Sonntag, 29. März 2020

Aus dem Archiv: „Die Welt miteinander verbinden” - Interview mit “Jewdyssee”





Die Band „Jewdyssee“ (www.jewdyssee.com) gibt es seit Frühjahr 2008. Sie gibt der traditionellen jüdischen Musik durch Popklänge und elektronischer Musik ein neues Gewand, zu dem man auch in den Clubs wunderbar tanzen kann. Zu der Frauenband, die von Elina Tilipman gemanagt wird und bei der Maya Saban die Leadsängerin ist, hat sich nun auch ein Mann hinzugesellt: Valeri Goodman. 

BR: Stellt euch doch einmal vor.

Maya:
Ich bin Maya Saban, bin in Berlin geboren und aufgewachsen, und zwar als
Tochter einer Berliner Jüdin, die schon seit drei Generation in Berlin lebt, und
eines israelischen Vaters. Jüdischkeit war schon immer Teil meiner Kindheit: So
war ich im jüdischen Kindergarten, bei der „Zionistischen Jugend Deutschlands“
(ZJD) und bin mit den Liedern Ofra Hazas und Jardena Arazis aufgewachsen. Für
mich war es also ganz natürlich, auch musikalisch in diese Richtung zu gehen.

                                                 Maya Saban

Elina: 
Bei mir war das nicht so natürlich: Ich wuchs in einer Kleinstadt in
Norddeutschland auf, wo wir die einzige jüdische Familie waren. Erst mit ca. 10
Jahren hat sich da bei mir ein jüdisches Bewußtsein entwickelt.

Valeri:
Und ich bin hier die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Der Mann in der
Frauenband und der Nichtjude bei „Jewdyssee“. Geboren und aufgewachsen bin
ich in der ehemaligen Sowjetunion, wo Musikausbildung Teil der Erziehung war.
Und da lernte ich viele russische Volkslieder und traditionelle Musik, die –wie ich
heute weiss- jüdisches Liedgut sind. 1993 bin ich dann nach Deutschland gezogen.


BR:  Wie habt ihr euch kennengelernt?

Maya:
Ich mache schon, seitdem ich 16 Jahre alt bin, Musik. Ursprünglich war das
deutsche Popmusik. Ich wollte mich aber in eine andere Richtung orientieren. Und      
als ich mit Valeri, der in einem Club als DJ auflegte, ins Gespräch kam, sahen wir,
dass wir musikalisch die gleichen Ziele hatte. Elina traf ich dann auf einer
Geburtstagspartie, wo wir feststellten, wieviel wir gemeinsam hatten: Die Liebe
zur Musik, die Jüdischkeit und das Interesse, etwas ganz Neues zu machen. Im Mai 2008 war dann „Jewdyssee“ geboren.


BR: Mit welcher Kultur könnt ihr euch am ehesten identifizieren? Mit der     
deutschen, der jüdischen oder der osteuropäischen? Oder mit der Kultur, die ihr selbst schafft, also der Musik?

Valeri:
Ehrlich gesagt, habe ich mir diese Frage das letzte Mal gestellt, als ich 16 Jahre
alt war. Ich denke, dass wir so kosmopolitisch sind, dass es eher darum geht,
verschiedene Kulturen zusammenzubringen, als sich eine auszusuchen. Und da ist
die Musik wohl wirklich der einende Faktor.

Maya:
Ich würde Valeri da zustimmen. Ich sehe mich als Berlinerin, als Israelin, als Frau
und als Musikerin. Und alle diese Identitäten spielen bei mir eine Rolle.


BR: Inwiefern unterscheidet sich das jüdische Publikum vom nichtjüdischen
       Publikum?

Elina:
Beim jüdischen Publikum ist natürlich der Druck größer: Die kennen ja meistens
die Texte und Melodie der jüdischen Lieder, denen wir ein modernes Gewand  geben.

                                           Elina und Maya feuern das Publikum an

Maya:
Das stimmt. Dafür ist es dann umso schöner zu sehen, wie das deutsche Publikum,
das eigentlich keinen Bezug zu diesen Liedern hatte, bei unseren Konzerten
begeistert mitgetanzt hat und dann sogar bei jiddischen Liedern wie „Yankele“ mitgesungen hat.

Ich denke, dass wir für das jüdische Publikum die jüdische Religion, Kultur und           
Tradition schmackhaft machen und dem nichtjüdischen Publikum eine fröhliche, lebensfrohe Seite des Judentums zeigen, fernab vom Holocaust und dem Ernst, der hier oft den deutsch-jüdischen Dialog dominiert. Beiden zeigen wir, dass jüdische Kultur etwas Positives ist, dass Musik und Lebensfreude ein integraler Teil des Judentums sind.

BR: Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Maya:
Wir haben gerade eine Tour deutscher Städte hinter uns, wo wir insbesonders in
Hamburg und Mannheim eine unglaubliche Begeisterung für unsere Musik gesehen haben. Jetzt geht es dann nach Amerika, wo wir viel reisen werden, viele
 Konzerte geben werden und eine „World Party“ machen. Wir wollen die Welt
 miteinander verbinden.



Bildquelle: Jewdyssee, mit Genehmigung
 (erstmals veröffentlicht bei Zeitjung, 2009)

Mittwoch, 18. März 2020

Gut fuer Vaterland ZU LEBEN - Corona-Impfung von Tel Hai?

Diese Geschichte ist fast zu gut, um wahr zu sein:

100 Jahre nach dem Kampf um Tel Hai (siehe hier) und dem beruehmten Satz "Gut, fuer Vaterland zu sterben" wird genau hier ein Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt - dann koennte der neue Satz lauten: "gut, fuer Vaterland - und die Welt ZU LEBEN"

                                                   Migal-Labor-Webseite

Wie naemlich kuerzlich bekannt wurde, arbeitet ein kleines Labor bei Tel Hai (ca. 300 Mitarbeiter) bereits seit 4 Jahren an einer Impfung fuer Vogel-Corona - seit den letzten 2 Jahren sind sie auf Menschen-Corona umgestiegen.

Es waere eine Ironie der Geschichte - und eine Geschichte, die so unglaublich ist, dass sie nur das Leben schreiben kann.

Mehr dazu und anderen - sowohl zu Corona als auch zu anderen Themen auf unserer Facebook-Seite

Bild: Migal-Webseite
Text: Rosebud

Donnerstag, 5. März 2020

A frejliches Purimfest!

 


Ab Montagabend und Dienstag den ganzen Tag wird in Israel und der jüdischen Diaspora Purim gefeiert (in Jerusalem auch am Mittwoch).


Hier etwas Hintergrund:


Das Purimfest (von hebräisch Pur = Los) wird am 14. Adar des Jüdischen Kalenders,. Purim ist ein Fest, das an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert. Haman, der höchste Regierungsbeamte des persischen Königs, hatte damals vor, die gesamten Juden im Perserreich an einem Tag zu ermorden. Königin Ester führt jedoch durch Fasten und Gebet die Rettung herbei.

In der Synagoge wird aus diesem Anlass gefeiert, wobei es meist nicht übermäßig ernst zugeht; der ganze Ablauf zielt auf Freude. Dabei wird auch die Festrolle des Buches Ester vorgelesen.
 Vorlesen der Esther-Rolle
Immer wenn der Name Haman fällt, wirdvon den Anwesenden Tuten, Rasseln und Ratschen so viel Lärm wie möglich gemacht. Dies beruht auf dem religiösen Befehl den Namen Amaleks, Hamans Vorfahr, zu löschen, nachdem Amalek Israel auf dem Weg zum Gelobten Land behindert hat. Sein Name wurde damit zum Symbol der Judenfeindschaft.
Weitere Traditionen sind die Verkleidung, Almosen geben sowie so viel Alkohol zu trinken bis "Adladya", d.h. bis man nicht mehr unterscheiden kann zwischen den Guten und den Bösen der Geschichte. 
In religiösen Gegenden gibt es zudem einen "Purim-Tisch", wo der chassidische Rabbi mit seinem Gefolge singt und tanzt - es geht rund!

Wie das ganze dieses Jahr ausschaute? Das wird man bald auf unserer Facebook-Seite sehen.
Bilder und Text: Rosebud

Sonntag, 1. März 2020

"Gut, für Vaterland zu sterben" - 100 Jahre Kampf um Tel Hai

                                             Tel Hai

Heute vor 100 Jahren, am 1. März 1920 fand der Kampf um Tel Hai statt: Dabei handelt es sich um eine kleine Ansiedlung in Galiläa, im Hula-Dorf, im Norden Israels.

Eine Anzahl jüdischer Pioniere stand einigen hunderten schiitischen Milizen, die aus dem Libanon kamen, gegenüber. Unter den Pionieren war auch Josef Trumpeldor, ein russischer Immigrant nach Palästina (damals britisches Mandatsgebiet) und Zionist, der den zukünftigen jüdischen Staat aufbauen wollte.


                                                         Trumpeldor

Trumpeldor, der bereits im russisch-japanischen Krieg 1902 einen Arm verloren hatte, sank von Schüssen tödlich verletzt, zusammen, und sprach einen der ikonischsten Sätze der Geschichte Israels und des Zionismus (und überhaupt):

"Das macht nichts. Es ist gut, für sein Land zu sterben."

Das war vor 100 Jahren, heute, auf den Tag genau.

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Mehr zu Trumpeldor, Tel Hai und anderes gibt es auf unserer Facebook-Seite