Die Band „Jewdyssee“ (www.jewdyssee.com) gibt es seit Frühjahr 2008. Sie gibt der traditionellen jüdischen Musik durch Popklänge und elektronischer Musik ein neues Gewand, zu dem man auch in den Clubs wunderbar tanzen kann. Zu der Frauenband, die von Elina Tilipman gemanagt wird und bei der Maya Saban die Leadsängerin ist, hat sich nun auch ein Mann hinzugesellt: Valeri Goodman.
BR: Stellt euch doch einmal vor.
Maya:
Ich bin Maya Saban, bin in Berlin geboren und aufgewachsen, und zwar als
Tochter einer Berliner Jüdin, die schon seit drei Generation in Berlin lebt, und
eines israelischen Vaters. Jüdischkeit war schon immer Teil meiner Kindheit: So
war ich im jüdischen Kindergarten, bei der „Zionistischen Jugend Deutschlands“
(ZJD) und bin mit den Liedern Ofra Hazas und Jardena Arazis aufgewachsen. Für
mich war es also ganz natürlich, auch musikalisch in diese Richtung zu gehen.
Maya Saban
Elina:
Bei mir war das nicht so natürlich: Ich wuchs in einer Kleinstadt in
Norddeutschland auf, wo wir die einzige jüdische Familie waren. Erst mit ca. 10
Jahren hat sich da bei mir ein jüdisches Bewußtsein entwickelt.
Valeri:
Und ich bin hier die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Der Mann in der
Frauenband und der Nichtjude bei „Jewdyssee“. Geboren und aufgewachsen bin
ich in der ehemaligen Sowjetunion, wo Musikausbildung Teil der Erziehung war.
Und da lernte ich viele russische Volkslieder und traditionelle Musik, die –wie ich
heute weiss- jüdisches Liedgut sind. 1993 bin ich dann nach Deutschland gezogen.
BR: Wie habt ihr euch kennengelernt?
Maya:
Ich mache schon, seitdem ich 16 Jahre alt bin, Musik. Ursprünglich war das
deutsche Popmusik. Ich wollte mich aber in eine andere Richtung orientieren. Und
als ich mit Valeri, der in einem Club als DJ auflegte, ins Gespräch kam, sahen wir,
dass wir musikalisch die gleichen Ziele hatte. Elina traf ich dann auf einer
Geburtstagspartie, wo wir feststellten, wieviel wir gemeinsam hatten: Die Liebe
zur Musik, die Jüdischkeit und das Interesse, etwas ganz Neues zu machen. Im Mai 2008 war dann „Jewdyssee“ geboren.
BR: Mit welcher Kultur könnt ihr euch am ehesten identifizieren? Mit der
deutschen, der jüdischen oder der osteuropäischen? Oder mit der Kultur, die ihr selbst schafft, also der Musik?
Valeri:
Ehrlich gesagt, habe ich mir diese Frage das letzte Mal gestellt, als ich 16 Jahre
alt war. Ich denke, dass wir so kosmopolitisch sind, dass es eher darum geht,
verschiedene Kulturen zusammenzubringen, als sich eine auszusuchen. Und da ist
die Musik wohl wirklich der einende Faktor.
Maya:
Ich würde Valeri da zustimmen. Ich sehe mich als Berlinerin, als Israelin, als Frau
und als Musikerin. Und alle diese Identitäten spielen bei mir eine Rolle.
BR: Inwiefern unterscheidet sich das jüdische Publikum vom nichtjüdischen
Publikum?
Elina:
Beim jüdischen Publikum ist natürlich der Druck größer: Die kennen ja meistens
die Texte und Melodie der jüdischen Lieder, denen wir ein modernes Gewand geben.
Elina und Maya feuern das Publikum an
Maya:
Das stimmt. Dafür ist es dann umso schöner zu sehen, wie das deutsche Publikum,
das eigentlich keinen Bezug zu diesen Liedern hatte, bei unseren Konzerten
begeistert mitgetanzt hat und dann sogar bei jiddischen Liedern wie „Yankele“ mitgesungen hat.
Ich denke, dass wir für das jüdische Publikum die jüdische Religion, Kultur und
Tradition schmackhaft machen und dem nichtjüdischen Publikum eine fröhliche, lebensfrohe Seite des Judentums zeigen, fernab vom Holocaust und dem Ernst, der hier oft den deutsch-jüdischen Dialog dominiert. Beiden zeigen wir, dass jüdische Kultur etwas Positives ist, dass Musik und Lebensfreude ein integraler Teil des Judentums sind.
BR: Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Maya:
Wir haben gerade eine Tour deutscher Städte hinter uns, wo wir insbesonders in
Hamburg und Mannheim eine unglaubliche Begeisterung für unsere Musik gesehen haben. Jetzt geht es dann nach Amerika, wo wir viel reisen werden, viele
Konzerte geben werden und eine „World Party“ machen. Wir wollen die Welt
miteinander verbinden.
Bildquelle: Jewdyssee, mit Genehmigung
(erstmals veröffentlicht bei Zeitjung, 2009)
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