Montag, 6. Februar 2012

Kafka-esk in Israel, Teil 1

Auf den Spuren Franz Kafkas in Tel-Aviv


(Kafka. Quelle: Wikimedia Commons)


Der Prozeß, Teil 1
Franz Kafka hätte es nicht besser schreiben können: Hinter verschlossenen Türen, in einem kleinen Gerichtssaal in Ramat-Gan, wird über seinen Nachlass verhandelt, also über die Schriften, die er verbrannt haben wollte. Der Ausgang dieses Prozesses wird weitreichende Folgen für die Literaturwelt haben: Bisher unveröffentlichte Gedichte, Briefe, Geschichten und Zeichnungen des Autors, der 1924 verstarb und nach seinem Tod zur Legende wurde.
Die Richterin: Talia Koppelmann, kurz „Frau K.“ – ähnlich der Hauptfigur des Kafka-Romans „der Prozeß“: Joseph K.
Eine Geschichte von Verrat
Wie kam es dazu? Der große Autor Franz Kafka schwor seinen besten Freund, Max Brod, darauf ein, nach seinem Tode sämtliche Schriften von ihm zu verbrennen.
Brod machte genau das Gegenteil: Er flüchtete 1938 im letzten Zug von der Tschechei nach Palästina, mit einem Koffer, der nur eines enthielt: Kafkas Schriften.
Im neuen Land angekommen, siedelte Brod sich in Tel-Aviv an, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1968 blieb. Freunde hatte er wenige, Familie keine. Daher vermachte er alles seiner Sekretärin und Geliebten, Esther Hoffe, mit der Stipulierung, sie solle es an öffentliche Institutionen geben (Archive, Forschungszentren etc.).
Hoffe machte genau das Gegenteil: Sie schmuggelte Teile des Nachlasses aus dem Land und verkaufte sie an die Höchstbietenden. Den Rest sperrte sie in Schließfächer ein.
Hoffe verstarb vor 2 Jahren, im Alter von 102 Jahren. Sie vermachte den Nachlass an ihre Töchter, die ihn weiter in Schließfächern hielten.
Eine Geschichte von Verrat.

Fortsetzung folgt.


Text: Rosebud

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