Sonntag, 23. März 2025

Ein Flohmarkt der ganz anderen Sorte

 

 
                                           Immer etwas interessantes dabei: Shuk ha-Pishpishim

In Jaffo, gleich vor den Toren Tel-Avivs, findet sich ein wahres Juwel, dass man weder als Tourist noch als Einheimischer verpassen sollte: Die Rede ist vom "Shuk ha-Pishpishim", also Flohmarkt. Er befindet sich nicht weit weg von der Altstadt Jaffos, und auch zum Hafen und zu den bekannten Hummus- und Shakshuka-Restaurants ist es nicht weit weg.

Gegründet wurde der "Shuk ha-Pishpishim" bereits im 19. Jahrhundert, als zur Zeiten des Osmanischen Reiches christliche Pilger dort Kleidung und brauchbare Utilien für ihre Pilgerreise kauften. Auch zu Zeiten des britischen Mandates (1918-1948) blieb der Flohmarkt dort weiter bestehen, und diente sowohl den Briten, als auch Arabern als auch Juden zum Austausch von Ideen und vor allen Wohnungsgegenständen, wie Kaffee- und Teekocher, Plattenspieler, Kochtöpfe etc.

Daran hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert: Man findet dort beispielsweise "Sifulux", eine gasbetriebenes Glasskanne, die aus Leitungswasser Sprudelwasser macht. In den 70er Jahren war dieses "Sifulux" DAS Hochzeitsgeschenk schlechthin. Heute jedoch ist es nirgendwo zu finden - ausser natürlich im Shuk ha-Pishpishim...

Und genauso findet man noch perfekt funktionerende Kaffeemühlen des 19. Jahrhunderts, Kleidungsstücke von Firmen, die vor 50 Jahren pleite gemacht haben, aber auch moderne Pfannen und Kochtöpfe. Die Atmosphäre ist angenehm und anregend, die Sonne schenkt einem meist ein Lächeln ins Gesicht, und mit ein bißchen Geduld kann man sich dort ein wahres Schnäppchen ergattern.
                                           Alte Leika-Kamera. Auch die gibt es fast nirgendwo sonst.

Und nach einem Spaziergang durch den teils überdachten, teils in der Sonne liegenden Flohmarkt ist es, wie gesagt, nur kurz zu Fuß, bis man den besten Hummus des Landes genießen kann (Ali Karawan) oder einem bei "Dr. Shakshuka" das Wasser im Mund zusammenläuft.

Aber dazu - ein anderes Mal.
                                                                überdachter Teil

Bilder und Text: Rosebud

Dienstag, 11. März 2025

Frühliches Purimfest!

 

Ab Donnerstag Abend ist Purim (in Jerusalem auch am Sonntag).



Hintergrund


Das Purimfest (von hebräisch Pur = Los) wird am 14. Adar des Jüdischen Kalenders,. Purim ist ein Fest, das an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert. Haman, der höchste Regierungsbeamte des persischen Königs, hatte damals vor, die gesamten Juden im Perserreich an einem Tag zu ermorden. Königin Ester führt jedoch durch Fasten und Gebet die Rettung herbei.

In der Synagoge wird aus diesem Anlass gefeiert, wobei es meist nicht übermäßig ernst zugeht; der ganze Ablauf zielt auf Freude. Dabei wird auch die Festrolle des Buches Ester vorgelesen.
 Vorlesen der Esther-Rolle

Traditionen

Immer wenn der Name Haman fällt, wirdvon den Anwesenden Tuten, Rasseln und Ratschen so viel Lärm wie möglich gemacht. Dies beruht auf dem religiösen Befehl den Namen Amaleks, Hamans Vorfahr, zu löschen, nachdem Amalek Israel auf dem Weg zum Gelobten Land behindert hat. Sein Name wurde damit zum Symbol der Judenfeindschaft.
Weitere Traditionen sind die Verkleidung, Almosen geben sowie so viel Alkohol zu trinken bis "Adladya", d.h. bis man nicht mehr unterscheiden kann zwischen den Guten und den Bösen der Geschichte. 
In religiösen Gegenden gibt es zudem einen "Purim-Tisch", wo der chassidische Rabbi mit seinem Gefolge singt und tanzt - es geht rund!

Wie das ganze dieses Jahr ausschaute? Das wird man bald auf unserer Facebook-Seite sehen.

Bilder und Text: Rosebud

Montag, 10. März 2025

Cinematheque Jerusalem wird 50! Rosenduft gratuliert

 

                                         Jerusalemer Cinematheque - im Hintergrund: Altstadt


Jubiläum

Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Die Cinematheque in Jerusalem feiert Jubiläum - 50 Jahre!

Aus der ganzen Welt kommt alles, was Rang und Namen hat, nach Jerusalem, um am jährlichen Film-Festival teilzunehmen. (Dort traf auch Quentin Tarantino seine heutige Frau und Mutter seiner Kinder) Sogar die versnobbten Tel Aviver, für die das beste an Jerusalem normalerweise die Autobahnabfahrt nach Tel Aviv ist, pilgern nach Jerusalem.

Aber es ist nicht nur das Filmfestival: So gibt es dort täglich Filme, die man sonst nirgendwo sieht, ein Filmarchiv, etliche Kurse zu verschiedenen Themen rund um das Kino, und auch live-Übertragungen von Konzerten, Opern und Balletten aus den renommiertesten Nationaltheatern der Welt (z.B. Royal Opera House in London und The Met in New York.

                                      Live-Übertragung aus dem Royal Opera House, London

Anfang


All dies fing ganz bescheiden an: 1973 trat der brasilianische Geschäftsmann George Ostrovsky, der davon träumte, eine Cinemathek in Israel zu gründen, an die van Leers heran - ein Ehepaar, das einen kleinen Film-Club in ihrer Wohnung in Haifa betrieb, mit Leinwand und Projektor - und überredete sie und Teddy Kollek, dem Bürgermeister Jerusalems, seinen Traum zu teilen. 

Ostrovsky spendete die notwendigen Mittel, um das Jerusalem Film Center (bestehend aus den Israel Film Archives und der Jerusalem Cinematheque) im Hinnomtal unterhalb der Mauern der Altstadt zu bauen. Teddy Kollek und die Jerusalem Foundation mobilisierten weitere Mittel von Freunden in Hollywood und der ganzen Welt.

Damals - wir schreiben das Jahr 1975 - war das alles kontrovers: so wendeten sich religiöse Gruppen an Lia van Leer, und baten sie, da das Hinnomtal das "Höllental" sei, bitte Drehtüren am Eingang der Cinemathek zu installieren, damit die bösen Geister hinein - und wieder hinaus gehen können.

Lia van Leer sel. And.

Lia verstarb leider. Ihr Tod liegt nun zehn Jahre zurück und sie wird in der Jerusalem Cinematheque mit dem Lia Fest geehrt, dem jährlichen Frauenfilmfestival, das zeitgleich mit dem Women’s History Month stattfindet und dieses Jahr vom 8. bis 29. März stattfindet. 


Auf die nächsten 50 Jahre, Cinemathek!

Text: Rosebud
Bilder: Public Domain, Cinematheque


                                      

Sonntag, 2. März 2025

Schoko-Döner, made in Israel

 

 
                                            Was es nicht alles gibt: Schoko-Döner

Israel war schon immer ein Pionierstaat, eine Start-Up-Nation, noch lange bevor das Internet erfunden wurde: Geringe finanzielle Mittel, eine grosse Wüste und fast gar keine Rohstoffe (von Salz, und bald auch Erdgas, mal abgesehen) zwang den Staat, auch ob der vielen Einwandererwellen, zu improvisieren.

Ein Bonus der vielen Einwandererwellen war natürlich, dass sie aus den unterschiedlichen Ländern, von denen sie herkamen, jeweils unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Traditionen brachten - und so lacht man hier noch heute über die Witze, die die Unterschiede zwischen Polen, Marokanern, Jemeniten, Jecken (deutschsprachigen Juden) etc. in etwas übertriebener Weise zeigen.

Auch, und vielleicht gerade - dafka! - in der kulinarischen Kultur zeigen sich viele dieser Unterschiede - und man macht aus der Not eine Tugend: So wird im Döner (der hier "Shwarma" heisst) aufgrund der Koscher-Gesetze, die das Mischen von Fleisch und Milch verbieten, auf die Joghurt-Sausse verzichtet. Stattdessen gibt es Techina (Sesampaste), die ähnliche Konsistenz hat, aber nicht minder lecker schmeckt. Auch eines der bekanntesten jüdischen Gerichte, das Chamin, auch Tscholent genannt (von franz. chaud-lent, also heiss-langsam) entstand aus dem Verbot, am Shabbat zu kochen - und wird daher bereits am Freitag aufgesetzt und kocht langsam über Nacht.

Und jetzt hat das kulinarische Improvisieren einen neuen Höhepunkt erreicht: Schoko-Döner! Statt heissem Lammfleisch brutzelt am Spiess heisse Schokolade unterschiedlicher Arten (dunkle, Milchschokolade, weisse) zusammen mit Halva zu einer Fontäne der Sinne, einem Fondue der ganz anderen Art...

Serviert wird das dann in einer Art Lafa (Fladenbrot), oder aber - ums traditionell-europäisch zu halten, in einem Crepe Suisse. Und ausschauen tut das so:




Na denn: Bete Avon! (Guten Appetit)

Bilder: Public Domain
Text: Rosebud

PS Ein Video der Zubereitung gibt es auf der Facebook-Seite