Freitag, 10. Oktober 2014

Ephraim Kishon - ein Rückblick


                                                           Ephraim Kishon sel. And.

"Hebräisch kann man nicht lernen. Es ist unmoglich! Das weiss ich jetzt nach vielen Jahrzehnten im Lande. Warum ich es trotzdem gelernt habe? Weil ich damals nicht wusste, dass es unmoglich ist..."

Das Zitat ist von DEM israelischen Satiriker schlechthin, von Ephraim Kishon. Symbolischerweise jähren sich in diesem Jahr einige Daten, die uns - so wie seine Werke - ein trauriges und ein lachendes Auge hinterlassen: So wäre der in Ungarn als Ferenc Hoffmann geborene Kishon in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden. Und auch eines seiner bekanntesten Werke, der Film "Salach Shabbati" (auf deutsch passend mit "Salach, oder: tausche Tochter gegen Wohnung übersetzt) hat ein Jubiläum, nämlich 50 Jahre für den von Kritikern anfangs gehassten und von Zuschauern weltweit hochgeliebten Film über einen orientalischen Einwanderer nach Israel, der sich gegen die Bürokratie durchsetzen muss, seine Tochter verheiraten will (noch dazu mit einem Kibbutznik, der kein Geld hat! Gespielt vom unvergessenen Arik Einstein) und aus dem Auffanglager für Neueinwanderer endlich in eine normale Wohngegend ziehen will...

Nächstes Jahr (also 2015) gibt es wieder zwei Jahrestage - nämlich den 10. Todestag von Kishon, und den Tag, den Kishon als seine "Wiedergeburt" bezeichnet hat - nämlich seine Einwanderung nach Israel (damals britisches Mandatsgebiet, 1945), nachdem er einige Arbeitslager in Ungarn überlebte...

"Willkommen im Venedig des Nahen Ostens" 

Das ist natürlich aus einem von Kishons bekanntesten Büchern, das er auch selbst verfilmt hat - der Blaumilchkanal. Hier fängt ein aus der Irrenanstalt Entlaufener einfach an, in der Mitte von Tel Aviv ein Loch zu bohren - und jeder denkt, das es natürlich ein ganz offizielles Stadtprojekt ist, bis dann Tel Aviv tatsächlich vom Mittelmeer überschwemmt wird, während der Bürgermeister es als "Venedig des Nahen Ostens" bezeichnet.

Hier zeigt sich Kishon als Satiriker schlechthin, der die Bürokratie des jungen Staaten mit einer kräftigen Portion Humor auf die Schippe nimmt. Herrlich, wie beispielsweise die Anwohner auf der Polizeistation wie bei einer Symphonie den Lärmpegel des Bohrens beschreiben, bis sogar der Polizist mitsingt...

"Hier, nimm diesen geschlossenen Umschlag.
- Aber woher weiss ich dann, wen ich wähle?
- Weisst du nicht. Das ist eine Geheimwahl, daher heisst es ja Demokratie..."

Auch dieser Austausch ist von Sallach Shabati, der dieses Jahr sein 50. Jubiläum feiert. Es ist die Szene, wo die politischen Funktionäre versuchen, den Neueinwanderer Sallach zu bestechen - hier die Szene, wo er als "Meinungsmacher" erkoren wird.

Der Film ist inzwischen ein absoluter Kultfilm, der wie kaum ein anderer Themen, die bis heute nichts an Aktualität verloren haben (orientalische vs. europäische Juden, politische Korruption, Neueinwanderer vs. Sabres, Kibbutzim vs. Stadt, etc.) auf augenzwinkernde Weise thematisiert. Haim Topol, der die Hauptrolle spielt, war nebenbei nur 29 Jahre alt, also halb so alt wie Sallach. Und während er im hebräischen Original mit arabischen Akzent spricht (er ist Einwanderer aus einem arabischen Land wie Marokko oder Irak, im Film wird das Land nicht explizit erwähnt), hat er in der deutschen Synchronfassung ironischerweise einen jiddischen Akzent. Kishon hätte es nicht besser schreiben konnen...

Nebenbei sprach Golda Meir, damals Aussenministerin, 5 Jahre kein Wort mit Kishon oder den Schauspielern - denn im Film wurde gezeigt, wie die KKL (Jewish National Fund) denselben Waldabschnitt unterschiedlichen ausländischen Spendern als deren Spende präsentiert, indem sie das Holzschild x-mal am Tag austauschen. Die Reaktion war eine bedeutsame Reduzierung von Spenden - erst als die KKL Beton- statt Holzschilder aufstellte, ging das Vertrauen wieder zurück.


Seargant Bejarano, ich präsentiere Bo-Bo-Borekas, von meiner lieben Frau Betty zubereitet

Dieses Zitat ist von "The Policeman" (im Original "HaShoter Azulai), ein Film, der liebevoll - mit viel Humor, aber auch viel Gefühl - das Leben eines einsamen, einfach gestrickten Polizisten zeigt. Hier das Lied zum Film.

Ein Tipp zum Schluss:
Aufgrund des Kishons-Jubiläum zeigt das Film-Festival in Haifa  eine Retrospektive seiner Filme. Absolut empfehlenswert!



Bild: „Ephraim Kishon, drawing by Chaim Topol“ von Chaim Topol - Chaim Topol. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ephraim_Kishon,_drawing_by_Chaim_Topol.JPG#mediaviewer/File:Ephraim_Kishon,_drawing_by_Chaim_Topol.JPG

Text: Rosebud

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