Dienstag, 24. November 2015

Hummus in der Tankstelle

                                           Hummus Elijahu

Im Norden Israels, in Yokneam, gibt es - ganz versteckt hinter einer Tankstelle, in einem kleinen Seiteneingang eines Hintergebauedes, dass man nicht einmal als Tankstellenbesucher gut sieht, den nach Ansichten vieler besten Hummus nicht nur Galilaeas, nicht nur des Norden Israels, sondern ganz Israels - und auch weltweit...

In einem kleinen Gasherd (siehe Bild oben) werden die Frisch gelieferten Kichererbsen mit viel Liebe gekocht, waehrend das ebenso lokal gelieferte Olivenoel langsam hinzugemischt wird.

Heraus kommt ein Hummus, der einem wahrlich im Munde zerfliesst, und an dessen Geschmack sich noch tagelang nach dem Besuch im Norden sehnt. Es gibt sogar Israelis, die einen Umweg auf ihrer Route machen, nur um nach Yokneam zu kommen, die in die Tankstelle mit vollem Tank fahren, nur um bei Hummus Elijahu Hummus zu holen...

                                           und fertig ist der Hummus

Abschliessend soll erwaehnt werden, dass es in Israel einige Geheimtipps von Restaurants gibt, die sich in den ungewoehnlichsten Orten verstecken - u.a. auch Tankstellen. So ist eines der besten orientalischen Restaurants in einer Tankstelle in der "Golani"-Junction. Aber dazu ein ander Mal...

Bilder und Text: Rosebud




Sonntag, 15. November 2015

Kulinarisches aus Israel: Schoko-Döner

                                            Was es nicht alles gibt: Schoko-Döner

Israel war schon immer ein Pionierstaat, eine Start-Up-Nation, noch lange bevor das Internet erfunden wurde: Geringe finanzielle Mittel, eine grosse Wüste und fast gar keine Rohstoffe (von Salz, und bald auch Erdgas, mal abgesehen) zwang den Staat, auch ob der vielen Einwandererwellen, zu improvisieren.

Ein Bonus der vielen Einwandererwellen war natürlich, dass sie aus den unterschiedlichen Ländern, von denen sie herkamen, jeweils unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Traditionen brachten - und so lacht man hier noch heute über die Witze, die die Unterschiede zwischen Polen, Marokanern, Jemeniten, Jecken (deutschsprachigen Juden) etc. in etwas übertriebener Weise zeigen.

Auch, und vielleicht gerade - dafka! - in der kulinarischen Kultur zeigen sich viele dieser Unterschiede - und man macht aus der Not eine Tugend: So wird im Döner (der hier "Shwarma" heisst) aufgrund der Koscher-Gesetze, die das Mischen von Fleisch und Milch verbieten, auf die Joghurt-Sausse verzichtet. Stattdessen gibt es Techina (Sesampaste), die ähnliche Konsistenz hat, aber nicht minder lecker schmeckt. Auch eines der bekanntesten jüdischen Gerichte, das Chamin, auch Tscholent genannt (von franz. chaud-lent, also heiss-langsam) entstand aus dem Verbot, am Shabbat zu kochen - und wird daher bereits am Freitag aufgesetzt und kocht langsam über Nacht.

Und jetzt hat das kulinarische Improvisieren einen neuen Höhepunkt erreicht: Schoko-Döner! Statt heissem Lammfleisch brutzelt am Spiess heisse Schokolade unterschiedlicher Arten (dunkle, Milchschokolade, weisse) zusammen mit Halva zu einer Fontäne der Sinne, einem Fondue der ganz anderen Art...

Serviert wird das dann in einer Art Lafa (Fladenbrot), oder aber - ums traditionell-europäisch zu halten, in einem Crepe Suisse. Und ausschauen tut das so:




Na denn: Bete Avon! (Guten Appetit)

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

Dienstag, 10. November 2015

Kulinarisches aus Israel: Ode an Shkedei Marak

                                                        Shkedei Marak

Suppenwürfel sind es nicht, Croutons auch nicht - daher gibt es wohl nur das Hebräische Wort: Shkedei Marak.

Insbesonders jetzt, in der Winterzeit, ist es bei Israelis groß und klein hochbeliebt - egal, ob zu jemenitischer Supper, zu polnisch-jüdischer Hühnersuppe oder einfach so - direkt in den Mund. Es ist einfach das "gewisse Etwas", lokal produziert und liebend gerne konsumiert.

Und das von allen Sektoren - vom Kibbutzkollektiv zur Stadt, von Ultraorthodox bis ganz säkular - bei Shkedei Marak gibt es keine Unterschiede.

Na denn: Bete Avon (Guten Appetit)

Mittwoch, 4. November 2015

Über den Wolken...


                                            Wow! Was für eine Aussicht...

...da muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, um ein bekanntes Lied zu zitieren. Es gibt wirklich viel zu sehen und zu tun dort, auf den 49 Stockwerken des höchsten Gebäude Tel-Avivs: Einkaufen, Dinieren, Arbeiten, oder am obersten Stockwerk auf der Bar die atemberaubende Aussicht der Tel-Aviver Skyline bei Tag oder Nacht genießen.

                                           Auch bei Nacht nicht zu verachten

In dem historischen Roman "Das Haus der Rajanis" (Alon Hilu, ins Deutsch wunderschön von Markus Lemke übersetzt) verkauft die arabische Familie Rajani, aus Jafo, ihr Haus an einen jüdischen Käufer. Wir schreiben das Jahr 1895, und außer Sanddünen gibt es im damaligen Palästina fast nichts. Das Kind der Rajanis hat aber Wahnvorstellungen: Es träumt von drei Gebäuden aus Glas, die soviele Stockwerke haben, dass sie den Himmel förmlich berühren. Eines ist rund, eines dreieckig und eines viereckig. Und sie glitzern in der heißen Sonne, und geben grelles Licht in der Nacht ab. Eine Wahnvorstellung, für die das Kind in die Psychatrie eingeliefert wird...

Unvorstellbare Phantasie 1895, Aufregende Realität seit 1999: Auf über 34.000 Quadratmater zeigen sich die nach dem Besitzer (David Azrieli, der einen Hubschrauberlandeplatz auf einen der Gebäude hat) benannten Tempel der Moderne in ihrer ganzen Pracht. Und für lächerliche 350 Millionen Dollar wurden sie zuende gestellt.

Heute gehört "Azrieli" zum Stadtbild Tel-Avivs wie der Strand, die Ben-Yehuda-Straße mit ihren Straßencafés, die lockere Atmosphäre bei Tag und das wilde Nachtleben. Es gibt dort eine riesige Parkstruktur, eine Zugstation und alle Geschäfte, die der Mensch begehrt: Von Kosmetik über Bücher bis zu Kleidung. Zu den Restaurants kamen außer den ursprünglichen Ketten auch Luxusrestaurants der bekanntesten Chefköche Israels sowie - siehe oben - eine der coolsten Bars der Gegend.

                                              Bar bei Azrieli

Und wen es mal bei Tag oder Nacht zu heiß ist in Tel-Aviv, der kann sich hier im immer angenehm kühlen modernen Turm Babylons (aber mit Happy End! Er steht noch!) ein bisschen erholen und bei einem ebenso coolen Drink und noch coolerer Aussicht die Hitze mal Hitze sein lassen...


Bilder und Text: Rosebud

Montag, 2. November 2015

Ein Jude im Gefängnis Kaddafis


Was macht ein Jude aus gutem Zuhause in einer Folterkammer des lybischen Tyrannen Kaddafis? Diese Frage stellte sich Rafram Haddad auch. Wir schreiben das Jahr 2010, März. Haddad, in Israel lebender gebürtiger Lybier war in seinen Geburtsort gefahren, um dort im Auftrag einer Organisation der Erhaltung des lybisch-jüdischen Kulturerbes jüdische Friedhöfe und ehemalige Synagogen dort zu dokumentieren.  Kurz nach seiner Ankunft wird er vom lybischen Geheimdienst verhaftet, die ihn verdächtigen, ein Mossadagent zu sein. Er wird zu einem Kellergeschoss gebracht, wo er für fünf Monate lang verhört und gefoltert wird. Haddad ist sich sicher, dass er nie wieder lebendig herauskommt.

 

So fängt eine Reise unbekannten Ausgangs an. Diesen Freitag hat Rafram Haddad in Israel sein neu herausgekommenes Buch „Raframs Reiseführer der lybischen Haft“ (Hebräisch) vorgestellt, das seine Zeit in der Haft dokumentiert. Der Ausgang dieser Haft könnte in einem James Bond-Film passen: Haddad sitzt in einem Privatflieger von Tripoli nach Wien, neben ihn schlürft der australische Milliardär Martin Schlaff mit dem israelischen Außenminister Avigdor Lieberman Champagner. Sie erzählen Haddad, dass hinter den Szenen der russische Präsident Vladimir Putin, der italienische Premierminister Silvio Berlusconi, der englische Premierminister Tony Blair und der französische Präsident Nicolas Sarcozy tätig waren. Alle hatten nur ein Ziel: Die Rettung Rafram Haddads.

 

 
 
Die Leser von Haddads Buch bekommen einen Einblick in den Nahen Osten vor dem „arabischen Frühling“: Alle Diktatoren waren noch an der Macht, allen voran Kaddafi, der damals zu den am längsten amtierenden Regierungschefs weltweit gehörte (ununterbrochen 1969 bis zu seinem Sturz und Tötung 2011), und seine Macht u.a. durch beliebige Verhaftungen und Folter wie die, die Haddad erlebte, zum Ausdruck brachte. Keiner hätte damals gedacht, dass die Regierungen Ägyptens, Tunesiens und Lybien wie ein Kartenhaus fallen würden, und Syrien in einen blutigen Bürgerkrieg involviert sein würde, der bis heute anhält. Nicht nur Haddad würde die unerwartete Luft der Freiheit bald riechen und sehen - nur sollte es ein kurzer Frühling für sie werden, dem ein kalter und brutaler Winter folgte.
 
Text: Rosebud
Bild: Public Domain