Mittwoch, 13. September 2017

Shimon Peres - ein Jahr ohne den pragmatischen Träumer

                                                 Peres (1913-2016)

Vor genau einem Jahr starb mit Shimon Peres wohl einer der letzten Gründerväter Israels. Der als Szymon Perski in Wiszniew (damals Polen) geborene Staatsmann emigrierte als 10-Jähriger in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina, wo er zunächst als Schafhirte und Kuh-Milcher arbeitete.

                                                         Peres in jungen Jahren


Bereits in jungen Jahren zeigte sich allerdings sein politisches Talent, und so ernennte ihn David Ben-Gurion, später der erste Premierminister Israels, im Unabhängigkeitskrieg zum Leiter des israelischen Seedienstes. Nach der Staatsgründung blieb er Ben-Gurion und der Politik treu - und prägte Israels Politik bis zu seinem Tode.

Es würde den Rahmen sprengen, alle Errungenschaften von Shimon Peres aufzuzählen, daher nur ein paar Highlights:
- zweimalig Premierminister (1986-1988 sowie 1995)
- Präsident (2007-2014)
- Friedensnobelpreisträger
- Träger der amerikanischen "Presidential Medal of Freedom"

... und alles das von einem, der nie eine Wahl gewinnen konnte, und der als Outsider galt - denn er war, im Gegensatz zu Politikern wie Yitzhak Rabin und Moshe Dayan, weder in Israel geboren, noch ein Militärheld gewesen.

Peres aber war ein Aufstehmännchen, der sich von einer verlorenen Wahl nie davon abbringen ließ, es noch einmal zu versuchen, ein unverbesserlicher Optimist, der oft meinte, seine als "naive Träumerei" bezeichnete Idee von Frieden und einem "neuen Nahen Osten" sei nur ein Zeichen seines Pragmatismus.


Begeistern liess sich Peres von neuen Technologien, und von Israels Entwicklung zur "Start-Up-Nation", wie man hier sehen kann, mit typischen Peres-Humor:

                                             Peres und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

Und so erhielt er vielleicht das beste Kompliment seines Lebens als Nachruf zu seinem Tod: "Peres war ein Visionär", meinte Tim Cook in einem Tweet. Wenn der Geschäftsführer von Apple das über einen 93-Jährigen ehemaligen Schafhirten sagt, dann ist vielleicht die Welt doch kein so schlechter Platz, und der naive Träumer hat doch recht behalten.

Text: Rosebud
Bilder: Public Domain

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen