Sonntag, 19. Oktober 2014

Ende einer Legende: Zum 5. Todestag von Dudu Topaz


Der israelische Thomas Gottschalk war in Ungnade gefallen. Jetzt erhängte er sich im Gefängnis.

 
 

 

Die Geschichte von Dudu Topaz liest sich wie „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“:

 

Auf der einen Seite war der israelische Showmaster verschiedener TV-Programme der „König der Quoten“, der einmal sogar eine Einschaltquote von 51% erzielte. Er moderierte  meist seichte Unterhaltungsprogramme mit vielen Prominenten, Interviews, Musikeinlagen und ein paar Sketchen – sozusagen „Wetten, dass …?“ ohne Wetten. Topaz wirkte dabei wie ein israelischer Thomas Gottschalk – er lächelte gerne, sang oft mit und versuchte, niemandem bei den Interviews zu nahe zu treten.

 

Topaz hatte jedoch auch eine andere, dunkle Seite: So beleidigte er bereits 1981 bei einer Wahltagskundgebung nordafrikanische Juden, die er als „Chach-Chachim“ (ungefähr: arabischer Müll) und Wehrdienstverweigerer bezeichnete. Diese Episode beendete beinahe seine Karriere. Sein Fernsehprogramm wurde abgesagt, Auftritte gekündigt, und Topaz verließ zeitweise sogar das Land.

 

Dann kam in den 90er Jahren das Comeback, das man wohl mit dem Comeback Thomas Gottschalks bei „Wetten, dass …?“ vergleichen kann. Der Moderator wurde sein eigener Nachfolger und war populärer denn je zuvor. Viele etablierte Prominente unterstützten sein Programm, das „Ha Rishon ba-Bidur“, also „die Nummer 1 der Unterhaltung“ hieß. Dieses Format galt zudem als Sprungbett für bis dato unbekannte Talente.

 

Im Privatleben von Topaz ging es turbulent zu: Er hatte drei Kinder mit drei Frauen, etliche Affairen und zusätzlich kursierten Gerüchte hinsichtlich sexueller Belästigung. Die Zuschauer verziehen es ihm jedoch, wenngleich seine Quote sank – nicht zuletzt aufgrund der immer wachsenden Anzahl von Fernsehsendern und Unterhaltungsprogrammen in Israel, oft moderiert von just jenen Talenten, die vorher in Topazs Show entdeckt worden waren.

 

Topaz konnte die Tatsache, dass die neuen Stars ihn an Popularität überholt hatten, nie überwinden. In einem Interview bezeichnete er sie als „Müll, Scheiße, Opportunisten“ und fügte hinzu: „Diese Leute warteten früher  vor meiner Tür und flehten mich an, dass ich sie doch bitte in mein Programm bringen könnte. (...) Als ich  sie aber brauchte, um etwas Glamour in meine Show zu bringen, rief mich keiner zurück. (...) Solche Leute sollte man umbringen.“

 

Schon bald zeigte er, dass diese Worte, die eher nach Don Corleone als nach Thomas Gottschalk klingen, ernst gemeint waren. Die Polizei fand vor ein paar Monaten Beweise, dass Topaz Menschen aus der Unterwelt  angeheurte hatte, um für ihm feindselig gesinnte Leute vom Fernsehen brutal zusammenzuschlagen. Nach anfänglichem Abstreiten gestand der in Ungnade gefallene Showmaster.

 

In U-Haft erhängte sich Dudu Topaz in der Dusche (dem einzigen Raum ohne Überwachungskamera). Es war sein zweiter Selbstmordversuch in der Haft. Vorher hatte der an Diabetes leidende Showmaster bereits versucht, sich durch eine Überdosis Insulin das Leben zu nehmen.

 

Damit geht die Sage des „Königs der Quoten“ zu Ende. Eine Geschichte voller Intrigen, Machtkämpfen, Affairen, Erfolgserlebnissen und Niederlagen, mit einer Hauptperson, deren Persönlichkeit zwischen seichtem TV-Unterhalter, skrupellosem Herzensbrecher und eiskaltem Mafiaboss hin und her schwankte. Als Film würde sich die Geschichte von Dudu Topaz sehr eignen. Eines hat es jedoch nicht gegeben: ein Happy End.

 

Bildquelle: Wikimedia Commons
Text: Rosebud
 

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