Mittwoch, 29. Juli 2020

Israels Mann in China - 100. Tor zum 33. Geburtstag?

Er ist der Kapitän der israelischen Fußballnationalmannschaft, ist erfolgreicher Spieler in Guangzhou, China. Im Februar war er in Corona-bedingt in Israel, und es war nicht klar, ob er wieder nach China zurückkehren würde. Schlußendlich tat er es - und ist jetzt, an seinem 33. Geburtstag, kurz davor, einen weiteren Rekord zu brechen: 100 Tore,


Seine Fans können nicht einmal seinen Namen aussprechen. In Scharen sitzen sie im Yuexiushan- Stadium in Guangzhou, China und feuern ihn mit "Tscha-Habi, Tscha-Habi"-Rufen an.


"Tscha-Habi" heisst in Wirklichkeit Zahavi, Eran Zahavi, und ist aus Israel.
                                                 Zehavi mit seinem Markenzeichen nach
                                                 Torschuss: gezückte Pistole

Der im Juli 1987 in Rishon LeZion geborene Zahavi spielte zwar bereits mit 16 Jahren in der Jugendmannschaft und mit 18 professionell, wurde aber erst in den letzten Jahren zum Spitzenspieler.  Oren Josipovich, der kürzlich eine Biographie (bisjetzt nur auf Hebräisch erhältlich) zu Zahavi schrieb, meinte im Radio, dass Zahavi ein Spätzünder war, was im Fussball selten ist, und noch seltener ist es, im Alter von 30 seinen sportlichen Höhepunkt zu finden...

Genau das passierte aber - nach einer unspektalurären Karriere bei HaPoel Tel Aviv, einer Zwischenstation bei Palermo und dem Wechsel zu HaPoels grössten Rivalen, Makkabi Tel Aviv (HaPoel-Fans haben ihm das nie verziehen) wechselte er 2016 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion für eine Rekordsumme zum chinesischen Team Ghangzhou R&F.

Und dort entwickelte er sich zum absoluten Superstar, der selbst Weltstars, die auch in China spielen (z.B. Carlos Tevez aus Argentinien) in den Schatten spielen. So wurde Zahavi, der 2017 auch Kapitän der israelischen Nationalmannschaft war, letzten Monat nicht nur zum "Spieler des Jahres" der chinesischen Liga, sondern auch zum Torschützenkönig, mit 27 Toren. Wenn man da bekannt, dass sein Team gerade mal 6. der chinesischen Liga ist, ist das eine unglaubliche Errungenschaft.

Und nachdem Eran Zahavi wie guter Wein mit den Jahren immer besser wird, wird man auch in Zukunft Zahavis Markenzeichen, die "gezückten Pistolen" (siehe Bild oben) oft sehen, ob in China, in Israel oder wo auch immer ihn seine Karriere trägt.

                                     Zahavi und Familie in Heimaturlaub, natürlich mit Maske

Text: Rosebud
Bilder: Public Domain

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Mittwoch, 22. Juli 2020

Sarona - Von Templerkolonie zu Tel Aviver Boutiquemarkt

                                               Sarona, heute...

 

...und einst




Sarona ist eine ehemalige Templerkolonie, die sich heute im Zentrum Tel Avivs, nicht weit vom Azrieli-Shoppingzentrum. Als Kolonie der deutschen Templer-Sekte (selbsterklärte Nachfolger der Kreuzritter) war Sarona eines der ersten modernen Landwirtschaftssiedlungen im damalig osmanischen Palästina: 1871 kauften sie 60 Hektar Land von einem griechischen Kloster in Jaffa (4 Kilometer davon entfernt) und errichteten bereits im Oktober die ersten Häuser.
Den harten Bedingungen, der heißen Sonne und der Malaria zum Trotz bauten die Templer Eukalyptus an, hatten ein Weingut und Olivenpressen. 1889 lebten bereits 269 Leute in 41 Häusern - Häuser mit deutschen Aufschriften und alten Uhren an der Front, die heute noch immer stehen, und diese Gegend zu etwas ganz besonderes machen...
Leider fand die Idylle der Templer ein jähes Ende, als sie zur Zeit der britischen Besatzung die Nazis unterstützten - so gab es Hitlerjugend-Branchen und Hakenkreuzfahnen hingen über den Häusern. Die Briten, die das Mandatsgebiet über Palästina ab Ende des Ersten Weltkrieges hatten, verschoben die Templer kurzerhand nach Australien ob der Nazi-Sympathien - ein Zug, den auch die jüdischen Einwohner Palästinas begrüßten.



Restoriertes Templerhaus

Und Heute?

 

Lange standen die Gebäude brach - nach der Staatsgründung und der Erweiterung Tel Avivs siedelten sich einige Ministerien in Sarona an, einschließlich dem Verteidigungsministerium, dass noch heute da ist.

Seit 2003 wurde Sarona restoriert, und seit ca. 1 Jahr ist es der Öffentlichkeit zugänglich - und ist zu einem richtigen Boutiquemarkt mit Luxus-Kleiderketten, exklusiven Restaurants, Konzerten - und sogar einen bayrischen Biergarten (mit bayrischen Bier)!

Und seit einem Monat gibt es jetzt auch den "Sarona Markt" - einem In-Door-Markt, der sich mit den besten Märkten Europas messen lassen kann - mit frischen Gemüse, Fisch, Fleisch und Cafés, die auch in Wien hätten stehen können.

Kurzum: Ein Besuch lohnt sich!

Text: Rosebud
Bilder: Rosebud und Public Domain
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Sonntag, 12. Juli 2020

Für die Corona-Stunden zuhause bei heißem Klima: Sinye - ein kulinarischer Wüstentraum


Ein Chamzin (Wüstenwind) hat mir dieses Rezept aus dem Jemen gebracht, in Israel sehr beliebt - insbesondere bei 30 Grad im Schatten... Es ist ein Rezept, bei dem man die heiße Wüstensonne auf dem Gesicht spürt, während die scharfen Gewürze einem das Wasser im Munde zusammen laufen lassen. Sinijeh – ein Name wie aus 1001 Nacht, und ein Gericht, das ein Genuss für Augen, Nase und Geschmackssinn ist...
 
Man benötigt:
 
- 500 Gramm Lamm-Hackfleisch (Gesundheitsfanatiker können auch Truthahn benutzen, aber Lamm schmeckt auf jeden Fall besser)
- 1 Esslöffel Mehl
- 2 feingehackte Zwiebel
- 2 kleingehackte Knoblauchzehen
- 2 Esslöffel feingehackte Petersilie
½ Teelöffel Zimt
- Salz, je nach Geschmack
- Schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- 2 Esslöffel Olivenöl
- 30 Gramm geröstete Pinienkerne
- 3-4 Esslöffel Zitronensaft (oder frisch ausgepresste Zitronen)
- 125 Milliliter Tahinipaste (Sesampaste)
Schug (ausgesprochen: S-Chug), ein sehr scharfes jemenitisches Gewürz, je nach Verträglichkeit
 
Das Fleisch wird in eine große Schüssel gegeben, mit Mehl bestäubt und gewendet, bis das Mehl gleichmäßig verteilt ist. Dann werden Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie und Zimt hinzugefügt. Anschließend salzen, pfeffern, das Öl und die Pinienkerne hinzufügen. Jetzt kommt das Wichtigste: Schug – das ist wirklich ein ganz besonderes und ganz besonders scharfes jemenitisches Gewürz, das dem Gericht das „gewisse Etwas“ gibt – man spürt, wie die Schärfe das ganze Gesicht heraufsteigt und sämtliche Sinne beeindruckt!

Das Ganze wird in eine mit Öl ausgepinselte Backform gefüllt. Anschließend mischt man die Tahinipaste, den Zitronensaft und 1-2 Esslöffel Wasser in einer kleinen Schüssel und gießt die Mischung über die Fleischmischung. Die Tahinipaste gibt dem Gericht einen erfrischenden Touch, ähnlich wie Joghurt beim griechischen Moussaka.  

Zum Schluss wird das Gericht bei ca. 180 Grad für 45 Minuten im Ofen gebacken. Dann kann serviert werden. Reis passt übrigens gut als Beilage, und nach dem Essen gibt es hoffentlich einen arabischen Kaffee: Schwarz wie die Nacht, heiß wie die Wüstensonne und süß wie die Liebe.
 
Bilha´na! (Guten Appetit)

Donnerstag, 9. Juli 2020

Nazi-Killer-Ballerina



"Zieht Euch aus!", ruft SS-Oberscharführer Walter Quakernack der Gruppe Frauen zu, die gerade in Auschwitz angekommen sind. Eine davon, eine ausgebildete Tänzerin, macht daraufhin eine erotische Striptease-Performance. Quackernack schaut ihr mit lechzender Zunge zu. Plötzlich nimmt sie ihren Stöckelschuh und bohrt den Absatz in seine Stirn. Der SS-Oberscharführer sinkt zu Boden. Die Tänzerin greift sich seine Pistole, und schiesst auf zwei weitere SS-Männer. Die anderen Frauen folgen dem Beispiel, und stürzen sich auf die Nazis, nach Berichten zufolge schaffen sie es, einen zu skalpieren, und einen anderen die Nase aus dem Gesicht zu reissen. Dann aber kommt vollbewaffneter Nachschub der Nazis, mit auf die Frauen gerichtete Maschinengewehre. Die Tänzerin, die sieht, wie aussichtslos die Situation ist, nimmt die Pistole, die sie vom ersten SS-Mann entwendet hatte, setzt sie an ihre Stirn - und drückt ab...

Was wie eine Szene aus einem Tarantino-Film klingt - so in etwa "Kill Bill meets Inglorious Basterds", beruht auf wahren Begebenheiten - es ist dies die Geschichte von Francisza Mann, einer 1917 in Polen geborener Jüdin, die bereits in jungen Jahren (zur Zeit ihres Todes war sie 26 Jahre alt) bereits eine Karriere als Ballerina für sich geschaffen hatte. Als zusätzliche Einnahmequelle tanzte sie in Nachtclubs, wo sie wohl das Ablenkungsmanöver des Stripteasetanzes ebenso lernte, und auch, wie man sich lästige Männer weghält...


Diese Geschichte wäre wohl in Vergessenheit geraten, hätte sich nicht, wie in "Haaretz" berichtet  2019 das "Jerusalem Ballet" sich - wie passend! - durch ein Ballett sich ihrer erinnert. Die Premiere war am 1. September 2019. Das ist der 80. Jahrestag des Beginn des Zweiten Weltkriegs.



Text: Rosebud
Bilder: Public Domain

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Donnerstag, 2. Juli 2020

Mony Weingut: Über Wein und Völkerverständigung

                                                Weingut Mony - einzigartig

Nicht weit entfernt von Jerusalem und Beth Shemesh, in Deir Rafat im Süden Israels, liegt der Weingut Mony. Es ist ein ganz besonderes Weingut, das seinesgleichen weltweit such

Aber zurück zu Deir Rafat: Dabei handelt es sich um ein katholisches Kloster, das 1927 vom Priester Luigi Barlassina gegründet wurde. Barlassina, der 1872 in Turin geboren wurde, war aber mehr als nur ein Priester - er wurde von Papst Pius XI zum Patriarchen Jerusalems ernennt. Das war 1920, und diesen Posten hatte er bis zu seinem Tode 1947 inne.

Das von ihm gegründete Kloster steht immer noch - jedoch hört man hier eher Arabisch als Italienisch (oder gar Latein). Und von dort aus hat man einen Ausblick auf eine der pastoralischsten Landschaften Israels, wirklich eine Augenweide.
                                             Das Kloster - es steht immer noch
                                             Die Aussicht

Wir schreiben das Jahr 1980. Im Norden Israels, in Galiläa, lebt und arbeitet eine respektierte Familie arabischer Christen namens Artul. Die Familie ist wohlhabend und einflußreich, und überlegt sich, eine Investition in die Landwirtschaft zu machen. Dann stirbt Dr. Mony Artul.

Die Geschwister von Mony ehren seinen Namen auf ganz besondere Weise: Sie kaufen ein Weingut im Süden Israels, und nennen den Wein Mony, als Ehrung Dr. Mony Artuls. Der Ort des Weinguts: Deir Rafat.

Doch damit endet diese Geschichte nicht, im Gegenteil: Die Artuls wollen nämlich nicht nur vorzüglichen Wein produzieren, sondern auch etwas für die Völkerverständigung tun - und entschließen sich, den Wein koscher zu machen, ihn also unter jüdische Aufsicht zu stellen.
                                                      Unter jüdischer Aufsicht: Weinpresse

Gesagt, getan. Und so kann man in Deir Rafat eine wunderschöne Aussicht genießen, und stundenlang dort spaziergengehen. Man kann sich auch das noch aktive Kloster anschauen. Oder aber, man geht ins Mony-Weingut: Dort hört man Arabisch, Yiddisch und Hebräisch - und vor allem, kann man dort den vorzüglichen Wein probieren, der einem vom Koscher-Aufseher eingegoßen wird.

Und so sieht er aus, der Wein der Gesundheit, Wahrheit und Völkerverständigung:

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Bilder und Text: Rosebud