Montag, 17. Februar 2014

Nir Ezion - pastoralisches Kibbutz im Norden Israels






In idealer Lage, in den grünen Bergen Galiläas, zu Fuss vom Künstlerdorf "Ein Hod" erreichbar, und mit wunderschöner Aussicht auf die Küste, liegt das Kibbutz Nir Ezion. Denkt man an Kibbutz, denkt man natürlich an Landwirtschaft, ans Kollektiv, an den obligatorischen Speisesaal, wo alle essen, gemeinsame Lieder und Volkstanz.

Man denkt aber nicht an Religiöse: Die meisten Kibbutzim sind säkular, wie es nur säkular geht - Sozialismus geht vor, und Religion ist im besten Fall "Opium fürs Volk". Nicht so die religiösen Kibbutzim (Hebr. Kibbutz Dati), die es seit 1935 gibt - hier wird der religiöse Lebensstil mit dem Kibbutzstil vereinbart: Landwirtschaft wird betrieben, Arbeit und Kollektiv werden grossgeschrieben, aber es gibt auch Talmudstudium am Abend und eine Synagoge, die dreimal täglich benutzt wird. Und das Essen ist natürlich koscher, nach jüdischem Religionsgesetz geschächtet und kontrolliert.

Und so ein Kibbutz ist "Nir Ezion".   




                                       Nir Ezion: Religiöse und säkulare Gäste vor idyllischer Kulisse

Alles fing 1950 an, als religiöse Holocaustüberlebende und Flüchtlinge des im Unabhängigkeitskrieg zerstörten "Kfar Ezion" sich in Galiläa niederliessen, auf der Suche nach einem neuen Leben im Kollektiv, mit "Torah we-Avoda" (Torah und Arbeit, so der Slogan von Bnei Akiwa, der Bewegung der modern-religiösen Jugend).

Die Einkunft der ersten 120 Mitglieder (eine symbolische und sehr positive Zahl) bestand aus Kuh- und Hühnerstall, Bananenzüchtung sowie einem Sanatorium. Wichtig war - und ist! - natürlich das Gebet, und das war seit der Gründung von "Nir Ezion" nach dem Nussach (Gebetsstil) von "Kfar Ezion", also Nussach Sfard (chassidisch). Damit unterscheidet sich "Nir Ezion" von allen anderen religiösen Kibbutzim.

                                   Es war einmal: Nir Ezion, die ersten Jahre in Bild und Foto

‏Und heute?

Kühe gibt es natürlich immer noch, und der Gebetsrhythmus ist auch immer noch der von "Kfar Ezion". Die Haupteinnahmequelle des Kibbutz "Nir Ezion" ist jedoch schon lange nicht mehr Landwirtschaft. Stattdessen hat das Kibbutz ein Gästehaus, das nicht nur bei modern-orthodoxen, sondern auch bei charedischen (ultra-orthodoxen) Touristen sehr beliebt ist: Swimming-Pool mit unterschiedlichen Badezeiten für Männer und Frauen, ein glatt-koscheres Restaurant und viel Aktivitäten rund um die Synagoge. Zudem hat "Nir Ezion" eine Catering-Firma, die im ganzen Land bekannt ist für die ausgezeichneten (und auch glatt-koscheren) Speisen, und insbesonders an Pessach traditionelle Feiertagsmahlzeiten zubereitet. Die Konferenzzimmer sind eine weitere Attraktion, und viele grosse Organisationen und Regierungsstellen haben sie schon benutzt.

Die Sportlichen unter uns können über Stock und Stein auf den umgehenden Hügeln joggen, und die wunderschöne Aussicht von Haifa und über die ganze Galiläa-Region geniessen...





Bilder und Text: Rosebud


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