Domain
Text: Rosebud

Mehr Sketche von Yisrael Campbell gibt es auf der Rosenduft-Facebook-Seite

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Party is over: Nachruf auf Allenby 58

Noch steht das Gebäude: Allenby 58

Sommer 1997, Wochentags, 3 Uhr nachts, Allenby 58, Tel Aviv: Während aus dem Hauptraum die Technomusik in vollen Tönen dröhnt - im Mittelpunkt der extra aus Deutschland eingeflogene DJ Sven Väth, der am Plattenpult auflegt - draussen vor der Tür eine Riesenschlange trotz später Stunde schwitzend darauf wartet, hineingelassen zu werden, ist im Nebenraum die Afterparty in vollen Gange: Der Geruch von Marihuana schwebt in der Luft und vermischt sich mit der sanften elektronischen Musik und den Geschmack der coolsten Cocktails ausserhalb Jamaicas. Ein paar aus Berlin eingewanderte Jungs unterhalten sich über die besten Clubs weltweit, und sind sich einig, dass weder New York noch London mit dem neuen Mekka mithalten kann: Tel Aviv is IT.

Ein paar Stunden später, auf dem Nachhauseweg entscheiden sich einige dafür, ins Meer zu springen, das 5 Gehminuten entfernt ist, während andere den ersten Hummus bestellen. Die meisten aber gehen schlafen. Die Arbeit kann waren. Auch in Tel Aviv, der Stadt, die niemals schläft.

Zu dem Zeitpunkt ist der von Uri Stark gegründete Club (nach der Addresse benannt) gerade mal 4 Jahre alt - das Gebäude jedoch bereits 60: Es wurde 1937 von Shlomo Gepstein als Kino im "Internationalen Stil" gebaut (also noch vor "Bauhaus"), und funktionierte auch als solches: "Rimon" war der Name, und "Cassablanca" der Inhalt. Tel Aviv war gerade 18 Jahre alt geworden, und noch Teil des Britischen Mandatsgebiet - der Staat Israel wurde erst 11 Jahre - und einem Weltkrieg - später ausgerufen, nicht weit von der Allenby, auf der Rothschild-Strasse.

                                            Allenby 58 in den Anfangsjahren

Lange hielt sich das Kino nicht, und in den ersten Jahrzehnten wurde das Gebäude hauptsächlich für kleine Geschäfte und Kioske benutzt. Die Einwohner und auch Touristen gingen an "Allenby 58" vorbei, um zum Carmel-Markt, zum Künstlermarkt von Nachlat Binyamin, oder zur Sheinkin-Strasse mit ihren Geschäften und Cafés zu gehen.

Und genau von dieser Sheinkin-Strasse kam Anfang der 90er Jahre einigen jungen DJs die Idee, im ehemaligen Kino einen Nachtclub aufzumachen. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich "Allenby 58" zu einer weltweiten Sensation: Ohne Handy und Internet sprach sich das Wort herum, dass Tel Aviv sein eigenes "Studio 54" hat, mit Platz für Tausend Clubbers, in Meeresnähe, mit (für damaligen Zeiten) State-of-the-Art Technologie und Sound, und vor allem - mit dem DJ als Zentrum des Geschehens (statt als Hinter-den-Szenen-Mischer, wie damals üblich). Es war die Zeit der Clubs, der Love Parade, der endlosen Parties, und Tel Aviv mischte ganz vorne mit. Mit Zigarette (oder Joint) in einer Hand, Drink in der anderen, und immer trendischen Sonnenbrillen wurde getanzt bis in die Morgenstunden...

Und dann endete ein Jahrtausend, und auch für Allenby 58 war die Party zu Ende. Statt Party gab es Terrorattacken, politische Krisen, wirtschaftliche Unsicherheit - und Smartphones. Wer geht schon in einen Plattenladen oder einen Club, wenn man Musik auch alleine am Handy hören kann?

Und diese Woche gab es den Coup de Grace für Allenby 58: Das Gebäude, das in letzten Jahren einen Kiosk und ein Internetcafé behauste, wurde umzaunt und langsam zerstört - Auch Denkmalschutz konnte es nicht retten, denn es ist auf "Kategorie 3", der niedrigsten des Denkmalschutzes. Im Zeichen der Gentrifizierung wird ein neues Gebäude dort errichtet, wo es Luxuswohnungen geben soll. So soll es ausschauen.

                                           Und so soll es ausschauen: Allenby 58, a la 2018

 Das einzige was vom Ruhm von "Allenby 58" übrigbleibt, ist jetzt die Addresse. Aber wenn man in sich geht und die Augen schliesst, kann man noch den Geruch der Noblesse-Zigaretten riechen und zwischen Meeresrauschen und hupenden Autos noch die ruhigen Beats der Afterparty hören, so wie Radiowellen aus einer vergangenen Zeit.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Sonntag, 15. Oktober 2017

Meluchia - das Gericht der Pharaonen



Meluchia ist ursprünglich ein ägyptisches Gericht, dessen Namen "Königlich" bedeutet. Wahrscheinlich stand es schon auf dem Speiseplan der antiken Pharaonen. Es hat sich aber schon so in Israel eingebürgert, dass man es als israelisches Gericht bezeichnen kann.

Der deutsche Name der Pflanze, aus der Meluchia gemacht wird, ist "langkapselige Jute" - da klingt Meluchia schon viel besser. Aber auch der lateinische Name ist nicht ohne: Chorcurus uliturus. Die Pflanze ist Teil der Familie der Malvengewächse, und im Nahen Osten recht verbreitet.

Die Zubereitung der Meluchia ist sehr mühsam: Jedes der ca. 90 cm. langen Blätter muss per Hand abgetrennt, gewaschen und eigenständig geschnitten und zubereitet werden. Dies stammt daher, dass nur das innere jedes Blatt benutzt werden kann. Danach werden die Blätter zusammen mit Knoblauch und Koriander für einige Stunden lang gekocht. Serviert wird Meluchia meist als Eintopf, zusammen mit Huhn- oder Rindfleisch.

                                                Ein Genuß: Meluchia
                                
Meluchia selbst schmeckt wie eine Mischung aus Okraschote und Spinatblatt, und ist wohl an gesundheitlichen Nutzen kaum zu überbieten. Zwar ist die Dickflüssigkeit anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber danach umso leckerer.

Na denn: Guten Appetit!

Bilder und Text: Rosebud

Sonntag, 8. Oktober 2017

Das Elma-Hotel in Zikhron Yakov: von Gewerkschaft-Kurort zu Art-Komplex-Spa

                                            Was für eine Aussicht!

In der "israelischen Toskana", zwischen Tel Aviv und Haifa, von blühenden Weinbergen umgeben, befindet sich Zikhron Yakov. Und in Zikhron gibt es einen Ort, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen soll: Den Elma-Art-Komplex und -Hotel - es ist ein Genuss für alle Sinne.

In einer atemberaubenden Landschaft integriert ist Elma ein Ort, wo Kunst mit großem "K" geschrieben wird: der Eingang zu den Hotelzimmern ist nämlich über das Museum, das rund um die Uhr wechselnde Kunstausstellungen zeigt (die man sich auch anschauen kann, wenn man kein Gast ist). Zudem gibt es 2 Konzerthallen, wo von klassischer Musik bis Jazz alles, was Rang und Namen hat, Konzerte gibt (auch für die muss man nicht Hotelgast sein). Aber das ist bei Weitem nicht alles: es gibt Themenwochenenden, Vorträge, Weinproben usw. Und wenn es lieber nach Massage und Sauna zumute ist, für den ist das Spa gerade richtig!

Aber das war nicht immer so: Als das Hotel 1968 eröffnet wurde, hiess es "Mivtachim Sanatorium" (Sanatorium im Sinne von Kurort für Gewerkschaften, nicht im Sinne von Irrenhaus!), und war seiner Zeit weit voraus: Der Architekt Yaacov Rechter erhielt für die klaren weissen Linien, die wellenartige geometrische Struktur, die den Weinbergen der Umgebung angepasst ist und die Ästhetik des Betons 1973 den renommierten Israel-Preis. Ob die Gewerkschaften, die in Gruppen den jährlichen Sommerurlaub dort verbrachten, das schätzten, ist unbekannt. Allerdings meinte die Jury des Israel-Preises, "das Gebäude verbindet Himmel und Erde".

                                           Dafür gab es den Israel-Preis

Nach den Boom der 1960-70er Jahre stagnierte Elma in den 80er und 90er Jahren - die ohnehin geschwächten Gewerkschaften liessen sich ihren Urlaub entweder auszahlen oder machten Gemeinschaftsferien in Eilat, und auf Privatkunden war Elma nicht eingestellt.

Dies sollte sich 2005 ändern, als Lilly Elstein das Gebäude kaufte und mit der Hilfe von Amnon Rechter - den Sohn des ursprünglichen Architekts - ein Team zusammenstellte, dass aus dem Gewerkschafts-Kurort ein Boutique-Hotel innerhalb eines Museums, mit integriertem Spa machen sollte. Zudem kamen zwei Chefkoch-Restaurants, die bewiesen haben, dass koschere Küche kulinarisch auf höchstem Niveau sein kann.

Und seitdem ist Elma ein Fest für alle Sinne...

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Dienstag, 3. Oktober 2017

Das jüdische Oktoberfest

  




Morgen abend fängt in Israel und der Diaspora Sukkot an, das Laubhüttenfest, das eine ganz fröhliche und ausgelassene Stimmung mit sich bringt: Man sitzt eine Woche lang in der Laubhütte, feiert, singt, isst gute Speisen und trinkt guten Wein - und ist vor allem eines: fröhlich. Denn es ist ein religiöses Gebot, in dieser Zeit glücklich zu sein, unbeschwert.

Natürlich hat das Fest - wie die meisten Feste - sowohl eine spirituelle als auch eine landwirtschaftliche Bedeutung, in diesem Fall der Beginn der Regenzeit, auf die man sich in Israel ganz besonders freut - alles grünt und wächst und blüht, ein wahrer Gaumenschmaus für die Augen.

Auch die vier Arten haben sowohl spirituelle als auch landwirtschaftliche Bedeutung - so symbolisieren sie Augen (Myrthen), Mund (Bachweidenzweige), Rückgrat (Palmzweig) und - am wichtigsten - das Herz (Etrog, eine grosse Zitrone). Hier ein Bild des Herzens:
Woher das Bild kommt, und mehr zu Sukkoth auf unserer Facebook-Seite 
 
Dann bleibt nur übrig zu wünschen: Chag sameach/ fröhliches Sukkot!

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Sonntag, 24. September 2017

Jom Kippur - Tag der Versöhnung und "autofreier Sonntag"

                                                      Jom Kippur in Israel

Am Freitagabend beginnt in Israel (und der jüdische Welt) Jom Kippur, der höchsten Feiertag des jüdischen Jahres. Er endet Samstag nacht. Es ist dies der "Tag der Versöhnung", ein Tag der in der Synagoge verbracht wird, wo man den ganzen Tag fastet und in sich kehrt, sowie sich den Dialog mit dem Ewigen widmet.

In Israel ist es auch "autofreier Sonntag (bzw. Samstag)": Es hat sich eingebürgert, dass das ganze Land für 25 Stunden Pause macht - Restaurants und Geschäfte sind alle geschlossen, öffentliche Verkehrsmittel fahren nicht, und - und das ist eine einzigartige Erfahrung! - es hat sich eingebürgert, dass kein einziges Auto fährt. Für die Bevölkerung Israels (und Touristen, die zu dem Zeitpunkt im Lande sind) ist das ein Happening: Kinder fahren überall mit dem Fahrrad, und Menschen gehen fröhlich auf den Autobahnen und den befahrensten Straßen der Städte spazieren. Dabei atmen sie - wie das Umweltministerium jedes Jahr feststellt - eine bis zu 90% weniger verschmutzte Luft ein...

Kurzum: Jom Kippur ist ein Feiertag, den man auf verschiedenste Weise begehen kann, der aber in Israel eine Atmosphäre schafft, die seinesgleichen weltweit sucht.

In diesem Sinne: Gmar Chatima Tova, also ein schöner Abschluss von Jom Kippur!

Bild und Text: Rosebud 

Sonntag, 17. September 2017

Guter Rutsch! Shana Tova!

 


Guter Rutsch? Neues Jahr? Ist das nicht ein bißchen früh?

Nein, ist es nicht: Denn das jüdische Jahr fängt Mittwochabend an. Es heißt "Rosh Hashana" (wörtlich: "Kopf des Jahres") und wird nach dem Mondkalender berechnet. Man wünscht sich dann "Shana Tova" (hebr. Gutes Jahr).

Rosh Hashana lautet die "10 Busstage ein", die am 10. Tag mitYom Kippur (Tag der Versöhnung) enden. Es wird sowohl beim Ewigen als auch bei den Mitmenschen um Verzeichung für die Sünden des Vorjahres gebetet und gebittet, und man versucht, sich dieses Jahr besser zu halten.  
An Rosh Hashana selbst ist es Brauch, zu einem Fluß zu gehen, wo man Brotstücke - die die Sünden symbolisieren, ins Wasser wirft, und hofft, dass die Strömung nicht nur die Brotstücke, sondern auch die sündhaften Tendenzen wegspült. Dieser Brauch heißt Taschlich (Wegwerfen, d.h. Wegwerfen der Sünden) Bei sehr Religiösen kann dann folgendes passieren:
                                           Neulich, beim Taschlich


Eine weitere Tradition, ist es, den Shofar zu blasen: Der Shofar ist ein Widderhorn, dessen Ton durch Körper und Seele dringt - und das ist auch die Idee dahinter. Es ist dies ein letzter Aufruf zur Besserung, zu einem besseren Verhalten in diesem Jahr. Im Hebräischen kommt das Wort "Shofar" auch von derselben Wurzel wie "Shipur", Verbesserung. Dazu kann man dann sagen:

Und so hört sich der Shofar an

Schließlich ist es Brauch, Äpfel in Honig zu tauchen. Damit symbolisiert man ein fruchtvolles Jahr (im wahrsten Sinne des Wortes) sowie ein süßes Jahr. Das ist es auch, was man sich am meisten wünscht: Shana Tova u-metuka (ein gutes und SÜSSES Jahr).

Auch wir von Rosenduftgarten wünschen allen Lesern ein gutes und süßes jüdische Neujahr!
SHANA TOVA u-METUKA

Bilder: Public domain
Text: Rosebud

Mehr zu Rosh Hashana gibt es auf unserer Facebook-Seite

Mittwoch, 13. September 2017

Shimon Peres - ein Jahr ohne den pragmatischen Träumer

                                                 Peres (1913-2016)

Vor genau einem Jahr starb mit Shimon Peres wohl einer der letzten Gründerväter Israels. Der als Szymon Perski in Wiszniew (damals Polen) geborene Staatsmann emigrierte als 10-Jähriger in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina, wo er zunächst als Schafhirte und Kuh-Milcher arbeitete.

                                                         Peres in jungen Jahren


Bereits in jungen Jahren zeigte sich allerdings sein politisches Talent, und so ernennte ihn David Ben-Gurion, später der erste Premierminister Israels, im Unabhängigkeitskrieg zum Leiter des israelischen Seedienstes. Nach der Staatsgründung blieb er Ben-Gurion und der Politik treu - und prägte Israels Politik bis zu seinem Tode.

Es würde den Rahmen sprengen, alle Errungenschaften von Shimon Peres aufzuzählen, daher nur ein paar Highlights:
- zweimalig Premierminister (1986-1988 sowie 1995)
- Präsident (2007-2014)
- Friedensnobelpreisträger
- Träger der amerikanischen "Presidential Medal of Freedom"

... und alles das von einem, der nie eine Wahl gewinnen konnte, und der als Outsider galt - denn er war, im Gegensatz zu Politikern wie Yitzhak Rabin und Moshe Dayan, weder in Israel geboren, noch ein Militärheld gewesen.

Peres aber war ein Aufstehmännchen, der sich von einer verlorenen Wahl nie davon abbringen ließ, es noch einmal zu versuchen, ein unverbesserlicher Optimist, der oft meinte, seine als "naive Träumerei" bezeichnete Idee von Frieden und einem "neuen Nahen Osten" sei nur ein Zeichen seines Pragmatismus.


Begeistern liess sich Peres von neuen Technologien, und von Israels Entwicklung zur "Start-Up-Nation", wie man hier sehen kann, mit typischen Peres-Humor:

                                             Peres und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

Und so erhielt er vielleicht das beste Kompliment seines Lebens als Nachruf zu seinem Tod: "Peres war ein Visionär", meinte Tim Cook in einem Tweet. Wenn der Geschäftsführer von Apple das über einen 93-Jährigen ehemaligen Schafhirten sagt, dann ist vielleicht die Welt doch kein so schlechter Platz, und der naive Träumer hat doch recht behalten.

Text: Rosebud
Bilder: Public Domain

Sonntag, 10. September 2017

Heilige Stadt im Norden Israels


                                            Ortsschild

Nazareth wird im Alten Testament nicht erwähnt, gilt aber als Heimatort und Vaterstadt von Jesus. Archäologen haben seine Existenz zur Zeit der Geburt Jesus in Zweifel gezogen. Jedoch haben Ausgrabungen jedoch die Besiedlung der Areale um die heutige Stadt seit dem 2. Jahrtausend BCE nachgewiesen: Auf diese Zeit geht ein Grabfeld zurück, das in dem Berghang gefunden worden ist, und auf das 13. Jahrhundert BCE ein eisenzeitliches Dorf.

Nach den Evangelien lebten hier Maria und Josef, und auch der Erzengel Gabriel kam dort zu Maria. Später zogen die beiden nach Bethlehem, wo Jesus geborten wurde, jedoch zogen die drei zurück nach Nazareth. Jesus wird deswegen als "Nazarener" bezeichnet, oder auch "Jesus aus Nazareth".

Heute ist die Stadt der Ort mit der größten arabischen Bevölkerung in Israel, und auch das kulturelle Zentrum der arabischen Israelis. Und natürlich ist es mit vielen Kirchen und historischen Stätten eine wichtige Tourismusattracktion. Neben Nazareth ist das jüdische Nazareth-Illit, wo sich u.a. die Schokoladenfabrik von "Elite" befindet, einem der Haupthersteller von Schokoladen in Israel.
                                                     Kirche in Nazareth

Eine weitere Attracktion ist natürlich die Altstadt, wo man in einen der vielen kleinen Gassen Gewürze kaufen kann oder Souvenirs - oder einfach bei einer Wasserpfeife und einer guten Tasse Kaffee relaxen kann.
                                            Altstadt Nazareths

Bilder und Text: Rosebud

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Dienstag, 5. September 2017

Bronzemedaille, Made in Israel

                                              Bild: Public Domain


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Dienstag, 22. August 2017

Slichot; Lithurgische Gesänge zu Morgengrauen

                                            
             Slichot-Gebet

Seit heute befinden wir uns im jüdischen Monats Elul (des letzte Monat des jüdischen Jahres). Und da ist es Tradition, bei Morgengrauen die sogenannten Slichot-Gebete zu singen.

 Bei den Slichot-Gebeten handelt es sich um sogenannte "Piyutim" - das sind lithurgische Gedichte aus dem Mittelalter oder älter, die sich oft reimen, und manchmal in alphabetischer Reihenfolge geschrieben werden, und die später in Musik gesetzt werden. Sie heiligen den Namen des Ewigen und bitten gleichzeitig um Vergebung für das sündenvolle und unbescheidene Leben des letzten Jahres.

Bei den Sepharden werden die Slichot um 5 Uhr früh,also vor Sonnenaufgang und dem Morgengebet, gebetet, während bei den Ashkenazen es spät am Abend, meist nach Mitternacht gebetet werden. Und so sieht man in religiösen Gegenden wie z.B. Nachlaot in Jerusalem oft um 4:30 einen Mann mit einer Glocke durch die Nachbarschaft gehen, der mit Geklingel und "Slichot, Slichot" die Leute aufweckt.

Trotz des Ernst dieser Gebete und des damit verbundenen Insichgehens ist es aber eine wunderschöne Tradition, wo man die Möglichkeit hat, wunderschöne Melodien zu hören und zu singen, und oft wird süßer Tee und Süßigkeiten serviert, um die späten Nacht- oder frühen Morgenstunden zu versüßen.

In letzten Jahren ist es Tradition geworden, dass auch Nicht-Religiöse Slichot-Touren durch religöse Gegenden machen - das sind meist Nachttouren, wo man verschiedenen Nachbarschaften und Synagogen verschiedener Gemeinden sieht - und vor allem hört. Hier ein Beispiel für zwei Slichot-Piyutim, wunderschön vorgesungen von Lior Amendy.

Ein weiterer Trend ist es, dass bekannte israelische Sänger Slichot-Piyutim neu vertonen - hier Meir Banai sel. And., der "El Nora Alila" (wie schlimm sind unsere Taten) singt, dessen zweite Zeile heisst "himza lanu mechila be-shaat ha-Neila" (vergebe uns, wenn sich die Pforten schließen), wobei die Pforten des Himmels gemeint sind, die sich beim Schlussgebet von Jom Kippur, dass auch so heisst -Neila - schließen.

Wir wünschen allen Lesern ein Shana Tova u-Metuka (ein gutes und süßes Neues Jahr), und dass der Adon HaSlichot, der Vater der Slichot, die Gebete erhöhern möge.

Bild: Public Domain
Text: Rosebud